Samstag, 30. Dezember 2017

Land der Pharaonen



















Regie: Howard Hawks

Nellifers teuflischer Plan...

Die Voraussetzungen mit "Land der Pharaonen" einen Blockbuster zu landen waren sehr gut. Denn 1955 hatten die Monumentalfilme immer noch Hochkonjunktur. Mervyn Le Roys "Quo Vadis" war mit 12 Millionen Dollar Einspielergebnis der erfolgreichste Film des Jahres 1951. Zwei Jahre später katapultierte sich mit Henry Kosters "Das Gewand" erneut ein Genrevertreter an die Spitze der Kinojahrescharts. Dessen Nachfolger "Die Gladiatoren" - inszeniert von Delmer Daves - kam auf 26 Millionen Dollar Umsatz, im Jahr 1954 war dies Rang 4 der erfolgreichsten Kinohits. Und dies sollte noch nicht der Höhepunkt solcher Filme sein, denn mit "Die 10 Gebote" (Regie: Cecil B. De Mille, 1956) und "Ben Hur" (Regie: William Wyler, 1959) kamen noch zwei Filmklassiker in die Kinos, die nicht nur Filmgeschichte schrieben, sondern auch heute noch  in der inflationsbereingten All Time Box Office Liste die Plätze 6 und 14 belegen.
Dagegen hatte Howard Hawks Monumentalbeitrag keine Chance - er spielte lediglich 2,7 Millionen Dollar ein. Beim ersten Kinoeinsatz wurde noch nicht einmal das Budget von 2,9 Millionen Dollar wieder eingespielt. Heute kann man "Land der Pharaonen" aber als einen echten Kultfilm ansehen, denn Hawks Film ist im Vergleich zu seinen filmischen Verwandten kurz und knackig und kann wunderbar unterhalten.
Das Drehbuch schrieb Wiilliam Faulkner gemeinsam mit Harold Jack Bloom und Harry Kurnitz. Die britische Schauspielerin Joan Collins hatte ihre erste große Rolle und in Sachen Bosheit steht sie in der Rolle als Prinzessin Nellifer aus Zypern ihrer späteren Rolle als Alexis Colby aus dem "Denver Clan" in nichts nach.
Sie ist aber nicht die einzige schöne Frau in Hawks Kollosalgemälde. Die Italienerin Luisella Boni spielt die Sklavin Kyra und Kerima - bekannt aus Carol Reeds Meisterwerk "Der Verdammte der Inseln" - hat als erste Frau des Pharao Khefu eine wichtige Nebenrolle.
Nach seinem ersten kommerziellen Misserfolg mit "Land der Pharaonen" legte der Meisterregisseur eine Pause von 4 Jahren ein, ehe er mit "Rio Bravo" sein Comeback präsentierte.
Im alten Ägypten ist Pharao Khefu (Jack Hawkins) besessen von Gold und davon, sein Grab mit vielen Schätzen für das zweite Leben vorzubereiten. Seine eigenen Architekten liefern aber Vorschläge ab, die ihm gar nicht gefallen. Doch ihm ist beim letzten erfolgreichen Kriegszug die Verteidigung des Gegners aufgefallen. Beinahe wäre es den Ideen des Architekten Vashtar (James Robertson Justice) gelungen, den Angriff der Ägypter erfolgreich abzuwehren. Nun ist Vashtar mit seinem Volk Gefangener. Khefu und sein treuer Hohepriester Hamar (Alexis Minotis) bieten Vashtar eine Vereinbarung an: Wenn der in der Pyramide, die der Pharao erbauen lässt,  das Grabmal plünderungssicher machen kann, dann wird Vashtars versklavtes Volk wieder frei sein. Vashtar willigt ein, obwohl er selbst als Bauherr und Geheimnisträger beim Tode des Pharao ebenfalls das Leben verlieren wird.
Pharaos Frau Nailla (Kerima) schenkt ihm während der langen Bauzeit der Pyramide einen Thronfolger (Piero Giragnoni). Und als Prinzessin Nellifer (Joan Collins) als Botschafterin der Nebenprovinz Zypern auftaucht, wird sie durch ihre Schönheit und Rafinesse die Zweitfrau des Herrschers. Nur der Hohepriester ahnt, dass die neue Frau einen bösen Plan verfolgt. Inzwischen ist auch aus Vashtars Sohn Senta (Dewey Martin) ein erwachsener Mann geworden...





