Donnerstag, 29. Juni 2017

Sansho Dayu - Ein Leben ohne Freiheit

Regie: Kenji Mizoguchi

Der Landvogt...

Kenji Mizoguchi gehört neben Akira Kurosawa und Ozu Yasujirō zu den klassischen Regielegenden Japans. Sehr bald entwickelte Mizoguchi einen auf langen Einstellungen beruhenden ästhetischen Stil, für den er bis heute berühmt ist. Teilweise drehte er ganze Szenen in nur einer Einstellung. Um dennoch eine Lebendigkeit beizubehalten, bediente er sich langer Kamerafahrten, Schwenks und Kräne. Er versuchte auch ein distanzierter Beobachter seiner Geschichten zu sein. Visuell war er auch stark, was auch auf die Tatsache zurückzuführen war, dass er auch ein versierter Maler war. In seinen Filmen findet auch immer wieder das Schicksal von Frauen Platz. Frauen, die sich auch als sehr stark erweisen. Mitte der 50er Jahre schuft er mit "Ugetsu - Erzählungen unter dem Regenmond" und "Sansho Dayu - Ein Leben ohne Freiheit" seine wahrscheinlich populärsten und besten Filme.
Der Film "Sansho Dayo" ist von einer atemberaubenden Schönheit, auch wenn die Geschichte, die im Japan des 11. Jahrhundert spielt, sehr düster und schwarz ist. Gewalt, Verrat und Grausamkeit sind in dieser Zeit an der Tagesordnung. Der Wunsch nach Barmherzigkeit und Liebe für den Mitmenschen teilen nur wenige. Das Böse scheint die Oberhand zu haben und der Kampf zwischen Gut und Böse ist immer auch ein Kampf, den wir mit uns selbst austragen müssen. Die Geschichte, die Mizoguchi erzählt, basiert auf einer japanischen Legende. Der Jüngling Zushio (Masahiko Kato, der erwachsene Zushio wird von Yoshiaki Hanayagi gespielt) ist 13 Jahre alt und seine achtjährige Schwester Anju (Keiko Enami, die erwachsene Anju spielt Kyoko Kakawa) sind die Kinder des liberalen Stadthalters Taira (Masao Shimizu) und seiner Frau Tamaki (Kinuyo Tanaka). Der Vater ist zu gut zu seinen Bauern und wird aus diesem Grund in die Verbannung geschickt. Er hofft auf ein Wiedersehen mit seiner Familie und gibt seinem Jungen den Rat, dass er immer seine Barmherzigkeit erhalten soll, denn ohne Mitleid wäre ein Mann nicht mehr menschlich. Als Mutter und Kinder mit der Amme aufbrechen, den Vater zu besuchen, werden sie von einer Hohepriesterin (Kikue Mori) in einen Hinterhalt gelockt, damit Banditen sie gefangennehmen können. In diesem Feudalsystem herrscht skrupellose Grausamkeit und Menschenhandel sowie Sklaverei sind an der Tagesordnung. Die Mutter wird auf die Insel Sado entführt, wo sie als Prostituierte arbeiten muss. Die beiden Kinder kommen in das riesige Arbeitslager des Landvogts Sanshu Dayu (Eitaro Shindo), der die besondere Gunst des mächtigen Justizministers genießt und somit uneingreifbar ist. Dessen Sohn Taro (Akitake Kono) ist angewidert von der Härte und Brutalität des Vaters, er hat Mitleid mit den beiden jungen Gefangenen, die als Kinder bereits arbeiten müssen wie die Erwachsenen. Die Jahre ziehen ins Land. 10 Jahre sind vergangen seither und Zushio ist hart geworden, was seine Schwester sehr traurig stimmt. Eines Tages kann sie ihn aber zur Flucht bewegen...



