Dienstag, 25. Juni 2013

Die 27. Etage



Regie: Edward Dmytryk

Fata Morgana...

"Die 27. Etage" ist einer dieser sehr interessanten 60er Jahre Thriller, die irgendwie im Lauf der Zeit ein bisschen in Vergessenheit gerieten und es daher immer wieder Freude macht, wenn der eine oder andere dieser Thriller auf einer deutschsprachigen DVD erscheint. Er gehört in die Riege der besten Hitchcock Filme, die Hitchcock nie gemacht hat und befindet sich in bester Gesellschaft mit Stanley Donens "Charade", "Arabesque", es gibt aber auch Ählichkeiten im Stil mit Filmen wie "Der letzte Zug" von Blake Edwards oder Otto Premingers großartigem "Bunny Lake ist verschwunden" (leider immer noch noch auf DVD erschienen). Inszeniert wurde der Amnesie Schocker von Altmeister Edward Dmytryk. Als Hauptdarsteller agiert Gregory Peck, der ja schon in Hitchcocks Klassiker "Spellbound" das gleiche Problem hatte - nur hatte ihm Hitch da mit Ingrid Bergman eine großartige Gehilfin zur Lösung zur Seite gestellt, hier bei Dmytryk muss Peck wird Peck mit seinen Gedächtnislücken weitestgehend allein gelassen.
In Unidyne Wolkenkratzer in Manhattan, New York kommt es vorübergehend zu einem Stromausfall. Alles ist dunkel, so auch in der 27. Etage, wo sich Büroräume befinden und dort sehen wir ihn auch zum ersten Mal. Den unglücklichen Helden der Geschichte, ein gewisser David Stillwell (Gregory Peck), er begegnet dort zwei jungen Frauen, die ihn ziemlich nett finden und einem Bekannten (Kevin McCarthy), der wohl sein Arbeitskolllege zu sein scheint. Mit einer Frau (Diane Baker), die sich als Sheila vorstellt und die ihn auch zuerst zu kennen glaubt "Sind sie nicht...sie sind es doch oder ?" läuft er das unbeleichtete Treppenhaus hinunter, als es immer heller wird erkennt die Frau ihn genau. Doch wir als Zuschauer bemerken langsam von seinem Black out, er scheint sich nicht sicher zu sein, wer er ist.
Die Frau ärgert sich aber, dass er ihr nicht die Wahrheit sagte und rennt davon... er folgt ihr bis in das vierte Untergeschoss, doch vergeblich. Beim Verlassen des Gebäudes bemerkt er eine Menschenansammlung um die Leiche eines Mannes, der offenbar aus dem Fenster des Gebäudes gefallen ist. Stillwell kehrt zum Treppenhaus zurück und stellt überrascht fest, dass nur ein Kellergeschoss existiert. Was geht da mit mir vor ?  Einige Zeit später in der U-Bahn erfährt er über eine Zeitungsmeldung, dass ein gewisser Charles Calvin im Hauptsitz des Unidyne Buildings Selbstmord begangen haben soll, indem er aus dem Fenster sprang. Nur seltsam, dass er später vor seiner Wohnung von einem Unbekannten mit der Waffe bedroht wird....


So die Anfangskonstellation zu einem sehr spannenden Old School Thriller, der erst zum Schluß sein Puzzle aufklärt. Gregory Peck ist einmal mehr ein optimaler Hauptdarsteller für seinen Mann mit dem Riesen Identitätisproblem. Der Film über Täuschung und Wahrheit ist bis zum Schluß trotz wenig Action sehr fesselnd.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Murder my Sweet



Regie:  Edward Dmytryk

Auf der Suche nach Velma Valento...