"Land der Pharaonen" bietet beeindruckende Außenaufnahmen, die mit dem CinemaScope Verfahren in Ägypten gedreht wurden. Howard Hawks inszenierte straff und spannend, eine Geschichte über die menschliche Gier steht im Mittelpunkt. Tatsächlich ist die Figur der Prinzessin Nellifer mit Joan Collins perfekt besetzt, die schafft es ganz leicht, dass der Zuschauer ihre Bestrafung wünscht. Ob diese dann auch kommt ? Jedenfalls benutzt sie eine giftige Kobra, ein Flötenspiel und ihre weiblichen Reize ein, um an ihr Ziel zu kommen. Auch Jack Hawkins und Alexis Minotis überzeugen.






Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

Montag, 25. Dezember 2017

Schuhputzer

























Regie: Vittorio de Sica

Unbarmherziger Jugendknast...

1957 wurde offiziell die Oscar-kategorie "Beste ausländischer Film" eingeführt. Wie in den anderen Kategorien gab es 5 Nominierungen und es gewann Federico Fellinis "La Strada".  In den Jahren 1948 bis 1956 wurde der beste Auslandsfilm intern ausgewählt. Im ersten Jahr ging dieser Spezialpreis an Vittorio de Sicas "Schuhputzer", den er 1946 drehte. Zwei Jahre später gewann er mit seinem bekanntesten Film "Fahrraddiebe" ebenfalls diesen begehrten Preis.
Ab 1943 arbeitete de Sica vor allem mit Drehbuchautor Cesare Zavattini zusammen. Zavattini schrieb nicht nur die Bücher für diese beiden Oscarfilme, sondern auch für weitere Meisterwerke wie "Das Wunder von Mailand", "Umberto D." oder Der Garten der Finzi Contini".
Leider sind einige der großen Filme eines der besten Vertreter des Neorealismus in Deutschland nicht als DVD erhältlich. Interessanterweise kann man aber über amazon.fr "Sciuscia" (so der Originaltitel von "Schuhputzer") eine deutschsprachige DVD finden. Für Fans solcher Filme - und ich bin einer von ihnen - ein großartiger Fund.
"Fahrraddiebe" ist natürlich einer meiner ganz großen Lieblingsfilme, aber "Schuhputzer" ist ebenfalls ein Meisterwerk und steht für mich auf einer Stufe mit seinem grandiosen Märchen "Das Wunder von Mailand".
Dabei ist der Film äusserst düster und zeigt die Armut Italiens kurz nach dem 2. Weltkrieg anhand der beiden Jungs Pascquale Maggi (Franko Interlenghi) und Giuseppe Filibucci (Rinaldo Smordoni), die in Rom als Schuhputzer ein bisschen Geld verdienen. Pascale hat seine Eltern im Krieg verloren und der kleine Giuseppe muss aber mit diesem kargen Lohn auch noch seine arme Mutter (Irene Smordoni) versorgen. Jeder Tag ist ein neuer Überlebenskampf. Die beiden Jungs halten aber fest zusammen, sie sind beste Freunde und unzertrennlich. Beide träumen davon, eines Tages das weiße Pferd Bersagliere kaufen zu können. Wenn etwas vom Schuhputzergeld übrig bleibt, dann mieten die beiden das schöne Pferd und reiten es. In Rom herrscht hohe Kriminalität durch Diebstahl und Schwarzmarkt. Giuseppes älterer Bruder Attilo ist ohne Arbeit, wie viele andere - daher hat auch er einen kriminellen Werdegang eingechlagen. Gemeinsam mit dem Hehler Panza (Gino Saltamerenda) soll Diebesgut verkauft werden. Bei einer Wahrsagerin verdienen sie mit gestohlenen Decken tatsächlich etwas Geld und für einen Tag winkt das Glück. Mit dem Geld kaufen sie das Pferd. Doch die Polizei schlägt zu und verhaftet die zwei Jungen, weil sie natürlich verdächtigt werden bei Raubzügen mitzumachen. Sie landen in einem Jugendknast. Dort halten die beiden aber dicht und sagen nicht gegen Bruder und Hehler aus. Erst als Pasquale glaubt, dass sein kleinerer Freund geschlagen wird (ein Trick des konservativen Gefängnisdirektors) gibt er alles zu, was auch zu einer Verurteilung der Drahtzieher führt. Giuseppe erfährt vom Verrat und will von seinem ehemals besten Freund nun nichts mehr wissen. Manipuliert von seinem Zellengenossen Arcangeli (Bruno Ortenzi) will er sich sogar rächen. Es kommt zum Kampf im Knast. Bei einer Filmvorführung wollen einige der jungen Strafgefangenen ausbrechen..




