Sonntag, 23. April 2017

Einsam sind die Tapferen

























Regie: David Miller

My Rifle, my Pony and me...

Ich liebe einfach diese Western, in dem der Cowboy mit der modernen Welt konfrontiert wird und wenn er mit viel Wehmut bemerkt, dass seine Zeit vorbei ist. Dafür eine neue Ära heranbricht, die wahrscheinlich nicht mehr diese Freiheit bieten kann, die man kannte und liebte. Die einstigen Westernhelden Gil Westrum und Steve Judd mussten dies in Peckinpahs legendären "Sacramento" erkennen und auch der beliebte Senator Ransom Stoddard erkannte das Ende einer Zeit, als er zur Beerdigung seines Freundes Tom Doniphan in die Kleinstadt Shinbone fuhr, der Zuschauer war Zeuge dieser Geschichte in Fords Spätwestern "Der Mann, der Liberty Valance erschoß" - beide Filme entstanden 1962 und sind unsterbliche Klassiker und leuteten das Genre des Spätwestern ein.
Zur gleichen Zeit drehte Regisseur David Miller (Maskierte Herzen, Die Marx Brothers im Theater, MItternachtsspitzen, Captain Newman) mit "Einsam sind die Tapferen" einen weiteren Abgesang auf den vergangenen alten wilden Westen. Kirk Douglas, der vor einigen Monaten seinen 100sten Geburtstag feiern durfte, nennt diesen späten Spätwestern immer wieder seinen besten Film.  Genau wie John Huston in seinem genialen, aber extrem traurigen Film "Misfits" einige Monate zuvor, spielt auch "Einsam sind die Tapferen" im heutigen Amerika. Im Laufe der Geschichte wird der Zuschauer erfahren, dass der Cowboy Jack Burns irgendwann zum Aussteiger wurde. Er hat zwar noch den Korea-Krieg mitgemacht, sich dann aber irgendwann in der Prärie abgesetzt....sein einziger Begleiter ist sein geliebtes Pferd Whisky. Jack hat keinen festen Wohnsitz, seine Heimat ist das weite Land. Er hat keinen festen Job, wenn er irgendwo genug Geld verdient hat, dann zieht es ihn wieder nach draußen. Seinen Ausweis, der ihn als John W. Burns ausweist, hat er schon lange verloren. Als er erfährt, dass sein bester Freund Paul Bondi für 2 Jahre ins Gefängnis muss, weil er illegale Einwanderer aus Mexiko bei sich versteckte und ihnen zu Essen gab, hat er sich entschlossen nach Albuquerque zu reiten. Er trifft dort Jerri (Gena Rowlands), die Frau von Paul und will sofort Paul im Knast besuchen. Doch das Leben im Jahr 1953 ist nicht mehr so einfach - Besuchszeiten sind erst wieder in ca. 1 Woche und man muss den Besuch bei der Behörde beantragen und ihn sich genehmigen lassen. Mit dieser neuen Zeit, die für alles Regeln kennt, kann sich der freiheitsliebende Jack nicht anfreunden. In der ersten Szene wird dies schon klar, als er mit seinem Pferd im Freien Rast macht und zum weiten Himmel aufblickt. Die Stille und die Schönheit wird Sekunden später von drei Düsenjägern unterbrochen, die Lärm machen und weiße Kondensstreifen im Blau hinterlassen.
Um sehr schnell mit Paul zu sprechen, zettelt Jack eine Schlägerei mit einem Einarmigen Mann (Bill Raisch) an. Als Festgenommener kann er sofort mit Paul sprechen. Doch der Plan misslingt, weil im Knast zuwenig Platz ist. Man will ihn freilassen. Nun bleibt Jack nichts anderes übrig als mit den Polizisten eine Schlägerei zu beginnen - dafür blühen ihm zwar jetzt einige Monate Knast, aber die Begegnung mit Paul hat Vorrang. Im Knast selbst will er Paul überreden zu fliehen, man könne gemeinsam irgendwo untertauchen, Jerri und Pauls kleiner Sohn Seth wären glücklich, dass es nicht zu den 2 Jahren ohne Mann und Vater käme. Doch Paul sagt nein zu diesem Unterfangen, so flieht Jack alleine. Sheriff Johnson (Walther Matthau) hat die Aufgabe ihn wieder zu fassen. Ihm steht der ganze moderne Polizeiapparat zur Verfügung einschließlich eines Hubschraubers. Johnson ist die Jagd eher lästig, zumal er davon ausgeht, dass der Ausbrecher kein Schwerverbrecher sein kann. Die Jagd über das 3000 Meter hohe Grenzgebirge verläuft dramatisch. Zwischen Jack und Pferd und Mexiko liegt dann nur noch die Fernstraße 60....




