Montag, 22. Februar 2016

Tomahawk

























Regie: George Sherman

Zwischen zwei Völkern...

"Tomahawk - Aufstand der Sioux" ist ein Film von George Sherman aus dem Jahre 1950, der in etwa zur gleichen Zeit in die Kinos kam wie die wegweisenden Western "Der gebrochene Pfeil" von Delmer Daves oder "Fluch des Blutes" von Anthony Mann, die sich um ein freundlicheres Bild der Rothäute in den Hollywoodfilmen bemühten. Auch "Tomahawk" geht den gleichen Weg, macht aber gar nicht soviel Aufhebens darum und setzt durchweg auf eine freundlich-romantische Darstellung der Ereignisse, die zu der ersten großen Niederlage der Kavallerie durch die Indianer führte. In den amerikanischen Geschichtsbüchern wurde die Schlacht als Fetterman Massacre vermerkt, die Sioux nannten sie die Schlacht der hundert Erschlagenen.
Es ist das Jahr 1966. Schon einige Male haben die Weißen die Verträge mit den Indianern gebrochen. Nun soll es wieder zum Vertragsbruch kommen, weil die Eisenbahn gebaut werden soll. Auch das Fort Kearney wurde auf dem Gebiet der Indianer gebaut. Die Häuptlinge der Sioux, auch der mächtige Chief Red Cloud (John War Eagle) treffen sich mit den Vertretern aus Washington um strittige Fragen zu klären. Der Trapper Jim Bridger (Van Heflin) , der lange bei den Indianern gelebt hat und dort für die Sache der Ureinwohner sprechen soll, hat seinen besten Freund Sol Beckworth (Jack Oakie), ebenfalls ein Trapper und die hübsche Indianerin Monahsetah (Susan Cabot) bei sich.
Seine Worte werden von den Regierungsvertretern nicht gerne gehört, aber Oberst Carrington (Preston Foster) scheint ein vernünftiger Mann zu sein, der auf Frieden setzt. So lassen sich die beiden Trapper von der Armee als Kundschafter anwerben. Die Sioux sind auch bereit, sich auf die ihnen neu zugewiesenen Gebiete zurückzuziehen, sie warnen aber die Soldaten gleichzeitig, dass nur ein toter Indianer den Krieg bringen wird. Und der lässt auch nicht lange auf sich warten. Denn der brutale Lieutenant Dancy (Alex Nicol) tötet rücksichtslos und ohne schwerwiegenden Grund einen Indianerjungen, der sich ein Pferd von den Soldaten beschaffen wollte. Der zweite junge Indianer entkommt. Auch Monahseetah glaubt, dass Dancy auch der Mann sein könnte, der vor einigen Jahren ihre Schwester und deren Kind getötet hat. Unterwegs lesen die Soldaten die fahrenden Schauspieler Julie Madden (Yvonne de Carlo) und Dan Castello (Tom Tully) auf, die sie auch ins Fort begleiten. Auch Bridger ist auf dem Weg zum Fort. Und die Indianer haben auch schon das Kriegsbeil ausgegraben...


"Tomahawk" ist nette Westernunterhaltung, hat aber wenig Tiefgang zu bieten. Die Geschichte wirkt harmlos und naiv, wird aber in tolle Bilder verpackt. Auch die Kampfszenen sind gut choreografiert. Es fehlt bei aller Sympathie ein bisschen die Dramatik. Nur wenige Szenen packen. So bleibt die Szene, in der Bridger den Mörder seiner Frau verfolgt und mit ihm im Fluß einen erbitterten Kampf liefert in guter Erinnerung, denn hier kommt noch eine dritte Person zum Tragen, die den Ausgang des Kampfes dann entscheidet. Durch eine Befehlsverweigerung eines ehrgeizigen Soldaten geraten diese in den Hinterhalt der Indianer. Gewisse Strategien der Schlacht sind etwas absurd dargestellt, da die Indianer sicher schnell merkten, dass sie den neuen Gewehren der Armee unterlegen sind. Ein Fortführen der Strategie einzelner Gruppen, die angreifen, war sicherlich nicht wahrheitsgetreu.
Regisseur George Sherman war ein sehr fleissiger Filmemacher von B-Western, auf sein Konto gehen Genrebeiträge wie "Im Lande der Comanchen", "Die Teufelspassage", "Der Speer der Rache", "Verschwörung auf Fort Clark" oder "Die Schlacht am Apachenpass". In einer kleinen Rolle ist Rock Hudson zu sehen.


