Blitzhochzeit und die Folgen...
Vincente Minelli begann als Bühnen- und Kostümbildner, bevor er
Revuen in der New Yorker Radio City Hall inszenierte. Arthur Freed holte
ihn dann zu MGM, wo Minelli einige der erfolgreichsten Musicals der
Filmgeschichte wie "Meet me in St. Louis" (1944), "Ein Amerikaner in
Paris" (1951), "Brigadoon" (1954) oder "Gigi" (1958) schuf. Er war auch
versiert im Dramenfach, denn Klassiker wie "Stadt der Illusionen",
"Anders als die Anderen", "Der Fluch des Blutes", "Verdammt sind sie
alle" oder "Vincent van Gogh" schmücken seine Filmographie. Mit dem
unbekannnten und sträflich vernachlässigten Film Noir "Der unbekannte
Geliebte" zeigte er auch seine Bereitschaft für düstere Filme. Legendär
sind aber eher seine edel fotografierten Komödien wie "Vater der Braut",
"Ein Geschenk des Himmels" oder der 1957 realisierte "Warum hab ich ja
gesagt ?" - dort lässt Minelli die gute alte Screwball Comedy der 30er
und 40er mit dem Starduo Gregory Peck und Laureen Bacall wieder
auferstehen - diesmal nicht in SchwarzWeiß sondern in knalligen und
erlesenen Cinemascope Bildern, kreiert von dem aus Österreich stammenden
Kameramann John Alton.
Gregory Peck ist hier in einer seiner seltenen witzigen Rollen zu
sehen und der berühmte Kinostar darf in "Warum hab ich ja gesagt ?" den
Sportreporter Mike Hagen spielen. Eine ähnliche Rolle hatte auch Spencer
Tracy in "Die Frau, von der man spricht", nur kam es dort zum
Schlagabtausch und Geschlechterkampf mit seiner resoluten
Sportreporterkollegin, die von Katharine Hepburn gespielt wird. Die
Rolle von Lauren Bacall) ist anders angelegt. In den ersten Szenen ist
sie zuerst "nur" die Zufallsbekanntschaft von Mike, der in Kalifornien
von einem Golfturnier berichten muss, aber dann am Abend mehr trinkt als
es ihm gut tut. Am anderen Morgen ist Katerstimmung angesagt und er
befürchtet, dass er den wichtigen Bericht nicht an seine Zeitung
schickte. Doch die attraktive Marilla Brown Hagen (Lauren Bacall), die
ihm am Swimmingpool begegnet, kann Aufklärung bringen. Sie begleitete
ihn in der vorigen Nacht und sie war es, die dafür sorgte dass der
Bericht pünktlich an die Redaktion telegrafiert wurde. Sie verbringen
den Rest des Tages gemeinsam und verlängern nochmals den Aufenthalt im
Hotel - kurzum: Sie heiraten in Turbogeschwindigkeit und als Ehepaar
fliegen sie gemeinsam nach New York, wo beide noch in getrennten Wohnung
leben. Was Mike schockiert ist die Tatsache, dass seine Frau eine
angesehene Modedesignerin ist und ein nobles Riesenappartement an der
East Side hat - er dagegen sein geliebtes kleines Appartment dafür
verlassen muss. Auch die Freunde des Paares könnten unterschiedlicher
nicht sein. Mike trifft sich mit seinen Kollegen und dem Exboxer Maxie
Stultz (Mike O´Shaugnessy) zum Pokern, während Marillas Freunde aus
Künstler- und Designerkreisen stammen. Der ständig tanzende Randy Owens
(Jack Cole) wirkt dabei sehr schwul auf die gestandenen und
hartgesottenen Reporter. Und Marilla fragt ihen Mike "Wer ist das, der
Mann mit keiner Nase". Wahrheitsgemäß antwortet Mike "Der hat eine Nase,
aber sie ist nur innen" - erschwerend kommt hinzu, dass Mike vor seiner
Blitzhochzeit mit Marilla eine Affäre mit dem Fotomodel Lori Shannon
(Dolores Gray) hatte, er verschweigt dies aber seiner Frau. Marilla
dagegen legt die Karten auf den Tisch und erzählt ihrem Ehemann von
ihren früheren Verehrern, mit dem Bühnenregisseur Ned Hammerstein (Sam
Levene) ist sie auch immer noch gut befreundet - Mike wird gleich recht
eifersüchtig. Hat aber wenig Zeit, die Sache zu klären, denn er hat
inzwischen den zwielichtigen Boxpromoter Martin J. Daylor (Edward Platt)
zu seinem Todfeind gemacht, der seine Gorillas (Chuck Connors, Jesse
White) den Auftrag gibt, Mike einzuschüchtern. Bis zum gewalttätigen wie
lustigen Finale gibt es noch viele Verwicklungen...
Und natürlich eine Menge skurriler Nebenfiguren, bei denen vor
allem der einfältige Boxer und der tanzende Choreograph hervorstechen.
Unvergessen ist auch Pierro, der Pudel von Lori, der gerne
Kunststückchen macht und vor allem gerne herzhaft in Herrenschuhe beißt.
Peck und Bacall spielen ihre Rollen richtig klasse mit einer großen
Portion Begeisterung und trotz des hohen Nostalgiegehalts ist "Warum hab
ich ja gesagt!" auch heute noch ein schöner Klassiker in der Sparte der
Beziehungskomödien ist und immer noch bestens unterhält.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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