Sonntag, 26. Juni 2016

El Perdido



Regie: Robert Aldrich

Das hübsche Mädchen im gelben Kleid...

Regisseur Robert Aldrich ließ kein gutes Haar an seinem 1961 gedrehten Film "El Perdito" (Original: The Last Sunset). Er gab zum einen die Schuld Kirk Douglas, der nicht nur der Hauptdarsteller war, sondern den Film auch mitproduzierte - und in dieser Eigenschaft mischte er sich oft in die Regie ein und soll den Film im Schnitt völlig zerstört haben. Auch mit Drehbuchautor Dalton Trumbo war Aldrich äusserst unzufrieden. Er warf ihm mangelnde Motivation vor. Trumbo, der berühmte amerikanische Drehbuchautor, gehörte in den späten 40er Jahren zur Gruppe der sogenannten Hollywood Ten - unter Berufung auf den fünften Zusatzartikel der US-Verfassung weigerten sie sich vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe auszusagen. Als Konsequenz gabs Geld- oder Haftstrafen und Berufsverbot. Daher verbrachte er nicht nur einige Monate im Knast, sondern wurde auf eine schwarze Liste gesetzt. Trumbo musste jahrelang unter Pseudonym arbeiten. Er bekam zwar zwei Oscars für die besten Storys in "Ein Herz und eine Krone" und "Roter Staub" - aber sein Name wurde nie genannt. Erst Jahre später wurde seine Urheberschaft auch offiziell anerkannt. Durch den Einfluß des linksliberalten Superstar Kirk Douglas bekam er unter eigenem Namen Anfang der 60er Jahre wieder Arbeit. Auch Otto Preminger hatte Trumbo versprochen, ihn offiziell als Drehbuchautor für den Film "Exodus" zu nennen. Aldrich hatte das Gefühl Trumbo würde "El Perdito" vernachlässigen und sich viel mehr auf den Preminger Film zu konzentrieren.
Dennoch geht Aldrich mit seinem Film viel zu hart ins Gericht. Aldrich, der aus seiner Kritik am Hollywoodsystem nie einen Hehl machte, überzeugte durch unübliche kritisch-direkte Themen und brisante gesellschaftliche Fragen. Und so gestaltet ist auch dieser ungewöhnliche Western, dessen einzige Schwachstelle m.E. die Gesangseinlagen von Kirk Douglas mit einem mexikanischen Gesangstrio ist. Ansonsten ist das ein klasse Western, der reichlich unterbewertet in seinem Genre ist und als griechische Tragödie angelegt ist. Trumbos Drehbuch bietet schon einiges: Zum Beispiel eine Liebesgeschichte zwischen Vater und Tochter.
Das Grundgerüst der Geschichte ist allerdings in der Westernsparte weit verbreitet und beliebt. Ein Gesetzesmann und ein Bandit sind gemeinsam unterwegs. In dieser hindernisreichen Reise gibts viele Gefahren in der Gestalt von Banditen, Indianern, Naturkatastrophen und vor allem durch die zwei mitfahrenden Frauen.
Seit längerer Zeit wird der Herumtreiber, Revolverheld und Frauenheld Brendan O´Malley (Kirk Douglas) von einem gewissen Dana Stribling (Rock Hudson) verfolgt. Aus gutem Grund: Nicht nur dass er steckbrieflich gesucht wird, Stribling hat auch eine persönliche Rechnung mit O´Malley offen. Denn dieser hat Striblings Schwager ermordet und er gibt ihm auch die Schuld für den Selbstmord seiner Schwester. Doch inzwischen hat O´Malley mexikanischen Boden erreicht. Also offiziell ist der Haftbefehl dort ungültig. Dennoch gibt Stribling die Suche nicht auf. Er taucht auf der Ranch des alten und verbitterten Alkoholikers John Brekkenridge (Joseph Cotten) auf. Dieser hat eine große Rinderherde, die er über die Grenze nach Texas treiben lassen will. Er will dort mit seiner jüngeren Frau Belle (Dorothy Malone) und der 16jährigen Tochter Missy (Carol Lynley) eine neue Existenz aufbauen. Für den Treck kommt daher O´Malley wie gerufen. Und dieser ist nicht nur rein zufällig dort aufgetaucht. Denn Mrs. Brekkenridge war als junges Mädchen seine Geliebte. Bald taucht auch Stribling auf, der viel vom Viehtreck versteht und sich auch von dem Rancher engagieren lässt. So beginnt eine gefahrvolle Reise, wo die Reisenden alle ihre eigenen Absichten verfolgen. Am Ende soll ein Duell der beiden Kontrahenten stehen, denn O´Malley hat zwar versprochen mit nach Texas zu kommen. Aber von Stribling gefangen nehmen lassen wird er sich auf keinen Fall....