Der düsterste Teil des Films wird eröffnet, wenn sich auch für den Zuschauer die Tor zum Knast öffnen. Statt Reszonialiserung wird mit Strafen und harten Drill gearbeitet, obwohl viele der Insassen noch richtige Kinder sind. Die gezeigte Haftanstalt ist in drei Ebenen unterteilt. In jedem Stock befinden sich Reihen von Zellen mit jeweils 5 Jungen. Kontakte sind verboten. Eines der Kinder verliert bei dem Ausbruch, der auch einen Brand und Panik zur Folge hat, sein Leben. Am Ende steht die Flucht des Einen und der Verrat des Anderen. Aber auch der zweite Verrat von Pasquale geschieht nur deshalb, weil er seinen Freund schützen will. Der letzte Kampf der beiden endet tragisch. Das Pferd trabt alleine davon, Giuseppe stirbt im Kampf und Pasquale wird von der Polizei abgeführt. Lange Jahre im Knast werden die Folge sein, in jungen Jahren hat sich das Schicksal für den jungen Deliquenten bereits vollzogen. Der Film über diese Straßenjungs, die amerikanischen GIs im Nachkriegsitalien auf der Straße die Schuhe putzen, ist einer der wichtigsten Vertreter des Neorealismus und wie viele Filme dieser Sparte ein Zeitdokument mit dokumentarischem Touch.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Samstag, 23. Dezember 2017

Franziskus, der Gaukler Gottes

























Regie: Roberto Rossellini

Das Wort Gottes in die Welt hinaustragen...

Roberto Rossellini inszenierte bereits in seinem 1946 entstandenen Episodenfilm "Paisa" eine Sequenz, die im Kloster bei streng katholischen Mönchen spielt - das starke Interesse an christlichen Werten in der heutigen Zeit war sicherlich auch ausschlaggebend, dass er kurze Zeit nach "Deutschland im Jahre Null" einen Film über den heiligen Franziskus drehte. Auch hier setzte er erneut auf Laiendarsteller und "Franziskus, der Gaukler Gottes" ist in 9 kleinere Kapital aufgeteilt. Eine erste Sequenz, wie eine Gruppe bescheidener Franziskaner im strömenden Regen durch den Schlamm zu ihrer Hütte laufen, läutet die Kapitel ein, jede dieser kleinen Geschichten spielt in der Zeit nach seiner Berufung zum enthaltsamen Leben als Mönch. Wie aus dem wohlhabenden Tuchhändersohn Franz von Assisi der Begründer des Franziskaner Ordens wurde, zeigt Rossellini nicht. Diese Jugendjahre hat mit Franco Zefirelli ein weiterer italienischer Regisseur in seinem 1972 entstandenen "Bruder Sonne, Schwester Mond" gezeigt.
 In der Rolle von Franziskus ist Bruder Nazario Gerardi zu sehen. Bruder Ginepro wird von Bruder Severino Pisacane gespielt. Aldo Fabrizi hat die Rolle von Nicolaio, der Tyrann übernommen. Als Giovanni wurde Esposito Bonaventura verpflichtet.
In der ersten Szene werden die Franziskaner von einem Bauer mit seinem Esel aus ihrer Hütte verjagt. Dennoch freuen sich die Mönche an ihrem Schicksal nun im Regen zu stehen. Dadurch erkennen sie, dass ihre Berufung angefangen hat und im ersten Kapitel bauen die Mönche eine neue Hütte. Sie haben auch eine Gebetsglocke auftreiben kännen. Bruder Ginepro kehrt fast nackt heim...er hat seine Kutte einem Mann in Not geschenkt. Giovanni, der Einfaltspinsel schließt sich den Mönchen an und versucht Franziskus in Wort und Geste nachzuahmen. Dann erzählt das nächste Kapitel von der Begegnung der heiligen Clara mit Franziskus. Während die anderen Brüder predigen, wird Ginepro zuhause gelassen - der sich um den kranken Bruder Amarsebello kümmern muss. Doch die Suppe, die er dem Kranken zubereitet hat, ist entsetzlich. So verliert ein Schwein seinen Fuß.
Eine andere Begebenheit und der Zuschauer sieht Franziskus im nächtlichen Wald, der auf einen Aussätzigen trifft. Wenig später hat Ginepro eine Idee: Er hat seinen Mitbrüdern soviel Essen vorbereitet, dass es für 2 Wochen gut reichen sollte. Durch den Eifer ist Franziskus so gerührt, dass er ihm endlich die Erlaubnis gibt zu predigen. Ginepro versucht Menschen zu finden, die dem Wort Gottes zuhören. Doch es will nicht so recht funktionieren. Er trifft auf eine große Gruppe kriegsführender Barbaren, deren Anführer Nicolaio verurteilt den armen Mönch sogar zum Tode....




