Samstag, 6. Februar 2016

Das war Mord, Mr Doyle




Regie: Gerd Oswald

Mord aus Leidenschaft...

Gerd Oswalds Film wurden immer etwas unterbewertet. Der Sohn des Stummfilmregisseurs Richard Oswald drehte in den 50er Jahren in den USA einige stimmige Beiträge der schwarzen Serie, bevor er Ende der 60er Jahre auch wieder in Deutschland drehte. Seine bekanntesten Filme sind wohl "Am Tag, als der Regen kam" und "Schachnovelle". In den USA überzeugte vor allem "Kuß vor dem Tode" und "Das war Mord, Mr. Doyle", für den er sogar Hollywood Legende Barbara Stanwyk in der Hauptrolle gewinnen konnte. Sie spielt in diesem düsteren Schwarz-Weiß B-Picture die bekannte und bei den Kollegen extrem angesehene Journalistin Kathy Fergusan, die bei der Zeitung in San Francisco arbeitet. Sie ist eine Frau, die weiß was sie will, ledig und emanzipiert...im Grunde das krasse Gegenteil des damaligen Rollenverständnisses. Bei ihrer Arbeit lernt die ca. 50jährige Frau eines Tages den ca. 10 Jahre jüngeren Leutnant Bill Doyle (Sterling Hayden) kennen, der mit seinem Partner Captain Charlie Aliados (Royal Dano) einen Flüchtigen verfolgt, von dem Kathy weiß wo er sich aufhält. Sie empfindet gleich eine starke Zuneigung zu Bill und so kommt es auch, dass sie ihn wiedertrifft. Obwohl sie durch ihre Story ein tolles Angebot aus New York City erhält, gibt sie ihre Karriere auf und heiratet ihren Bil. Sehr schnell merkt die ehrgeizige Frau aber, dass ihr das Leben in der Vorstadt als Hausfrau unglücklich macht. Erschwerend kommt hinzu, dass ihr Mann keinerlei Ehrgeiz zu entwickeln scheint, obwohl er nach Meinung von Kathy doch viel mehr kann als sein Vorgesetzer Aliados. Kathy ist raffiniert genug die Karriereleiter ihres rundum zufriedenen Ehemanns durch gewisse Initativen massiv anzukurbeln. Sie forciert einen Autounfall mit Alice Pope (Fay Wray), der Ehefrau des Polizeiinspektors Tony Pope (Raymond Burr), Leiter von Bills gesamter Division. Pope scheint sofort Kathys Ambitionen zu erkennen, dennoch spielt er das Spiel mit. So wird Kathy auch zu Alices bester Freundin. Es scheint als ob Aliados und dessen ebenso ehrgeizige Frau (Virigina Grey) nun nur noch 2. Geige bei den Popes spielen. Dies bleibt nicht ohne Konsequenz. Als Kathy anonyme Briefe bekommt, die sie eines Ehebruchs mit Pope bezichtigen, sieht ihr gutmütiger Mann Bill zum ersten Mal rot...


Doch es kommt noch dicker. Diese Geschichte über beruflichen Ehrgeiz wird irgendwann tatsächlich zu diesem damit verbundenen "Über Leichen gehen" und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei spielt Barbara Stanwyk mit Bravour diese liebende, aber dennoch skrupellose Frau, die vor nichts zurückschreckt, um ihren Bill zu fördern. Die Karriereleiter soll bestiegen werden und zwar ganz nach oben. Natürlich ist ein Noir aber so angelegt, dass nach dem Höhenflug auch der Fall auf die Protagonistin wartet, die eine grandiose Vorstellung als Femme Fatale im Hausfrauen-Mief der 50er abgibt. Ihr zur Seite stehen mit Sterling Hayden und Raymond Burr zwei Darsteller, die ebenfalls sehr überzeugen können. Es gibt auch ein Wiedersehen mit King Kongs weißer Frau Fay Wray. Im Grunde ist Stanwyks Kathy eine Art Fortsetzung zur Noir Karrierefrau Midred Pierce. Der Film ist kurz und knapp, was aber m.E. kein Nachteil ist. Es wird zwar vielleicht gerade Kathys Entscheidung nur Hausfrau zu sein zu schnell abgehandelt, aber dies gibt dem Film auch eine spannende Dynamik, die bis zum Schluß anhält. Ein bisschen schwingt auch Sozialkritik ala Douglas Sirk mit.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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