Donnerstag, 25. Dezember 2014

Die Bibel

























Regie: John Huston

Genesis, das erste Buch Moses...

Der 1923 in Rom geborene Giuseppe Rotunno ist einer der besten Kameramänner der Filmgeschichte. Überwältigend war seine Arbeit in Luchino Viscontis "Der Leopard". Auch mit Fellini arbeitete er oft: "Satyricon", "Casanova", "Amarcord" oder "Roma" wurden von ihm optisch veredelt. Für "Hinter dem Rampenlicht" wurde er mit dem Oscar nominiert. John Hustons Monumentalfilm "Die Bibel" profitiert natürlich von seinem großen Können - auffallend sind seine düsteren und archaischen Bilderkompositionen, mit denen er die Verfilmung des Buches Genesis veredelt. Der 1966 entstandene Bibelfilmklassiker erzählt von der Erschaffung der Welt, der Pflanzen, der Tiere und des ersten Menschen Adam (Michael Parks), der von Gott im Garten Eden eine Gefährtin Eva (Ulla Bergryd) bekommt. Die Schlange verursacht durch ihre Überredungskünste den Sündenfall, denn beide essen von der Frucht des Baumes der Erkenntnis. Sie werden von Gott aus dem Paradies gejagt. Eva bringt die Söhne Kain (Richard Harris) und Abel (Franco Nero) zur Welt, die Eifersucht des größeren Bruder führt zum ersten Mord. Er flieht ins Land Nod. Ein Nachfahre von Evas drittem Sohn Set ist der rechtschaffene Noah (John Huston), der von Gott beauftragt wird in einer extrem gottlosen Zeit ein Schiff zu bauen. Diese Arche soll Schutz vor der kommenden Sintflut sein und Schutz für Noah, für seine Frau (Pupella Magio, für die Söhne und deren Frauen sowie jeweils für ein Paar der Tiere der Welt. Er wird verlacht, doch bald erfüllt sich die grausame Offenbarung und löscht sämtliches Leben auf der Erde aus. Noah begründet den neuen Bund. Doch das Böse stirbt nicht. Nimrod (Stephen Boyd), der erste Gewaltherrscher baut einen Turm zu Babel, der bis in den Himmel ragen soll. Gott beantwortet diese Anmaßung mit dem Sprachengewirr und den vielen verschiedenen Sprachen. Abram (George C. Scott) aus dem Lande Ur zieht mit seinem Stamm, seiner Frau Sarai (Ava Gardner) und seinem Neffen Lot (Gabrielle Ferzetti) fort, um das von Gott verheißene gelobte Land zu finden. Ein aufkommender Streit über Weidegründe sorgt dafür, dass sich Abram und Lot trennen. Lot gerät zwischen die Fronten als die Stadt Sodom von den drei gesandten Engeln Gottes (Peter O´Toole) zerstört wird. Abram nennt sich später auf Weisung Gottes Abraham und soll in einer letzten Prüfung seinen geliebten Sohn Isaak als Brandopfer darzubringen...




Produzent Dino de Laurentiis plante "Die Bibel" ursprünglich als Episodenfilm. Er wollte für jede Episode einen anderen Topregisseur verpfllichten, Namen wie Orson Welles oder Luchino Visconti waren im Gespräch. Doch John Huston konnte den Produzenten davon überzeugen den Film alleine drehen zu können. Sichtlich Spass bereitete dem Tierfreund die Rolle des Noah selbst und damit auch die Herausforderung mit echten Tieren gemeinsam vor der Kamera zu agieren. Keiner wollte die Szene tricktechnisch umsetzen, was sich heute als großer Vorteil zeigt: Diese Sequenzen sind sehr echt und wirken extrem authentisch. Auch an der Kinokasse lief der Bibelfilm extrem erfolgreich. Mit fast 35 Millionen Dollar Einspielergebnis landete er im Ranking der erfolgreichsten Filme des Jahres 1966 auf Platz 1 - noch vor "Hawaii", "Wer hat Angst vor Virginia Wolf", "Kanonenboot am Yanktsee-Kiang". "Ein Mann zu jeder Jahreszeit" und "Zwei glorreiche Halunken". Insgesamt gelang John Huston einer der faszinierendsten Monumentalfilme, der zu einer Zeit entstand, wo das Genre schon langsam im Sterben lag. Dies liegt wie bereits erwähnt an der hervorragenden Bildsprache, mit denen eine ganz fremde, längst vergangene Epoche voller Mythen und Geheimnisse ihren Vorhang öffnet. Für die ersten Minuten des Films wurde der Fotograf Ernst Haas beauftragt. Er sollte möglichst beeindruckende Naturaufnahmen zusammenstellen und so reiste er eineinhalb Jahre rund um die Welt und brachte Bilder mit die rotglühende Lavaeruptionen, bizarre Wolkenformationen, tosende Wassermassen, imposante Sonnenaufgänge und fazinierende Unterwasseraufnahmen zeigen. Mit diesen Impressionen wird die Schöpfung eingestimmt. Es folgt eine archaische Welt, die fremdartig erscheint und die Menschen zeigt, die sich ehrfürchtig dem Werk Gottes unterordnen. 




