Samstag, 31. Oktober 2015

Casablanca

























Regie: Michael Curtiz

Ricks Geschichte...

Ein großartiges Meisterwerk, einer dieser wenigen total perfekten Filme ist Michael Curtiz Film "Casablanca" aus dem Jahr 1942. Ein Kultfilm, auch heute noch, den seine Anhänger noch heute begeistert verehren. Aber auch ein Film der vollendeten Künstlichkeit. Die Stadt Casablanca wurde natürlich im Studio nachgebaut, die Figuren sind zwar markant, aber ohne sonderliche psychologische Differenzierung auf einen bestimmten Typus festgelegt. Die Handlung läuft wie ein Uhrwerk ab, sie ist mit wichtigen Nebenepisoden verbunden und wird am Ende ein Triumph jener Kultfigur die der große Humphrey Bogart so unnachahmlich verkörpern konnte. Am Ende ist "Casablanca" der Film dieses furchtlosen Einzelgängers, der seinen Zynismus durch eine heroische Tat besiegt hat.
In Deutschland wurde der Film bei seinem Kinostart erheblich gekürzt und die Figur des deutschen Nazi Major Strasser wurde vollständig herausgeschnitten, in dieser Fassung gab es auch keine Hinweise auf den 2. Weltkrieg und auch die Szene in Ricks Cafe, als die Deutschen "Die Wacht am Rhein" anstimmen und von den französischen Gästen mit ihrer "Marseillaise" übertönt und niedergesungen wurden, fehlte. Aus dem Untergrundkämpfer Viktor Laszlo wurde ein Victor Larsen,  ein obsurker Erfinder von Deltastrahlen. Erst am 5. Oktober 1975 strahlte die ARD erstmalig die ungekürzte und neu synchronisiierte Fassung aus.
In "Casablanca" tummeln sich im Jahr 1942 sehr viele politische Flüchtlinge, aber auch dort gestrandete Glücksritter und andere zwielichte Gestalten. Casablanca ist ein Ort des blühenden Schwarzmarktes, viele Menschen erhoffen sich dort ein gültiges Visum kaufen zu können, dass sie nach einer Zwischenstation in Lissabon am Ende in die USA bringen soll. Für viele endet aber auch dort die Hoffnung auf ein neues Leben in der neuen Welt, Verhaftungen sind hier an der Tagesordnung. Hier in dieser Ruheoase und Pulverfass zugleich betreibt der Amerikaner Rick Blaine (Humphrey Bogart) seinen Nachtclub "Ricks American Cafe". Der zweite Weltkrieg tobt, Frankreich ist zu dieser Zeit von der deutschen Wehrmacht erobert und teilweise besetzt. Das französische Protektorat Marokko ist noch nicht in deutscher Hand und wird durch das Vichy-Regime verwaltet. Der dortige Polizeichef Capitaine Louis Renault (Claude Rains) ist korrupt, erteilt schon auch mal Transit Visa für gute Bezahlung mit Geld oder Sex und arbeitet mit den Deutschen zusammen. Da die Deutschen vermuten, dass der aus einem deutschen KZ entfohene Widerstandskämpfer Viktor Laszlo (Paul Heinreid) nach Casablanca kommen wird ist auch der deutsche Major Strasser (Conrad Veidt) nicht weit. Laszlo ist die zentrale Figur des eurpäischen Widerstandes und ist mit seiner Frau Ilsa (Ingrid Bergman) unterwegs. Die Deutschen haben ein besonderes Interesse daran, dass Casablanca auch die Endstation von Laszlos Flucht wird. Tatsächlich taucht das Paar auf....Ricks Klavierspieler Sam erkennt die junge Frau sofort und spielt auf ihren Wunsch "As Times goes by". Ein Song, den der Besitzer des Clubs gar nicht hören kann. Er wird wütend und entdeckt dann die Frau, die sich dieses Lied gewünscht hat. Eine Rückblende enthüllt: Kurz vor dem Einmarsch der Deutschen in Paris haben Rick und Ilsa eine kurze, aber sehr intensive Liebegeschichte erlebt. Zum Treffpunkt auf dem Bahnhof ist Ilsa aber nciht wie vereinbart erschienen, nur ein Brief indem sie ihm ihre Liebe noch einmal gesteht, aber auch mitteilt, dass es das Glück zu Zweit niemals geben kann.
An diesem Abend taucht auch  der Italiener Ugarte (Peter Lorre) in Ricks Cafe auf. Dieser ist im Besitz von zwei Blanko-Visa, die ermordeten deutschen Kurieren gehörten. Ugarte bittet Rick, zu dem er Vertrauen hat, diese Papiere für ihn ein paar Stunden aufzubewahren. Doch Rick bleibt auf den gefährlichen Dokumenten sitzen, da Ugarte kurze Zeit später durch den Präfekten Renault verhaftet wird. Natürlich weiß am anderen Tag jeder von diesen verschwundenen Papieren. Und viele glauben, dass Rick diese Papiere hat. Diese Visa könnte Laszlo natürlich bestens gebrauchen - doch  die unglückliche Liebe zu Ilsa ist wieder aufgeflammt. 



