Freitag, 7. September 2018

Party Girl - Das Mädchen aus der Unterwelt

























Regie: Nicholas Ray

Das Mädchen und der Anwalt...

Die bekanntesten Filme von Nicholas Ray sind sicherlich "Johnny Guitar" mit Joan Crawford und "...denn sie wissen nicht, was sie tun" mit James Dean. Die enorme Innovation beider Filme sind sicherlich auch ausschlaggebend dafür, dass er sich den Ruf eines Kultregisseurs erwerben konnte.  Man sollte aber auch seine Arbeiten im Genre "Film Noir" nicht vergessen. "Im Schatten der Nacht" entstand 1949 und war sein Debüt in Hollywood. Es folgten die beiden Noirs mit Humphrey Bogart "Vor verschlossenen Türen" und "Ein einsamer Ort". Bei dem Film "Macao" war er der Ersatzmann für Josef von Sternberg, der bei Produzent Hughes in Ungnade fiel und die Endfassug des Noirs realisierte. Bemerkenswert ist auch der 1958 entstandene "Party Girl", einer der wenigen perfekt inszenierten klassischen Noirs in satten Technicolor-Farben, die von Kameramann Robert J. Bronner sehr effektiv eingesetzt wurden. Es herrschen eher dunkle und als Kontrast rote und orange Farbtöne vor. Aus dieser Quintessenz ergibt sich dann in manchen Szenen eine wahre Explosion von Farbe und Bewegung - der weibliche Star Cyd Charisse war natürlich eine begnadete Tänerzin und sie wird als Vamp bzw. Diva einige musikalische Nummern zur Gangstersaga beisteuern - alles perfekt von Robert Sidney choreografiert. Darüberhinaus macht sie auch in ihrer Darstellung des Party Girls eine klasse Figur und kann neben den schauspielerischen Hochkarätern wie Robert Taylor und Lee J. Cobb bestens bestehen.
Schauplatz des Films ist das explosive Chicago der frühen dreißiger Jahre. Natürlich ist die Figur des Party Girls im Noir alles andere als Neu, aber in der Kombination mit einem gehbehinderten Anwalt, der genauso "Spielgefährte und Kumpan" des Gangsters ist, haben die beiden Protagonisten das gleiche Schicksal. Die Geschichte in "Party Girl" ist somit offengelegt: Sowohl das Mädchen und auch der Staranwalt müssen den Absprung aus dem kriminiellen Milieu schaffen, denn die Schlinge zieht sich im Lauf der Handlung immer mehr zu. Die beiden geraten immer mehr in den Kampf des ehrgeizigen Staatsanwaltds Jeffrey Stewart (Ken Smith) gegen den berüchtigten Mafiaboss Rico Angelo (Lee J. Cobb). Der hat sich meistens auf seinen Anwalt Tommy Farrell (Robert Taylor) verlassen können. Der wird wegen seiner Erfolgsquote von Staatsanwalten und auch Richtern beinahe schon gefürchtet und hat auch durch gewisse psychologische Tricks die Geschworenen sogar von der Unschuld des Gangsters Louis Canetto (John Ireland) überzeugt. Farrell scheint nur ein richtiges Manko zu haben. Er hinkt und ist seit seiner Teenagerzeit auf einen Gehstock angewiesen. Daher wurde er auch von seiner Frau (Claire Kelly) verlassen. Eines Abends auf einer Gangsterparty lernt er das Party Girl Vicki Gaye (Cyd Charisse) kennen, auf die Canetto ein Auge geworfen hat. Doch scheinbar ist Vicki nicht wie die anderen Girls, die sich sonst auf Ricos Party vergnügen. Dennoch behandelt der Anwalt die schöne Frau etwas herablassend, aber sie gibt ihm Kontra und er erkennt, dass er sich selbst wegen des Geldes an einen Gangster verkauft hat. Die beiden werden bald ein Paar und als Rico Angelos plötzlich Geschäfte mit dem Psychopathen Cookie La Motte (Corey Allen) am Laufen hat, versucht Farrell die Geschäftsbeziehung zu lösen. Doch da hat er die Rechnung ohne den Gangsterboss gemacht...




Es ist sagenhaft was Nicholas Ray hier in "Party Girl" in Sachen Inszenierung auf die Beine gestellt hat. Trotz seiner Standartstory fasziniert der Film auch heute noch und für mich ist diese Gangstersaga mit zwei Aussenseiterfiguren, die sich finden,  einer der besten Filme von Nicholas Ray. Lee J. Cobb ist wie immer ein Gewinn, auch John Ireland und Corey Allen passen perfekt als Gangster. In einer wichtigen schlüsselszene entdeckt das Party Girl ihre Mitbewohnerin, gespielt von Myrna Hansen - ebenfalls Party Girl - tot in der Badewanne. Das Mädchen hat sich aus Liebeskummer suizidiert. "Party Girl" spielte an der Kinokasse in den USA 2,4 Millionen Dollar ein. Für die damalige Zeit ein respektables Ergebnis.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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