Freitag, 23. Juni 2017

Lawrence von Arabien

























Regie: David Lean

Heiße faszinierende Wüste...

Ein sehr großer bildmächtiges Epos, ein großer  Monumentalfilm, für den jedes noch so große TV-Bild noch zu klein erscheint: David Leans "Lawrence von Arabien" ist einer der besten Kinofilme aller Zeiten und ausgezeichnet mit 7 Oscars (Bester Film, beste Regie, bestes Szenenbild, Beste Kamera, Bester Schnitt, bester Ton und beste Musik. Nominiert waren auch Omar Sharif als bester Nebendarsteller, das beste adaptierte Drehbuch und natürlich Peter O´Toole für seine phänomenale Leistung als Offizier Thomas Edward Lawrence. Er hätte wohl in jedem anderen Jahr den Oscar auch gewonnen, aber in diesem Jahr war Gregory Peck als Atticus Finch in "Wer die Nachtigall stört" - eine Filmfigur, die in der Best Of Liste des American Film Institute auf Platz 1 der größten Filmhelden auftaucht. Allerdings befindet sich auch Peter O´Tooles Performance als "Lawrence von Arabien" in den Top 10 dieser Liste.
Der Film selbst ist überwältigend fotografiert (Freddie Young) und mit schöner Melancholie und noch näher definierbarer Sehnsucht durchzogen, die noch einmal in der Schlußszene sichtbar wird. Auf der Fahrt nach Hause durch die Wüste, meint Lawrence Fahrer "Es geht heim, Sir" und wehmütig blickt der Held noch einmal auf die Wüstenlandschaft und auf die Beduinen, die mit ihren Kamelen dort reiten. Er liebte die Wüste und war wie im Film sehr oft erwähnt wird "ein halber Araber".
David Lean lässt sich sehr viel Zeit für seine Geschichte, dadurch gewinnt dieser große Wüstenfilm viel Kraft und die langen Einstellungen vom Ritt durch die Wüste wirkt atemberaubend und sieht bombastisch aus.
Unvergessen die lange Sequenz, als Lawrence (Peter O´Toole) mit seinem Beduinen-Führer (Zia Mohyeddin) nach langem Ritt erstmalig wieder an eine Quelle kommt. Das Wasser gehört dem Stamm der Harith und sie trinken aus dem Brunnen. Sie schauen in die unendliche Wüste, ein schier unendlicher Horizont ist sichtbar. Und ein unendlichen Panorama, menschenleer...doch dann nähert sich ein schwarzer Punkt. Der wird langsam größer und und größer, es fällt ein Schuß. Sherif Ali (Omar Sharif), der Besitzer des Brunnens, hat den arabischen Masruh Führer von Lawrence erschossen.
Lawrence wurde auserkoren die Araber und insbesondere Prinz Faisal (Alec Guinness) zu beobachten, dessen zukünftige Pläne zu deuten. Dies beinhaltet nach Lawrence Vorstellungen auch die Einigkeit der vielen arabischen Stämme und tatsächlich wagt er gemeinsam mit Sherif Ali die kaum passierbare Wüste Nefud zu durchqueren, was noch keiner vor ihnen geschafft hat. Doch wer er schafft, der kann die von den Türken gut geschützte Hafenstadt Akaba erreichen und die Stadt einnehmen, da die Kanonen alle aufs Meer gerichtet sind. Der Weg dorthin ist eine tödliche, glühende Sandeinöde. Doch allen Bedenken zum Trotz schaffen die Reiter das Unmögliche. Lawrence reitet sogar noch einmal zurück als er merkt, dass Gasim (I. S. Johar) nachts vom Kamel fiel und ohne Hilfe sterben wird. Er rettet den Mann und kümmert sich auch rührend um die beiden Waisen Farraj (Michel Ray) und Daud (John Dimech), die ihm unter allen Umständen dienen wollen. Tatsächlich gelingt es dem egozentrischen Individualisten auch ein Waffenstillstand zwischen Auda Abu Tayi (Anthony Quinn) und den Männern von Feisal. Die Stadt Akaba wird erobert. Und Lawrence wird immer mehr wie ein Halbgott von den Arabern verehrt. Diese können jedoch nicht sehr gut mit ihrer neugewonnenen Freiheit umgehen...






"Lawrence von Arabien" hinterlässt den Zuschauer immer noch sprachlos und irgendwie betäubt. Viele Szenen bleiben unvergessen. Etwa wenn T. E. Lawrence in einer strahlend weißen Dschellaba durch die Wüste übermütig, erleichtert und selbstverliebt in der Wüste tanzt. Im Laufe des Films wird aus dem menschenfreundlichen Idealisten ein fantatischer Kämpfer, getrieben von Wahnsinn und Mordlust, nachdem er der Folter durch die Türken (u.a. Jose Ferrer) entkam. In weiteren Rollen sind Jack Hawkins, Arthur Kennedy, Claude Rains und Anthony Quayle zu sehen. Peter O´Toole ist perfekt als widersprüchlicher Held. Beim ersten Kinoeinsatz wurde der Film leider geschnitten, erst im Jahr 1989 brachte David Lean eine hervorragend restaurierte Fassung mit der Originallänge von 222 Minuten heraus.








Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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