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

Chuka

























Regie: Gordon Douglas

Alleingang am Fort Glendannon...

40 Jahre lang drehte Hollywood Regisseur Gordon Douglas Filme, er war zuhause in diversen Genres und galt bei den Produzenten als verlässlicher und solider Regisseur, der auch die Qualität nicht ausser Acht ließ. Einige seiner Filme sind sogar zu echten Klassikern geworden. Am bekanntesten ist vielleicht der Monsterfilm "Formicula" aus dem Jahr 1954, in dem gezeigt wird, dass Ameisen durch Atömversuche in der Wüste auf Monstergröße mutieren können und somit zur echten Gefahr für die Menschen werden. Sein bester Western ist wahrscheinlich der 1964 inszenierte "Rio Conchos" - aber auch "Barquero" (1970), "Im Höllentempo nach Fort Dobbs" (1958) oder "Man nannte ihn Kelly" (1959) zählen zu den Klassikern des Western.  Dabei ist der 1966 realsierte Western "Chuka" leider etwas in Vergessenheit geraten, was eigentlich sehr bedauerlich ist. Denn mit Rod Taylor und John Mills tauchen zwei Schauspieler in den Hauptrollen auf, die man ansonsten mit dem Genre nicht in Verbindung bringt. Rod Taylor hat sich sogar an der Produktion beteiligt und spielt den Tramp und Pistolero Chuka.
Der Film erinnert sehr stark an einen früheren Film von Gordon Douglas, man könnte beinahe von einem Remake des 1951 gedrehten "Bis zum letzten Atemzug" ausgehen. "Chuka", der auch unter dem Titel "Alleingang am Fort Clendannon" bekannt ist, setzt natürlich auch ein bisschen auf die Härte des Italo Western, der in den 60ern seine Blütezeit hatte und am Ende wird es in der Geschichte auch nur wenige Menschen geben, die den Überfall der Indianer auf das Fort überleben.
Der Film spielt im Jahr 1876. In der ersten Szene trifft Chuka (Rod Taylor) in einem winterlichen Gebiet auf hungernde Arapaho Indianer, die gerade einen ihrer verstorbenen Stammesbrüder begraben müssen. Der Revolverheld setzt sich zu den Indianern und schenkt ihnen ein Stück Fleisch. Diese Geste rettet ihm vermutlich am anderen Tag das Leben, als er auf eine Postkutsche trifft, die in Not geraten ist. In der Kutsche befindet sich Helena Chavez (Angela Dorian alias Victoria Vetri), die mit ihrer Tante Senora Veronica Kleitz (Lucianna Paluzzi) auf dem Weg zu Helenas zukünftigen Mann ist. Die schöne Helena soll gegen ihren Wunsch mit einem einflussreichen Mann vermählt werden. Als die beiden Frauen aussteigen, bemerkt der Zuschauer, dass sich Chuka und Veronica von früher kennen müssen. Dann ist die Reisegruppe auch schon von Indianern auf dem Kriegspfad umzingelt. Als der Häuptling Hanu (Marco Lopez) den Mann erkennt, der ihm Nahrung angeboten hat, verschont er die Reisegruppe. Im Fort angekommen wird Chuka von dem dort stationierten Colonel Stuart Valois (John Mills) und dessen rechter Hand Sergeant Hansback (Ernest Borgnine) misstrauisch beobachtet. Es herrschen raue Sitten im Fort, bei der Ankunft wird ein junger Mann (Michael Cole) gerade ausgepeitscht, auch sonst scheinen die Soldaten des Forts alle wegen irgendwelchen Vergehen oder Verfehlungen dort strafversetzt zu sein. Der erfahrene Major Benson (Louis Hayward) hat auch eine indianische Geliebte (Herlinda del Carmen) in seiner Unterkunft versteckt. Chukas alte Liebe zu Veronica wird wieder wach. Als der Scout Lou Trent (James Whitmore) Hilfe holen soll, fälllt er in die Hände der Indianer und wird gefoltert. Chuka gelingt es den Mann zu befreien und wieder ins Fort zu bringen. Dort muss man sich aber nun auf den Angriff des Stammes vorbereiten...