Der Showdown des dramatischen Melodrams giepffelt sich in einer der ergreifendsten Filmszenen am nebligen Flughafen in der Nacht. "Ich schau dir in die Augen, Kleines" wird Bogey zu Ilsa in dem Moment sagen, als er ihrer Liebe wieder sicher ist und er wird für beide denken müssen, genauso wie sie es ihm kurz vorher ant sicgekündigt hatte. Die geliebte Frau setzt sich zu ihrem für den Widerstand unverzichtbaren Helden, während Rick mit dem überraschend agierenden Capitaine Reualt eine wunderbare Freundschaft beginnt. So ist "Casablanca" auch ein film darüber, wie Hitler die anständigen Menschen über all ihren Egoismus, über all ihre kleinen Konflikte und gegensätzlichen Interessen zu einer Einheit solidarisch vereinen kann.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

12 Uhr mittags

























Regie: Fred Zinnemann

Der einsame Kämpfer....

Bereits das Intro in Fred Zinnemanns "High Noon" nimmt die Handlung vorweg: Zu den Klängen von "Do not forsake me oh my Darling" von Tex Ritter, der zu einem der berühmtesten Filmsongs aller Zeiten wurde, sieht der Zuschauer wie sich drei Männer in der Prärie treffen. Es sind Ben Miller (Sheb Wooley), Jack Colby (Lee van Cleef) und Jim Pierce (Robert J. Wilke), die dann gemeinsam weiterreiten. Der Ritt verrät, dass sie ein bestimmtes Ziel haben: Die aufstrebende Kleinstadt Hadleyville, wo gerade der verdienstvolle Sheriff Will Kane (Gary Cooper) in seiner Amtsstube die Quäkerin Amy Fowler (Grace Kelly) standesamtlich geheiratet hat. Ihm gilt dieser Song, in dem er bittet, dass seine große Liebe ihn nicht verlassen soll. Denn sein größter Feind schwor im Staatsgefängnis bittere und tödliche Rache und nun  muss er sich ihm stellen. Mit diesen 3 Reitern wird die Gefahr auch real. Als sie an diesem Sonntagmorgen, kurz vor 10 Uhr, die Stadt erreicht haben ziehen sie die überraschten und teilweise geschockten Blicke der Bewohner auf sich. Eine Frau begreuzigt sich als sie die drei reitenden Halunken sieht. Im Saloon wird deren Eintreffen auch wahr genommen, der Saloonbesitzer (Larry J. Blake) ist sogar begeistert, denn er erwartet dadurch einen gewinnbringenden Tag für seinen Laden. Die drei reiten zum Bahnhof runter, wo der Bahnhofvorsteher (Ted Stanhope) gerade ein Telegramm in den Händen hält, aus dem er erfährt, dass der Gangster Frank Miller (Ian McDonald) überraschend begnadigt wurde. Da die drei Galgenvögel sich nach dem Mittagszug erkundigen, wird klar, dass in diesem Zug, der weiter nach St. Louis fährt, der besagte Frank Miller aussteigen wird. Der Vorsteher rennt schnell mit der Neuigkeit in die Stadt und gibt dem Gesetzeshüter die bittere Nachricht, gerade eben hat Kane aber seinen Sheriffstern schon an den Nagel gehängt. Die Stadt wird morgen einen neuen Sheriff bekommen und am heutigen Sonntag ist man davon ausgegangen, dass man einige Stunden ohne Gesetzeshüter klar kommt. Immerhin hat man ja noch den jungen und hitzköpfigen Deputy Harvey Pell (Lloyd Bridges), der sich zu dieser Zeit bei seiner neuen Freundin Helen Ramirez (Katy Jurado), der Besitzerin des örtlichen Hotels, aufhält. Er hat eine große Wut auf Kane, denn er glaubt, dass Kane dafür gesorgt hat, dass er den Sheriffposten nicht bekommen hat und ein Mann von Auswärts ihm vorgezogen wurde, ausserdem plagt ihn eine Eifersucht. Helen Ramirez war vor ihm mit Kane liiert und die Frau zieht ihn immer damit auf, dass er noch ein grüner Junge ist, während sie Kane als ganzen Mann betrachtet. Die Freunde von Kane raten ihm sofort mit seiner Amy die Stadt zu verlassen. Der Bürgermeister (Thomas Mitchell), der Richter (Otto Kruger) und auch Martin Howe (Lon Chaney jr.) , der ehemalige Sheriff wissen um die Gefahr, sie sind sich sicher, dass es zum tödlichen Duell kommen wird. So verabschieden sie die Brautleute um 10 Uhr, Kane hat nicht mal eine Waffe - die Kutsche wird sie aber in den nächsten 2 Stunden hoffentlich weit genug weg bringen, dass sie für das Gangster-Quartett unerrichbar sein wird. Doch es wird nicht lange dauern, bis Kane sich besinnt und der Flucht und der damit verbundenen ständigen Angst vor seinen Verfolgern eine Absage erteilt. Er kehrt - trotz Protest seiner jungen Frau - in den Ort zurück. Dort hat er noch etwas Zeit, um Freiwillige zu finden, die ihn in seinem Kampf gegen die Banditen unterstützen. Doch diese Suche führt zur bitteren Erkenntniss, dass er am Ende völlig alleine auf sich gestellt ist. Es kommt zum Showdown um 12 Uhr mittags...