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Montag, 22. Dezember 2014

Einmal Millionär sein (The Lavender Hill Mob)




Regie: Charles Crichton

Das Glück kam über Nacht...

Die Ealing Studios in London wird seit mehr als 100 Jahren betrieben und wurde vor allem in den 30er bis 50er Jahren durch zahlreiche Filme bekannt, von denen heute viele als echte Klassiker des britischen Kinos zählen. Vor allem die Ealing Komödien "Adel verpflichtet", "Ladykillers" oder "Der Mann im Weißen Anzug" wurden zu einem Inbgriff des britischen Humors und zeigten ihren Hauptdarsteller Alec Guinness in Höchstform.
Unvergessen bleibt auch das turbulente Heist Movie "The Lavender Hill Mob". Ein Film, der in Deutschland unter den Namen "Einmal Millionär sein" oder "Das Glück kam über Nacht" bekannt wurde.
Unter der Regie von Charles Crichton (Traum ohne Ende, Ein Fisch namens Wanda) entstand die Gaunerkomödie im Jahr 1951. Der Titel des Films verweist auch auf Lavender Hill, eine Straße in Battersea - einem Ortsteil in Süd-London.
Die Geschichte wird in einer Rückblende von dem Briten Henry Holland (Alec Guinness) erzählt, der mit einem Landsmann in einem noblen Restaurant in Rio de Janeiro sitzt und auch bei den anderen Gästen äusserst beliebt zu sein scheint. Sogar eine hübsche junge Frau (Audrey Hepburn in einer Minirolle) zählt zu den Bewunderern des lebenslustigen Zeitgenossen. Dann erzählt er seinem Gegenüber seine Geschichte: Als er noch in London lebte, war er ein scheinbar anspruchsloser Bankkaufmann. Seine größte Tugend war seine Ehrlichkeit - zumindest wurde er genau so von seinen Vorgesetzen nach 20 Jahren Betriebszugehörigkeit eingeschätzt - und dies machte ihn zum optimalen Mitarbeiter für die Lieferung und Sicherung der Goldbarren seiner Bank. Doch heimlich hegt der scheue Mann schon lange einen kriminellen Plan, er hat den perfekten Plan in der Tasche, wie man das wertvolle Gold raubt. Nach außen hin penibel und urängstlich - so kennen ihn die Fahrer des Transporters, diese Polizisten vertrauen dem Bankangestellten blind.
Einzig und allein die Lösung für den Verkauf des Goldes fehlt ihm noch. Doch die kommt in der Gestalt des neuen Untermieters, einem Künstler namens Alfred Pendlebury (Stanley Holloway) , der auch in die gleiche Pension in Lavender Hill einzieht. Dass Pendlebury eine eigene Gießerei für billige Geschenke und Souveniers besitzt, ist der reinste Glücksfall.  Noch besser ist es, weil Pendlebury seinen Ramsch auch ins Ausland verkauft. Dies bringt die ehrlichen und bürgerlichen Gauner auf die Idee von den Goldbarren kleine Eiffeltürme herzustellen, die man als Briefbeschwerer tarnt, sie nach Paris verschickt - weil sie ja dort verkauft werden sollen.
Als Holland von seinem Chef informiert wird, dass er in eine andere Abteilung versetzt werden soll (besseres Gehalt und Aufstieg) muss alles flott gehen. Sie heuern zwei Kleinganoven an (Sidney James und Alfie Bass) und los geht es. Der Plan gelingt, aber dennoch gibts zuerst eine Komplikation, dann noch weitere...


