Samstag, 17. Oktober 2015

Der Mann, der Sherlock Holmes war

























Regie: Hans Hartl

Zwei Meisterdetektive unterwegs...

Robert Adolf Stemmle hat nicht nur Filme produziert und gedreht, vielfach schrieb er auch Drehbücher. Nach seiner Story entstand auch der 1937 inszenierte UFA-Klassiker "Der Mann, der Sherlock Holmes war". Mit der Regie für diese temperamentvolle Gaunerkomödie wurde der Österreicher Hans Harl betraut. Damit gelang dem Regisseur ein weiterer Erfolg nach dem Fliegerfilm "F.P.I antwortet nicht", in dem Hans Albers die Hauptrolle spielte.
Und der große damalige Kino-Star wurde auch für die titelgebende Rolle von "Der Mann, der Sherlock Holmes war" verpflcihtet - als weiteres Zugpferd kam der Publikumsliebling Heinz Rühmann als Kompagnon von Albers ins Boot. Die beiden sehen im Film zwar aus wie die äusserst populären Romanfiguren Sherlock Holmes und Dr. Watson von Sir Arthur Conan Doyle, aber in Wirklichkeit sind es zwei Freunde, die mit ihrer eigenen Detektei nicht viel Erfolg hatten, dann aber diese Idee aufkam sich wie die berühmten Vorbilder zu kleiden. Natürlich stritten sie bei jeder Gelegenheit ab das berühmte Detektivgespann zu sein, aber je mehr sie mit Nachdruck darauf hinwiesen, dass sie Morris Flynn (Hans Albers) und Macky McPherson (Heinz Rühmann) heißen, desto mehr wurde beim Gegenüber der Eindruck erweckt er habe es mit dem Duo Holmes und Watson zu tun. Die Menschen waren sogar doppelt begeistert und fasziniert, da sie mit dem "Inkognito" annahmen, dass hier ein ganz heikler und besonders gewichtiger Kriminalfall aufgeklärt werden soll.
In der Anfangsszene halten unsere beiden Helden - Holmes ist der dynamische Draufgänger, Watson eher das besonnene, zur Vernunft mahnende Weichei - den Nachtzug nach Brüssel auf offener Strecke an. Als sie einsteigen, werden sie sowohl vom Bahnpersonal als auch von zwei Gaunern erkannt. Die beiden Kriminellen schalten sofort, ziehen die Notbremse und flüchten aus dem Zug. Der vermeintliche Holmes ist aber in seinem Element. Er verhört zum Schein - mit großer Begeisterung - die im Zug reisenden Schwestern Mary (Marieluise Claudius) und Jane Berry (Hansi Knoteck), die sich nur kurze Zeit davor mit den Ganoven anfreundeten. Diese gaben sich natürlich als Adlige aus, was die beiden naiven Schwestern dazu verleitete, sich den beiden Männern als "Comtessen" vorzustellen. Die beiden Schwestern reisen zum Anwesen ihres toten Onkels, der ihnen etwas vererbt haben soll. Hochstapelei also überall...und nicht nur bei unseren falschen Detektiven, die dann aber durch diese Begegnungen mit Gangster und den zwei Mädeln, turbulent in den Fall ihres Lebens hineinschlittern. Die Chance ist damit gegeben genauso gut wie das große Vorbild am Ende alle Fäden zu verbinden und den Fall zu lösen. Denn in Brüssel - es ist die Zeit der Weltausstellung - geht die Geschichte weiter. Flynn und McPherson checken im Hotel Palace ein, wo sie auch wieder gleich erkannt werden und dementsprechende Publicity aus sich ziehen. Ein Mann (Paul Bildt), der ebenfalls im Sherlock Style gekleidet ist, wird immer mal wieder lauthals lachend eingeplendet. Zufälligerweise wird auch das riesige Reisegepäck der beiden geflohenen Gangster in die fürstliche Hotelsuite der beiden Helden gestellt. Dies gefällt den Gästen, die eine Etage höher wohnen (Hilde Weissner/Siegfried Schürenberg) überhaupt nicht. Dann werden auch noch die in der Stadt ausgestellten Mauritius Briefmarken gestohlen. Zuerst hätte es keiner der Sachkundigen bemerkt, so gut waren diese Fälschungen. Aber ein naseweiser Junge aus Berlin namens Erwin Wutzke (Lothar Geist), der zu Fuß zur Weltausstellung gegangen ist, erkannte als Einziger den Riesenfake und so werden die Detektive von der Polizei höchstpersönlich damit beauftragt die 4 wertvollsten Marken der Welt wieder zu beschaffen. Die Spur führt zu dem verstorbenen Onkel der beiden Mädchen, dann zu einem gefährlichen Falschgeldring und endet vor Gericht...


 Alles ist schwungvoll, dynamisch und sehr temporeich inszeniert. Auch heute nach soviel Jahrzehnten schafft es diese kleine Kriminalkomödie immer noch bestens zu unterhalten. Die Uraufführung des Kassenschlagers fand am 15. Juli 1937 in Berlin im UFA Palast am Zoo statt und berühmt wurde dadurch auch der Schlager "Jawohl, meine Herrn", den die beiden sympathischen Hochstapler in der Badewanne ihres Hotelzimmers singen. Im Mittelpunkt dieses schönen Klassikers steht dabei auch eine starke Männerfreundschaft. Freunde, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten - die Botschaft an den Zuschauer konnte man dann auch dahingehend deuten, dass der Zusammenhalt und optimistische Einstellung die ganze feindliche Welt besiegen konnte. Eine Interpretation, die den Nationalsozialisten im Jahr 1937 nur genehm sein konnte. Der Film erhielt das Prädikat "künstlerisch wertvoll" Diese Auszeichnung hat der Film zweifelsohne aber auch verdient. Eine durchgehend perfekte Atmosphäre durchzieht den Film, es ist auch die Liebe zum Detail erkennbar: Wenn Albers selbstbewusst den Maestro mit Pfeife und Karo-Mantel spielt, dann darf auch der berühmte Geigenkasten nicht fehlen. Ein toller Klassiker und zweifelsohne eine der besten Komödien, die je in Deutschland gedreht wurden.

Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

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