Und auf dieser fährt ein Fernlaster mit Klo-Schüsseln. Dessen Fahrt und dessen Rast wird im Laufe des Films immer wieder eingeblendet, so dass der Zuschauer schon darauf eingestimmt wird, dass es noch einen Zusammenhang zwischen Lastwagen und dem Cowboy mit seinem Pferd geben wird. Man ahnt sehr schnell schon, dass die Story keinen guten Ausgang nehmen wird. Das Drehbuch von Dalton Trumbo (ein Autor, der lange Zeit auf der schwarzen Liste Hollywoods stand wegen angeblicher unamerikanischer Umtriebe) glänzt mit seiner Einfachheit und trägt den Gefühlen einer jungen Generation Rechnung, die den Wilden Westen und dessen Freiheit nur noch vom Hörensagen kennen. Es ist eine Geschichte über die Schwierigkeiten sich in der heutigen Zeit individuell zu verhalten, weil der moderne Mensch mehr und mehr in ein Korsett gepresst wird. Aber wer sich gegen das System auflehnt, hat verloren. Alles in diesem Film läuft auf die finale Kollision hin, damit zerplatzt auch der Traum von Freiheit, er hat sich zum tödlichen Irrweg entpuppt. Kameramann Phili H. Lathrop hat mit diesem Film wahrscheinlich seine beste Leistung erbracht - trotz seiner exzellenten Arbeit in Filmen wie "Frühstück bei Tiffany", "Cincinati Kid", "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß" oder "Driver".





Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Sein letztes Kommando

























Regie: Raoul Walsh

Der Held, der auf dem Schlachtfeld starb....

Mit einem BoxOffice Ergebnis von 2,5 Millionen Dollar war "Sein letztes Kommando" (Original: They dies with their Boots on)  einer der kassenträchtigsten Film des Filmjahres 1941 und war damit zweiterfolgreichster Warner Brothers Film des Jahres. Die äusserst attraktive Besetzung mit Errol Flynn und Olivia de Havilland bescherte den Machern einen Profit von 1,5 Millionen Dollar, Das Duo wurde oft gemeinsam, vor allem in Filmen von Michael Curtiz eingesetzt und in "Sein letztes Kommando" zum letzten Mal.
Raoul Walsh selbst hat über 100 Filme gedreht und bald hatte er den Ruf einer der besten Handwerker der Filmindustrie zu sein. Er verstand es eindrückliche Actionsequenzen aus der Handlung heraus zu entwickeln ohne die Darsteller zu Komparsen zu degradieren. Neben Henry King wird Walsh auch als Meister der "Americana" (Darstellung der US-Gesellschadt, die auf einfachen und ehrlichen zwischenmenschlichen Beziehungen aubaut).
Seine größten Filme sind "High Sierra", "Die wilden Zwanziger", "Sprung in den Tod", "Verfolgt" und "Vogelfrei". Wie es damals in Hollywood üblich war nahmen es die Drehbuchautoren mit der historischen Wahrheit nicht sehr genau. Es durften lediglich die Zutaten für einen großen Kassenhit nicht fehlen: Glaubwürdiges Liebespaar, monumentale Schlachtszenen, Indianer auf dem Kriegspfad, viel Heldentum und viel Patriotismus. Dazu natürlich ein Errol Flynn, der mehr Filmstar als Schauspieler war, aber der soviel Romantik, Nobelsse und Mut ausstrahlte, dass ihm das Publikum die Rolle des legendären George Armstrong Custer auch abnahm.
Seine Niederlage und sein Heldentot in der Schlacht am Little Big Horn, Montana am 25. Juni des Jahres 1876 machten ihm zu einem Helden der Geschichte, zahlreiche Bücher und Filme handeln von diesem historischen Ereignis,
Dort hatten sich mehr als 2.000 Krieger verschiedenster Stämme versammelt, so dass die US-Soldaten zahlenmäßig und erstmals in der Geschichte auch waffentechnisch stark unterlegen waren. Custer hatte sein Regiment zudem in drei Teile aufgeteilt, um das Lager von mehreren Seiten aus anzugreifen. Die überlegene Streitmacht der Indianer trieb Custers Truppenteil schnell zurück und konnte ihn bei seinem Rückzug auf einem Hügel stellen, auf dem Custer und seine Männer ausnahmslos getötet wurden.
Doch Raoul Walshs unterhaltsamer Kavalleriewestern beginnt im Jahr 1957. Dort wird der erste Tag des extravaganten Kadetten Custer (Errrol Flynn) gezeigt, der mit pompöser Kleidung und seinen vier Hunden begleitet, gleich das Gespött seiner Kameraden auf sich zieht. Ned Sharp (Arthur Kennedy), dem er unterstellt ist, macht auch gleich einen Streich mit dem etwas arrogant wirkenden Neuling. In der Folgezeit fällt der junge Custer durch wenig Disziplin auf, aber man sagt ihm nach, dass er geniale Fähigkeiten als Soldat hat. Auf dem Truppengelände lernt er auch die hübsche Elisabeth Bacon (Olivia de Havilland) kennen und lieben. Als Präsident Lincoln Präsident wird, kommt es zum Sezessionskrieg. Custer wird zu einem Kavallerieregiment versetzt und wird zum Brigadegeneral ernannt. Diese Chance lässt er sich nicht entgehen - an der Spitze seiner Männer zieht er in die Schlacht. In Hanover führt er die vier Regimenter, dessen Befehlshaber er ist, zum Sieg. Nun kann er auch seine Elisabeth heiraten. Immer wieder ist es General Scott (Sydney Greenstreet), der die Karriere von Custer vorantreibt. Nach dem Bürgerkrieg hat der wenig zu tun, doch Scott verschafft ihm den Posten im Fort Abraham Lincoln in Dakota. Dort trifft er auf seinen ehemaligen Kameraden Sharp, der mit seiner Bar das große Geld machen will. Die Männer saufen und die Disziplin ist im desolaten Zustand. Custer macht aus den Männern ein brauchbares Regiment. Es kommt zum Frieden mit den Sioux und ihrem Häuptling Crazy Horse (Anthony Quinn). Die beanspruchen aber die Black Hills als ihr Territorium, was ihnen zugestanden wird. Eine Verschwörung gegen Custer trägt dazu bei, dass er erst im Zug von den angeblichen Goldfunden in den Black Hills hört. Dadurch gerät der Friedensvertrag mit den Indianern in große Gefahr. Am Ende steht die unvergessene Schlacht am Little big Horn...