Und dieser endet dann tödlich und blutig. Chuka selbst wird durch einen Speerwurf schwer verletzt. Auch in der letzten Szene gibt es eine Auge um Auge Begegnung zwischen dem Pistolero und dem Indianerhäuptling, der ihn ein weiteres Mal verschont. Veronica stirbt durch einen tödlichen Pfeil, genauso wie Hansback, Valois und Trent. Lediglich Helena überlebt das Massaker. Am Ende sieht man einen einzelnen Grabhügel innerhalb des Forts. Der Film lässt offen, ob dies das Grab von Chuka ist, beerdigt durch Helena. Es könnte aber auch sein, dass Chuka seine große Liebe Veronica dort bestattet hat und zusammen mit Helena das Fort verlassen konnte. Gordon Douglas gelang mit "Chuka" ein kompromissloser Westernbeitrag, der sich auch kritisch mit der Haltung der Armee auseinandersetzt. Durch Hunger waren die Indianer gezwungen auf Kriegspfad zu gehen, man hätte das Blutbad sicherlich verhindern können.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Samstag, 20. Februar 2016

Die Dame und der Killer


























Regie: George Cukor

Von Cheyenne nach Bonanza...

George Cukor befand sich mit dem Western "Die Dame und der Killer" von 1960 auf einem für ihn höchst ungewohnten Terrain. Seine Vorliebe galt den (Screwball)Komödien, opulenten Ausstattungsfilmen, Musicals oder verfilmten Bühnenstücken. Immerhin entstand "Die Dame und der Killer" (Orginal: Heller in Pink Tights) nach dem  Bestseller des Westernautors Louis L`Amour und ist darüberhinaus auch eine temporeiche Komödie um eine fahrende Schauspielertruppe, die um 1880 mit ihren beiden Kutschen durch den Wilden Westen tingelt. Ultimatives Zugpferd von Tom Healys (Anthony Quinn) Schauspieltruppe ist die äusserst attraktive Angela Rossini (Sophia Loren). Ausserdem gehören das Mutter/Tochter Gespann Mrs. Lorna Hathaway (Eileen Heckart) und Della Southby (Margaret O´Brien) sowie Doc Montague (Edmund Lowe) zum Schauspiel-Ensemble. Die Künstler legen sich nicht nur bei ihren illustren Auftritten ins Zeug, sondern haben auch immer wieder Auseinandersetzungen mit aufgebrachten Bürgern, wütenden Gläubigern und misstrauischen Sheriffs. Mit anderen Worten: Die Wanderbühne von Tom Healy steht immer am Rande des Ruins. In Cheyenne ist die nächste Vorstellung. Natürlich findet die schöne Angela mit ihren lasziven Verführungskünsten schnell gleich zwei neue Verehrer: Sam Pierce (George Matthews), der führende Theater- und Hotelchef. Ausserdem ein gewisser Clint Mabry (Steve Forrest), ein Revolverheld, der gerade zwei Männer im Duell erschossen hat. Und auch ein dritter Mann hat Angst vor dem Mann mit dem schnellen Colt. Dieser vermutet, dass Mabry der Auftragskiller des Geschäftsmannes De Leon (Roman Novarro) ist. Mit ihrem Stück "La Belle Helene" kommt die Truppe beim Publikum nicht an, daher mus Healy umdisponieren. Ersatzstück ist "Mazeppa" - bei dem Angela nackt an ein Pferd gebunden über die Bühne galoppiert. Das kommt beim Westernvolk klar besser an und wird ein Riesenerfolg. Leider erscheint ein Gläubiger und so sind die Schauspieler wieder ohne Geld. Angela wagt ein Pokerspiel, bei dem sie ihren Körper als Pfand einsetzt und verliert gegen Mabry. Bei der Flucht aus der Stadt, die unausweichlich ist, hilft der Revolverheld der Truppe. Er will natürlich den verlockenden Wetteinsatz von Angela noch kassieren. Doch die nächste Gefahr droht mit einem umherziehenden Indianerstamm...