So steht am Ende dann wieder ein unausweichliches Duell von zwei grundverschiedenen Männern. Rock Hudson spielt den sensiblen Typen, der einem verwaisten Kalb wieder auf die Beine hilft. Kirk Douglas dagegen spielt einen innnerlich zerissenen Mann, der nur schwer seine Aggressionen im Zaun halten kann. Besonders wird dies in einer Szene sichtbar als er vor lauter Wut einen Hund würgt, um seinen Frust abzureagieren. Er hat aber vor ein neues Leben mit seiner damals angebeten Geliebten zu beginnen und geht mit Brekkenridge sogar eine Wette ein, dass er am Ende des Trecks nicht nur ein Fünfel der Herde will, sondern auch dessen Ehefrau bekommt. Mit schallendem  Gelächter geht der Rancher sogar auf diese ungewöhnliche Wette ein. Doch die Reise offenbart o´Malley die brutale Tatsache, dass auch Stribling eine Auge auf Belle geworfen hat...als die heranwachsende Tochter im gelben Kleid der Mutter erscheint, dass O´Malley von früher kennt und ihre Liebe gesteht, gibt er diesen Avancen begeistert nach. Doch die Tragödie offenbart sich erst im Schlußteil des Films. Ohne Perspektive geht O´Malley ins Duell. Und auch sein Kontrahent hat eine andere Seite des Verfolgten kenenngelernt und meint am Ende "Man kann keinen länger hassen, wenn man ihn erst näher kennt". Für beide Hollywoodstars bietet der Aldrich Film eine gute Rolle - am meisten beeindruckt jedoch die junge Carol Lynley, die man später noch in den beiden Preminger Filmen "Der Kardinal" und "Bunny Lake ist verschwunden" sah und hier als 16jährige Missy eine ganz starke Frauenfigur - trotz des jugendlichen Alters - verkörpert.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Donnerstag, 23. Juni 2016

Blackmail - Erpressung



Regie: Alfred Hitchcock

Ein Flirt mit bösen Folgen...

In Sachen Tonfilm waren die Amerikaner Ende der 20er Jahre schon viel weiter als die Europäer. Seit 1927 wurden in den USA immer mehr Tonfilme produziert, aber Europa begann erst 1929 mit ernsthaften Versuchen sich an den neuen gesprochenen Film heranzuwagen. Auch "Blackmail" (Deutscher Titel: Erpessung) von Alfred Hitchock wurde zu seiner Zeit sowohl in einer stummen als auch in einer Tonfilm Version hergestellt. In einer Zeit, in der erst wenige Kinos über eine Abspielmöglichkeit für die Tonspur verfügten, war die Stummfilmversion beim Kinoeinsatz auch die wesentlich populärere Version. Anfangs war "Blackmail" ja auch als Stummfilm geplant und die ersten Szenen kommen sogar auch in der Tonfilmfassung weitestgehend ohne Sprache aus. Hitchock selbst ging also sparsam mit dem Ton um, aber er setzte diese neue Möglichkeit als dramaturgisches Mittel sehr effektiv um. So gibt es eine geniale wie typische Szene, wo ein Schrei zwei Szenen mit einander geschickt verbindet und sehr bekannt ist auch die Szene mit einer geschwätzigen Nachbarin der Famlie White, die unentwegt quasselt und wo Alice White aus dem Gerede immer nur das Wort "Messer" heraushört. Zweifelsohne die Tatwaffe in diesem raffiniiert komponierten Kriminalfilm. Berühmt auch die Verfolgungsjagd im Britischen Museum, in der Hitchcock auch Trickaufnahmen verwendete. Nicht zu vergessen der geniale Cameo-Auftritt des Meisterregisseurs in einem Zug. Er wird dabei von einem rotzfrechen Jungen, der mit seiner Familie auf der Bank nebenan sitzt, geärgert, indem der Junge dem Fahrgast gegenüber den Hut ins Gesicht presst. Hitch guckt böse, der Junge wendet sich wieder seiner Familie zu, die nichts bemerkt hat und kommt in der nächsten Sekunden wieder dem Fremden sehr nahe, man denkt, der Junge wiederholt seinen Spass.
In "Blackmail" hat jeder der Hauptfiguren irgendwie etwas auf dem Kerbholz. Alice Walker (Anny Ondra) beispielsweise - eine hübsche junge Frau, die mit dem aufstrebenden Inspektor Frank Webber (John Longden) so gut wie verlobt ist. Ihre Eltern (Sara Allgood/Charles Patton) haben ein Tabak- und Zeitungsgeschäft im Londoner Stadtteil Chelsea. Die jungen Verliebten haben immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten, weil Frank sich beruflich so engagiert zeigt und Alice das Gefühl hat, vernachlässigt zu werden. So flirtet sie auch mal gerne mit anderen Männern und verabredet sich mit dem Maler Crewe (Cyril Richard), der sie am späten Abend noch in seine wohnung einlädt. Doch der will mehr als nur ein Flirt und als er zudringlich wird und sie versucht zu vergewaltigen, ersticht sie ihn aus Notwehr und flieht aus der Wohnung. Ausgerechnet Frank mit dem Mordfall betraut und dann gibt es noch einen Zeugen. Dieser Mr. Tracy (Donald Calthrop), ein kleiner mieser Schurke, sah wie Alice aus der Wohnung kam. Grund genug für ihn aus seinem Wissen Kapital zu schlagen. Doch Frank hat auch kriminelle Energien, wenn es darum geht, seine zukünftige Verlobte zu schützen....