 Gleichzeitig ist dies auch der actionreichste Teil des Films, die Kapitel 8 "Wie Bruder Franziskus und Bruder Leon Dinge erlebten, die vollkommene Glückseligkeit sind" und Kapitel 9 "Wie die Brüder sich trennten, alleine weiter wanderten und die Welt bereisten und Frieden predigten" lassen den Film meditativ zu Ende gehen. Rossellini hatte jahrelang an diesem Film gearbeitet, gemeinsam mit Federico Fellini schrieb er das Drehbuch und alles ist bewusst einfach und bescheiden gehalten - wie Franz von Assisis Leben. Das Drehbuch war nur 28 Seiten lang und umfasste 71 Dialogzeilen. Dieser 1950 entstandene Film war Rossellinis Favorit unter seinen Filmen. Dabei ist er lange nicht der bekannteste Film des Regisseurs. Jahre später bekannten viele berühmte Filmemacher sich zu diesem klaren und schnörkellosen religiösen Film. Francois Truffaut war begeistert, auch Pier Paolo Pasolini war extrem angetan. Vielleicht ließ er sich von dieser spröden Machart ebenfalls inspieren. Sein "Das 1. Evangelium - Matthäus" entstand 14 Jahre danach und war genauso beeindruckend. 




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Paisa

























Regie: Roberto Rossellini

Italien wird befreit...

