Dienstag, 18. Oktober 2022

Menschenraub in Sinapur


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Robert Aldrich

Die Entführung des Atomwissenschaftlers...

Einige Beiträge der schwarzen Serie wählten eine Handlung mit exotischer Location. Samuel Fullers farbiger Film Noir spielt im Nachkriegsjapan. Das amerikanische Militär ermittelt gegen das organisierte Verbrechen. In "Macao" von Josef von Sternberg verlieben sich Rauhbein Robert Mitchum und Sexsymbol Jane Russell und auch Shanghai hat sich als gefährliches Pflaster erwiesen, wie Orson Welles "Lady in Shanghai" oder "Abrechnung in Shanghai" beweisen. Vor seinem Durchbruch im Westerngenre mit Filmen wie "Massai" oder "Vera Cruz" wählte auch Robert Aldrich einen Noir mit fremdländischen Schauplatz: Singapur. Das Drehbuch des 1954 gedrehten "World for Ransom" (Original: Menschenraub in Singapur) schrieb Hugo Butler. Ein Name, der leider nicht genannt werden durfte, da der Mann jahrelang auf der schwarzen Liste von Hollywood geführt wurde.
Der Film wurde in 11 Tagen gedreht mit einem überschaubaren Budget von ca. 90.000 Dollar und dennoch lief der Film recht erfolgreich in den Kinos. Als Glücksfall erwies sich natürlich ein so versierter Kameramnn wie Joseph Biroc, der erst im betagten Alter von 71 Jahren einen Oscar als bester Kameramann für "Flammendes Inferno" gewann. Er war auch Kameramann vieler Klassiker wie "Ist das Leben nicht schön ?", "Der Teufel kommt um vier", "Wiegenlied für eine Leiche", "Flug des Phönix", "Keine Gnade für Ulzana" oder "Geier kennen kein Erbarmen". Trotz fehlender Kulissen hat Adrichs Frühwerk dank der Bilder eine starke dunkle Atmosphäre.
Mike Callahan (Dan Duryea) ist ein irischer Emigrant und Kriegsveteran, der nach dem Krieg in Singapur hängenblieb und dort als Privatdetektiv arbeitet. Er übernimmt einen Fall von seiner ehemaligen Flamme Frennessey March (Marian Carr), die jetzt eine Nachtclubsängerin in einem angesagten Nachtclub ist. Sie glaubt, dass ihr Mann Julian March (Patric Knowles) in kriminelle Machenschaften verwickelt ist und bittet ihren Ex um Hilfe. Callahan hat es nie überwunden, dass die Lady ihm den Laufpass gab und stattdessen den smarten Julian geheiratet hat. Er versucht sich jedoch zuerst nichts anmerken zu lassen. Zumal er auch mit Julian befreundet ist. Tatsächlich ist Julian auf einem gefährlichen Weg. Er arbeitet mit einem Mann namens Alexis Pederas (Gene Lockhard) zusammen, der Kopf eines Komplotts ist. Mit seinen Bandenmitgliedern will er den prominenten Atomwissenschaftler Sean O´Connor (Arthur Shields) entführen und ihn dem Meistbietenden für ein Lösegeld von 5 Millionen Dollar verkaufen.  O´Connor ist einer von nur vier Männern auf der Welt, die das Wissen haben eine Atombombe zu zünden....



Zur Zeit der Herstellung war die Angst vor einem Atomkrieg natürlich sehr groß, viele Filme der damaligen Zeit haben sich mit dieser Furcht beschäftigt. Vor allem der 50er Jahre Science Fiction Film nahm sich oft diesem Thema an. In "Menschenraub in Singapur" macht Hauptdarsteller Dan Duryea eine gute Figur. Der Schauspieler hat im Lauf seiner Karriere in einigen Noirs sein Talent bewiesen. Er war der Gegenspieler von Burt Lancaster in Siodmaks "Gewagtes Alibi" und wurde in dem weinger bekannten "Schwarzer Engel" verdächtigt die Ehefrau ermordet zu haben. Insgesamt ist Aldrichs Film gelungen, auch wenn der Anfang etwas stockend inszeniert wurde. Erst in der zweiten Hälfte kommt der Spannungsbogen gut zum Tragen.




Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Eine Stadt hält den Atem an


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: John und Ray Boulting

Staatsfeind Nr. 1....

Die Zwillingsbrüder John und Ray Boulting drehten viele ihrer Filme gemeinsam. Die bekanntesten Werke sind sicherlich "Brighton Rock" bei dem John Regie führte und Roy produzierte den Noir Film. Johns beste Arbeit dürfte "Teufelskreis Y" mit Hayley Mills in der Hauptrolle sein. Gemeinsam drehten sie 1950 den Atomthriller "Eine Stadt hält den Atem an", der sowohl für den Goldenen Löwen als auch für den BAFTA Award nominiert war. Für das Drehbuch dieses Films erhielten die beiden sogar den Drehbuch Oscar.
Die Verwandtschaft mit dem Noir Thriller ist vor allem dem Stil des Films geschuldet - die beiden Boultings schaffen es ein Szenario zu zeigen, dass eine stark vom Krieg geprägte brüchige Generation zu zeigen, die mit akutellen Zukunfsängsten konfrontiert wird. Der kalte Krieg in einem Frühstadium, der Staat sieht einzig und allein in einer atomaren Aufrüstung das Mittel der Wahl um sich vor potentiellen Angreifern zu schützen. Ein einzelner Mann wird zum Mittelpunkt des Geschehens, weil er nach langem Hin- und Her, nach langer Auseinandersetzung mit der Materie eine Entscheidung getroffen hat, die ihn zum Aussenseiter, zum Staatsfeind Nr. 1 macht - ausgegrenzt und vereinsamt irrt dieser Mann durch London, bereit eine nukleare Bombe zu zünden. Es handelt sich um den Atom-Wissenschaftler Professor John Willindon (Barry Jones), der bis gestern ein scheinbar gut bürgerliches Leben führt, aber weder seine Frau (Marie Ney) noch seine Tochter Ann (Sheila Manahan) auch nur die leiseste Ahnung davon haben, welch zerstörerischer Plan sich in seinem Kopf entwickelt hat. Willington ist ein leitender Forscher der britischen Atomwaffenentwicklungseinrichtung, der irgendwann im Laufe der Zeit erkannt hat, dass er eher einen Beitrag für die Zerstörung leistet als für den Frieden. Konsequenterweise sieht der intelligente und sensible Akademiker sein Ziel jetzt darin diesen Teufelskreis zu zerstören, indem er von der Regierung die sofortige Vernichtung aller Atomwaffen fordert - ansonsten müsse er zu dem drastischen Mittel greifen das Regierungsviertel von London mit Oppenheimers tödlichem Spielzeug zu zerstören. Scotland Yard Ermittler Folland (Andre Morell) nimmt die Ermittlungen auf. Es gilt den verschwundenen Wissenschaftler, der die Bombe in einer Tasche mit sich führt, so schnell wie möglich zu finden und ihn unschädlich zu machen. Eine Woche hat der Inspektor Zeit, dann geht die Bombe hoch. Willingtons Assistent Stephen Lane (Hugh Cross), der mit Willingtons Tochter befreundet ist, hilft der Polizei bei der Suche. Währenddessen lernt Willington den ehemaligen Bühenstar Goldie (Olive Sloane) mit ihrem Hund kennen. Die Frau bietet ihm an, dass er eine Nacht in ihrer Wohnung verbringen kann...




1950 - fünf Jahre nach dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki stand die Welt immer noch unter dem Einfluss der schockierenden Waffe, die insgesamt einer viertel Million Menschen das Leben kostete. Die Brüder Boulting verzichten darauf den radikalen Einzelgänger als Böse darzustellen. Ganz im Gegenteil: Sie zeigen die große Zerrissenheit dieses Protagonisten, in dessen Psyche sich ein Wandel vollzog. In einigen Szenen wird angedeutet, dass die Auseinandersetzung mit der verheerenden Waffe ihn auch psychiatrisch krank werden ließ. Er ist eine tragische Figur, die von dem Briten Barry Jones sehr gut dargestellt wird.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.