Cukors Film bietet einen sehr extravaganten und auch äusserst interessanten Blick auf den Wilden Westen. Tatsächlich zählen diese Wanderbühnen aus dme Osten zu den Hauptstützen der Unterhaltungsindustrie des Westens - aber sie sind im Genre kaum erwähnt worden. Eine der herausrangenden Szenen des Films ist der Überfall der Indianer auf die schon verlassenen Planwagen der Schauspieler, die leider ihren ganzen Fundus an historischen Kostümen zurücklassen mussten. Diese farbigen Kostüme, Masken werden von den Rothäuten entdeckt, die sich gleich fasziniert der Kleideranprobe hingeben. So erscheint der Wilde Westen in einem ganz besonderen Licht. Highlight ist natürlich Sophia Loren in der Rolle dieser Angela Rossini - sie entfaltet sich als geballte italienische Erotik und spielt sämtliche Facetten einer weiblichen Durchtriebenheit aus. Natürlich missfällt dies ihrem Mentor und Liebhaber Tom Healy, der sie irgendwo einseitig liebt. Aber auch sie hat starke Gefühle für ihn, dennoch siegt oft ihre unbezähmbare Lust sich zu nehmen, was sie begehrt. Und hier kommt dann als Rivale dieser gefährliche Revolverheld ins Spiel. Insgesamt eine sehr unterschätzte Perle des Genres.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Reiter ohne Gnade




















Regie: Ray Enright

Ein Lehrer und seine Schüler...

In der deutschen Fassung von "Kansas Raiders" aus dem Jahr 1950 wurden aus Jesse (Audie Murphy) und Frank James (Richard Long), Kit Dalton (Tony Curtis) und Cole (James Best) und James Younger (Dewey Martin) die Filmfiguren Johnny Camps mit Bruder Frank, Ken Norton und Sol und Jim Tucker, was besonders das Ende auch verfälscht, denn die jungen Männer machen sich danach auf wieder in die alte Heimat zurückzukehren und den Schauplätzen des Krieges den Rücken zu kehren...dabei zeigte der unheilvolle Einfluß von Quantrill (Brian Donlevy) in eine ganz andere Richtung. Statdessen trat die Gruppe dieser jungen Männer am Ende sein Erbe der Gesetzlosigkeit an und sie werden zukünftig eine Laufbahn als gesuchte Schwerverbrecher einschlagen. Jesse James, damals 17 Jahr, wurde am 3. April 1882 im Alter von 34 Jahren erschossen. William Clark Quantrill selbst lebte von 1837 bis 1865 und war einer der berüchtigtsten Partisanenführer des Sezessionskriegs. Unsere fünf jungen Männer haben im Krieg sowohl Heimat als auch die Eltern verloren. So entsand ein unbändiger Hass auf alle Yankee-Soldaten. Sie sind auf der Suche nach diesem legendären Quantrill, der sich mit einer großen Truppe von Guerillas vor den Unionstruppen versteckt hält. Auf ihrer Reise treeffen sie die hübsche Kate Clark (Marquerita Chapman), die Qunatrill kennt, die Jungs aber davor warnt sich seiner Bande anzuschließen. Wenig später treffen sie auf Quantrills Männer, werden zuerst gefangen genommen und dann vom selbsternannten Heeresführer in seinen Kreis aufgenommen - auch Kate treffen sie bei der Bande wieder, sie ist die Geliebte von Quantrill. Und Johnny, der Anführer der Jungs, gewinnt durch seine Intelligenz, sein strategisches Verständnis und seine Führungsqualiäten schnell das Vertrauen des Obersten. Aber er bemerkt auch, dass es der Bande nicht alleine um den Kampf gegen die Yankee Soldaten geht. Brutale Überfälle auf Patrouillen, Eisenbahnstrecken, Kuriere und Siedlungen der Union verschafften dem Partisanenführer den Ruf "The bloodiest man in American History" zu sein, Doch er und vor allem auch seine rechte Hand Bill Anderson (Scott Brady) vergreifen sich oft auch an Zivilisten, brennen Farmen nieder und töten Frauen und Kinder. Ausserdem lässt er gefangene Soldaten als Spione exekutieren. Johnny wendet sich bald von seinem Vorbild ab....


