Freitag, 7. September 2018

Der Morder wohnt Nr. 21

Regie: Henri Georges Clouzot
Monsieur Durant, der Serienkiller....
Die größte Schwäche von Henri Georges Clouzots 1942 entstandenen "Der Mörder wohnt Nr. 21" ist genauso wie in dem später entstandenen Noir "Unter falschen Verdacht" die Operettensängerin Suzy Delair, denn ihre schrille Gesangstimme und ihr hysterisches Overacting sind nicht jedermanns Sache - auch wenn sie in beiden Filmen als Kameradin und Partnerin des Helden das Herz am rechten Fleck hat. In "Der Mörder wohnt Nr. 21" drückt sie in einer Szene ihrem Lover Inspektor Wenceslas Wens (Pierre Fresney) die Mitesser im Gesicht aus. Natürlich erreicht dieser Film lange nicht die Qualität seines Nachfolgers "Der Rabe", einem der großen Meisterwerke von Clouzot. Aber dennoch ist "Der Mörder wohnt Nr. 21" ein recht interessanter, eher wenig gezeigter Klassiker, der auch seine Vorzüge hat. Zum Beispiel steht am Ende ein überraschender Plot - damit war der französische Filmemacher seiner Zeit weit voraus. Erst in den 90ern schwangen sich diese Schlußplots zu echten Publikumslieblingen auf - am perfektesten gelang dies vielleicht dem indischen Starregisseur Night M. Shyamalan, der mit "The Sixth Sense" sein Publikum von Anfang bis Ende an der Nase herumführen konnte.
Für Liebhaber von optisch raffinierten Szenen ist besonders die Anfangssequenz ein echter Hingucker - es ist Nacht und wir sind in einem Bistro in Paris. Der Clochard Alfred (Rene Genin) hat im Lotto gewonnen und er ist so naiv sein Glück überall hinauszuposaunen, stolz holt er die Bündel großer Geldscheine aus seiner Hosentasche. Dies macht nicht nur Eindruck auf den Kellner (Paul Barge), auch eine schöne Frau (Sylvette Sauget) nimmt ab diesem Zeitpunkt plötzlich Notiz von dem alten Mann in zerlumpten Klamotten. Dann verlässt er das Bistro, die Kamera folgt ihm und so entsteht der Eindruck, dass der Mann inzwischen auch von jemandem verfolgt wird - zuerst sieht das gar nicht so gefährlich aus, denn man sieht weitere Fußgänger und auch ein Auto fährt auf der Straße. Dann aber werden die Gassen enger und dunkler und irgendwann bemerkt der Alte seinen Verfolger, der ihn brutal mit einem Degen niedersticht, der in einem Spazierstock steckte. Am Tatort hinterlässt der Serienkiller seine Visitenkarte "Monsieur Durant". Dieses unbekannte Phantom hat schon mehrmals zugeschlagen und sowohl der innenminister (Antoine Balpetre) als auch der Polizeichef (Lucien Blondeau) stehen unter starkem Druck. Der Täter muss dringend gefasst werden. Ein Fall für Polizeiinspektor Wens (Pierre Fresnay), der mit der etwas vorlauten Chanteuse Mila Malou (Suzy Delair) liiert ist. Die Spur führt in eine Pension mit der Hausnummer 21, dort ist der Täter mit höchster Wahrscheinlichkeit zu finden. Aber wer ist der Gesuchte ? Es gibt da mehrere Möglichkeiten. Die Besitzerin der Pension (Odette Talazac) könnte es genauso gut sein, wie auch die Gäste, die hier ein Zimmer gemietet haben wie Monsieur Colin (Pierre Larquey), Doktor Linz (Noel Roquevert), der Zirkuskünstler (Jean Tissier), Mademoiselle Cuq (Maximilienne) oder die hübsche Mademoiselle Vania (Huguette Vivier) oder der blinde Boxer (Jean Despeaux). Um den Mörder erfolgreich zu jagen, mietet Wens sich als Priester getarnt dort ein Zimmer. Bald geschieht auch ein weiterer Mord...




Insgesamt ist "Der Mörder wohnt Nr. 21" ein gelungener Krimi, allerdings präsentiert Clouzot seine Mörderjagd als Burleske mit Musikeinlagen. Das nimmt dem Ganzen ein bisschen die Suspence und ein bisschen von der Abgründigkeit seiner späteren Filme bekommt man auch hier schon zu spüren. Der Kommissar ist insgesamt cool und bleibt es auch beim Schlußakkord, als er dem Mörder gegenübersteht.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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