 für viele Filmfans ist und bleibt "High Noon" ein elementares Meisterwerk des Western, auch wenn es immer wieder negative Stimmen gab. Für viele Amerikaner war die Aussage dieses Films viel zu pessimistisch und auch unamerikanisch. Für den sehr konservativen John Wayne war "High Noon" sogar das "unamerikanischste Ding, das er jemals in seinem Leben gesehen habe"  und er war froh, dass Drehbuchautor Carl Foreman der USA wieder den Rücken kehrte. Auch Howard Hawks drehte später mit "Rio Bravo" eine Art Gegenentwurf zu "High Noon". Hawks konnte nichts mit der Story anfangen - ihm missfiel die tragische Geschichte, dass ein Mann Hilfe sucht und jeder im Ort diese Hilfe ihm dann verweigert.  Er hielt es für unmöglich, dass ein guter Marshall feige im Ort herumrennen würde, um andere Leute zu bitten, ihm bei seinem Job zu helfen. Auch Kritikerpapst Roger Ebert mochte den Film nicht. Dennoch ist gerade "High Noon" so sehr und überzeugend nach den gängigen Regeln des Westerns aufgebaut. Die Charaktere sind aus vielen anderen Filmen bekannt. Es ist die Geschichte eines Einzelgängers, der erkennt, dass es besser ist sich seinem Konflikt sofort zu stellen, da die Alternative ein Leben in Angst und Furcht bedeutet. Hinzu kommt mit seiner jungen Braut Amy, die zweifelnde Braut, die aber am Ende die Einzige ist, die ihm in seiner schwersten Stunde beisteht und ihm hilft die Banditen zu erledigen. Gerade dieser Aspekt, dass das Zusammenstehen eines Paars auch in der dunkelsten Stunde funktioniert, weil man zueinander hält, ist doch eine der schönsten Aussagen der Filmgeschichte und wenn Gary Cooper und Grace Kelly sich am Ende umarmen, dann wird eine der schönsten Filmszenen überhaupt offenbar. Diese Facette des Zusammenhalts gibt dem Film am Ende nicht nur die Verbitterung über die Leute in der Stadt, über diese angeblichen Freunde, die sich aus dem Staub gemacht haben, sondern auch eine schöne Poesie - man soll sich eben nicht immer auf die Gemeinschaft verlassen, aber es ist vielleicht wahrscheinlicher, viel schöner und auch eher möglich, dass zwei Menschen, die etwas für einander empfinden, in der schwersten Stunde zusammenhalten. Natürlich kommt auch noch der Aspekt dazu, dass das Duell zwischen Kane und den Gangstern auch tatsächlich etwas ganz persönliches hat - es wäre zwar toll gewesen, wenn er von den Menschen Hilfe bekommen hätte. Aber die Rache von Frank Miller galt vor allem ihm und am Ende wird ihm dies auch klar, dass er diesen Job alleine machen muss.  Diese Verzweiflung und Verbitterung machen Kane zu einem sehr authentischen Kämpfer. Er ist einerseits Sheriff - ein Mann des Gesetzes, andererseits auch ein Mensch mit vielen Stärken und Schwächen.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Freitag, 23. Oktober 2015

