Freitag, 5. Februar 2016

Schieß oder stirb

























Regie: Abner Biberman

Sensibler Cowboy in der Krise...

Ein beliebtes Westernthema wird in Abner Bibermans 1957 entstandenem "Schieß oder stirb" (Original: Gun for a Coward) aufgenommen. Die Geschichte vom Pazifisten, der sich irgendwann die Frage stellen muss, ob es nicht besser wäre die friedvolle und auf Harmonie bedachte Position zu wechseln und sich der Konfrontation zu stellen. Dieses Thema war in Fred Zinnemanns "High Noon" vorhanden, etwa in der Szene als Will Kane mit seiner hübschen jungen Braut Amy in der Kutsche aus der Stadt fährt, nur um dem drohenden Duell mit Frank Miller aus dem Weg zu gehen. Auch in Henry Hathaways "Schieß zurück, Cowboy" muss der unschuldige Don Murray flüchten, um einzusehen, dass er den Kampf führen muss.
In "Schieß oder Stirb" wird die Geschichte von drei sehr ungleichen Brüdern erzählt. Will Keough (Fred MacMurray) ist der Älteste und musste seit dem frühen Tod des Vaters, der von einer Schlange gebissen wurde, die Rolle des Herrn im Haus übernehmen. Auf ihm als Ältesten lastete schon von Beginn an die größte Verantwortung. Bless (Jeffrey Hunter) ist der Zweitälteste und der Liebling seiner Mutter (Josephine Hutchinson), die ihn ganz anders erzogen hat als den Erstgeborenen. Bless gibt sich auch immer noch die Schuld, dass er als siebenjähriger Junge seinem Vater bei dem tödlichen Unglück nicht helfen konnte. Als nun erwachsener Mann ist er fast zu sensibel und friedliebend, er geht dem Streit immer aus dem Weg und wird von seiner Mutter stets vor allen Gefahren zurückgehalten. Interessanterweise ist der jüngste Sohn Harry (Dean Stockwell) ein extremer Draufgänger und wird von der Mutter fast ignoriert. Die Mutter will die Ranch mit Bless verlassen, doch Bless liebt das Landleben und die Pferde. Bringt es aber nicht fertig seiner Mutter die Wahrheit zu sagen und geht vage auf das Angebot ein. Er behält auch für sich, dass er seit längerer Zeit schon in Audry (Janice Rule) verliebt hat, obwohl die schon als sichere zukünftige Braut für den großen Bruder Will gilt. Auch Audry hegt immer stärkere Gefühle für den friedlichen Bless....


Dabei sieht die Geschichte vor, dass sich die Konflikte während eines Viehtriebs nach Abilene dramatisch verschärfen und zuspitzen. Mehr als einmal wird dem besonnenen Bless Feigheit vorgeworfen, obwohl er verhindert, dass sein jüngerer Bruder sich im Saloon völlig sinnlos mit einem anderen Mann duelliiert. Für diese Feigheit vor dem Feind wird er dann auch noch von dem draufgängerischen Bruder während des Schlafes mit einer gefälschten Klapperschlange erschreckt und gepeinigt. Es kommt zu einem dramatischen Unglück. Und wieder einmal ist Bless der Schuldige, der dann auch noch von Nachbar Stringer (John Larche) herausgefordert wird.
Dieser eher unbekanntere Westernbeitrag ist auch ein Familiendrama im Westerngewand und zeigt typische Ranchszenen wie das Zureiten eines Wilden Pferdes sowie ein Viehtrieb in die größere Stadt mit einer Stampede. Dabei wird durch den eher ruhigen Bless auch einmal kritisch das Männlichkeitsbild des Western beleuchtet. Nicht jeder ist gleich ein Feigling, wenn er eine Schlägerei oder Schießerei durch Besonnenheit verhindert oder dem Streit aus dem Weg geht. Am Ende muss er aber - man hat es sich schon gedacht - doch seinen Mann stehen. Möglicherweise ist "Schieß oder stirb" am Ende doch zu unspektakulär um als echter Klassiker des Genres zu bestehen, aber ein unterhaltsamer und guter Western ist er allemal. Dies liegt vor allem daran, dass die Schauspieler allesamt tolle Darstellungen abliefern. Allen voran Jeffrey Hunter, der sehr glaubwürdig in seiner Rolle ist und durch seine Rolle als Martin Pawley in "The Searchers" unvergessen bleibt. Auch Fred MacMurray als großer Bruder, der immer für die Familie lebte und sich selbst mit seinen Bedürfnissen etwas vernachlässigte, liefert eine gute Performance als arbeitsamer Rancher. Dean Stockwell (Der Zwang zum Bösen) rundet das gelungene Brüdertrio bestens ab. Als gute Seele der Ranch ist Westernlegende Chill Wills zu sehen.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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