Sonntag, 23. September 2018

Warum hab ich ja gesagt ?

Regie: Vincente Minelli

Blitzhochzeit und die Folgen...

Vincente Minelli begann als Bühnen- und Kostümbildner, bevor er Revuen in der New Yorker Radio City Hall inszenierte. Arthur Freed holte ihn dann zu MGM, wo Minelli einige der erfolgreichsten Musicals der Filmgeschichte wie "Meet me in St. Louis" (1944), "Ein Amerikaner in Paris" (1951), "Brigadoon" (1954) oder "Gigi" (1958) schuf.  Er war auch versiert im Dramenfach, denn Klassiker wie "Stadt der Illusionen", "Anders als die Anderen", "Der Fluch des Blutes", "Verdammt sind sie alle" oder "Vincent van Gogh" schmücken seine Filmographie. Mit dem unbekannnten und sträflich vernachlässigten Film Noir "Der unbekannte Geliebte" zeigte er auch seine Bereitschaft für düstere Filme. Legendär sind aber eher seine edel fotografierten Komödien wie "Vater der Braut", "Ein Geschenk des Himmels" oder der 1957 realisierte "Warum hab ich ja gesagt ?" - dort lässt Minelli die gute alte Screwball Comedy der 30er und 40er mit dem Starduo Gregory Peck und Laureen Bacall wieder auferstehen - diesmal nicht in SchwarzWeiß sondern in knalligen und erlesenen Cinemascope Bildern, kreiert von dem aus Österreich stammenden Kameramann John Alton.
Gregory Peck ist hier in einer seiner seltenen witzigen Rollen zu sehen und der berühmte Kinostar darf in "Warum hab ich ja gesagt ?" den Sportreporter Mike Hagen spielen. Eine ähnliche Rolle hatte auch Spencer Tracy in "Die Frau, von der man spricht", nur kam es dort zum Schlagabtausch und Geschlechterkampf mit seiner resoluten Sportreporterkollegin, die von Katharine Hepburn gespielt wird. Die Rolle von Lauren Bacall) ist anders angelegt. In den ersten Szenen ist sie zuerst "nur" die Zufallsbekanntschaft von Mike, der in Kalifornien von einem Golfturnier berichten muss, aber dann am Abend mehr trinkt als es ihm gut tut. Am anderen Morgen ist Katerstimmung angesagt und er befürchtet, dass er den wichtigen Bericht nicht an seine Zeitung schickte. Doch die attraktive Marilla Brown Hagen (Lauren Bacall), die ihm am Swimmingpool begegnet, kann Aufklärung bringen. Sie begleitete ihn in der vorigen Nacht und sie war es, die dafür sorgte dass der Bericht pünktlich an die Redaktion telegrafiert wurde. Sie verbringen den Rest des Tages gemeinsam und verlängern nochmals den Aufenthalt im Hotel - kurzum: Sie heiraten in Turbogeschwindigkeit und als Ehepaar fliegen sie gemeinsam nach New York, wo beide noch in getrennten Wohnung leben. Was Mike schockiert ist die Tatsache, dass seine Frau eine angesehene Modedesignerin ist und ein nobles Riesenappartement an der East Side hat - er dagegen sein geliebtes kleines Appartment dafür verlassen muss. Auch die Freunde des Paares könnten unterschiedlicher nicht sein. Mike trifft sich mit seinen Kollegen und dem Exboxer Maxie Stultz (Mike O´Shaugnessy) zum Pokern, während Marillas Freunde aus Künstler- und Designerkreisen stammen. Der ständig tanzende Randy Owens (Jack Cole) wirkt dabei sehr schwul auf die gestandenen und hartgesottenen Reporter. Und Marilla fragt ihen Mike "Wer ist das, der Mann mit keiner Nase". Wahrheitsgemäß antwortet Mike "Der hat eine Nase, aber sie ist nur innen" - erschwerend kommt hinzu, dass Mike vor seiner Blitzhochzeit mit Marilla eine Affäre mit dem Fotomodel Lori Shannon (Dolores Gray) hatte, er verschweigt dies aber seiner Frau. Marilla dagegen legt die Karten auf den Tisch und erzählt ihrem Ehemann von ihren früheren Verehrern, mit dem Bühnenregisseur Ned Hammerstein (Sam Levene) ist sie auch immer noch gut befreundet - Mike wird gleich recht eifersüchtig. Hat aber wenig Zeit, die Sache zu klären, denn er hat inzwischen den zwielichtigen Boxpromoter Martin J. Daylor (Edward Platt) zu seinem Todfeind gemacht, der seine Gorillas (Chuck Connors, Jesse White) den Auftrag gibt, Mike einzuschüchtern. Bis zum gewalttätigen wie lustigen Finale gibt es noch viele Verwicklungen...



Und natürlich eine Menge skurriler Nebenfiguren, bei denen vor allem der einfältige Boxer und der tanzende Choreograph hervorstechen. Unvergessen ist auch Pierro, der Pudel von Lori, der gerne Kunststückchen macht und vor allem gerne herzhaft in Herrenschuhe beißt. Peck und Bacall spielen ihre Rollen richtig klasse mit einer großen Portion Begeisterung und trotz des hohen Nostalgiegehalts ist "Warum hab ich ja gesagt!" auch heute noch ein schöner Klassiker in der Sparte der Beziehungskomödien ist und immer noch bestens unterhält.
 




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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