Opfer der Unterwelt

























Regie: Rudolph Mate

Tödliches Gift im Körper...

Seine Arbeiten als Kameramann sind bekannter. Regisseur Rudolph Mate bebilderte Meisterwerke wie "Vampyr - Der Traum des Allan Grey" (Carl Theodor Dreyer), "Sein oder Nichtsein" (Ernst Lubitsch), "Der Auslandskorrespondent" (Alfred Hitchcock) oder "Gilda" (Charles Vidor)...in diesem Metier wurde der gebürtige Krakauer insgesamt fünf Mal für den Oscar nominiert. Seine Leistungen im Regiefach waren deutlich weniger interessant. Allerdings sticht der Film Noir "Opfer der Unterwelt" (D.O.A.) aus seiner Filmographie heraus, da es ihm mit diesem Werk gelang ein Meisterwerk der schwarzen Serie zu drehen. Der Film entstand 1950 und einige Jahrzehnte später - Ende der 80er Jahre - schoben Annabel Jankel und Rocky Morton ein recht erfolgreiches Remake mit Dennis Quaid und Meg Ryan in den Hauptrollen nach. Dieses Remake war zwar spannend und unterhaltsam, dennoch konnte es in keiner Weise dem brillianten Original das Wasser reichen. Der Film beginnt furios mit einer Szene, in der ein Mann - sichtlich erschöpft - die langen und leeren Gänge des Polizeireviers entlangläuft. Das Bild wird seltsam unwirklich, beinahe schon irreal und das was er den Beamten nun erzählt ist total phantastisch, völlig trostlos und extrem unglaubwürdig. Er meldet einen Mord. Auf die Frage des Kommissars, wer den ermordert wird, antwortet er mit "Ich" und erzählt die Ereignisse der letzten Tage. Dieser Mann heißt Frank Bigelow (Edmund O´Brien) und ist ein echter Durchschnittsamerikaner. Er lebt in einem Örtchen in der Wüste, das Banning heißt. Er arbeitete als Versicherungsmakler, flirtet in der ersten Szene der Rückblende mit einer Kundin, die daran Gefallen hat und zieht daher böse Blicke seiner Sekretärin Paula (Pamela Britton) zu. Es stellt sich heraus, dass er mit seiner Angestellten ein Verhältnis hat, aber überraschend einen Urlaubstrip nach San Francisco gebucht hat...alleine allerdings. Es kostet ihm einige Mühen, bis er seine eifersüchtige und aufdringliche Freundin wieder beruhigt hat, dass er diesen Urlaub braucht. Tatsächlich blüht Frank in San Francisco merklich auf. Viele Frauen bevölkern das Hotel, es ist Market Week. Die Vertreter, die gute Geschäfte in dieser Zeit gemacht haben, feiern alle ein bisschen ihren kommerziellen Erfolg. Er guckt diesen vielen attrraktiven Ladys auch ständig nach, die sich im Hotel aufhalten. Um schneller Kontakt zu bekommen, lässt er auch seine Tür zum Hotelzimmer offen und tatsächlich findet er Anschluß. Mit seinen neuen Freunden besucht er zu nächtlicher Stunde den Nachtclub Fishermans Club, dort ist mächtige was los. Die farbige Jazzband hat es drauf, das Publikum in Exstase zu treiben. Als er eine Blondine - alleine - an der Bar sieht versucht er sein Glück. Dabei wird sein Drink von einem unbekannten Mann in einem gemusterten Mantel, dessen Gesicht im Verborgenen bleibt, vertauscht. Er trinkt und wacht am anderen Morgen mit starkem Kopfschmerz in seinem Hotelzimmer auf. Da er sich echt mies fühlt, geht er sich kurz mal bei einem Arzt untersuchen. Hier dann der Schock: Der Doktor eröffnet ihm, dass er - Frank Bigelow - ein lebender Toter ist, ein Mann der in Kürze sterben muss, weil sich leuchtendes Gift in seinem Körper befindet, dass die Organe unweigerlich zerstört und er vermutlich noch 1 bis 2 Tage, im Höchstfall eine Woche zu leben hat. Eine harter Schock. Verzweifelt rennt er aus der Praxis, geht in ein Krankenhaus und dort wird diese Diagnose bestätigt. Was ist passiert ? Seiner Paula, die ihm ständig anruft, erzählt er nichts. Bekommt aber durch ihre Infos heraus, dass ein Mann namens Mr. Philipps ihn unbedingt erreichen wollte. Ein Mann, den er gar nicht kennt. Und der nun auch noch plötzlich verstorben ist. Er glaubt an einen Zusammenhang mit dem Gift und reist nach Los Angeles ins Bradbury Building. Dort trifft er auf die Witwe (Lynnn Bagett), die ihm zuerst nicht weiterhelfen kann. Durch die Telefonate mit Laura kommt allmählich Dunkel ins Licht, er kann sich wieder an die Begegnung mit dem Toten erinnern. Seine Spur führt ihn zu Gangster wie Majak (Luther Adler), Marla Rakubian (Laurette Luez) und dem Psychopathen Chester (Neville Brand)....