"Reiter ohne Gnade" wurde von Ray Enright inszeniert und basiert auf einem Drehbuch von Robert L. Richards, der auch das Script zu "Winchester 73" verfasste. Thematisiert wird nicht nur der amerikanische Bürgerkrieg, der Menschen entwurzelt und sie zu Kriminellen macht, sondern auch die Konfrontation von verfeindeten Rebellentruppen, die noch gefährlicher waren als die Männer der beiden sich bekämpfenden Armeen. Denn diese Banden mussten sich nicht an Spielregeln halten. So kam zum Krieg auch noch eine weitere, ganz furchterregende Brutalität noch oben drauf. Raub, Plünderung und Mord schien zur Tagesordnung zu werden.
Der Film gewährt m.E. eine recht authentischen und stimmigen Blick in diese Zeit und zeigt auch eindrücklich, dass der ehemalige Kämpfer Quantrill langsam die Kontrolle über seine Truppe verliert und wie sich seine patriotischen Ideale immer mehr ins reine Banditentum verwandeln. In den noch unverdorbenen Johnnny Camps sieht er vielleicht sich selbst, doch diese Erkenntnis kommt dann leider viel zu spät. Es gibt viel Action und viele Kugeln finden ihr Ziel. Es gibt Überfälle und Kriegsverbrechen zu sehen und der Zuschauer bekommt einen guten Eindruck was damals tatsächlich jenseits der offiziellen Schlachtfelder geschah. Mit einer Laufzeit von knapp unter 80 Minuten ist die Produktion auch nicht zu lang ausgefallen. Einmal mehr darf Audie Murphy sich in den Sattel schwingen und die Waffen sprechen lassen. "Reiter ohne Gnade" war einer seiner ersten Western, er war damals gerade mal 25 Jahre alt. Er macht seine Sache gut, wirkt glaubwürdig in dieser Geschichte über die unheilvollen Verführungen zum Bösen.


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

Donnerstag, 18. Februar 2016

Bis zum letzten Mann



Regie: John Ford

Massaker...

In "Bis zum letzten Mann" geht es um Legendenbildungen, die auf Lügen oder Unwahrheiten basieren. Dies kommt besonders in der Schlusszene zur Geltung, die in der deutschen Fassung (nur 90 Minuten lang und daher in gravierender Weise verstümmelt) leider nicht gezeigt wird. Eine Szene, in der der überforderte Befehlshaber Kavallerieoffizier Owen Thursday (Henry Fonda) als Held der Nation verklärt wird. Dabei wird die bittere Wahrheit verschwiegen, dass dessen fragwürdiger Befehl (Indianer angreifen, obwohl von deren Seite Friede signalisiert wird) vielen Soldaten seiner Kompanie den sinnlosen Heldentod bringt. Dem Verursacher eines widerlichen Massakers wird diese Legendenbildung als tapferer Held angedichtet. John Wayne als Captain Kirby York weiß es besser, aber er hält seinen Mund und bescheinigt seinem verstorbenen Vorgesetzten den Mut großer Helden.