Filmhistoriker sehen in "Murder my Sweet" einen großen Vertreter der schwarzen Serie. Sein radikaler visueller Stil, die komplexe Erzählform, den dunklen Touch und das Interesse an der Psychologie der Charaktere. Regisseur Dmytryk sah das ganz anders "Wir sahen "Murder my Sweet" nicht als Film Noir, Er war einfach ein Film, der von Anfang bis Ende genau dieser dunklen Stimmung bedurfte". Nichtsdestotrotz erhielt der Streifen bei seinem Stark herausragende Kritiken, die Regie, die Darsteler und auch das Drehbuch mit guten Dialogen wurden hochgelobt.
Statt Humphrey Bogarts kalte und zynische Interpretation, setzte man auf Dick Powell, dieser macht die Sache aber durchaus gut. Ihm zur Seite steht eine der besten Drachenladys des Film Noir: Claire Trevor als Femme Fatale und Millionärsgattin Helen Grayle.
Doch am Anfang steht ein Privatdetektiv Philip Marlowe (Dick Powell) mit einem neuen sonderbaren Fall. Er wird von einem Riesen von Mann angeheuert dessen verschollene Freundin Velma Valento zu finden. Dieser Moose Malloy ( Mike Mazurki) saß jahrelang wegen seinem Liebchen im Knast, irgendwann hat sich die Frau nicht mehr gemeldet und seither ist sie spurlos verschwunden.
Etwa zeitgleich wird Marlow auch von einem gewissen Lindsay Marriot (Douglas Walton) engagiert.  Der Dandy  beauftragt Marlowe, ihn bei der Geldübergabe für den Rückkauf eines gestohlenen Jade Halsbands zu begleiten. Am Ort der Übergabe wird Marlowe niedergeschlagen. Die Spur führt zum Milliardär Grayle (Miles Mander), dessen Frau Helen (Claire Trevor) und Anne (Anne Shirley), Grayles Tochter aus erster Ehe...


Sehr schön wie die beiden Fälle langsam und zielsicher in etwas gemeinsames einmünden, aber vorher tappt der Detektiv und auch der Zuschauer im Dunkel. Edward Dmytryk inszenierte den Klassiker 1944. Eine sehr gelungene Neuverfilmung des Stoffes gelang Dick Richards mit "Fahr zur Hölle. Liebling" im Jahr 1975 mit einem ruppigen Robert Mitchum und einer betörend schönen Charlotte Rampling, die der Performance von Claire Trevor sehr nahe kommt.
Der Film basiert auf dem Roman "Farewell my lovely" von Raymond Chandler.

Bewertung. 8 von 10 Punkten.

Heimliche Freundschaften


Regie. Jean Dellanoy

Verbotene Liebe...

Interessanterweise gilt beides: Einerseits hat der Zahn der Zeit an Jean Delanoys provokantestem Werk genagt, andererseits dürfte er aufgrund von Schutzalterbestimmungen und einer zum Glück erhöhten Sensibilität auf Kindesmißbrauch im Jahr 2012 wieder kontroverser erscheinen.
Denn die Liebe des 17jährigen Aristokratensohns Georges de Sarre (Francis Lacombrade) gilt einem viel jüngeren 12jährigen Jungen, seit er diesen engelsgleichen Jungen bei einer Prozession in seinem katholischen Internat erblickte.
Wir sind im Frankreich, irgendwann in den 20iger Jahren des 20. Jahrhunderts: Sensibel und spießbürgerlich wie Georges erzogen wurde, ist ihm der rüde Umgang seiner Mitschüler anfangs zuwider. Gleichermaßen schockiert wie fasziniert entdeckt er bald einen Liebesbrief seines Klassenkameraden Lucien Rouvière (François Leccia), der sich an das Klassenoberhaupt André Ferron (Gérard Chambre) richtet. Er gibt den Geistlichen einen Tipp, denn er hält das Treiben selbst für Sünde. Bis es ihn - wie bereits erwähnt - selbst erwischt. Doch die Schwärmerei für den wesentlich jüngeren Alexandre Moutier (Didier Haudepin) kann man beinahe als reine Liebe bezeichnen, man trifft sich heimlich und die Zärtlichkeiten beschränken sich auf Liebesbriefe oder Blutsbrüderschaft zelebrieren. Ein Entdecken wäre aber schrecklich, denn da schwingt ja - zumindest beim Älteren - eine immer deutlichere sexuelle Komponente mit, die er versucht zu unterdrücken, während der kleine Alexandre vor allem schwärmt und seinen heimlichen Freund als Vorbild sieht.
Pater Trennes (Michel Bouquet) ahnt etwas von der verbotenen Liason und spioniert den Jungs nach, seine Motivation ist nicht nur auf den seelsorgerischen Aspekt beschränkt. Bald wird die Beziehung von den strengen Padres entdeckt. Es folgt die menschliche Katastrophe...