Man kann sagen, dass Raoul Walsh den 140 Minütigen Film sehr locker und leicht inszeniert hat. Errol Flynns Interpretation von Custer ist gut gelungen, dabei ist es offensichtlich, dass Walsh seinen Custer als Ritter ohne Furcht darstellen musste. Der egozentrische, aber auch romantische und aufbrausende Charakter schimmert aber immer wieder durch. Seine wahren Feinde sind nicht die Indianer, die er als sehr tapfere Männer sieht, sondern die Männer, die versuchen den größtmöglichen Profit aus der neuen Zeit herauszuschlagen. Die Schlachtszenen nehmen am Ende einen großen Teil ein, sie sind auch sehr monumental inszeniert. Immer wieder sieht man Indianer in Schwärmen auf die zahlenmässig unterlegenen Soldaten zureiten, die Kavallerie ist eingekesselt und dem Tode geweiht. Diese Szenen sind handwerklich grandios gelungen und verstärkt wird die Dramatik immer wieder auch durch das gelungenen Music-Theme von Max Steiner. Natürlich darf auch die Romantik nicht zu kurz kommen. Die Szenen zwischen Flynn und de Havilland sind voller Leidenschaft und Liebe, der Abschied in seine letzte Schlacht steht aber im Zeichen des drohenden Unheils. Ein Western ganz im Zeichen seiner Zeit, opulent und mitreissend, aber historisch gefälscht.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

König der Könige





















Regie: Nicholas Ray

Jesus Christus von Hollywood....