 Höhepunkt dieses hervorragend inszenierten Klassikers ist einmal die Jagd der beiden Männer vom Eiffelturm, wo aus Versehen sechs dieser wertvollen Souveniers an britische Schulmädchen verkauft wurden, bis hin zur Fähre nach Dover. Dann weiter ins Internat, wo eines der Mädchen - bockig ohne Ende - ihr Exemplar nicht gegen ein anderes, bereits geprüftes, eintauschen möchte. Dies führt wiederum zu einer temperamentvolen Verfolgungsjagd mit einem Polizeiauto. Schauplatz sind die Straßen von London.
Der Film ist voll von trockenem Humor und setzt vor allem auf seine zwei sympathischen Gauner, die irgendwie wie biedere Kleinbürger wirken - aber dennoch einmal ihren ganz großen Traum vom reichen Millionär ausleben wollen. Dabei inszenierte Charles Crichton sehr charmant und liebevoll, spart aber dennoch nicht mit hintergründigen Einlagen. Der große britische Kameramann Douglas Slocombe lieferte wie immer eine hervorragende Arbeit ab. Schön herausgearbeitet ist diese extreme Dynamik und Energie, die die beiden Männer aufwenden, um einmal das große Abenteuer zu erleben. Einmal weg vom Alltagstrott - dies hat aber auch seinen Preis, dann am Ende werden dem Kleinbürger und seinem großen Traum einmal mehr die Fesseln wieder angelegt. Beste Szene ist die Verfolgungsjagd des Fahrstuhls auf dem Eiffelturm - die Verfolger müssen aber die Wendeltreppe nehmen, die nie mehr aufzuhören scheint und Slocombes Kamera dreht sich wortwörtlich um die beiden Protagonisten, zieht den Zuschauer gleich mit in diesen Wirbel.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Die Nibelungen

























Regie: Harald Reinl

Siegfried und Krimhild...

Das Nibelungenlied ist ein mittelalterliches Heldenepos und entstand vermutlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts, wurde in Mittelhochdeutsch aufgeschrieben, doch der Stoff selbst ist bedeutend älter. Im 19. Jahrhundert erlangten die Verse den Status eines Nationalepos, Siegfried als Bezwinger des Drachen wurde zum Nationalheld. Aufgrund der riesigen Erfolge mit Karl May Filmen seines früheren Mitarbeiters Horst Wendland wagte sich Artur Brauner, der auf den Zug aufsprang und mit "Der Schut", "Old Shatterhand" oder "Durchs wilde Kurdistan" selbst einige davon produzierte, an ein überaus ambitioniertes Projekt heran: Der Verfilmung des Nibelungenliedes als romantisches Liebesdrama.  
Im Königshof in Worms lebt die schöne Krimhild (Maria Marlow) mit ihren drei Brüdern Gunther (Rolf Henniger), Gernot (Fred Williams) und Giselher (Mario Girotti alias Terence Hill), die ihre Vormunde sind. Gunther ist der König von Worms und kann dabei auf seinen treuesten Gefolgsmann Hagen von Tronje (Siegfried Wischnewski) immer zählen. Der mächtige Ritter ist ein Verwandter des Königs und darüberhinaus sein wichtigsten Ratgeber.
Zur gleichen Zeit erzählt man sich am Hof die Heldentaten des jungen Siegfrieds von Xanten (Uwe Beyer), der den Drachen Fafnir besiegen konnte und anschließend in dessen Blut badete, was ihn unverwundbar werden ließ. Ein herabfallendes Blatt, dass sich vor dem Blutbad auf seinem Rücken festgesetzt hatte, sorgte aber für eine Schwachstelle in der Unverwundbarkeit seines athletischen Körpers. Der Held eroberte anschließend vom Zwergenkönig Alberich (Skip Martin) den Nibelungenhort und stiehlt ihm seine kostbare Tarnkappe, mit der sich der Besitzer unsichtbar machen kann.
Und da dies noch nicht Heldentaten genug sind, erweckt er noch im fernen Island die schöne Königin Brunhild (Karin Dor) mit einem Ring aus ihrem tiefen, tausendjährigen Schlaf und gewinnt so ihre Liebe für sich, was schließlich der Ausgangspunkt für die folgende Tragödie ist. Denn die Liebe bleibt einseitig - Siegfried verliebt sich am Königshof in Worms - nachdem er dort erorbern wollte, aber sich mit König Gunther angefreundet hat - in dessen Schwester Krimhild, um die auch der Hunnenkönig Etzel (Herbert Lom) durch einen Boten wirbt. Gunther willigt in eine baldige Vermählung der beiden Liebenden ein, doch zuvor muss der starke Siegfried ihm helfen bei seinem Werben um Brunhild. Die kann nur einen Mann heiraten, der sie in drei kämpferischen Disziplinen schlägt. Denn ein Gürtel, ein Geschenk der alten Götter, hat ihr Superkräfte verliehen. Mittels Tarnkappe hilft Siegfried bei den drei Kämpfen seinem Freund Gunther und so wird durch geschickte Manipulation die Heirat mit der schönen Island Königin forciert. Diese vermutet zwar eine Hexerei, kann es aber nicht beweisen. So wird sie zwar Gunthers Frau, aber nicht sein Weib. Am Wormser Hof gibts natürlich Eifersüchteleien der beiden Frauen. Als sie erkennt, dass sie von Siegfried und Gunther betrogen wurde, schwört sie Rache. Und Hagen von Tronje bekommt damit die Rolle des Mörders, der Siegfried mit einem Speer töten kann - treffgenau in die eine Stelle, die nicht durch das Blut von Fafnir geschützt war. Nun bleibt Krimhild nur noch die Rache...




