Samstag, 17. Oktober 2015

Verbrechen nach Schulschluß

























Regie: Alfred Vohrer

Jung und auf der schiefen Bahn....

Traue niemals deinem Lehrer...diese Erfahrung muss der Primaner Fabian König (Christian Wolff) machen als er auf dessen Segen und Wunsch einige verwahrloste Hunde aus der Obhut eines fiesen Besitzers befreien will. Die nächtliche Tierschutzaktion wird entdeckt und die herbeigerufene Polizei nimmt den jungen Mann fest, der nun verdächtigt bei einem Einbruchsdelikt gestört worden zu sein. Ausgerechnet dieser Lehrer will aber nichts mehr von dieser gemeinsamen Sache wissen und so fliegt er von der Schule. Nun gilt er als jugendlicher Aussenseiter. Die Mutter (Alice Treff) ist echt besorgt um die Zukunft ihres Sohnes, der Vater (Richard Münch), ein äusserst autoritärer und kaltherziger Oberst a.D. faselt was von Ehre und äusserst die Enttäuschung darüber, dass Fabian nie Soldat werden wollte. Es kommt zum Streit zwischen der Kriegs- und Nachkriegsgeneration. In der Folgezeit hängt Fabian mit seinen Freunden Günther "Bimbo" Steppke (Claus Wilcke), Joachin "Teddy" von Eikelberg (Wolfgang Koch), Jürgen Richter (Jörg Holmer) und Viola von Eikelberg (Corny Collins) rum. Sie verbringen einen spannenden Abend auf der Reeperbahn und machen allerlei Dummheiten, kleine Diebstähle und Schlägereien inbegriffen. Mit Viola, die in ihn verliebt ist, freundet er sich immer mehr an. Trotz junger Liebe....Der Pfad, der auf die schiefe Bahn führt, ist scheinbar angelegt. Besonders Fabian findet Gefallen am Image des blutjungen Gangsters und verkehrt bald mit Ganoven wie Horst Bregula (Walter Clemens). Der wohnt bei seiner Freundin Erna Kallies (Erica Beer). In deren Wohnung lernt Fabian die schüchterne Ulla Anders (Heidi Brühl) kennen, in die er sich sofort verknallt. Auch bei ihr ist es Liebe auf den ersten Blick, sie verbringen einige schöne Tage am Strand von Sylt. Sie weiß allerdings nichts von den kriminellen Aktivitäten ihres Fabian, der sich immer mehr in den verbrecherischen Sumpf begibt und mit seinen Kumpels inzwischen große echte Einbrüche am Laufen hat. Ulla gibt ihm den Laufpass, als sie von seinem Doppelleben als Gangster erfährt. Eines Tages ist Horst Bregulla tot. Unter Verdacht steht sofort Fabian, der in einem Gerichtsverfahren zu 5 Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt wird. Im Knast trifft er auf den verständnisvollen Gerichtsarzt Dr. Knittel (Peter van Eyck)...

Der 1986 verstorbene Alfred Vohrer ist inzwischen - nicht erst durch den Ritterschlag von Quentin Tarantino - zum echten Kultregisseur aufgestiegen. Seine Filme sind auch ein Spiegelbild deutscher Kinozeitgeschichte, auch wenn er bereits ab 1976 vornehmlich fürs Fernsehen mit Serien wie "Derrick", "Der Alte", "Das Traumschiff" oder "Die Schwarzwaldklinik" tätig war. Sein Regiedebüt gab er 1958 mit dem Halbstarkenfilm "Schmutziger Engel" - es folgte mit "Verbrechen nach dem Schulschluß" ein weiterer kolportagenhafter Film aus diesem Genre. Danach prägte er maßgeblich die erfolgreiche Edgar Wallace Reihe mit und schuf Meisterwerke wie "Die toten Augen von London" oder "Der Zinker". Er verfilmte auch 3 Karl May Bücher, nachdem diese in den deutschen Kinos ihren Siegeszug antraten. In den progressiveren Zeiten der 70er drehte er die besten Simmel-Verfilmungen und machte "Und Jimmy ging zum Regenborgen" oder "Der Stoff, aus dem die Träume sind", er verfilmte Konsalik und beendete seine Kinolaufbahn mit dem Versuch in den 70ern die Heimatfilme wieder zu etablieren. Doch "Der Edelweißkönig" oder "Das Schweigen im Walde" wurden von der Kritik schlecht bewertet. Dies war auch immer mal wieder sein Problem, so auch mit diesem Nachahmer der erfolgreichen deutschen Jugendfilme "Die Halbstarken" oder "Berlin Ecke Schönhauser".  Natürlich kann man einiges kritisieren. Der Abstieg vom tierschützenden Musterschüler zum brutalen Gangsterjüngelchen gestaltet sich rasant, ohne Zwischentöne und ohne Tiefgang. Es wirkt kaum glaubwürdig. Auch Christian Wolff könnte man als krasse Fehlbesetzung halten, denn er wirkt als skrupelloser Gangsterboss viel zu brav und anständig. Dennoch....man kann diese gegen den Strich besetzte Rolle auch erfrischend anders und wenig klischeebesetzt, weil ungewöhnlich, ansehen. Christian Wolff war damals ein sehr begehrter Kinostar und war vor allem ein Idol der Jugend. 1959 bekam er einen Bronze Otto der Jugendzeitschrift "Bravo".
Der Film selbst ist eine sehr unterhaltsame, trashige Variante seines Vorbilds "Die Halbstarken" von Georg Tressler und bietet viel Zeitgeist, Hamburger 50er Jahre Impressionen und gut aufgelegte Jungstars. Sehr gut passt da auch hinein, dass Christian Wolff gleich zwei Freundinnen hat, die ihn haben wollen. Die sehr anständige und zärtliche Heidi Brühl, aber auch "The Bitch"... der laszive Vamp, sehr markant gespielt von Corny Collins. Die durfte dann später in "Am Tag als der Regen kam" wieder die Gute sein. Im richtigen Leben war sie auch mit Christian Wolff verheiratet. Hervorragend ist auch die nostalgische, hysterische Krimimusik von Ernst Simon, die bestes 50s und 60s Flair vermittelt.

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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