Ich finde ja Hitchcocks frühe englische Filme sehr gut. Allen voran natürlich die beiden Meisterwerke "Die 39 Stufen" und "Eine Dame verschwindet". Aber auch seine anderen Filme dieser Zeit haben den berühmten Hitchcock Touch - eine virtuose Variaton von Spannungselementen, meistens dreht sich die düstere Geschichte um mehr oder weniger unschuldige Verdächtige. Auch Alice kommt ja in diese Bredouille, als sie plötzlich merkt, dass aus einem Flirt ihr Gegenüber plötzlich sexuell aggressiv reagiert. Die Story kennt keinen absoluten Bösewicht - doch ambivalente Figuren, weil keiner völlig schuldlos bleibt. Dies macht "Blackmail" sehr interessant und durchgehend spannend.



 Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Mordsache "Dünner Mann"

























Regie: W. S. van Dyke

Ein Fall für Nick und Nora...

Bei allen Thin Man-Filmen sollte man dem Krimi-Plot keine allzu grosse Beachtung schenken, selbst wenn Hammett dahinter steht. Vor der Kooperation mit Loy war Powell mit der Philo Vance-Serie erfolgreich, möglicherweise hat man deswegen zunächst diese Mystery-Reihe als passendes Vehikel aufgelegt. Etwas später hat man die beiden dann auch in Romanzen wie "Libeled Lady" oder "Double Wedding" zusammengespannt. Ausschlaggebend für den Erfolg ihrer Filme war immer die Schilderung dieser Paarbeziehung.  Die war damals sehr originell und neu. Er übertrieb immer ein bisschen, während sie untertrieb. Ein tolles Zusammenspiel und perfektes Timing und vor allem ein glücklich verheiratetes Paar, das auch nach der Hochzeit noch seinen Spass hatte. Die Mischung aus Crime und Screwball wurde dadurch zum populären Kinomotiv.
Der charmant ironische Nick Charles (William Powell) war einmal ein berühmter Privatdetektiv, doch dann kam die aristokratisch unterkühlte Nora (Myrna Loy) und die Liebe.  Er heiratete die Millionenerbin und zog sich aus dem Schnüfflergeschäft zurück. Nun begnügt er sich das Vermögen seiner Frau so zu verwalten, dass sie nicht zuviel davon ausgibt. Das Ehepaar ist kinderlos, hat aber durch den Terrier Mr. Asta (Skippy, ein beliebter Vierbeiner, der in diversen Hollywoodfilmen mitspielte - u.a. in "Leoparden küsst man nicht" und "Die schreckliche Wahrheit" und sich vermutlich um 1939 aus dem Filmgeschäft zurückzog) viel zu tun. Ausserdem trinken sie gerne trockene Martini in Überdosis. Doch eine Freundin der Familie reißt ihn aus seinem selbst auferlegten Ruhestand. Dorothy Wynant (Maureen O´Sullivan) macht sich große Sorgen um ihren Vater, den Wissenschaftler Clyde Wynant (Edward Ellis). Der hat sich auf eine Reise begeben, hat jedoch keinem das Ziel der Reise genannt. Er wollte aber zur Hochzeit von Dorothy an Weihnachten wieder zuhause sein. Doch er ist verschwunden. Sein Anwalt Herbert MacCauley (Porter Hall), seine Exfrau Mimi Jorgensen (Minna Gombell), deren jetziger Gatte Chris Jorgensen (Cesar Romero), Wynants von der Mutter behüteter Sohn Gilbert (William Henry) und Wynants Geliebte Julie Wolf (Natalie Moorehead) sind ratlos. Vor der Abreise kam es zum Streit wegen Wertpapieren, die Wynant Dorothy zur Hochzeit schenken wollte und die 50.000 Dollar wert sind. Auf Drängen der neugierigen Nora, die es gar nicht abwarten kann, die aufregende Welt des Verbrechens kennenzulernen, geht Nick der Suche nach dem verschwundenen dünnen Mann nach. Schon bald findet er eine Leiche...