 Regisseur Harald Reinl inszenierte das Liebesdrama und Schlachtenepos sehr farbenprächtig und auch etwas naiv - genauso wie die Karl May Filme. Natürlich fällt aus heutiger Sicht die Nähe zu J.R.R. Tolkiens "Herr der Ringe" deutlich auf. Der englische Schriftsteller und Philologe, der mit seinen Werken die moderne Fantasy Literatur begründete, bediente sich eifrig bei der nordischen Mythologie und damit auch beim "Nibelungenlied" - es floß vieles davon in das mythologische Konzept seiner erdachten Welt Mittelerde. Und somit sind wir schon bei der Überlegung, wie eine Verfilmung des Stoffes heute - mit den modernen Techniken - aussehen würde. Beispielsweise der Drache oder die Choreografie der Schlacht im zweiten Teil des Films "Krimhilds Rache" - der 1967 separat in die Kinos kam, also einige Monate später als "Siegfried von Xanten". Für Artur Brauner wars ein riesiger kommerzieller Erfolg - der Film lockte über 3 Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos, was dem Monumentalfilm eine goldene Leinwand einbrachte. Die zeitgenössische Kritik war da eher verhalten - man meckerte über das Spiel des Darstellers Uwe Beyer, Hammerwerfer und Bronze-Medaillen Gewinner bei der Olympiade 1964, dem man wenig mimisches Talent bescheinigte. Aber er war immerhin stark, blond und blauäugig. Also so ganz fehlbesetzt war er nun doch nicht. Ansonsten fand ich den gesamten Film ganz gut, aber zu einem Meisterwerk fehlt ihm die düstere Note. Die kommt nur sehr selten zum Tragen - am besten finde ich die Szenen in Island mit einer toll aussehenden Karin Dor, die ein bisschen an die junge Elizabeth Taylor erinnert und dem Film eine gewisse melancholische Poesie beschert. Dazu ist die nordische Landschaft perfekt für den Film - viele andere Teile sind - genau wie die Winnetou Filme dann in Yugoslawien realisiert worden. Sehr markant sind auch die Szenen des Bösewichts Hagen von Tronje - von Siegfried Wischnewski charismatisch performt. In den besten Szenen des Films gelingt es sogar die weltlich-machtpolitischen Handlungsstränge (Macht der Könige, Hunnensturm) mit den fantastisch-mythologischen (Drachenkampf, Rheingold, der Ring, die Tarnkappe, die Zwerge) miteinander in Einklang zu bringen. Es wird Bezug genommen auf das frühe Christentum, dass sich langsam etabliert und das Aussterben der alten Mächte. Die Rache, die dann folgt, hätte man m.E. sogar noch viel archaischer gestalten sollen, sie geht beinahe aufgrund der Massenszenen im 2. Teil des Films etwas unter. Was bleibt ist auch ein letztes Aufbäumen des guten alten Monumentalschinkens - soviele dieser Art sollten nicht mehr im Kino laufen. Vor allem dem italienischen Monumentalschinken wurde hier auch die Referenz erwiesen. Am Ende darf man feststellen, dass es Reinl doch gelang den Stoff nicht ein buntes Märchen abgleiten zu lassen - er bewahrte durch eine gewisse Distanz zu den Figuren die seltsame Fremdheit der Vorlage.




Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Montag, 17. November 2014

Der Henker von London

























Regie: Edwin Sponek

Scharfrichter und Frauenmörder...

Bryan Edgar Wallace (1904 bis 1971) war ein englischer Kriminalschriftsteller und Sohn des berühmten Edgar Wallace (1875 bis 1932). Seine Krimis handelten eher von Agenten und Weltbeherrschungsplänen und er pflegte trotz mancher Ähnlichkeit doch einen etwas anderen Stil als sein Vater. Im Rahmen des Edgar Wallace Booms in den 60er und 70er Jahren wurden auch einige Werke des Sohnes verfilmt.
"Der Henker von London" beispielsweise wurde 1963 unter der Regie von Edwin Sponek inszeniert. Damit war es die vierte Verfilmung eines Bryan Edgar Wallace Films durch die CCC Films des berühmten Artur Brauner. So lief der Film in den deutschen Kinos an, kurz nach einem weiteren Wallace- Triumph von Horst Wendlands mit "Das indische Tuch". Dementsprechend gut lief auch "Der Henker von London" in den Kinos. Optisch passt der Film mit den unheimlich wirkenden schwarz-weiß Impressionen eines London bei Nacht und Nebel natürlich bestens zu den populären Verwandten der Rialto.
Und auch inhaltlich braucht der Film den Vergleich nicht zu scheuen. Denn entstanden ist ein sehr spannender, atmosphärisch dichter Kriminalfilm mit einer interessanten Geschichte über Selbstjustiz und über kranke Psychopathen, die sich entweder auf Frauenmorde oder auf selbsternannte Scharfrichter spezialisiert haben.
"Der Henker von London" hält die Metropole an der Themse völlig in Atem. Denn er hat schon wieder zugeschlagen mit seiner illegalen Gerichtsverhandlung und einen Bauspekulanten und Betrüger zum Tode durch den Strang verurteilt. Der Tote wird unter einer Brücke der Themse baumelnd mit einer fundierten Abschrift des Urteils aufgefunden  und stellt den jungen Inspektor Hllier (Hansjörg Felmy) vor ein weiteres Rätzsel. Die Presse kritisiert die Unfähigkeit von Scotland Yard und Hilliers machthungriger Vorgesetzter Chefinspektor Morel Smith (Wolfgang Preiss) will schnelle Erfolge sehen. Doch viel hat Hillier nicht herausgefunden, auch nicht sein Freund, der Gerichtsmediziner Dr. Phlipp Trooper (Harry Riebauer). Immerhin findet Hillier heraus, dass die Scharfrichter stets mit dem historischen Henkersstrick morden, der vorher aus dem Kriminalmuseum von Scotland Yard gestohlen wird.
Hillier selbst ist hin- und hergerissen, was er von der Selbstjustiz halten soll. Seine Schwester fiel einem unbekannten Serienkiller zum Opfer, der immer noch frei herumläuft. Hillies Freundin Ann Barry (Maria Perschy) ist die Tochter des pensionierten Richter Sir Francis Barry (Rudolf Forster), der die Handlungen des illegalen Henkers äusserst gut findet...sein sonderbarer Diener Jerome (Rudolf Fernau) ebenso. Dann bekommt Hillier einen Tipp des Journalisten Cabby Pennypacker (Chris Howland) , dass in den Docks eine neue Gerichtsverhandlung des Henkers stattfinden soll...


