Donnerstag, 29. Oktober 2020

Das Grab des Grauens


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Roger Corman

Der Geist der toten Frau...

Robert Towne schrieb das Drehbuch von "Chinatown" und erhielt zu Recht den Oscar. 1964 verfasste er auch das Script der letzten Edgar Allan Poe Verfilmung von Roger Corman. "Tomb of Ligeia" erhielt in Deutschland den eher nichtssagenden Titel "Das Grab des Grauens" und zeigt Vincent Price in Bestform, kein Wunder: Von allen Poe Filmen Cormans war dies sein erklärter Favorit. Er war es auch, der Corman dazu ermutigte zum ersten Mal auch auf Außenaufnahmen zuzugreifen. Die bisherigen Filme wurden ausnahmslos im Studio gedreht und erklären natürlich die sehr künstlichen, aber dennoch sehr atmosphärischen Settings.
Es wurde auch iim Castle Acre Pirory in Großbritannien gedreht und auch die Darsteller waren überwiegend Briten.
"Das Grab des Grauens" erzählt die verhängnisvolle Geschichte des Aristokraten Lord Verden Fell (Vincent Price), der in der ersten Szene des Films seine Frau Ligeia (Elizabeth Sheperd) zu Grabe tragen muss. Der Pfarrer will die überzeugte Atheistin nicht in der geweihten Erde beisetzen, doch Verden setzt sich durch. Er glaubt fest daran, dass seine Frau die Kraft hat wieder von den Toten aufzuerstehen. Auch sie selbst war davon überzeugt diese Kräfte zu haben, weil sie fest daran glaubte unsterblich sein zu können. Nach der Bestattung wird es ruhig um den Lord. Erst bei einer Fuchsjagd, zu der der alte Lord Trevanion (Derek Francis) eingeladen hat, nimmt die Außenwelt den sehr zurückgezogenen Mann wieder wahr. Durch eine Augenkrankheit muss er eine Brille tragen und er lebt mit seinem Diener Kenrick (Oliver Johnston) und einer schwarzen Katze in den Mauern des ruinenartigen Anwesens. Da die eigenwillige junge Rowena Trevanion (Doppelrolle für Elizabeth Sheperd) und ihr Verehrer Christopher Gough (John Westbrook) sich von der Jagdgesellschaft entfernt haben, finden sie das Grab der Ligeia. Und dort taucht auch Verden Fell auf. Er interessiert sich sehr für die junge Frau, weil sie ihn an die verstorbene Ligeia erinnert und auch sie fühlt sich merkwürdig von Verden Fell angezogen. Sehr bald findet dann auch die Hochzeit statt - es scheint, dass Verden endlich loslassen kann von seiner Exfrau. Doch Ligeias Geist scheint immer noch in der gemeinsamen Villa vorhanden zu sein. Rowena wird von nächtlichen Visionen gequält und ihr Mann verschwindet in der Nacht - es ist unmöglich ihn zu finden in dem Anwesen, dass im Mittelalter eine Abtei war. Sie glaubt immer mehr, dass der Geist der Toten in der Gestalt der schwarzen Katze wohnt, denn das Tier ist ihr gegenüber extrem aggressiv....




Am Ende brennt das Schloß und auch Poes Geschichte verschwindet wie so oft im Ungewissen. Das Schreckliche spielt sich außerhalb der erzählten Handlung ab und die Geheimnisse bleiben bestehen. Wie kein anderer der Poe Verfilmungen bekam "Tomb of Ligeia" großartige Kritiken, manche Rezensenten verglichen Cormans Film sogar mit Jean Cocteaus "Orphee" und es ist bewiesen, dass solche Verwirrspiele um Identitäten natürlich enormes Potential in sich bergen. Man denke nur an "Vertigo" von Alfred Hitchcock. Trotz der Thematik von Leben und Tod nimmt der letzte Poe-Film von Corman eine gewisse Sonderstellung ein, denn er wirkt phasenweise recht psychedelisch.





Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Frankensteins Fluch


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Terence Fisher 

Als die Hammer Studios noch jung waren...