Der Film von Rudolph Mate war auch eine der ersten Kameraarbeiten von Ernest Laszlo, der später auch mit seinen Arbeiten in "Rattennest" oder "Wer den Wind sät" überzeugte. Er schafft es die Verzweiflung des Protagonisten in seine stimmungsvollen San Francisco und Los Angeles Bilder einzupacken. Wie er verzweifelt an der Bar "Fishermans" am frühen Morgen steht, die aber geschlossen hat und wenig später in der prallen Sonne vor einem Kiosk. Überhaupt ist "Opfer der Unterwelt" sicherlich eines der ganz großen Meisterwerke der schwarzen Serie. Einen großen Anteil am Erfolg ist natürlich diese von allen Geschichten der schwarzen Serie vielleicht düsterste überhaupt, denn egal ob Frank die Hintergründe des Giftanschlags noch aufklären kann - verloren hat er schon, denn am Ende steht sein schneller Tod. Mit Edmund O´Brien bietet der Film auch einen sehr interessanten Helden, denn er ist ein typischer Amerikaner mit vielen Schwächen. Am Anfang noch nicht mal sonderlich sympathisch, denn es deutet sich an, dass ihm seine fürsorgliche Paula bereits auf den Wecker geht und dass er es darauf abgesehen hat in seinem Urlaub mächtig auf den Putz zu hauen und vor allem fremde Frauen aufzureißen. Unvergessen auch Neville Brand, der als sadistischer Psychopath einige Minuten die Szene beherrscht.


Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Feind im Dunkel




















Regie: Henry Hathaway

In der dunklen Ecke....