Dies gelingt mit Erinnerungen an die Zeit als die Familie noch zusammen war. Kindheitserinnerungen und auch ein Lied, dass eine neue Gefangene aus Sado singt, kann textlich nur von der Mutter stammen. Dies macht Hoffnung, aber Mizoguchis Geschichte ist von der resignierenden Einsicht geprägt, dass ein Einzelner nicht sehr viel ausrichten kann, um soziale Mißstände zu ändern oder Herrschaftssysteme zu besiegen. Auch wenn ihm nach der Flucht einige Erfolge in dieser Hinsicht gelingen. Aber er wird auch sehr schlechte Nachrichten verkraften müssen. Mizoguchi liefert ein großartiges Plädoyer für die Menschenwürde und die für die Liebe innerhalb des Verbunds der Familie. MIt Kazuo Miyagawa war der bedeutendste Kameramann für diesen Film engagiert worden. Wunderschöne Einstellungen prägen seine Arbeiten - auch hier kann er sein ganzes Können zeigen. Unvergesslich die idyllische Sommerlandschaft, wenn die Famlie im wogenden Blütenmeer auf Wanderschaft ist. Dies wird in Vogelperspektive dem Zuschauer präsentiert. Doch nicht lange danach wandelt sich Reise zum Vater zu eine der besten emotionalen Reisen des asiatischen Kinos.



Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Jenseits von Eden

























Regie: Elia Kazan

Wie Kain und Abel...

Obwohl Elia Kazan schon vor seinen großen 50s Klassikern wie "Endstation Sehnsucht", "Die Faust im Nacken" oder "Jenseits von Eden" bekam er bereits 1948 den Regie-Oscar für die Darryl F. Zanuck Produktion "Tabu der Gerechten". Es war neben "Crossfire" von Edward Dmytryk der erste Film aus Hollywood, der sich mit dem Thema Antisemitismus beschäftigte. Kazan selbst war mit dem Film nicht so zufrieden, denn er hielt ihn für viel zu zahm.
In "Jenseits von Eden" kam erstmalig der Jungstar James Dean zu seiner Hauptrolle. Der Film basiert auf den weltbekannten gleichnamigen Roman von John Steinbeck. Obwohl Elia Kazan sich lediglich auf das letzte Viertel des Romans bezieht, wurde der Film ebenfalls ein riesiger internationaler Erfolg.
James Dean bekam zu Recht eine Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller, verlor aber gegen Ernest Borgnines Darstellung des Arbeiters "Marty". Elia Kazan wurde nominiert, auch das Drehbuch von Paul Osborn, dem es trotz der Kürzung des Buches und diversen Änderungen dieses letzten verfilmten Teils des Romans über die ungleichen Brüder Caleb und Aaron den Geist der Vorlage zu erhalten. Sowohl Kazan als auch Osborn unterlagen aber ebenfalls dem Absahner-Film "Marty". Lediglich Jo van Fleet verwandelte ihre Nominierung als beste Nebendarstellerin in einen Sieg um...und wenn man sie spielen sieht, dann wird klar, dass ihre Darstellung als Mutter der beiden Zwillingsbrüder eine der besten Nebendarstellungen in der Geschichte der Academy war.
Herausragend ist auch die Kameraführung von Ted D. McCord, der schon in den ersten Szenen den Youngster James Dean ins richtige Licht rückt. Dieser Cal kommt aus der Kleinstadt Salinas, lungert aber im größeren und nur einige Kilometer weit entfernten Monterey herumlungert. Dort befinden sich das Bordell der Stadt. Der Junge scheint sich für die Besitzerin Kate (Jo van Fleet), es hat den Anschein, als würde er sie verfolgen. Vom Türsteher Joe (Timothy Carey) wird er fortgejagt. Cal ist einer der beiden Zwillingssöhne des alleinerziehenden Farmers Adam Trask (Raymond Massey) und Aron (Richard Davalos) hat mit Abra Bacon (Julie Harris) bereits eine feste Freundin. Dabei ist Cal aus der Art geschlagen und Aron ist genauso rechtschaffen und bibelfest wie sein Vater, der von allen in der Stadt angesehen und gemocht wird. Allerdings macht er Unterschiede bei seinen Söhnen, denn er bevorzugt Aron. Cal hat das schon als Kind bemerkt und reagiert eifersüchtig. Er will die Liebe des Vaters für sich gewinnen, doch immer wieder weist der ihn unterbewusst ab. Die Geschichte ereignet sich im Jahr 1917 und von einem Landarbeiter hat Cal erfahren, dass seine Mutter, die angeblich bei der Geburt der Kinder gestorben sei, noch lebt. Und es soll diese reiche Prostituierte in Monterey sein. Durch deren Dienstmädchen Anne (Lois Smith) gelingt Cal ein weiterer kurzer Kontakt zur Mutter, die ihn wieder verjagt. Doch nun ist er sich sicher, dass der Vater gelogen hat und stellt den zur Rede. Adam gibt die Lüge zu und begründet es damit, dass er beide Kinder schützen wollte. Er bittet Cal darum niemals dem sensiblen Bruder etwas davon zu erzählen, da er befürchtet Aron könne daran zerbrechen. Arons Freundin Abra merkt auch immer mehr, dass sie sich zu dem Aussenseiter Cal ebenfalls hingezogen fühlt...