Grandios wie immer ist natürlich Dieter Borsche in der Rolle des Frauenmörders und er liefert eine ähnlich beängstigend gute Darstellung wie in Alfred Vohrers "Die toten Augen von London", wo er als Reverend Dearborn brillierte. Es gibt neben der interessanten Kombination zwischen einer Bande von selbsternannten Scharfrichtern und dem Frauenmörder, der seine Opfer köpft, eine Menge Plots, die sich erst am Schluß als Einheit zusammenfügen und auflösen. Natürlich ist das alles wie bei den echten Wallace Filmen etwas absurd und übertrieben mit sehr viel Grand Guignol Elementen versehen - der Spassfaktor und der Thrill stimmen bestens und "Der Henker von London" erweist sich als sehr guter deutscher 60er Jahre Krimi. Statt Joachim Fuchsberger gibts Hansjörg Felmy, statt Eddie Arent taucht Mr. Pumpernickel Chris Howland auf, der sogar den Schlager "Die Kneipe am Moor" in der Kaschemme nebenan am Hafen darbieten darf.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Freitag, 14. November 2014

Der Fluch der gelben Schlange

























Regie: Franz Josef Gottlieb

Mein Bruder, der böse Chinamann...

Edgar Wallace Filme waren meistens sehr spannend, aber sie waren nie sonderlich realistisch. Die Storys waren so abgefahren und übertrieben, dass man sie fast für unglaublich hielt. Was gabs da nicht alles in dem nebenverhangenen London: Blinde Pfarrerschurken, Mädchenhändlerringe, Mönche mit Peitschen, Maskierte Frösche, Ertränkungen im Taufbecken, bucklige Monster, gelbe Narzissen auf den Todesopfern, durchgeknallte Rasiermessermörder, Harpunen als Mordwaffen....aber die Story in dem 13. Edgar Wallace Film der Nachkriegszeit mit dem Namen "Der Fluch der gelben Schlange" toppt dies alles. Denn hier geht es darum, dass "Der Bund der freudigen Hände" die Weltherrschaft erringen will. Wer ist das ? Das sind ca. 1-2 Millionen Chinesen, die gemeinsam mit ihrem Führer Fing-Su (Pinkas Braun) von London aus mit kruder Ideologie, beruhend auf einem chinesischen Orakel,  das Reich in der Mitte regieren will. Und das sind immerhin dann 600 Millionen Menschen (Stand: 1963) und die darf man dann schon als "Gelbe Gefahr" wahrnehmen. Zum Glück gibt es aber den guten Halbbruder Clifford Lynn (Joachim Fuchsberger), der die Machenschaften seines durchgeknallten Blutsverwandten durchkreuzen wird. Eines Nachts brechen Unbekannte in Joe Brays (Fritz Tillmann) ein. Der reiche Brite, der in Hongkong lebt ist in dem Besitz der gelben Schlange und die braucht sein missratener Sohn Fing-Su, denn ohne dieses Relikt kann die Weltherrschaft nicht erfolgreich angetreten werden. Kurz darauf reist Clifford Lynn nach London, um sich dort mit Brays Vetter Stephan Narth (Werner Peters) zu treffen. Dieser braucht dringend Geld um die Pleite abzuwenden und erhofft sich seine finanzielle Rettung durch Cliffords  Heirat mit seiner Tochter Mabel (Doris Kirchner). Da diese sich weigert, geht der bittere Kelch der Zwangs- und Zwecksvermählung an die Pflegetochter Joan (Brigitte Grothum) über, die allerdings bei der Sichtung von Blacky Fuchsberger gar nicht mal mehr so abgeneigt ist - trotz unrasiertem Erscheinen beim ersten Treffen. Fing Su hat dann plötzlich auch noch Heiratsabsichten - zum dumm, dass auch er ausgerechnet Joan auserkoren hat. Jetzt kämpfen die ungleichen Stiefbrüder nicht nur um die gelbe Schlange, sondern auch noch um die Frau...