Regie des Kinoerfolgs führte W. S. van Dyke (Tarzan, der Affenmensch, San Francsico). Er galt als sehr sparsamer Regisseur, der jede Szene möglichst nur einmal drehte. Er war es auch, der das Gespann Powell und Loy bei den Produzenten erfolgreich durchboxte, nachdem er mit den beiden bereits bei "Manhattan Melodrama" zusammengearbeitet hatte. Der Rest ist Filmgeschichte - das Duo avancierte zu einem der erfolgreichsten Leinwandpaare der Filmgeschichte. Aus heutiger Sicht muss aber feststellen, dass die Combination Krimi und Comedy nicht immer perfekt funktioniert. Meines Erachtens bleibt die Spannung etwas draussen, auch wenn Kameramann James Wong Howe besonders in der einen Szene, in der Wynant noch einmal auf nächtlicher Straße zu sehen ist, ein unheilvolles Bild schafft. Die besten Szenen hat der Film mit seinen humorigen Anteilen. Etwa dann, wenn Nick Charles in der alten Fabrik einen Einbrecher stellt und seinen verängstigten Begleiter Mr. Asta, der bereits in eine Ecke geflüchtet ist, als blutrünstiger Beißer in Szene setzt. Am Ende ein bisschen Agatha Christie Feeling. Die Familie Wynant und weitere Verdächtige der Geschichte werden von Nick und Nora zu einem Dinner eingeladen - dort will der Detektiv den Mörder entlarven. Beim genaueren Hinsehen ist Nick Charles nicht ganz so grundverschieden von Dashiell Hammetts bekannteste Romanfigur Sam Spade aus dem Buch "Der Malteser Falke".



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Dr. Zyklop

























Regie: Ernest B. Schoedsack

Ein wahnsinniger Wissenschaftler...