James Dean spielt sogar noch besser als in seinem bekanntesten Film "denn sie wissen nicht, was sie tun" und der am meisten von all seinen drei Ausnahmefilme seinen Ruf als Legende und Popikone bis heute aufrechterhält. Der unangepasste Jugendliche Jim Stark, der gegen die Gesellschaft rebelliert. Wobei seine beiden Rollen in "Jenseits von Eden" (Caleb Trask) und "Giganten" (Jett Rink) ähnlich angelegt sind.  Das Ende von "Jenseits von Eden" ist vielleicht etwas zu rührselig nach Hollywood Manier geraten, dennoch ist der Film auch heute noch kraftvoll und stark. Es ist eine Geschichte, die an Kain und Abel erinnert und mit sehr starken Darstellerleistungen glänzt.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Der große Atlantik




















Regie: Charles Frend

Die grausame See...

Hinter seinem neuen Filmtitel "Todesduell im Atlantik" verbirgt sich der britische Kriegsfilmklassiker "The Cruel Sea" (dtsch: Der große Atlantik) von Regisseur Charles Frend aus dem Jahr 1953. Durch seine sehr realistische und nüchterne Darstellung des Seekriegs im Atlanik wird er als einer der besten Kriegsfilme der 50er Jahre angesehen, der Film basiert auf dem Bestseller "Grausamer Atlantik" von Nicholas Monsarrat. Der Ex-Soldat verarbeitete seine eigenen Erlebnisse im Roman. Dabei macht er schon in seinem Vorwort klar, wer der einzige Feind in dieser Geschichte ist: Es ist der grausame Atlanik, den der Mensch nun noch grausamer gemacht hat". Dabei konzentriert sich die Geschichte auf die Männer der HMS Compass Rose, ein etwas kleineres Kriegsschiff mit der wichtigen Aufgabe für das Geleit von Schiffkonvois. Der einzige mit Seefahrtsefahrung ist der Kapitänleutnant Ericson (Jack Hawkins). Er hat kein gutes Gefühl wegen seiner Besatzung, die allesamt Neulinge sind. Seine Unterleutnants Lockhart (Donald Sinden) und der frisch verheiratete Ferraby (John Stratton) werden auch sogleich vom 1. Offizier James Bennett (Stanley Baker) übel zusammengefaltet. Wenig später kommt auch noch Unterleutnant Morell (Denholm Elliot) aufs Schiff, der den Kummer wegen seiner untreuen Frau, einer Schauspielerin, zunächst erfolgreich unterdrücken kann. Viel Zeit gibt es auch nicht für Privates, so hat es der ungebundene Lockhart nicht ganz so schwer. Sehr bald zeigt sich der Krieg von seiner fiesesten Seite. Ericson muss Befehl geben Unterwasserbomben auf ein deutsches U-Boot abfeuern, obwohl er damit die wenigen Überlebenden des versenkten britischen Schiffes, die im Wasser sind, zum Tode verurteilt. Die Mannschaft ist schockiert und Ericson verzweifelt weinend wegen seiner Entscheidung, die zwar viele andere retten wird, aber auch Menschenleben gekostet hat. Als Bennett wegen Magenproblemen krankheitsbedingt ausfällt, wird Lockhard Ericsons zweite Hand und bleibt auch 1. Offizier beim zweiten gemeinsamen Kriegseinsatz an Bord der Saltash Castle, obwohl er eine Freundschaft mit Julie Hallam (Virginia McKenna) einging und nun einen Menschen hat für den es sich lohnt den Krieg zu überstehen...