Vom italienischen Wort "Paesano" (Landsmann) abgeleitet, nannte Roberto Rossellini seinen 1946 entstandenen Film "Paisa". Der gehört neben "Rom offene Stadt" (1945) und "Deutschland im Jahre Null" (1948) zu seiner Neorealistischen Trilogie. Alle drei Filme sind als Chronik der letzten Tage des 2. Weltkriegs und kurz danach zu sehen. Sie wurden von Rosellini kunstvoll und realistisch eingefangen, ein starker Hang zur Dokumentation wird sichtbar. Dabei ist "Paisa" auch ein Episodenfilm. Es sind 6 einzelne Geschichten, das Gesamtbild ergibt ein schlüssiges Bild zu der Befreiung Italiens, die keinen Triumph darstellt - sondern eher mit dem Leid der Menschen einhergeht, die für diese Befreiung im Kampf stecken.
Bild 1: Amerikanische Soldaten landen auf Sizilien. In einer Kirche entdecken sie verängstigte Bewohner, darunter die junge Carmela (Carmela Sazio). Da die Deutschen in der Nähe sind, brauchen sie jemand, der sie durchs Gelände führt. Das junge Mädchen bietet sich an und die GJs kommen an eine verfallene Burgruine. Dort bleibt Joe (Robert van Loon) alleine mit dem Mädchen zurück, während seine Kameraden weiter die Gegend erforschen. Die beiden kommen sich menschlich näher - ein Scharfschütze der Deutschen schießt auf Joe, der schwerverletzt im Sterben liegt. Carmela nimmt ein Gewehr, doch auch sie wird von den Deutschen erschossen. Als die US-Boys zurückkehren, sind die Deutschen schon wieder verschwunden. Sie entdecken ihren toten Kameraden und glauben, dass Carmela seine Mörderin war.
Bild 2: In den Straßen von Neapel hält sich der dunkelhäutige Militärpolizist Joe (John Kitzmiller) auf. Er ist völlig betrunken und so kann ihm der kleine Pasquale (Alfonsino Pasca) seine Schuhe stehlen. Am nächsten Tag erkennt Joe den Jungen wieder , er ist wieder auf Diebestour und er will natürlich die Stiefel zurück. Er nimmt den Jungen mit und will ihn zu dessen Eltern bringen, die sollen den kleinen Dieb bestrafen. Doch das Kind hat weder ein Zuhause noch Eltern. Er haust mit weiteren Obdachlosen in einer Höhle. Schockiert von dieser Armut der Menschen flüchtet Joe in seinen Jeep und fährt weiter
Bild 3: Nachts in Rom: Ein betrunkener GI (Gar Moore) wird von einer Prostituierten (Maria Michi) angesprochen. Die nimmt den Mann mit in ein Hotelzimmer. Dort erzählt der Soldat von dem Tag der Befreiung Roms, bei dem Einmarsch der Soldaten verliebte er sich in ein Mädchen namens Francesca, doch er hat sie seither nie mehr gesehen. Sofort wird der Frau klar, dass sie dieses Mädchen war. Sie hofft auf eine Rückkehr ins bürgerlicher Leben und erzählt dem betrunkenen Mann, dass sie diese Francesca kennen würde und auch deren Adresse. Sie verspricht ihm, dass sie ihm am anderen Tag ein Rendezvous mit seiner Francesca besorgen könne. Doch es kommt nicht dazu. Während sie hoffnungsvoll wartet, hat er die Nacht fast vollkommen vergessen und fährt an die Front zurück.
Bild 4: In Florenz arbeitet die amerikanische Krankenschwester Harriet (Harriet White). Sie liebt den Maler Guido, der nun als Partisanenführer Lupo für die Freiheit Italiens gegen die Deutschen kämpft. Sie will ihn unbedingt treffen und macht sich gemeinsam mit Massimo (Renzo avanzo) ins Kampfgebiet in der Stadt, wo scharf geschossen wird. Am Ende erfährt sie von einem sterbenden Partisanen vom Tod ihres Freundes
Bild 5: In Romagna suchen drei Geistliche der US-Army  (William Tubbs, Elmer Feldman, ) Unterschlupf in einem italienischen Kloster, abseits der Kriegshandlungen - in der Bergen der Romagna gelegen. Dort führen die Mönche ein äusserst einfaches Leben und vertrauen auf Gott. Als die Mönche erfahren, dass einer der Geistlichen protestantisch und ein anderer jüdisch ist, sind sie verzweifelt. Sie wollen unbedingt für die beiden Ungläubigen beten und fasten und für die Seelen der beiden Männer beten.
Bild 6: Die Po-Ebene wird hart umkämpft. Im Fluß schwimmt die Leiche eines Partisanen. Seine Kameraden versuchen den Leichnam zu bergen. Bevor es zu einem richtigen Gefecht kommt, werden die Partisanen aber von den Deutschen gefangen genommen. Auch US-Amerikaner werden gefangen genommen. Gemäß der Genfer Konventionen wird das Leben der gefangenen US-Soldaten von den Deutschen verschont, die Freischärler werden aber ertränkt. Einer der Amis (Dale Edmonds) ist total entsetzt und stürzt sich voller Wut auf die Deutschen, er wird dabei erschossen...




Diese letzte Sequenz wurde damals in den deutschen Kinos ganz herausgeschnitten, man wollte dem Publikum keine brutalen Wehrmachtssoldaten zumuten. Ingesamt ist "Paisa" ein großartiges Zeugnis seiner Zeit und die Epsioden wirken vor allem als gesammelte Einheit dieser sechs total unterschiedlichen Impressionen. Keine von den Episoden sticht total hervor, es gibt aber auch keine schwache Sequenz. Der große italienische kameramann Otello Martelli hat hier mitgewirkt. Später arbeitete er noch einmal mit Rosselini in "Stromboli" zusammen. Er war auch Chefkameramann der Filme "Bitterer Reis", "Die Müßiggänger" und "La Strada".



Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Mr. Smith geht nach Washington

























Regie: Frank Capra

Die überzeugendste Dauerrede...

