Dienstag, 20. Oktober 2015

Todsünde




Regie: John M. Stahl

Ellens Eifersucht....

Der in Baku, Aserbaidschan geborene US-Filmregisseur John M. Stahl hat viel mittelmässige Filme gedreht. Aber auch einige Werke, die in Erinnerung blieben: In den 30er Jahren waren er mit Dramen wie "Imitation of Life" und "Magnificent Obsession" erfolgreich. Dann geriet die Karriere etwas ins Stocken. Zum Glück landete er bei 20th Century Fox und drehte dort zwei sehr erfolgreiche, von der Thematik her aber sehr unterscheidliche Filme.  "Schlüssel zum Himmelreich", in dem der noch sehr junge Gregory Peck einen idealistischen Priester spielen durfte und gleich zum Star wurde und den Film Noir "Todsünde", der an der Kinokasse ein riesiger Erfolg wurde. Er  war gleich nach "Die Glpcken von St. Marien" und noch vor Hitchcocks "Spellbound" der erfolgreichste Kassenhit des Jahres 1945.
"Todsünde" ist zwar ein lupenreines Exemplar der schwarzen Serie, obwohl der Film ausschliesslich in einem fast schon grellen Technicolor aufgenommen wurde. Hauptdarstellerin Gene Tierney konnte für ihre Darstellung einer psychopathischen Mörderin sogar eine Oscar-Nominierung bekommen. Sie verlor allerdings gegen Joan Crawfords unvergessliche Darstellung in "Mildred Pierce". Auch Michael Curtiz Film hatte reichlich Noir-Elemente und interessanterweise mischen beide Filme sehr viel melodratisches bei.
"Todsünde" so werden im Katechismus der Katholischen Kirche besonders schwerwiegende Arten der Sünde bezeichnet. Es gibt bekanntlich 7 davon: Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit.  Und Neid oder Eifersucht ist die schlimmste von allen" - zumindest nach der Einschätzung von Rechtsanwalt Glen Robie (Ray Collins), der einem alten Freund die Geschichte seines Freundes und Mandanten Richard Harland (Cornell Wilde) erzählt. Ehemals erfolgreicher Schriftsteller kehrt er nun nach 2 Jahren Gefängnis nach Maine zurück. Dort leiht er sich ein Kajak aus, um zu seinem abgelegenen Haus "Back of the Moon" zu gelangen. Durch Robies Erzählungen nimmt der Zuschauer an der tragischen Geschichte teil, die eigentlich durch einen Kennenlernen im Zug beginnt. Dort - auf der Fahrt nach Jacinto, New Mexico - lernt der Schriftsteller die schöne Ellen Berent (Gene Tierney) kennen. Der Zufall will es, dass nicht nur Harland dort von Robie auf dessen Ranch eingeladen wurde, sondern auch Ellen  mit ihrer Mutter (Mary Philipps) und Adoptivschwester Ruth (Jeanne Crain). Die junge Frau empfindet sofort sehr viel für Richard, vor allem auch deshalb, weil der sie an ihren verstorbenen Vater erinnert. Dieser kam erst vor kurzem bei einer Expedition ums Leben und nun will Ellen dessen Asche an seinem Lieblingsplatz in den Bergen verstreuen. Obwohl Ellen mit dem aufstrebenden Anwalt Russell Quinton (Vincent Price) flirtet sie immer mehr mit Richard und löst die bestehende Verlobung. Als dieser dann auftaucht, um Ellen zur Rede zu stellen, gibt Ellen die baldige Heirat mit Richard bekannt. Richard selbst war nicht informiert, er lässt es aber geschehen, denn auch er ist in Ellen verliebt. Es folgen glückliche Tage. Das frisch vermählte Paar reist nach Warm Springs, Georgia, um Richard gehbehinderten jüngeren Bruder Danny (Daryl Hickman) zu besuchen. Zuerst kümmert sich Ellen rührend um ihren jüngeren Schwager. Diese ändert sich aber als sie erfährt, dass Danny den Wunsch hat mit nach "Back of the Moon" zu kommen, wo sie aber sehr gerne alleine mit ihrem Gemahl wohnen würde. Überhaupt fällt immer mehr Ellens rasende Eifersucht auf. Sie ist sogar eifersüchtig auf den Verwalter des Hauses am See, einem Freund von Richard. Ausserdem will sie alles über Richards Exfreundinnen wissen. Es kommt zunehmend zu Spannungen, vor allem ab dem Zeitpunkt als Richard seine Frau mit dem Besuch ihrer Mutter und Ruth überraschen möchte. Gefühlskalt begrüsst sie ihre Familie und sorgt dafür, dass beide bald wieder abreisen. Weitere Wutausbrüche folgen. Mit Danny macht sie öfters Schwimmübungen im See. Im Ruderboot folgt sie dem Jungen, der zum gegenüberliegenden Seeufer schwimmen möchte. Dann bekommt der Junge ein Krampf. Ellen sieht tatenlos zu, wie er untergeht...



 Eine Filmszene, die unvergesslich bleibt. Gene Tierneys Gesichtsausdruck dazu, während der Junge verzweifelt noch einmal an die Oberfläche kommt und um Hilfe fleht. Dabei verzieht die Femme Fatale keine Regung im Gesicht. Erst als sie ihren Richard von der Ferne pfeifen hört, der langsam nach einem Spaziergang zum Haus kommt, wird sie aktiv und schreit nach Danny, springt als vermeintliche Retterin ins Wasser. Doch es ist längst schon zu spät. Weitere gravierende Taten sind von der Psychopathin zu erwarten.
Auch wenn der Film sehr ruhig inszeniert wurde, er hat schon eine gewisse faszinierende Wirkung. Einen großen Anteil daran hat sicherlich die grandiose Kameraarbeit von Leon Shamroy, der Filme wie "South Pacific", Planet der Affen", "Cleopatra", "Der König und ich", "Daddy Langbein", "Das Gewand" oder "Porgy and Bess" verdelte. Hier in "Todsünde" schuf er auch große Kinobilder, der sowohl an David Lean, an Douglas Sirk oder auch an Alfred Hitchcock erinnern.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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