Jean Dellanoy drehte Filme wie "Der Glöckner von Notre Dame" oder "Kommissar Maigret stellt eine Falle" , das 1964 entstandene Jugenddrama "Heimliche Freundschaften" ist der einzige Skandalfilm in seiner Filmografie.
Trotz der zurückhaltenden Vorgehensweise hat der französische Auftragsfilmer Jean Delannoy einen Fixpunkt, der vermutlich auch heute wieder besorgniserregend wirken könnte. Sein Internatsdrama erzählt nicht von einer homosexuellen Liebe zwischen Schüler und Lehrer sondern von eiem 17jährigen Schüler zu einem 13 jährigen Jungen, der noch Kind ist. In diesem brisanten Ansatz setzt Delannoy ein Plädoyer für die Gefühle junger Menschen, die meistens ganz anders besetzt sind, als die Erwachsenen sie bewerten. Vermutlich galt es 1964 eine Kritik gegen allzu strenge Moralvorstellungen seitens der Kirche zu setzen. Mehr und mehr haben sich die Erziehungsmethoden geändert. Was bleibt sind wohl die ambivalenten Gefühle die ma an der Schwelle zum Erwachsenwerden empfindet.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Mittwoch, 12. Juni 2013

Der schwarze Spiegel



Regie. Robert Siodmak

Die Geschichte von Ruth und Terry...

Auch wenn Robert Siodmaks Gesamtwerk nicht einheitlich erscheint, markieren doch die Jahre 1945 bis 1949 die größten Erfolge und auch in dieser Zeit eine künstlerische Geschlossenheit, denn es entstanden da seine großen Film Noir Werke wie "Die Wendeltreppe", "Rächer der Unterwelt", "Gewagtes Alibi", "Schrei der Großstadt" und "Der schwarze Spiegel". Letzterer vielleicht der schwächste dieser fünf Meisterwerke, denn trotz einer klasse Kameraleistung von Eugen Schüftan, der durch sein fotografisches Können sowohl Terry als auch Ruth in einer Einstellung zeigt und trotz der souveränen Leistung der Hauptdarstellerin Olivia de Havilland, zur Zeit der Herstellung des Films ein Big Star, bleibt der Film am Ende etwas zu brav und zu wenig durchtrieben. Es wird ganz einfach zu viel Potential aus diesem Zwillingsdrama geschöpft bzw. zu einfach abgehandelt, als das der Film gesamthaft überzeugen könnte. Was bleibt ist gute Unterhaltung.
Der Film erzählt die Geschichte der Zwillingsschwestern Ruth und Terry Collins. Eine davon ist grundgütig, die andere eine wahnsinnige Mörderin. Aber welche hat den Mord an Dr. Peralta verübt ? Der Polizeilieutenant Stevenson (Tomas Mitchell) ist einigermaßen verblüfft, weil einige Augenzeugen sicher sind, dass sie zur Tatzeit Peraltas Freundin aus der Wohnung flüchten sahen. Aber diese scheint ein lückenloses Alibi zu haben. Im Stadtpark war sie, hat der Kapelle zugehört und einige Leute getroffen, die das bestätigen können. Beim nächsten Treff ist der Bulle schlauer - Terry hat eine Zwillingsschwester.
Nun soll der Psychologe Scott Elliot (Lew Ayres) mittels Rohrschach Test herauszufinden, welche der beiden reizenden Frauen die Drachenlady ist. Kein leichtes Unterfangen, denn die Mörderin ist auch noch sehr gerissen...

Hört sich gut an, ist es auch. Aber wie gesagt: Es fehlt der letzte Kick zum ganz großen Wurf. Dies ist Siodmak dann mit seinen anderen Werken "Die Wendeltreppe" oder "Rächer der Unterwelt" gelungen. Nicht vergessen auch sein deutsches Meisterwerk "Nachts, wenn der Teufel kam".
Bewertung. 8 von 10 Punkten.