In vielen Filmen von Frank Capra sind ganz einfache Menschen die großen Helden. Der Regisseur stellte sich immer auf die Seite der ärmeren Bevölkerung, prangerte auch sehr oft das Establishment und seine Gier an. So hat auch "Mr. Smith geht nach Washington" fast kommunistische Tendenzen, aber Capra hat dies stets mit einer hohen Dosis von Patriotismus verkauft. So waren seine Filmfiguren, die sich gegen die Großen und Mächtigen durchsetzen mussten, immer auch gute Amerikaner. James Stewart passte da wie perfekt in diese Rolle. Wer ihn aber vieleicht schon zu oft als "George Bailey" in "Ist das Leben nicht schön ?" gesehen hat, der könnte gut auf den gutmütig vertrottelten Pfadfinder-Führer Jefferson Smith ausweichen. In dieser Rolle glänzt Stewart in dem 1939 entstandenen "Mr. Smith geht nach Washington" - in den USA wesentlich populärer als bei uns. Schon bei der Oscarverleihung 1940 gabs 11 Nominierungen (bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller, Harry Carey und Claude Rains als beste Nebendarsteller, bester Schnitt, beste Filmmusik, bester Ton, bestes Szenenbild, bestes Originaldrehbuch). Der Triumph von "Vom Winde verweht" mit insgesamt 8 Auszeichnungen war aber so deutlich, dass Capras Film nur in der Drehbuch-Kategorie als Sieger vom Platz ging.
Beim Publikum war "Mr. Smith geht nach Washington" sofort erfolgreich, ein klasse Box Office Ergebnis von 9 Millionen Dollar war die Folge und heute ist der Film als ultimativer Hollywood-Klassiker anerkannt. Das American Film Institute führt den Film auf Platz 26 der größten Kinofilme aller Zeiten und die Filmfigur Jefferson Smith rangiert auf Platz 11 der größten Filmhelden aller Zeiten. Gar nicht so weit entfernt von Capras größtem Hit: George Bailey rangiert in dieser Heldenliste auf Platz 9.
Überraschend stirbt der bekannte Senator Samuel Foley. Gerade jetzt, wo viel Kohle in den Bau eines Staudamms gesteckt wird, der zwar nicht gebraucht wird aber Unsummen von Dollars verschlingt und Gouverneur Hopper (Guy Keebee), Senator Paine (Claude Rains) und vor allem den Medienmogul Jim Taylor (Edward Arnold) durch Korruption sehr reich macht.
Nun muss schnell ein Nachfolger gesucht und gefunden werden. Diese Aufgabe fällt Hopper zu. Nachdem ihm seine Kinder von dem beliebten Pfadfinderführer Smith vorgeschwärmt haben, wird der gutmütige Patriot in einer Blitzaktion auf den Senatoren-Sessel gehievt. Man denkt, dass der Idiot keinen blassen Schimmer von Politik hat (was stimmt) und keine Ambitionen für seine Heimat hat (da irren sie gewaltig). Die ersten Kontakte mit der Presse sind niederschmetternd, er wird in den Medien als der Vogelstimmen-Imitator mit wenig Verstand gezeigt und seine Sekretärin Saunders (Jean Arthur) soll ihm auf die Finger schauen und ihn bespitzeln. Zuerst in Jefferson von der Praxis im politischen Geschäft entmutigt, besinnt sich aber - angesichts des Lincoln Denkmals - für die Bevölkerung gute Politik zu machen. Er will ein nationales Jugendcamp errichten - genau an dem Platz, wo das korrupte Trio durch ihre gigantischen Bodenspekulationen viel Geld machen wollen. Ehe sich der gute Jefferson verieht, hat der mächtige Feind bereits den Angriff durchgeführt und Jefferson wird der Korruption beschuldigt und soll aus dem Senat ausgeschlossen werden. Nur eine Marathon Rede kann ihm einen Vorteil verschaffen und seine Unschuld beweisen...




Tatsächlich ist dieser sogenannte "Filibuster" der Höhepunkt dieser perfekt gemachten Polit-Classics. Dabei setzt Capra auf einen unverwechselbaren naiven Charme, er ist aber in seinen Aussagen immer klar und alles wird gut. Am Ende siegt das Gute und es sind vor allem Kinder, die dem aufrechten Jefferson hingebungsvoll helfen. In den USA selbst war das politische Establishment nicht gerade amüsiert über den Capra Film, zeigt er doch die gängige Korruptionspraxis zwischen Kapital und Politikern und dies am Vorabend des zweiten Weltkriegs. Immerhin wurde Capra von den Producern dahingehend instruiert, dass dieses System sich selbst korrigieren kann...weil es viele gute Amerikaner wie Jefferson Smith gibt. Am Ende kriegt er auch sein Mädchen und Hollywood hatte für kurze Zeit ein neues Traumpaar. Weil er den Oscar als bester Darsteller nicht gewann und der Sieg an Robert Donat für "Auf Wiedersehen Mr. Chips" ging, musste man Stewart ein Jahr darauf für eine wesentlich schwächere Rolle in "Die Nacht vor der Hochzeit" auszeichnen. Der Wiedergutmachungs-Oscar wurde damit geboren.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.