Alfred Newmans geniale "Street Scene (Sentimental Rhapsody)", ein Instrumentalmusikstück, dass er 1931 schrieb, kam schon in vielen Filmen zum Einsatz. Man bringt diesen unvergesslichen Sound wohl am ehesten mit Jean Negulescos "How to marry a millionäire" in Verbindung, aber auch schon in der schwarzen Serie wurde er öfters eingesetzt. Der Titel passt einfach zu einer Metropole bei Nacht, am besten im guten alten New York. In "Der Todeskuß", in "Cry of the City" war er zu hören und auch in Henry Hathaways "Dark Corner" (deutscher Titel: Feind im Dunkel). Der Film entstand 1946 und beinhaltet ein typisches Thema des Film Noir. Die des Mannes, meistens arbeitet er als Privatdetektiv, mit einer dunklen Vergangenheit. Die Wiedereingliederung in die Gesellschaft ist in dieser Zeit auch durch die vielen Kriegsheimkehrer ähnlich schwer, wie Filmkenner auch in William Wylers "Die besten Jahre unseres Lebens" sehen konnten. Es ist ähnlich schwer, wie die Integration eines ehemaligen Häftlings nach seiner Entlassung aus dem Knast. Zu diesen Männern gehört auch der junge, etwas hitzköpfige Bradford Galt (Mark Stevens), der in San Francisco straffällig wurde und nun in New York versucht ein neues Leben anzufangen. Der Polizeileutnant Frank Reeves (Reed Hadley) schaut öfters mal nach ihm, dass er nicht wieder auf die schiefe Bahn gerät. Galt arbeitet wieder als Detektiv und hat bereits mit Kathleen (Lucille Ball) eine attraktive Sekretärin, die ihn couragiert und engagiert unterstützt. Eines Abends bittet er seine Angestellte mit ihm auszugehen, dabei bemerken die beiden, dass sie von einem auffällig gekleideten Mann in einem weißen Anzug (William Bendix) verfolgt und observiert werden. Mit einer List gelingt es Galt den Unbekannten zu stellen, der sich als Fred Foss vorstellt und nach ein bisschen Druck und Gewalt zugibt, dass er im Auftrag eines gewissen Anthony Jardine (Kurt Kreuger) gehandelt hat. Dabei verschüttet Galt ein Glas Tinte auf den Anzug des Mannes. Mit dem Auftauchen des Namens "Jardine" bekommt der Zuschauer nicht nur den dunklen Punkt in Galts Vergangenheit geliefert, sondern auch Einblick in die wohlhabenden, künstlerischen Kreise von New York, Diese Szenen, die in der Nebenhandlung eingestreut werden, führen zu dem angesehenen Kunsthändler Hardy Cathcar (Cliffton Webb), der eine kostbare Gemälde- und Kunstsammlung besitzt, seine Gäste im Haus schon auch mal  mit einem selten Gemälde von Raphael begeistert, dass er für teures Geld gekauft hat und unten in seinem Keller aufbewahrt. Er besitzt auch eine schöne, wesentlich jüngere Frau (Cathy Downs). Und interessanterweise geht in seinem Haus der Hochstapler Anthony Jardine ein und aus. Galt glaubt nun nach der Begegnung mit dem Schnüffler Foss, dass Jardine wieder in sein Leben treten will und es erneut zerstören möchte. Jardine war in San Francsico Kompagnon von Galt und ist schuld, dass Galt in den Knast kam. Daher sieht ihn Galt als Todfeind an. Er ist von der Paranoia geplagt, dass Jardine ihn wieder in einen Hinterhalt zwingen könnte. Tatsächlich wird die Sache härter. Am Tag darauf entgeht Galt nur knapp einem Mordanschlag - ein Auto wollte ihn auf offener Straße überfahren. Nun wird es Zeit Jardine zu stellen...


und genau dies bringt unseren Helden dann auch wieder in arge Bedrängnis, denn die Bedrohnung, die um sich greift, ist kaum sichtbar. Er sieht sich in einer dunklen Ecke enden, wo es kein Entrinnen mehr gibt. Zum Glück hat er die beherzte Helferin an seiner Seite, die den Detektiv überreden kann, dass es besser ist im Team zu arbeiten (noch dazu, weil man sich auch emotional inzwischen sehr nahe gekommen ist). Gute Darsteller runden das tolle Krimifeeling ab. Cliffton Webb konnte ja bereits schon in einer ähnlich tragischen Rolle in Otto Premingers "Laura" überzeugen und für Lucille Ball wurde es einer ihrer erfolgreichsten Filme. Die Schauspielerin sollte aber später im noch neuen Medium Fernsehen zu noch größerem Ruhm gelangen. Ihre Comedy-Serie "I love Lucy" wurde ein riesiger Erfolg und lief im US-Fernsehen fast 10 Jahre lang.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Seminola

























Regie: Budd Boetticher

Es war einmal in den Everglades in Florida...

