Sonntag, 4. Juni 2017

Flucht nach Nevada





















Regie: Alfred E. Green

Paso Por Aqui...

Obwohl die Entstehungszeiten der beiden Western "Flucht nach Nevada" (Regie: Alfred E. Green) und "Missouri" (Regie: Blake Edwards) fast 25 Jahre auseinander liegen, fällt dem Westernfan die Ähnlichkeit der Geschichten doch sofort auf. In beiden Fällen wird eine Bank beraubt - und in beiden Fällen sind die/der Täter Cowboys. Im Grunde gute Kerle, die aus einer Notsituation heraus handeln und mit der Aussicht auf ein besseres Leben. Den Grund, den der Cowboy Ross McEwen, gespielt von Joel McCrea, in "Flucht nach Nevada" (Originaltitel: Four Faces West) hat, kann man bald erahnen. Denn er braucht Geld für seinen Vater, der möglicherweise seine Farm nicht mehr halten kann und dringend Geld braucht. 2.000 Dollar will er von Bankier Frenger (John Parrish) als Kredit, doch dies braucht Sicherheit und die hat der junge Cowboy nicht. So verleiht er mit dem Colt seiner Forderungen Ausdruck, der Bankier bekommt sogar eine Quittung und so reitet mit dem Bankier und dem gestohlenen Geld in die Einöde. Dort muss die Geisel seine Schuhe ausziehen, dessen Pferd wird verscheucht und während der Bankier zurück zur Stadt laufen muss, hat Ross einen Vorsprung mit seinem Pferd. Er muss nur den zug erreichen, der in der Wüstengegend durchfährt.
Als Vorlage für den Film diente Eugene Manlove Rhodes Roman "Öaso Por Aqui" aus dem Jahr 1926. Dieser Autor war selbst Cowboy und hat einige sehr gute Westernbücher geschrieben, einige davon wurden sogar verfilmt wie diese "Flucht nach Nevada", eine Produktion von Harry Sherman.
Natürlich gibts Hindernisse auf der Flucht - so wird Ross McEwen von einer Klapperschlange gebissen und hat dann auch sichtlich Mühe auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Es hilft ihm aber der etwas undurchsichtige Mexikanische Spieler Monte Marquez (Joseph Calleia) und im Zug befindet sich sogar eine Krankenschwester (Frances Dee). Diese Fay Hollister versorgt die Wunde und zwischen Frau und Cowboy herrscht sofort eine gewisse Sympathie. Und die Chemie zwischen den beiden stimmt auf Anhieb - kein Wunder, denn Joel McCrea und Frances Dee waren auch privat ein Paar.
Inzwischen ist der Bankier auch wieder in der Stadt und hat sofort einen ersten Auftrag für den neuen Marshall Pat Garrett (Charles Bickford). Ausserdem bietet er 3.000 Dollar für die Ergreifung des Bankräubers...tot oder lebendig. Eine Trupp Reiter unter der Führung von Garrett macht nun Jagd auf McEwen und der bleibt in der Stadt Alomogordo hängen, wo die Krankenschwester eine Stellung im Krankenhaus angenommen hat und Monte einen Spielsalon hat. Er findet eine Anstellung auf einer Ranch, macht eine erste Anzahlung an die Bank auf das zuvor gestohlene Geld. Doch Garrett lässt nicht locker...


Wieder kommt es zur Flucht, doch diesmal landet der räuberische Cowboy auf der Farm einer an Diphterie erkrankten mexikanischen Familie. Überlässt er diese kranken Menschen ihrem Schicksal oder siegt die Menschlichkeit, was ihn dann doch als guten Kerl auszeichnen würde. Im Film selbst wird zwar wenig geschossen, aber umso mehr geritten. So reitet auch die verliebte Fay Hollister eine Zeitlang mit ihrem flüchtenden Cowboy, gibt ihm aber zu bedenken, dass diese ständigen Fluchten keine Lösung sind. Möglicherweise muss er irgendwann die Waffe  benutzen, um seine Freiheit zu verteidigen und dann wäre er wirklich ein echter Outlaw. Sie gibt ihm auch zu verstehen, dass sie - wenn er sich stellt - auf ihn warten würde. Joel McCrea ist natürlich für diesen Gangster aus Not mit gutem Herz die ideale Besetzung. Eine wichtige Bedeutung hat dabei ein Berg mitten in der Wüstenlandschaft, der den Namen "Paso Por Aqui" trägt. Monte übersetzt dies mit "hier ist man vorbei gekommen" und dies trifft auch auf den flüchtenden Helden zu. Der Film lässt sich glücklicherweise viel Zeit für die Figuren. So ist die Flucht auch immer wieder interessant und wird nicht nach Schema F einfach nur heruntergespult. Im Gegenteil: Eine Mitreisende (Eva Novak) mit ihrem vorlauten und frechen Jungen (George McDonald) sorgt immer wieder für eine gute Prise Humor und auch die Figur des Spielers Monte bleibt fast bis zuletzt ein Geheimnis. Ein schöner Genrebeitrag


Bewertung. 7 von 10 Punkten. 

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