Die Geschichte von Jesus von Nazareth wurde schon oft verfilmt. Der beste von Ihnen ist sicherlich der italienische schwarz-weiß Film "Das erste Evangelium Matthäus" von Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1964. Sehr beliebt war auch der Fernseh-Mehrteiler "Jesus von Nazareth" von Franco Zefirelli. Sehr authentisch, aber extrem brutal und beinahe schon barbarisch war Mel Gibsons Version "Die Passion Christi" aus dem Jahr 2004. In den 60er Jahren setzte Hollywood zweimal auf die Geschichte von Sohn Gottes. George Stevens machte einen bildgewaltigen und starbesetzten Cinemascope-Streifen im Jahr 1965 mit einem etwas fehlbesetzten Max von Sydow. Vier Jahr früher besetzte man den attraktiven Jeffrey Hunter als Jesus in "König der Könige". Mit einem Kassenergebnis von über 14 Millionen Dollar lag er im Filmjahr 1961 in den Jahrescharts auf dem 8. Rang. Damals war auch noch die große Zeit solcher Monumentalfilme, auch wenn die beiden größten Erfolge des Genres "Die zehn Gebote" (Cecil B.D.Mille) und Ben-Hur (William Wyler) schon der Vergangenheit angehörten. Aber in den 60ern gelang diesen pompösen Bibelfilmen immer noch der große Kassenerfolg. Stevens Nachfolger brachte es sogar auf fast 16 Millionen Dollar, die John Huston Verfilmung "The Bible" auf phänomenale 35 Millionen Dollar, was ihn zum kassenträchtigsten US-Film des Jahres 1966 machte.
Jeffrey Hunter ist rein optisch ein besserer Jesus, allerdings baute Nicholas Ray (Im schatten der Nacht, Vor verschlossenen Türen, Ein einsamer Ort, denn sie wissen nicht was sie tun, Johnny Guitar, Party Girl - das Mädchen aus der Unterwelt) aufgrund von weiteren zu erwartenden Spannungsmomenten sehr viel von Barrabas ein, der von Harry Guardino gespielt wird und irgendwann wird der römische Centurio lucius (Ron Randell) Zeit- Zeuge dieser geschichtlichen Umwälzungen, die 63 vor Christus begannen und scheinbar mit der Kreuzigung des neuen Messias beendet sein sollten. Doch nach der Auferstehung breitet sich die neue Religion, das Christentum, auf der ganzen Welt aus. Aufgrund der bereits erwähnten Eigenheiten ist Nicholas Rays Jesus Beitrag nicht uninteressant. Gleich am Anfang kann die Szene von der Eroberung Jerusalems durch Pompeius (Conrado San Martin) begeistern. Tolle Massenszenen, die gesamte Hohepriesterschaft wird mit Speer massakriert. Aber statt der erwartenden Goldschätze des Königs Salomons ist nur eine Sammlung von Schriftrollen der Tora aufzufinden. Der Eroberer will sie verbrennen, doch er reicht sie einem sehr alten priester, der um diesen religiösen Schatz fleht. In diesen Schriften wird der Sohn Gottes verheißen, der kommen wird um das Joch der Römer zu beenden die die Kinder Israels zu befreien. Durch einen Traum können sich Joseph (Gerard Tichy), der Zimmermann und seine Frau Maria (Siobhan McKenna) mit ihrem Kind vor dem Befehl des Herodes (Gregoire Aslan) in Sicherheit zu bringen, der von den drei Königen von der Geburt des Heilands erfahren hat und nun alle Neugeborenen männlichen Kinder töten lässt. In Ägypten ist das Kind sicher. Dann kehren sie zurück nach Jerusalem. Nachfolger des inzwischen qualvoll verstorbenen Herodes ist dessen Sohn Herodes Antipas (Frank Thring).
Als Erwachsener beginnt Jesus zu Wirken, er predigt und heilt Kranke. Bald wird er berühmt. Er schart 12 Apostel um sich. Einer davon ist Judas (Rip Torn) , der auch mit der gewaltvollen Rebellion von Barrabas sympathiert. Er vollbringt im Beisein seiner Apostel ua. Johnannes (Antonio Mayans, Andreas (Tino Barrero) oder Simon Petrus (Royal Dano) viele Wunder. Dadurch macht er sich zum Feind des Hohepriesters Kaiphas (Guy Rolfe), des Statthalters Pontius Pilatus (Hurt Hatfield) und des Herodes, der bereits aufgrund des Einflusses seiner Frau (Rita Gam) und seiner bösen  Stieftochter Salome (Brigid Bazlen) bereits den Prediger Johannes der Täufer (Robert Ryan) köpfen ließ. Judas verrät seinen Meister. Der soll am Kreuz sterben...




Nicholas Ray ist eine Art Remake des Cecil B. de Mille Stummfilm aus dem Jahr 1927. Gedreht wurde der Film in Spanien, die Produzenten verzichteten überraschend auf die sonst so übliche üppige Starbesetzung früherer Monumentalfilme. Lediglich Jeffrey Hunter und Robert Ryan sind bekannte Namen, alle anderen Figuren werden von neuen Gesichtern gespielt. Die schönste Szene kommt aber erst am Schluß, als Jesus sein Grab verlassen hat und von Maria Magdalena, gespielt von Carmen Sevilla, entdeckt wird. Dann erscheint er seinen Aposteln noch einmal am Strand. Insgesamt ein netter Klassiker, der allerdings nicht die Klasse von Genremeisterwerken wie "Ben Hur" oder "Quo Vadis" erreicht. Er ist aber dennoch sehr unterhaltsam, nicht langweilig trotz der langen Laufzeit von 164 Minuten und hat einige fessende Szenen, die die weniger interessanten Sequenzen dann auch gut kaschieren. Jeffrey Hunter macht mit einem zurückhaltenden Spiel seine Sache als Sohn Gottes sehr gut.
Allerdings sind die üblichen Zutaten Hollywoods auch sehr präsent.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.