Wer kennt sie nicht, die legendäre Frankenstein Verfilmung von 1931 von James Whale mit Boris Karloff als Kreatur. 1957 wagte sich das damals noch junge Hammer Studio mit Regisseur Terence Fisher an ein Remake. Es wurde die Geschichte allerdings etwas variiert und so steht in "Frankensteins Fluch" nicht das Monster selbst, sondern vor allem die tragische Figur des Wissenschafters Dr. Frankenstein (Peter Cushing) im Mittelpunkt des Geschehens. Frühes 19. Jahrhundert, irgendwo in einem Dorf in den Schweizer Bergen: Schon früh wird Victor (als Junge wird er von Melvyn Hayes gespielt) Waise, erbt aber das ganze Geld der begüterten Eltern und leistet sich als Teenager einen Privatlehrer Dr. Paul Krempe (Robert Urquhart). Wegen der gemeinsamen Begeisterung für wissenschaftliche und auch medizinische Experimente bleibt Paul auch über seinen Lehrauftrag hinaus bei Victor im Haus, die beiden Männer werden beste Freunde. Jahre vergehen. Bald gelingt den beiden Wissenschaftlern eine riesige Sensation.  Es gelingt Ihnen einen kleinen toten Hund wieder zum Leben zu erwecken. Diese Sensation halten sie jedoch geheim, vor allem Victor hat noch viel größere Ambitionen. Er will wie Gott Leben erschaffen. Dadurch entfernen sich beide Männer voneinander. Während Paul ethische Gewissensbisse bekommt und die Experimente inzwischen sehr kritisch sieht, wird Victor immer mehr vom Ehrgeiz getrieben. Während Paul dafür plädiert die gewonnenen Erkenntnisse in den Dienst der gesamten Medizin stellen will, ist Victor bald besessen von der Idee, seinen perfekten Übermenschen zu erschaffen.
Victor verändert sich vom seriösen Wissenschaftler zu einem skrupellosen Horrorwissenschaftler. Der Besuch der Cousine Elisabeth (Hazel Court), die schon als Kind Victor als Frau versprochen wurde, wirft zusätzliche Probleme auf...




Am Ende wartet auf den rücksichtslosen Wissenschaftler das Schafott. Er schreckte vor Mord an einem alten Wissenschaftler (Paul Hardmuth) und an seiner heimlichen Geliebten, dem Hausmädchen Justine (Valerie Gaunt) nicht zurück. Der Film über diesen besessenen Akademiker wurde zu Recht ein großer finanzieller Erfolg und veranlasste die Hammer-Produktion, weitere Frankenstein Filme zu drehen.
Die Hammer Studios, Anfang der Fünfziger Jahre in London gegründet, legten viele klassische Horrorfilme mit zumeist geringen Budgets neu auf. Viele von ihnen sind inzwischen selbst unerschütterliche Klassiker geworden. Peter Cushing und Christopher Lee, der in "Frankensteins Fluch" die Rolle der Kreatur spielt, erlangten durch die Hammer-Filme große Popularität und waren kurze Zeit später in einem noch grösseren Hammer Welterfolg "Dracula" zu sehen.
"Frankenstein" spielte weit mehr als 8 Millonen Dollar ein und ist auch heute noch ein klasse Horrorfilm der alten Schule. Also eine unbedingte Empfehlung zum wohligen Gruseln, vor allem in der kalten Jahreszeit oder im Mitternachtskino.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

Mittwoch, 28. Oktober 2020

Die Verfluchten


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Roger Corman

Todessehnsucht...

Innerhalb von 15 Tagen wurde Roger Cormans "Die Verfluchten" im Jahr 1960 gedreht. Das Budget war mit 300.000 Dollar anberaumt und die Edgar Allan Poe Verfilmung spielte alleine in den USA fast 1,5 Millionen Dollar an der Kinokasse ein. Dieser Erfolg führte schließlich dazu, dass Corman weitere Poe Verfilmungen in Angriff nahm. Der Film heißt im Original "House of Usher" und geht zurück auf Poes "The Fall of the House of Usher", doch wer die Vorlage kennt, der weiß, dass Cormans Films stark vom Buch abweicht. Dennoch trifft Corman genauso die unheilvolle und morbide Atmosphäre des Verfalls, die von diesem verfluchten Haus ausgeht. Corman legte dabei viel Wert auf die Ausstattung des Films, was man an der großartigen Dekoration, an der Farbdramaturgie und an der erlesenen Kameraarbeit von Floyd Crosby gleich erkennt. Auch die Details sind wunderbar gestaltet. So wurde der US-Maler Burt Shonberg engagiert die Ahnenreihe der Ushers, die die Wände des Hauses ziert, zu malen.
So entsteht aus der visuellen Machart die brüchige und zersetzende Atmosphäre.
Am Anfang sieht man einen Reiter. Es ist der junge Philip Winthrop (Mark Damon). Philipp reist zum Hause der Ushers, einem verlasssenen Herrenhaus, das von trübem Sumpf umgeben ist. Je näher er dem Haus kommt, desto zerstörter wirkt auch die Landschaft. Die Bäume sind tot und alles sieht unfruchtbar aus. Eine Aura des Todes umgibt auch das düstere und dunkle Haus. Und tatsächlich scheint Philipp nicht willkommen zu sein, obwohl er sich in Chicago jüngst mit Madeline Usher (Myrna Fahey) verlobt hat. Der alte Hausdiener Bristol (Harry Ellerbe) will Philipp bereits an der Türe abwimmeln. Aber so schnell gibt dieser nicht auf - er hat sich fest vorgenommen seine Verlobte zu treffen. Bristol erklärt dem Besucher, dass Madeline keinen Besuch empfangen kann, weil sie sehr krank ist. Immerhin wird er aber von Madelines älterem Bruder Roderick (Vincent Price) empfangen. Dieser ist aber auch kurz angebunden und möchte den Besucher so schnell wie möglich wieder loswerden. Er erzählt dem erstaunten Gast, dass die gesamte Familie Usher von einer verfuchten Blutlinie verdammt ist und über die Jahrhunderte hat das Herrenhaus selbst den bösen Geister seiner damaligen Bewohner angenommen. Die gesamten Ahnen sind im Kellergewölbe des Hauses, in der Familiengruft, beigesetzt....