für Spass sorgt einmal mehr Eddie Arent als Cliffords Freund Samuel Carter, der mit großer Leidenschaft Antiquitäten - vornehmlich alte chinesische Vasen sammelt - und immer wieder völlig unbeholfen mittendrin im gefährlichen Geschehen wandelt. In einer alten Fabrikhalle an der Themse zelebriert dann Pinkas Braun in einem Goebbels ähnlichen Stil seine rassistischen Hasstiraden und dem glorreichen Kampf der Chinesen gegen die Untermenschen. Im Grunde ein groteskes Szenario, dass Franz Josef Gottliebs Film da anbietet und schon damals Gegenstand der Kritik war. Für die einen wars albern, für die anderen sogar ein mit rassistischen Untertönen gespicktes Machwerk...Dennoch wollten sich 2 Millionen Kinozuschauer den Edgar Wallace Reißer nicht entgehen lassen. Man muss natürlich ein Faible für ganz widersinnige Geschichten haben - aber dann ist "Der Fluch der gelben Schlange" ein äusserst amüsanter Kino-Krimispass aus einer Zeit, als die Krimis noch wegen der besseren Atmosphäre noch in "schwarz-weiß" sein mussten. Daumen hoch..trotz aller Kuriosität.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Wartezimmer zum Jenseits

























Regie: Alfred Vohrer

Die erpresserische Schildkröte...

Im Fahrwasser der extrem erfolgreichen Edgar Wallace Filmreihe der 60er Jahre, gab es einen ganzen Haufen ähnlich gestrickter Krimis aus deutschen Landen. Mit "Wartezimmer zum Jenseits" saß sogar Alfred Vohrer,  der beste Edgar Wallace Director, auf dem Regiesessel. Produzent Horst Wendlandt setzte hier auf den Roman von James Hadley Chase "Zahle oder stirb".
Bereits das Intro mit einem vernebelten Blick auf Londons Straßen ist sehr gut gelungen. Erzählt wird die Geschichte von einem groß geplanten Gangstercoup. Die Bande hat vor vermögende Männer zu erpressen. Diese bekommen von "Der Schildkröte" einen Brief, indem sie aufgefordert werden eine bestimmte Summe zu bezahlen, wenn ihnen ihr Leben lieb ist. Als erstes Opfer wurde Sir Cyrus Bradley (Hans Paetsch) ausgewählt - eigentlich ein Mann, der bekannt dafür ist, dass ihn solche Drohungen nicht im Geringsten beindrucken. Immerhin hat seine Frau Lady Helen (Adelheid Seeck) den Neffen Donald Micklem (Götz George) von der Erpressung durch dieses ominöse Syndikat informiert - der junge Student soll ein Auge drauf haben, dass nichts passiert, wenn der Onkel nicht bezahlt. Er und sein Freund Harry Mason (Hans Clarin) sind bei der Geldübergabe dabei - die Gangster wissen nicht, dass der Bote nur Zeitungspapier erhalten hat. Ist denen auch ganz egal, denn die haben damit gerechnet, dass Bradley nicht zahlt und sein Ableben gehört zum Plan als Abschreckung für alle weiteren zu erpressenden Gentlemen mit dickem Geldbeutel. So wird Bradley von dem Messerwerfer Shapiro (Klaus Kinski) gemeuchelt. Auch die attraktive Laura Lorelli (Hildegard Knef) gehört zum den fiesen Schildkröten und ist die Freundin des Gangsterbosses Alconi (Richard Münch), der in Triest in  einer opulenten Villa wohnt. Dorthin führt natürlich auch die Spur der beiden Studenten, die den Tod von Donalds Onkel aufklären wollen und die Gangster schnappen wollen. Entgegen dem Rat von Inspektor Dikes (Heinz Drache) ermitteln sie im sonnigen Italien auf eigene Faust und geraten in große Gefahr...

 Sehr nah bewegt der Film in dem typischen Wallace-Stil seiner Zeit, nähert sich aber ein bisschen dem Melodram, denn es gibt unter den Gangstern einige tragische Figuren. Die Handlung fängt dabei im nebenverhangenen London an, dass von Kameramann Bruno Mondi trist und trostlos eingefangen wurde. Das Italien erscheint dabei in hellem Licht und der unendlich schwermütige und traurige Blick von Hildegard Knef wird hier noch schneller enttarnt. Sie strebt nach Veränderung und hat genug von ihrem luxuriösen Gefängnis, dass ihr der von Macht besessene Gangster bisher bot. Ein gutaussehender Student, der hier rumschnüffelt, scheint die richtige Medizin für eine bessere Zukunft zu sein. Wer die Wallace Film liebt, der wird auch von "Wartezimmer zum Jenseits" angetan sein, der Film bietet 90 Minuten beste nostalgische Krimiunterhaltung und zeigt auch einmal mehr das Können von Alfred Vohrer, der vor allem mit dem großartigen "Die toten Augen von London" einen der ganz besten deutschen Kriminalfilme drehte.