Dennoch ist die Kameradschaft zwischen Ericson und Lockhart in den Zeiten des Krieges die einzige tragfähige Beziehung in dieser reinen Männerwelt. Durch die Freundschaft der Männer entsteht so etwas wie ein bedingungslosen Vertrauen in Momenten zwischen Leben und Tod. Immer wieder und in jeder Sekunde stellt sich die Frage ob man vielleicht gerade geortet wurde und so zur Zielscheibe des Feindes auserkoren wird oder ob man selbst auf dem Radar den Feind, der sich unter Wasser befindet, zuerst ausfindig macht und ihn zerstört. Die Schlachten im Altantik zwischen der Royal Navy und den gefürchteten deutschen U-Boot wird sehr realistisch und atmosphärisch gestaltet. Im Off erzählt die Stimme, dass die Männer die Helden sind und die Heldinnen sind die Schiffe. Der Film zeigt, dass viele Menschen auf hoher See ihr Leben lassen müssen, die Kämpfe werden mit viel Angst und mit der höchstmöglichen Disziplin angegangen. Jack Hawkins spielt den Kaleu sehr eindrucksvoll, man merkt seine innerlichen Kämpfe an, die er auszufechten hat und dass sein Gewissen immer belastet ist. Für das realistische Drehbuch gabs dann auch eine Oscarnominierungen im Jahr 1954.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Freitag, 23. Juni 2017

Die Kraniche ziehen

























Regie: Michail Kalatosow

Menschen im Krieg...