Ernest Beaumont Schoedsack wurde vor allem durch seine Co-Regie (gemeinsam mit Merian C. Cooper) des Monsterfilm-Klassikers "King Kong und die weiße Frau" weltbekannt. Zeitgleich mit diesem Meisterwerk wurde auch "Graf Zaroff - Genie des Bösen" gedreht, bei dem Schoedsack Regisseur war und Cooper produzierte. Einige Darsteller spielten in beiden Filmen mit, auch Teile der Dschungel Kulisse wurde für beide Filme verwendet. Nach diesem erfolgreichen Doppelpack wurde es etwas ruhiger um Schoedsack. Erst 1940 sorgte er mit dem in Technicolor gedrehten Horrorfilm "Dr. Zyklop" ein gelungenes Comeback. Dabei war die Tricktechnik seinerzeit aufsehenerrregend und auch heute noch kann der Horrorfilm mit einem fiesen mad Scientist durchaus begeistern. Denn der 1940 entstandene "Dr. Zyklop" war sicherlich auch Inspiration für spätere Klassiker des Genres wie "Die Fliege" oder "Die verrückte Geschichte des Mr. C". Das Drehbuch von Tom Kilpatrick hat sich allerdings an Homers "Die Odyssee" orientiert und verlagert die Episode von Odysseus und seinen Männern in der Höhe des einäuigen Zyklopen Poliphemos in die Gegenwart nach Peru. Dort sieht man in der ersten Szenen schon die irre Hauptfigur des Films. Es ist der manische und machthungrige Wissenschaftler Dr. Alexander Thorkel  (Albert Dekker). Der hat gemeinsam mit Dr. Mendoza (Paul Fix) im peruanischen Dschungel ein großes Radium-Erz Vorkommen entdeckt. Mendoza hofft das Radium zum Vorteil der Menschheit nutzen zu können. Doch der verrückte Wissenschaftler hat andere Pläne, als er das Potential des Radiums entdeckt. Er will das Geheimnis der Schöpfung entschlüsseln und bringt den Mitwisser um die Ecke. Dennoch geraten seine Experimente ins Stocken. Deshalb bittet er um Unterstützung des New Yorker Strahlenbiologen Dr. Rupert Bulfinch (Charles Halton), der mit der Biologin Mary Robinson (Janice Logan) und dem jungen Wissenschaftler Bill Stockton (Thomas Coley) anreist. Da sie Maultiere brauchen, um in den Dschungel vorzudringen, müssen sie auch den Bergbauingenieur Steve Baker (Victor Kilian) mitnehmen, dem die Tiere gehören. Als sie im Camp von Dr. Thorkel ankommen, sucht Thorkels Diener Pedro (Frank Yaconelli) mit seinem treuen Hund sein verschwundes Pferd Pinto. Thorkel empfängt die Crew und dann lernen sie Dr. Thorkel kennen. Thorkel bittet die Gruppe, einige Proben unter dem Mikroskop zu analysieren, da sein Sehvermögen sehr schwach ist. Nachdem Bill tatsächlich ein für Thorkel offenbar wichtiges Ergebnis liefert, legt er ihnen nahe, möglichst bald abzureisen. Doch so schnell wollen sich die neugierigen Wissenschaftler nicht abspeisen lassen. Ein Fehler wie sich herausstellt, denn der böse Thorkel kann Lebewesen auf das Fünftel ihrer Größe schrumpfen lassen...
 




"Dr. Zyklop" wartet mit einer beachtlichen Tricktechnik auf, die auch heute noch mit ihren Rückprojektionen und übergroßen Requisiten total viel Charme ausstrahlt. Die Schauspieler müssen zwischen fünf meter hohen Stühlen, überdimensionalen Scheren und Treppenstufen herumturnen, um vor dem unberechnenbaren Wissenschaftler zu fliehen. Natürlich lauern in Miniaturgröße überall Gefahren, aus harmlosen Katzen und Hühnern werden tödliche Feinde, da hilft dann nur noch der Sprung in eine Kakteenpflanze. Nichts wie weg aus dem Camp...doch im Dschungel lauert auch schon im Wasser das gefrässige Krokodil. Klasse und kultig ist das alles. Im Showdown nähert sich Schoedsack immer mehr an Homer an. Als Thorkels Brille zu Bruch geht, wirkt er wie der antike Zyklop und eine gewisse Chancengleichheit tut sich auf. Ob die geschrumpften Menschen den Kampf mit dem Riesen gewinnen ?




 
Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Freitag, 17. Juni 2016

Bitterer Reis

























Regie: Giuseppe de Santis

Liebe und Reis...

