Sonntag, 4. Juni 2017

Kinder, Mütter und ein General

























Regie: Laszlo Benedek

Unsere Kinder nach Hause holen...

Aus heutiger Sicht wirkt der Antikriegsfilm "Kinder, Mütter und ein General" aus dem Jahr 1955 so etwas wie ein Vorläufer des wesentlich intensiveren Bernhard Wicki Films "Die Brücke", beide haben eine ähnliche Geschichte und thematisieren den Einsatz von "Kindersoldaten" im dritten Reich. Dieser Volkssturm wurde in der letzten Phase des 2. Weltkriegs eingesetzt, es ging nur darum die sichere Kapitulation etwas hinauszuzögern - Tausende von jungen Menschen mussten dadurch in den letzten Kriegswochen ihr Leben lassen.
Bernhard Wicki hat sicherlich durch diesen Film von Laszlo Benedek die Idee für seine "Brücke" bekommen. Damals war "Kinder, Mütter und ein General" auch im Ausland äusserst erfolgreich. Der Ungar Laszlo Benedek drehte davor mit "Der Tod eines Handlungsreisenden" oder "Der Wilde" erfolgreich in Hollywood.
1956 bekam Benedeks Film sogar den Golden Globe und Therese Giehse wurde als beste Darstellerin mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. In wichtigen Nebenrollen spielen Ewald Balser (ein General), Klaus Kinski (der Leutnant, der nicht mehr lacht), der spätere Oscar-Gewinnner Maximilian Schell (der junge Deserteur), Hans Christian Blech (Soldat mit vielen Orden) und Claus Biderstaedt (als armamputierter Verpflegungsgefreiter) mit.
Mit Hilfe englischer Panzer zeichnete Regisseur Laszlo Benedek, der früher Kameramann bei der UfA war, ein beklemmendes Bild dieser sinnlosen letzten Kriegstage an der Front in Pommern.
Die Mütter Helene Asmussen (Hilde Krahl), Elfriede Bergmann (Therese Giehse), Frau Dr. Behrends (Ursula Herking), eine Pastorin (Alice Treff) eine Näherin (Marianne Sinclair) sowie die junge Inge (Beate Koepnick) sind extra in die Nähe von Stettin gereist. Dort befindet sich die Schule ihrer Söhne und Inges jüngerer Bruder. Zu ihrem Entsetzen müssen die Frauen feststellen, dass ihre pubertären Jungs (Adi Lödel, Dieter Straub, Holger Hildmann, Karl-Heinz Kuhn, Walter Lehfeld, Peter Burger) alle freiwillig und voller Begeisterung in die Armee eingetreten sind, um dem Führer zum Sieg zu verhelfen.
Ein Schock - und nun sollen die Frauen mal schön wieder nach Hause fahren. Doch die denken nicht daran und entschließen sich gemeinsam an die Front zu kommen, um die pubertären Wichtigtuer mit heim zu nehmen.
Das ist leichter gesagt als getan - denn die Jungs denken gar nicht daran. Sie sind auch äusserst erfolgreich im Kampf gegen die Russen und haben schon die ersten Feinde erschossen. Immerhin versucht der verantwortliche Hauptmann Dornberg (Bernhard Wicki) am Ende doch den Müttern bei ihrem Plan zu helfen. Doch das bedeutet Gefahr für ihn wegen Wehrkraftzersetzung...



Leider wurde den Machern ein versöhnlicher Schluß aufgedrängt - zumindest wollte man den deutschen Publikum ein schreckliches Ende nicht zumuten. So wurden zwei Schlußvarianten gedreht, die mildere Version sah man in den deutschen Kinos. Die internationale Fassung hat eine negativeren Schluß. Das Drehbuch schrieb Benedek nach dem gleichnamigen Roman von Herbert Reinecker.
Der Film zeigt eindrücklich die Veränderung der Jungens, die sie in der "Kampfgruppe Dornberg" durchmachen. Aus jugendlichem Eifer werden sie zu Mördern und sind natürlich stolz auf ihre Taten. Frauen, Kinder und Soldaten als Räderwerk einer teuflischen Maschinerie. Ein guter Film zum Thema "2. Weltkrieg", der wahrscheinlich durch ein düsteres Ende wesentlich stärker profitiert hätte. So wird die wichtige Aussage durch ein Happy-End gemildert. Schauspielerisch ist der Film sehr gut besetzt. Vor allem Therese Giehse als couragierte Mutter Bergmann bleibt in Erinnerung.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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