Zu seiner Entstehungszeit wurde der Sowjetfilm "Die Kraniche ziehen" sehr gelobt, weil er den vaterländischen Krieg nicht als Heldenepos aufzog, nicht das Kollektiv hervorhob sondern zeigt, dass der Krieg für den Einzelnen ein katastrophales Drama bedeutet.
Heute begeistert vor allem die grandiose Kamera-Arbeit von Sergej Urussewski, seine Kamera ist immer in Bewegung und ist bereits in der ersten Sequenz zu sehen, wenn die beiden Liebenden Weronika (Tatjana Samoilowa) und Boris Borosdin (Alexei Balalow) in Moskau noch eine unbeschwerte Zeit verbringen und sehnsüchtig in die gemeinsame Zukunft blicken. Am Himmel ziehen die Kraniche vorbei. Es ist 1941, der Einmarsch der Deutschen steht aber kurz bevor.
Es gibt zwei weitere Szenen, die die Weltklasse-Leistung von Sergej Urussewski belegen, der Regisseur Michail Kalatosow ließ ihm bei der visuellen Gestaltung völlige Freiheit. Es wird dort gezeigt wie sich Weronika durch die wogende Menge zwingt, sie will von ihrem Liebsten Abschied nehmen. Doch es sind so viele Leute auf dem Sammelplatz, verzweifelt versucht sie zum Zug der Soldaten zu gelangen, doch das Gewimmel ist zu groß. Immer wieder Menschenmengen und dann der abfahrende Zug.
Am Ende des Films wiederholt sich die Szene als die Menschen nach dem Krieg die heimkehrenden Soldaten erwarten. Und wieder ist Weronika da mit einem Strauß Blumen und hält Ausschau nach ihrem Boris.
Neben dem Gesicht des damaligen Neulings Tatjana Jewgenjewna Samoilowa sind es vor allem diese atemlos flüssige Kamerafahrten, die den Film auch heute noch immer als Meisterwerk ausweisen.
Leider hat sich Boris freiwillig gemeldet, denn er hält es für die vaterländische Pflicht den Kampf gegen den Faschismus aufzunehmen. Die geplante Heirat muss warten. Er schenkt seinem Mädchen ein Stofftier-Eichhörnchen, weil das ihr Kosename ist. Doch der jüngere Bruder von Boris, der Musiker Mark (Alexander Schworin) ist ebenfalls heimlich in Weronika verliebt und macht ihr auch in der Abwesenheit des Bruders immer wieder Avancen. Der Arzt Fjodor (Wassili Merkurjew),  Vater von Ihnen bemerkt nichts. Auch nicht Irina (Swetlana Charitonowa), die wie ihr Vater Medizinerin werden will. Bei einem verheerenden Bombenangriff auf Moskau sterben die Eltern von Weronika. Sie wird bei den Borosdins aufgenommen. Bei einem weiteren Bombenangriff nutzt Mark die Gunst der Stunde und bedrängt Weronika so lange, dass die Verführung Erfolg hat. Sie heiratet ihn und obwohl sie nun offizielles Mitglied der Familie ist, ist der Vater sehr distanziert und Irina kann ihrer Schwägerin den Fehltritt nie verzeihen. Die Ehe wird auch nicht glücklich, denn immer noch hängt Weronika ihrer großen Liebe Boris nach. Der wird bei einem gefährlichen Fronteinsatz schwer verletzt...



Dabei ziehen noch einmal Bilder an ihm vorüber. Bilder, einer Zukunft, die es so nie geben wird. Er sieht sich als Bräutigam neben der Braut Weronika, beide strahlen verliebt. Wieder eine furios gestaltete Montage der Vision eines Sterbenden. Doch das Glück ist nun zu Ende. Der Film von Michail Kalatosow zeigt eindrücklich, dass der Sieg gegen die Feinde Opfer hervorgebracht hat. Boris verliert das Leben, Weronika wurde unglücklich, auch wenn sie am Ende des Films die Blumen, die für Boris gedacht waren, an die Menschenmenge verteilt. Dennoch am Ende ein hoffnungsvolles Bild, weil die Kraniche, die über Moskau  vorbeiziehen, die Menschen etwas Schönes sehen lässt.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Lawrence von Arabien

























Regie: David Lean

Heiße faszinierende Wüste...