Diese Szene nahm Ford dann einige Jahre später in seinem Alterswerk "Der Mann, der Liberty Valance erschoß" wieder auf. Die so ruhmreiche Nation Amerika schöpft aus Heldengeschichten, die sich in Wahrheit ganz anders zugetragen haben. Aber diese Tatsachen taugen nicht um eine Nation zu stärken. So nimmt John Ford - der große Chronist der amerikanischen Pioniertage - eine kritische Haltung dazu ein. In einem Interview gab er auch mal zu, dass er schon immer auf der Seite der Indianer war - in diesem Film aus dem Jahr 1948 ist das gut zu erkennen und somit war "Bis zum letzten Mann" seiner Zeit voraus, denn erst einige Jahre später sollten weitere Western entstehen, die einen positiven Blick auf die Ureinwohner zuliessen. "Fluch des Blutes" der Noir Western von Anthony Mann etwa oder der berühmte James Stewart Film "Der gebrochene Pfeil" von Delmer Daves.
Die DVD enthält zum Glück auch die amerikanische Originalfassung (mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln) und in dieser Fassung erkennt man auch die Qualitäten dieses Kavalleriewestern als unvergessliches Meisterwerk.
In der einen oder anderen Szene ist der Film natürlich auch patriotisch angehaucht und verklärt das Militär. Kein Wunder, denn für Ford waren das reine Auftragsarbeiten - umso mutiger, dass er im Laufe der Handlung des Films, der im Original "Fort Apache" heißt, einen so kritischen, bitteren und galligen Kommentar zum Militär abgibt.
Die Geschichte spielt kurz nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Obwohl Captain Kirby York (John Wayne) ein guter Mann für den Posten als Befehlshaber des abgelegenen Fort Apache, irgendwo im Südwesten der USA, wäre, wird der Kavallerieoffizier Owen Thursday (Henry Fonda), im Bürgerkrieg zum General aufestiegen und danach zum Oberstleutnant degradiert, für diesen Posten ausgewählt. Thursday fasst diese Entscheidung als Demütigung an und betrachtet diese Aufgabe nur als Zwischenstation für seine hoffentlich weiter fortschreitende Militärkarriere. Aber er weiß auch, dass nur ein prestigeträchtiger Sieg diese Beförderungen Wirklichkeit werden lassen. So könnte er ein Sieg über die Indianerstämme erringen, die sich mehr und mehr kriegerisch geben. Doch der Mann, der mit seiner hübschen Tochter Philadephia (Shirley Temple) im Fort ankommt, versteht es sehr schnell sich durch seine steife und arrogante Art bei den Soldaten unbeliebt zu machen. Er hat trotz Kriegserfahrung wenig Ahnung vom Umgang mit den Indianer, die er für ungebildete Wilde hält und York hält ihn für einen inkompetenten und egozentrischen Besserwisser. Auch die beginnende Liebe seiner Tochter zu Lieutenant Michael O´Rourke (John Agar) ist ihm ein Dorn im Auge, er hält den Mann nicht gut genug für seine Tochter. Schließlich ist dessen Vater (Ward Bond) lediglich ein Sergeant. So sind zukünftig Konfikte zu erwarten. York gelingt es das Vertrauen des Häutpling Cochise (Miguel Inglan) zu gewinnen, der sich bereit erklärt Frieden zu wollen und einem Treffen mit Thursday zustimmt. Dieser ist aber nicht an Frieden interessiert, sondern gefällt sich in der Rolle des unschlagbaren Militärstrategen und lässt die friedliche Situation sinnlos eskalieren. Was folgt ist der Kampf zwischen seinem Bataillon und einer Überzahl von Indianern, die Soldaten werden abgeschlachtet. Nur Thursday und einige seiner Männer überleben das Massaker...