Wie auch in "Lebendig begraben" wird das Phänomen der Katalepsie thematisiert. In den verwinkelten Gängen der Krypta will der unbedarfte Philipp unbedingt die Wahrheit herausfinden, er glaubt nicht an die wirren Erzählungen des egozentrischen Roderick. Für Vincent Price eine echte Paraderolle, mit den Poe Verfilmungen wurde Price zum Kultschauspieler des Gruselgenres. Die Geschichte ist reich an Geheimnissen, die selbst am Ende nicht alle aufgelöst werden, auch wenn das Haus in Flammen aufgeht und endlich im sumpfigen Land versinkt.




 Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Dienstag, 27. Oktober 2020

Die brennenden Augen von Schloß Bartimore


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Terence Fisher

Der Schrecken der Medusa... 

"Die brennenden Augen von Bartimore" wurde 1964 von Terence Fisher für die Hammer Productions gedreht. Der Film heißt im Original "Gorgon" und ist einer der weniger bekannten Filme von Terence Fisher, der mit "Dracula", "Blut für Dracula", "Dracula und seine Bräute", "Frankensteins Fluch", "Frankensteins Rache", "The Devil rides out" oder "Fluch von Siniestro" einige der wichtigsten Werke für das Studio drehte.
Allerdings heißen die drei Gorgonenschwestern in der griechischen Mythologie Stheno, Euryale und Medusa. In der englischen Originalversion des Films werden sie jedoch Tisiphone, Megara und Medusa genannt, wodurch die Gorgonen mit den Erinnyen vermischt werden, die Alekto, Megaira und Tisiphone heißen. In der deutschen Fassung des Films gab man den Schwestern die korrekten Namen.
Vandorf um 1910: Der Künstler, Lebenmann und Bohemian Bruno (Jeremy Longhurst) wird erhängt aufgefunden, seine Freundin Sacha (Toni Gilpin), die ein Kind von ihm erwartet hat, ebenfalls tot...ihr lebloser Körper versteinert. Prof. Julius Heitz (Michael Goodliffe) von der Universität in Berlin kommt wegen seinem toten Sohn in das verschneite und scheinbar idyllische Örtchen, wo er die Hintergründe des Todes herausfinden möchte. Das Gericht sieht im toten Bruno den Mörder. Heitz, der den Sohn rehabilitieren möchte, sieht sich nicht nur einer Mauer des Schweigens ausgesetzt, er wird bedroht und auch der ortsansässige Dr. Namaroff (Peter Cushing) scheint mehr zu wissen. Es gibt Gerüchte über das in der Nähe liegenen Schloss Bartimore und auch einen Zusammenhang mit der alten griechischen Sage der Gorgonen. Lebende Schlangen krönten das Haupt einer dieser Gorgonenschwestern, der Medusa, man sagt jede der Schlangen steht für einen bösen Gedanken der Menschen. Der Anblick der Gorgon war so grässlich, daß alle Sterbenden zu Stein erstarrten.Ein Schicksal, daß schließlich auch Heitz ereilt. Nun liegt es am zweiten Sohn Paul (Richard Pasco) den unheimlichen Ereignissen nachzugehen und diese aufzuklären, doch der verliebt sich in Namaroffs schöne Asisstentin Carla Hoffmann (Barbara Shelley) und als Professor Karl Meister (Christopher Lee) aus Leipzig eintrifft, spitzt sich die Lage vor Ort dramatisch zu ...
 