"Bitterer Reis" aus dem Jahr 1949 ist einer der bekanntesten Werke des italienischen Neorealismus und wurde von Giuseppe De Santis gedreht und ist thematisch ein naher Verwandter der Meisterwerke "Stromboli" (Roberto Rosselini, 1949), Fahrraddiebe" (Vittorio de Sica, 1948) oder "Die Erde bebt" (Luchino Visconti, 1947), die ebenfalls in den frühen Nachkriegsjahren gedreht wurden. Seinen großen Publikumserfolg verdankt der Film aber eher seinen Äusserlichkeiten - den leichtgeschürzten Arbeiterinnen und vor allem der erotischen Ausstrahlung seiner Hauptdarstellerin Silvana Mangano, die mit dieser Rolle zum Weltstar wurde. In der Umgangssprache in der Bundesrepublik galt der Ausdruck "Bitterer Reis" sogar eine Weile als ein Synonym für übergroße Busen. Der Film ist zwar manchmal wie eine Kolportage inszeniert, dennoch vermittelt "Bitterer Reis" ein realistisches Stück Sozialkritik und bescherte auch der Hollywood Schauspielerin Doris Dowling ein kleines Comeback. Sie begeisterte einige Jahre zuvor als perspektivlose Prostituierte an der Seite von Ray Milland in Wilders Alkoholiker-Drama "Das verlorene Wochenende" und spielte anschließend die ermordete alkohlsüchtige Ehefrau von Alan Ladd im Film Noir "Die blaue Dahlie. Danach wurde es still um sie, sie ging Ende der 40er Jahre nach Italien und wurde von de Santis als Gangsterbraut Francesca für seinen Film verpflichtet.
Die "Mondinas" sind Saisonarbeiterinnen, die einmal im Jahr für einige Wochen in die Po-Ebene reisen um dort Reis anzupflanzen. Sie treffen sich zahlreich am Bahnhof, wo sie zum Bestimmungsort gefahren werden. Dort hält sich auch der Juwelendieb Walter (Vittorio Gassmann) mit seiner Freundin Francesca (Doris Dowling) auf. Er hat ein wertvolles Halsband gestohlen und ist auf der Flucht vor der Polizei. Daher braucht er die Komplizenschaft von Francesca, die das Schmuckstück an sich nimmt und er versucht sich unerkannt unter die Reisenden zu mischen. Er entdeckt dort auch die attraktive und vitale Silvana (Silvana Mangano), die Boogie Woogie tanzt. Er tanzt mit der Schönheit, doch die Gesetzeshüter entdecken ihn und er muss am Bahnhof flüchten. Francesca entschließt sich mit den Mondinas zu fahren, um etwas Geld zu verdienen. Sie freundet sich während der Fahrt mit Silvana an. Da Francesca aber das gestohlene Schmuckstück entdeckt, kommt es auch zur Rivalität zwischen den beiden Frauen. Durch den Soldaten Marco (Raf Vallone), der sich in Silvana verliebt, können die beiden Frauen den Streit aber wieder begraben. Bald taucht auch Walter wieder auf. Francesca hat vor ein ehrliches Leben aufzubauen, auch Walter scheint eher Augen für Silvana zu haben. So versucht er mit ihrer Hilfe die hart schuftenden Frauen um einen großen Teil ihres Lohns zu bringen. Eine Katastrophe ist unausweichlich...


Produzent Dino de Laurentis setzte auf die Erotik seines Sozialdramas und die Rechnung ging an der Kinokasse auf. Das Drama der Leidenschaften wurde ein internationaler Erfolg. Sehr gelungen ist die Verbindung zwischen Melodram und dem harten Realismus, der die schlechten Lebensbedingungen der "Mondine" eindrücklich schildern. Die Gewalt scheint befreiend zu wirken, wenn man den blutigen kampf im Schlachthaus interpretiert, der auf dem Höhepunkt des Films stattfindet und vielleicht auch für ein Symbol des Aufstandes der Unterdrückten steht. Die amourösen Verwicklungen zwischen zwei Paaren legen auch die schonungslose Wahrheit über die große Armut offen, die nach dem 2. Weltkrieg weit verbreitet war. Auch die Arbeit muss ohne Pause verrichtet werden, dabei soll nicht miteinander gesprochen werden. Dieses Verbot umgehen die Arbeiterinnen mit Gesang. Die Texte, die sie dazu singen, fungieren als Dialog mit den anderen Arbeiterinnen, so können sie trotz des Verbotes miteinander kommunizieren und sagen, was sie zu sagen haben. Herausragend ist auch die Bildgestaltung (Kamera: Otello Martelli) des Filmes, der sogar stellenweise Film Noir Anteile sichtbar macht.  Besonders in den Nachtaufnahmen und im Verlauf des Finales ist Martellis Kameraarbeit nicht nur kunstvoll sondern bewusst artifiziell und düster.  Wie der Film Noir war der Neorelismus vom französischen Poetischen Realismus der Vorkriegsjahre beeinflusst. Viele Beschreibungen des Films geben an, dass der Film während der Reisernte spielt. Tatsächlich findet die Handlung aber während der Pflanzung im Mai statt. Der im Lager vorhandene Reis stammt aus dem Vorjahr und dient auch zur Bezahlung der arbeitenden Frauen.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Schlachtgewitter am Monte Cassino

























Regie: William A. Wellman

Die Geschichte des G.I. Joe....