Noch vor dem "Ranown Zyklus" drehte Budd Boetticher schon andere Western. Einer davon ist der in den Everglades in Florida spielende "Seminola" aus dem Jahr 1953. Hauptdarsteller Rock Hudson hatte schon in "Winchester 73" als Indianerhäuptling und in "Meuterei am Schlangenfluß" als junger Revolverheld auf sich aufmerksam gemacht und stand am Beginn seiner Weltstarkarriere.  In diesem Technicolor Western kommt das amerikanische Militär nicht so gut weg, der Film positioniert sich auf die Seite der amerikanischen Ureinwohner, den Seminolen.  Der Film beginnt mit einer Szene vor dem Kriegsgericht der amerikanischen Armee. Dem jungen Leutnant Lance Caldwell (Rock Hudson), der noch nicht lange nach Florida als Kundschafter zurückversetzt wurde, wird Verrat und Mord vorgeworfen.  Seine einzige Möglichkeit der Verteidigung sieht er in Rückblick auf die Ereignisse. So erzählt er seine Geschichte für das Kriegsgericht und damit auch den Zuschauer. Die Rückblende beginnt. Bei seinem Ritt zu seiner Einheit wird er beretis von einem Indianer angegriffen. Er findet das seltsam, weil er die Seminolen gut kennt und weiß, dass sie immer für den Frieden standen und keinen Krieg mit den weißen Eindringlingen wollen. Er meldet den Vorfall bei seinem Kommandeur Major Degan (Richard Carlson), der sehr ehrgeizig ist und Lance als Späher braucht. Am gleichen Abend reitet er noch zu Muldoons Handelsposten und sieht nach 5 Jahren seine Jugendliebe Revere (Barbara Hale) wieder. Beide erinnern sich an ihren gemeinsamen Freund, den Halbblutindianer John (Anthony Quinn), der nach seinem Dienst beim US-Militär untergetaucht ist. Von Revere erfährt Lance vom neuen großen Führer der Seminolen. Ein charismatsicher Häuptling der sich Osceola nennt. Bald hat sich Major Degan im Fort für eine härtere Gangart in der Indianerfrage entschieden. Die Regierung will Florida zu ihrer Kornkammer machen. Die Indianer sollen in Reservate umgesiedelt werden, da sie eh nicht viel mit dem kostbaren Land anzufangen wissen, wie Degan sicher feststellt. Als Lance seinem Kommandeur in einigen Entscheidungen widerspricht und sich als Sympathisant der Indianer outet, ernet er nur Mißtrauen. Degan befielt Sergeant Magruder (Lee Marvin) den jungen Leutnant besonders aufmerksam zu beobachten. Degan setzt auf einen zermürmenden Dschungelkrieg im Sumpfgebiet, die Soldaten schleppen dabei eine riesige Kanone als Waffe mit. Es wird ein strapaziöser Marsch, bei dem es bald den ersten Verletzten gibt...





im Laufe des Films zeigt Boetticher auch den Streit innerhalb der Seminolen. Während Häuptling Osceola auf die Verhandlungen setzt, wird der junge Krieger Kajeck (Hugh O´Brian) immer aggressiver. Er will die Waffen sprechen lassen. Ähnlich wie andere Filme aus dieser Zeit - Anfang der 50er Jahre - wie beispielsweise "Der gebrochene Pfeil" von Delmer Daves oder "Fluch des Blutes" von Anthony Mann bemüht sich Boettichers Film um ein möglichst authentisches und sympathisches Bild der Indianer. Selbst der aggressive Häuptling hat am Ende einen souveränen Auftritt im Fort, der das Volk der Indiander dem weißen Mann überlegen zeigt. Auch wenn dies nur eine Momentaufnahme darstellt, denn der Untergang der Ureinwohner ist unaufhaltsam. Insgesamt steckt aber eine Wahrheit in der Geschichte und damit auch in Boettichers Film, der seinerzeit jämmerlich verrissen wurde. Die Seminolen waren die einzige Indianernation, die mit den vereinigten Staaten im Krieg lag, aber sich nie ergeben hat. Sie haben niemals einen Vertrag unterzeichnet. Der Seminolen Krieg kostete den Vereinigten Staaten 20 Millionen Dollar, mehr als 1.500 Soldaten fielen in dieser Auseinandersetzung. Die Inszenierung ist sehr farbenfroh, was sicherlich auch an den sehr bunten Outfits für die Indianer liegen mag und manchmal hat man das Gefühl, das Boetticher wieder mal ein sehr schmales Budget in der Hand gehabt hat. Aber dafür macht er doch mit atmosphärischen Bildern vom Sumpf (obwohl nachgebaut im Studio) vieles wieder wett. Ein bisschen kommt bei "Seminola" nette Indianer-Romantik auf.




 Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Mittwoch, 21. Oktober 2015

23 Schritte zum Abgrund



Regie: Henry Hathaway

Mord in Kensington...

Henry Hathaway hat eine beindruckende Filmographie nachzuweisen. Er schuf Noir-Klassiker wie "Feind im Dunkel", "Kennwort 777", "Der Todeskuß" oder "Niagara" aber auch opulente Abenteuerfilme oder Western in Technicolor wie "Schieß zurück, Cowboy", "Der Marshall", "Die vier Söhne der Katie Elder", "Nevada Smith", "Das war der Wilde Westen", "Prinz Eisenherz" oder "Land der 1000 Abenteuer". 1956 trat er mit "23 Schritte zum Abgrund" in die Fußstapfen des großen Alfred Hitchcock. Der elegante, spannende und super fotografierte Kriminalfilm spielt in London und bietet dem Zuschauer einen ähnlichen Helden wie L.B. Jeffries aus "Das Fenster zum Hof" an. Auch Phillip Hannon ist körperlich beeindrächtigt, denn seit einem Unfall ist der erfolgreiche und gefeierte Dramatiker und Schriftsteller blind. Aus diesem Grund hat er auch sein Dominzil von New York ins neblige London verlegt. Wohlwissend, dass ihn dort seine Ex-Verlobte Jean Lennox (Vera Miles) nicht mehr so oft besuchen wird. Hannon ist etwas menschenscheu geworden und er schottet sich von der Aussenwelt bewusst ab. Ledlglich sein treuer Diener Bob Matthews (Cecil Parker) ist in seiner Nähe - als guter Freund und Vertrauter. Mit seinem Tonband nimmt er neue Stücke auf, er benutzt das Gerät aber auch um mit sich selbst philosophische Zwiegespräche zu führen. Doch eines Tages taucht Jean doch wieder in Hannons komfortablem Appartement im Londoner Stadtbezirk Kensington auf. Die junge Frau empfindet immer noch sehr viel für ihn und möchte ihn aus seiner Isolation herausholen. Wenn er doch nur wollte - er agiert aber eher verbittert und gereizt. Er schickt sie in ihre gemietete Londoner Wohnung zurück und macht einen Abstecher in den Adler,  seine Stammkneipe an der Ecke der Straße. Die Barfrau (Estelle Winwood) bemerkt nicht, dass er blind ist. Als er alleine an einem Tisch Platz nimmt, kann er ein Gespräch von zwei Personen (ein Mann mit komischer Stimme und eine Frauenstimme) mithören, die nur durch eine Milchglasscheibe von ihm getrennt - im Nebenraum der Kneipe - sitzen. In diesem Gespräch - so wird Hannon immer mehr bewusst - geht es um ein Verbrechen, dass bald stattfinden wird. Er hört den Namen "Mary" und "am 10ten des Monats" - jedenfalls krieg er das ganze Gespräch nur bruchstüchhaft mit, da der Flipperautomat zeitgleich einen lauten Krach verursacht. Er verständigt die Polizei. Die glaubt nicht an ein kommendes Verbrechen, sondern deutet das Gespräch etwas anders. Hilfe kann er jetzt nur von Jean und seinem Butler erwarten. Und tatsächlich...er ermittelt selbst in diesem Fall und die Spur führt in zu den beiden Kindermädchen Janet Murch (Natalie Norwich) und Miss Alice MacDonald (Patricia Laffan)...


Mit "23 Schritte zum Abgrund", der 1956 entstand, entdeckt der Zuschauer einen etwas in Vergessenheit geratenen Klassiker der toll fotografiert ist (Milton R. Krasner - Oscar für "Drei Münzen im Brunnen"), einen guten und ruhigen Spannungsaufbau bietet und wie eine Mischung aus "Rear Window" und "Mitternachtsspitzen" daherkommt. Letzterer auch deshalb, weil er in London spielt und ebenfalls ein amerikanischer Staatsbürger (in Mitternachtsspitzen ist es Doris Day als Millionärin Kit Preston) in große Gefahr gerät. Sehr gelungen ist auch die Verfolgung des Kindermädchens Miss McDonald durch den Butler. Auch auch sonst gibt es schöne und gelungene Impressionen eines nebligen Londons, das Gefahren bereithält.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.