Terence Fisher, der wohl bedeutendste der Hammer Regisseure, drehte "Die brennenden Augen von Schloss Bartimore" im Jahre 1964, so gesehen noch in der Hammer-Hochphase. Und die Zutaten die das S,udio serviert sind wie immer eine unverwechselbare Gothic-Atmosphäre, schöne Settings, unheimliche Bilder, die genauso viel Wärme wie wohligen Grusel vermitteln. Einziges Manko ist vielleicht die sehr trashige Machart der Medusa, hier wird man wehmütig an die Harryhausen`sche Variante aus "Kampf der Titanen" erinnert, ja sie ist objektiv gesehen sogar so schlecht gemacht, dass man tatsächlich versteinert guckt. Aber gut, einem Hammerfilm verzeiht man gerne auch einige Absurditäten, sonst wäre es ja auch kein echter Hammer Horror.
Wer auf alte Grusler steht, der dürfte sicherlich Freude an dieser Veröffentlichung haben. 




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten

 

Lebendig begraben


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Roger Corman

Wenn du tot bist, kann Dich keiner hören...

 Eine der legendären Edgar Allen Poe Adaptionen...Die ultimative gotisch angehauchte Atmosphäre: Wabender Bodennebel in Überdosis, aufs Gemüt drückende Moorlandschaft, typisch britischer Landsitz mit obligatorischer Familiengruft gegen Ende des 19 Jahrhundert.Hammer Studios ? Nein, es sieht zwar alles etwas ähnlich aus, aber bei "Lebendig begraben" (Originaltitel: Premature Burial) aus dem Jahr 1962 handelt es sich um einen der 7 Edgar Allen Poe Verfilmungen des US Directors Roger Corman. Alle sieben Filme haben inzwischen zu Recht Kultstatus und dürften wohl zu den britischsten US-Filmen aller Zeiten zählen, weil diese Filmreihe sich sehr in der Hammer Optik suhlt, das legendäre Studio hatte ja ebenfalls zeitgleich mit dem Entstehen dieser Poe-Adaptionen seine grosse Zeit.Der Film erzählt die Geschichte des britischen Aristokraten Guy Carrell (Ray Milland), der von der Angst verzehrt wird, lebendig begraben zu werden. Seine Angst begann bereits in Kindertagen, denn als Junge habe er seinen Vater nach der Beerdigung aus seinem Grab schreien hören, obwohl seine Schwester Kate (Heather Angel) dass dies alles nur auf Einbildung beruht. Sogar mit seiner Verlobten Emily Gault (Hazel Court) hat Guy Schluß gemacht, weil er an dieser unheilbaren kataleptische Krankheit leidet, die einen tot erscheinen lassen kann, obwohl man lebt. Trotz alledem will Emily ihn nicht verlassen und so findet die Hochzeit doch noch statt.Nach der Hochzeit verschlechtert sich aber der Gemütszustand des Mannes, der plötzlich ausser sich vor Wut gerät, weil Emily auf dem Klavier die Melodie von "Molly Malone" spielt oder der Hund vom Blitz getroffen wird, wo es zuerst aussieht als wäre das leblos wirkende Tier tot. Dann steht der Hund auf und dies verstärkt das Krankenbild von Guy zunehmend. Emily bittet den gemeinsamen Freund Miles Archer (Richard Ney) um Rat, doch auch er hat wenig Einfluss auf Guy. Der baut bald ein kunstvolles Gewölbe, das im Falle seiner vorzeitigen Beerdigung mit mehreren Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet wird, wenn Guy im Sarg merkt, dass er noch lebt und sich aus seiner Totenstätte befreien will. Für kurze Zeit scheint dann wieder eine Besserung einzutreten, doch dann verschlechtert sich durch ein kleines Kätzchen sein Gemütszustand wieder....






Was auffällt: Vincent Price fehlt hier, weil er nicht abkömmlich war und wurde durch Ray Milland ersetzt, der eine gute schauspielerische Leistung liefert als eingebildeter? Kataleptiker. Höhepunkt der Gruselmär ist dann seine eigene Beerdigung, weil die Hinterbliebenen ihn für tot halten. Dabei erlebt er alles mitWer  diese altmodischen Horrorschinken mag (ich liebe sie), die wohligen Grusel auslösen, tolle Szenenbilder beinhalten, erlesen ausgestattes und irre toll fotografiert sind, dem seien die naiven Poe-Verfilmungen von Corman ans Herz gelegt. "Premature Burial" bietet 81 Minuten exquisit gestaltete künstliche Dekors und eine pralle Farbdramaturgie, die das Vergnügen noch zusätzlich erhöhen.



 
Bewertung: 8 von 10 Punkten