Ein sehr großer bildmächtiges Epos, ein großer  Monumentalfilm, für den jedes noch so große TV-Bild noch zu klein erscheint: David Leans "Lawrence von Arabien" ist einer der besten Kinofilme aller Zeiten und ausgezeichnet mit 7 Oscars (Bester Film, beste Regie, bestes Szenenbild, Beste Kamera, Bester Schnitt, bester Ton und beste Musik. Nominiert waren auch Omar Sharif als bester Nebendarsteller, das beste adaptierte Drehbuch und natürlich Peter O´Toole für seine phänomenale Leistung als Offizier Thomas Edward Lawrence. Er hätte wohl in jedem anderen Jahr den Oscar auch gewonnen, aber in diesem Jahr war Gregory Peck als Atticus Finch in "Wer die Nachtigall stört" - eine Filmfigur, die in der Best Of Liste des American Film Institute auf Platz 1 der größten Filmhelden auftaucht. Allerdings befindet sich auch Peter O´Tooles Performance als "Lawrence von Arabien" in den Top 10 dieser Liste.
Der Film selbst ist überwältigend fotografiert (Freddie Young) und mit schöner Melancholie und noch näher definierbarer Sehnsucht durchzogen, die noch einmal in der Schlußszene sichtbar wird. Auf der Fahrt nach Hause durch die Wüste, meint Lawrence Fahrer "Es geht heim, Sir" und wehmütig blickt der Held noch einmal auf die Wüstenlandschaft und auf die Beduinen, die mit ihren Kamelen dort reiten. Er liebte die Wüste und war wie im Film sehr oft erwähnt wird "ein halber Araber".
David Lean lässt sich sehr viel Zeit für seine Geschichte, dadurch gewinnt dieser große Wüstenfilm viel Kraft und die langen Einstellungen vom Ritt durch die Wüste wirkt atemberaubend und sieht bombastisch aus.
Unvergessen die lange Sequenz, als Lawrence (Peter O´Toole) mit seinem Beduinen-Führer (Zia Mohyeddin) nach langem Ritt erstmalig wieder an eine Quelle kommt. Das Wasser gehört dem Stamm der Harith und sie trinken aus dem Brunnen. Sie schauen in die unendliche Wüste, ein schier unendlicher Horizont ist sichtbar. Und ein unendlichen Panorama, menschenleer...doch dann nähert sich ein schwarzer Punkt. Der wird langsam größer und und größer, es fällt ein Schuß. Sherif Ali (Omar Sharif), der Besitzer des Brunnens, hat den arabischen Masruh Führer von Lawrence erschossen.
Lawrence wurde auserkoren die Araber und insbesondere Prinz Faisal (Alec Guinness) zu beobachten, dessen zukünftige Pläne zu deuten. Dies beinhaltet nach Lawrence Vorstellungen auch die Einigkeit der vielen arabischen Stämme und tatsächlich wagt er gemeinsam mit Sherif Ali die kaum passierbare Wüste Nefud zu durchqueren, was noch keiner vor ihnen geschafft hat. Doch wer er schafft, der kann die von den Türken gut geschützte Hafenstadt Akaba erreichen und die Stadt einnehmen, da die Kanonen alle aufs Meer gerichtet sind. Der Weg dorthin ist eine tödliche, glühende Sandeinöde. Doch allen Bedenken zum Trotz schaffen die Reiter das Unmögliche. Lawrence reitet sogar noch einmal zurück als er merkt, dass Gasim (I. S. Johar) nachts vom Kamel fiel und ohne Hilfe sterben wird. Er rettet den Mann und kümmert sich auch rührend um die beiden Waisen Farraj (Michel Ray) und Daud (John Dimech), die ihm unter allen Umständen dienen wollen. Tatsächlich gelingt es dem egozentrischen Individualisten auch ein Waffenstillstand zwischen Auda Abu Tayi (Anthony Quinn) und den Männern von Feisal. Die Stadt Akaba wird erobert. Und Lawrence wird immer mehr wie ein Halbgott von den Arabern verehrt. Diese können jedoch nicht sehr gut mit ihrer neugewonnenen Freiheit umgehen...






"Lawrence von Arabien" hinterlässt den Zuschauer immer noch sprachlos und irgendwie betäubt. Viele Szenen bleiben unvergessen. Etwa wenn T. E. Lawrence in einer strahlend weißen Dschellaba durch die Wüste übermütig, erleichtert und selbstverliebt in der Wüste tanzt. Im Laufe des Films wird aus dem menschenfreundlichen Idealisten ein fantatischer Kämpfer, getrieben von Wahnsinn und Mordlust, nachdem er der Folter durch die Türken (u.a. Jose Ferrer) entkam. In weiteren Rollen sind Jack Hawkins, Arthur Kennedy, Claude Rains und Anthony Quayle zu sehen. Peter O´Toole ist perfekt als widersprüchlicher Held. Beim ersten Kinoeinsatz wurde der Film leider geschnitten, erst im Jahr 1989 brachte David Lean eine hervorragend restaurierte Fassung mit der Originallänge von 222 Minuten heraus.








Bewertung: 10 von 10 Punkten.