William A. Wellmans Film "Wings" aus dem Jahr 1927 wurde 1929 als bester Film des Jahres mit einem Oscar ausgezeichnet. Im weiteren Verlauf seiner Karriere drehte er weitere Filmklassiker wie "Der öffentliche Feind", "Beau Geste", "Ritt zum Ox-Bow", "Herrin der toten Stadt", "Karawane der Frauen" oder "Colorado". Auch der 1945 inszenierte Kriegsfilm "Schlachtgewitter am Monte Cassino" (Originaltitel: Story of G.I. Joe) gehört zu seinen bekannten und anerkannten Arbeiten. Der Film wurde für 4 Oscars nominiert: Für den besten Song, die beste Filmmusik, das beste adaptierte Drehbuch und bescherte Kinolegende Robert Mitchum die einzige Oscarnominierung seiner großartigen Filmkarriere. In der Rolle als Lieutenant Bill Walker hätte er den Oscar als bester Nebendarsteller gewinnen können. wurde jedoch von James Dunn in "Ein Baum wächst in Brooklyn" geschlagen. Die Geschichte stellt eine Hommage an den amerikanischen Infanteristen (G.I. Joe) dar. Dabei setzt der Film eher auch auf leise Momente und heroische Soldatenabenteuer werden durch die Inszenierung in den Hintergrund gedrängt. Reißerische Elemente findet man in "Schlachtgewitter am Monte Cassino" nicht. Der Film basiert auf den Aufzeichnungen des Pulizer Preisträgers Ernie Pyle, der die US-Boys der C-Company, 18. Infanterie Regiment bei ihrem Schlachten in Nordafrika und Italien begleitet hat.
Der Film fängt bei einer Übung der Einheit in der Wüste von Arizona an, wo auch Kriegsberichterstatter Ernie Pyle (Burgess Meredith) teilnimmt. Er ist mit seinen 42 Jahren viel älter als die Soldaten und überrascht die Männer, die von Lt. Bill Walker (Robert Mitchum) angeführt werden, mit der Entscheidung, dass er die Einheit an die Kriegsfronten Europas begleiten wird. Die Feuertaufe im Krieg ist die Schlacht am Kasserinpass zwischen dem 19ten und 22sten 1943. Bei diesem Tunesienfeldzug kommt es zum ersten größeren Aufeinandertreffen zwischen deutschen und amerikanischen Soldaten. Freundschaften in der Einheit entstehen und der Film zeigt die Nöte einiger Soldaten wie Private Robert Murphy (John R. Reilly), Schürzenjäger Private Dondaro (Wally Cassell), Sergeant Warnicki (Freddie Steele), der seinen kleinen Sohn noch nie gesehen hat oder Private Mew (William Murphy), der keine Familie hat und Begüstigte für seine Lebensversicherung sucht. Immer dabei ist der kleine Hund Arab, der bis zum Schluß bei der kämpfenden Truppe blebt. Die Schlacht um Monte Cassino (17. Januar bis 18. Mai 1944) wird eine der blutigsten Schlachten mit schweren Verlusten auf beiden Seiten...


So bleibt am Ende nur die traurige Einsicht, dass viele Männer in sinnlosen Kriegen, die von den Mächtigen dieser Welt angezettelt werden, ihr Leben lassen müssen. Der Film schildert diese Schicksale sehr nüchtern, aber eindringlich genug, so dass sie Emotionen auslösen. Robert Mitchum konnte mit diesem Film einen seiner ersten großen Erfolge feiern. Er spielt einen tapferen Vorgesetzten, der sich für seine Männer auch einsetzt. Er wirkt sehr glaubwürdig: Ein Mann der erschöpft und abgehärtet ist vom Kämpfen und dem auch auch anmerkt, dass er angewidert von seiner Pflicht ist. Wellman inszenierte seinen Kriegsbeitrag episch, straff und auch distanziert. So erlebt der Zuschauer auch eindrücklich die Geschichte vom Wahnsinn des Krieges.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.