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 


Freitag, 7. November 2014

Die Spur führt ins Nichts




















Regie: Joseph Losey

Großer Gangster, Großer Verlierer...

Der Amerikaner Joseph Losey hatte den Ruf ein sehr europäischer Filmregisseur zu sein. Er stammt aus einer alten Familie aus New England und war auch Opfer der McCarthy Ära, wo 1951 sein Name als Sympathisant der Kommunistischen Partei fiel und er in Ungnade fiel. Daraufhin verließ er seine Heimat und drehte in England einige seiner besten Filme. Es entstanden in der Zeit von 1960 bis 1970 Klassiker wie "Accident", "Der Mittler" oder "Der Diener". Lediglich sein Spätwerk "Monsieur Klein" aus dem Jahr 1976 erreichte diese Qualität und künstlerische Gechlossenheit. 
Losey gilt als Wegbereiter für die Karriereleiter der Schauspieler Tom Courtenay, Edward Fox und James Fox.
In dem 1960 realisierten "Die Spur führt ins Nichts" spielt allerdings Stanley Baker die Hauptrolle als Gangster, der eigentlich nur noch im Knast eine ganz große Nummer ist. Der Film ist eher unbekannt, aber darf als lupenreiner Film Noir der Extraklasse angesehen werden. Es wird die Geschichte des Johnny Bannon (Stanley Baker) erzählt, einem Gangster der alten Schule. Im Gefängnis wird er von den Mithäftlingen respektiert und als eine Art "Boss" angesehen. Er hat dort das Sagen und seine eigene Clique kann immer wieder vor den rivalisierenden Banden dort bestehen. Auch dem etwas sadistisch veranlagte Aufseher Barrows (Patrick Magee) kann er immer wieder erfolgreich die Stirn bieten. Verräter wie Kelly (Kenneth Cope) haben dort kein schönes Leben, wenn Johnny seine Handlanger instruiert. Am Tag seiner Entlassung trifft er seinen alten Kumpel Mike Carter (Sam Wanamaker) wieder, der in Johnnys alter Wohnung eine Willkommensparty steigen lässt. Die Exfreundin Maggie (Jill Bennett) wird aus der Wohnung geschmissen, doch mit der attraktiven Suzanne (Margit Saad) wartet schon eine neue Flamme. Carter, der einen anonymen Geldgeber vertritt, plant mit Johnny einen Überfall auf eine Pferderennbahn. Durch die gekränkte Maggie kommt die Polizei ziemlich schnell auf die Spur von Johnny, der wieder für ein paar Jahre in den Knast wandert. Immerhin hat er die gesamte Beute vorher noch in einem Acker vergraben können. Das Versteck kennt sonst keiner, aber die Hintermänner wollen natürlich an das viele Geld...


 Joseph Losey hat diese Mischung aus Gangster- und Gefängnisthriller in klasse schwarz-weiß Bilder getaucht und es ist schade, dass dieses grandiose Verliererepos heute in Vergessenheit geraten ist. Der Film "Die Spur führt ins Nichts" (Original: The Criminal) ist nämlich 60er Jahre Kino at its best.
Stanley Baker schafft es mit seiner Darstellung des Gauners Johnny Bannion, dass der Film seinen besonderen Reiz hat. Ein Verbrecher bei dem man durchaus den Eindruck gewinnen kann er macht es nicht des Geldes wegen sondern mehr um Einfluss und Macht.
Auch die Gefängnis Atmosphäre kann ist beeindruckend dicht. Daher gelingt es dem Film auch sehr gut den Hauptcharakter Bannion vorzustellen und sein Wesen näher zu bringen. Die Filmmusik ist etwas woran vor allem Jazz Fans ihre Freude haben werden. Richtig guter Sound vom englischen Jazz Saxophonisten Sir John Dankworth. Dazu reichlich britisches Flair, das der bemerkenswerte Thriller ausstrahlt.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.