Sonntag, 11. Juni 2017

Die Plünderer

Regie: Joseph Pevney

Vier gefährliche Halbstarke...

Auf die DVD Veröffentlichung dieses exzellenten B-Western habe ich lange gewartet. Vor vielen, vielen Jahren lief "Die Plünderer" von Joseph Pevney bei der ARD an einem Samstag im Spätprogramm. Seither war ich begeistert von diesem Western mit dem leider viel zu früh verstorbenen Jeff Chandler, der durch die Rolle des Cochise in "Der gebrochene Pfeil" weltbekannt wurde. Chandler überzeugte auch in einem dritten Western, dem von Jack Arnold inszenierten und völlig unterschätze "Des Teufels Lohn" mit Orson Welles als Gegenspieler.
"Die Plünderer" entstand 1960 und wurde von Routinier Joseph Pevney inszeniert - der Filmemacher hat danach fast ausschließlich für das amerikanische Fernsehen gearbeitet und seine vorherige Filmographie ist auch nicht sehr üppig. Er drehte den Horrorfilm "Hinter den Mauern das Grauens", dann folgten "Das Haus am Strand", "Tammy" und "Torpedo los" - doch "Die Plünderer" dürfte schon sein Meisterwerk sein.
Pevneys Halbstarkenwestern glänzt mit sehr vielen guten Schauspielerleistungen. Ray Stricklyn, der den Halbstarkenanführer Jeb Lucas Tyler spielte wurde sogar als bester Nebendarsteller für einen Golden Globe nominiert. Den Durchbruch schaffte der Darsteller leider nie - es gab zwei Mankos: Er hatte es damals als geouteter Schwuler nicht leicht im Filmgeschäft und darüberhinaus wirkte er immer wesentlich jünger als er war. Dies ermöglichte ihm nur eine begrenztere Rollenauswahl.
Das Intro von "Die Plünderer" erinnert ein bisschen an Zinnemanns High Noon Anfangssequenz - einige Reiter beschließen in die verschlafene Stadt zu reiten. Doch die vier jungen Cowboys haben kein festes Ziel wie Frank Millers Gehilfen. Man erfährt, dass sie ziellos umherreiten. Man hat den Youngsters in Dodge City wohl übel mitgespielt und um den Lohn von 6 Monaten gebracht. Ziemlich frustriert kommen Jeb (Ray Stricklyn), Mule (Roger Torrey), Rondo (John Saxon) und Davy (Dee Pollock) nach Trail City. Dort im Saloon bestellen sie beim Besitzer Mike Baron (James Westerfield) eine Flasche Whisky. Aber sie geben an kein Geld zu haben und man solle vorsorglich den Sheriff (Jay C. Flippen) holen. Dieser gibt sich alle Mühe der Zechbrellerei mit weiterem Konfliktpotential zu nähren. Der Vorschlag nach dem Kneipenbesuch eine Nacht in einer Zelle zu verbringen und am anderen Morgen aus der Stadt zu verschwinden wird von den vier Jungs sogar dankend aufgenommen. Doch am anderen Morgen sieht die Welt ganz anders aus. Die Youngsters haben bemerkt, dass die Bewohner konfliktscheu sind und so loten sie deren Nachgibigkeit weiter aus. Immerhin bräuchten sie frische Kleidung und dies holen sie bei dem Händler Walters (Vaughn Taylor), der eine äusserst schöne Tochter namens Ellie (Dolores Hart) hat. Genau wie am Abend vorher in der Kneipe wird auch der versehrte Bürgerkriegsveteran Sam Christy (Jeff Chandler) Zeuge eines dreisten Diebstahls. Die Cowboys gehen ohne zu bezahlen und mieten ein Hotelzimmer bei der Witwe Kate Miller (Marsha Hunt). Nun wollen die Bürger, dass irgendjemand die Rüpel aus der Stadt jagt, doch der Sheriff scheint zu alt und der Rest der Bewohner hat Angst. Man setzt auf den einarmigen Christy, doch der meint, dass dies nicht sein Problem sei. Als die vier kurze Zeit später wieder im Saloon einkehren und vier saftige Steaks bestellen, platzt dem Saloonbesitzer der Kragen. Aber nun eskaliert auch der Konflikt zwischen den Plünderern und den Bewohnern...



Pevneys Film ist extrem vielschichtig und bietet mit den Youngsters vier ganz unterschiedliche Charaktere. Einer ist der Aggressor, der andere ein Mitläufer, der gerne seine Fäuste schwingt, ein weiterer ist sehr undurchsichtig und den Jüngsten plagen bald Gewissensbisse. Auch die Figur des Ex-Majors ist ambivalent - er kämpft mit seinem körperlichen Handicap und will seine 'Angst nicht zeigen. Stattdessen geht er lieber zuerst dem drohnenden Kampf konsequent aus dem Weg. Beide Frauenfiguren sind unterschiedlich und am Ende präsentiert Pevney sogar noch einen Bürgermob, die ständig zwischen Angst und Lynchlust schwankt.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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