Die Ereignisse in "Fort Apache" sind an die Schlacht am Little Big Horn angelehnt. Strategische Fehleinschätzungen und eine masslose Überheblichkeit des Verantwortlichen General Custer führte zum vernichtenden Schlag und zum Sieg der Rothäute. Dabei führt Thursday auch seinen besten Mann York hinters Licht, den zu ihm hatte Häuptling Cochise Vertrauen. John Ford beleuchtet nicht nur die fragwürdigen Männer, die zu Helden aufgestiegen sind, sondern auch die psychischen Veränderungen, die in den Männern ausgelöst wurde, wenn sie Macht erlangen konnten. Von allen drei Kavalleriefilmen Fords ist "Bis zum letzten Mann"sicherlich der Beste.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Mittwoch, 17. Februar 2016

Rio Grande


Regie: John Ford

Vater und Sohn...

John Ford ist natürlich eine große Regie-Legende, besonders wenn es um das Westerngenre geht. Im Alter von 78 Jahren verstarb er im Jahr 1973. Er hinterließ ein Erbe von etwa 124 Filmen und erhielt insgesamt viermal den Oscar als bester Regisseur: "The Informer" (1936), "Früchte des Zorns" (1941), "So grün war mein Tal" (1942) und "Der Sieger" (1953). Mit dem großen Westernstar John Wayne drehte er besonders häufig und beide schufen unsterbliche Klassiker wie "Ringo", "Der schwarze Falke" oder "Der Mann, der Liberty Valance erschoß". Auch in allen drei Kavallerie-Auftrragswestern, die Ford zwischen zwischen 1947 und 1950 drehte, spielte John Wayne die Hauptrolle."Rio Grande" entstand 1950 und bildet somit den Abschluß dieses Trios, bei dem John Ford wieder in schwarz-weiß drehte, obwohl ja der Vorgängerfilm "Der Teufelshauptmann" gerade wegen seiner Farbkamera den Oscar bekam. Nichtsdestotrotz ist auch die Location vom weiten, besetzen Land durch amerikanische Soldaten atmosphärisch stark in schwarz-weiß Aufnahmen bebildert.
Durch die Gesangseinlagen der "Sons of Pioneers" erhält der Film auch ein starke musikalische Handschrift, die die beiden Filmelemente "Familiendrama" und "Schlacht" auflockern soll. Ich fands eher zuviel Gesang, aber dafür sorgt Faktotum Victor McLaglen - genau wie in "Der Teufelshauptmann" - als rechte Hand des Colonels für guten Humor und eine gewisse Herzenswärme, die dann aufs ganze Regiment auszustrahlen scheint. John Wayne ist als Colonel Kirby Yorke zu sehen, der mit seinen Männern nicht nur das Fort bewacht, sondern auch immer wieder gegen widerständige Apachen in den Kampf ziehen muss. Diese Krieger machen es der US-Kavallerie aber immer wieder schwer, da sie nach ihren Überfällen den Rio Grande überqueren und am anderen Ufer dann auch schon in Mexiko sind. Und den US-Soldaten ist es strengstens untersagt die Grenze zu überschreiten. Aber nicht nur dieses Problem macht dem Colonel zu schaffen. Sein Sohn Jeff ((Claude Jarman jr) hat die Prüfung in Westpoint wegen Mathematik vermasselt und hat sich nun als ganz normaler Rekrut wie andere junge Männer (u.a. Harry Carey jr, und Ben Johnson) bei der Army gemeldet. Zufälligerweise wird er nun ins Regiment seines Vaters versetzt, den er seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hat. Seine Eltern leben seit dieser Zeit getrennt, da sich der Vater nicht von der Armee trennen konnte und seine Frau nicht das Dasein einer Soldatenfrau im Fort führen wollte. Doch Kathleen Yorke (Maureen O'Hara) taucht kurze Zeit später auch im Fort auf um ihren Sohn wieder mitzunehmen. Vater Kirby ist da ganz anderer Meinung: Er ist sich sicher, dass ein Mann seine Verantwortung übernehmen muss und zu seinem Wort zu stehen hat, selbst wenn er sich dadurch zerstört. Bald lassen die Angriffe der Apachen nicht auf sich warten. Und Jeff bekommt seine Bewährungsprobe. Die Apachen haben einige Kinder aus dem Fort entführt und sie nach Mexico verschleppt. General Sheridan (J. Carrol Naish) gibt nun Yorke den langersehnten inoffizellen Befehl die Grenze zu überqueren...




Somit fällt der Hauptteil von "Rio Grande" um einiges actionhaltiger aus als der ruhige erste Part, der sich vor allem auf die Figurenkostellation und Charakterzeichnungen fixiert. Dass auch die ruhigeren Töne gut funktionieren ist der guten Ensembleleistung zuzuschreiben. Ford engagierte dafür einige "Stammschauspieler" wie  Chill Wills, Victor McLaglen, Ben Johnson und Harry Carey jr. Die Szene mit Wills und McLaglen, in der Letzterer seine Brandstiftung erwähnt, ist besonders witzig und zeigt die Klasse des Regisseurs.  Maureen O'Hara spielt zum ersten Mal John Waynes Frau - es sollte aber nicht bei diesem einen Mal bleiben. Für John Ford wiederholten sie diese Paargeschichte weils so schön war noch zwei weitere Male. Wenn man alle drei Kavallerie-Film von Ford miteinander vergleicht, dann ist "Rio Grande" eindeutig der schwächste Teil. Wie gesagt es war eine Auftragsarbeit und vielleicht legte Ford da etwas weniger Motivation hinein, aber die Realisierung dieses Streifens war die Bedingung für die Studio Bewilligung für den geplanten Film "Der Sieger". Da fürchtete man Verluste.Dennoch ist "Rio Grande" ein Klassiker. Er hat zwar nicht diese markanten Szenen und Bilder wie "Bis zum letzten Mann" oder "Der Teufelshauptmann" - aber er ist überzeugend bei diesem Vater-Sohn Konflikt. Und wie immer zeigt es sich wie undankbar doch der Job als Held bei der Armee war. Gerade für so einen ausgezeichneten Soldaten wie Kirby Yorke, der alle seine privaten Wünsche und Sehnsüchte hinten an stellt.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.