Dienstag, 4. März 2014

Das Gesicht im Dunkeln



























Regie: Riccardo Freda

Lebt Helen noch ?

Mit nur 600.000 Zuschauern war "Das Gesicht im Dunkeln" der erste Edgar Wallace Film der Rialto, der die Millionenmarke an Eintrittskarten nicht schaffen konnte. Für die Macher war dies daher eine herbe Enttäuschung und wurde als Riesenflop gewertet. Tatsächlich ist die deutsch-italienische Coproduktion, inszeniert von Riccardo Freda, DER Film der Serie, der mächtig aus der Reihe fällt. Vor allem inhaltlich geht der atmosphärische End-60s Thriller ganz eigene Wege und liefert statt der Ermittlung nach dem Täter, bei dem sehr viele Verdächtige in die Story eingeflochten wurde, eher die Nöte eines Witwers, der seine Frau durch einen Unfall verloren hat und in der Folgezeit eine erschreckende Entdeckung macht. Oder spielen da vielleicht die Sinne einen Streich ?
Es geht um John Alexander (Klaus Kinski), dem Ehemann der schwerreichen und gelangweilten Helen Alexander (Margaret Lee), Besitzerin der Brown Automobilwerke. Dieser muss hilflos mit ansehen, wie Helen eine lesbische Beziehung zu der Tänzerin Liz (Annabella Incontrera) unterhält, sogar in der gemeinsamen Villa. Aber sie erzählt ihm, dass er sich keine Sorgen um seine Zukunft machen muss, da er der Alleinerbe sein wird. Dies überrascht John, der immer dachte, dass sein Schwiegervater (Sydney Chaplin) den Großteil des Geldes hat. Um ein bisschen Abstand zur kriselnden Ehe zu haben, kündigt Margaret eine längere Reise an. In der Nacht vor der Abreise wird an dem Wagen von einem Unbekannten ein Sprengsatz im Auto versteckt. Tatsächlich verunglückt Helen, der Wagen geht in Flammen auf, man findet nur noch die verkohlte Leiche. Alleinerbe John macht aber ein halbes Jahr später in London einige irriterende Entdeckungen, die auch mit dem Mädchen Christine (Christiane Krüger) zusammenhängen, die ist nämlich aus heiterem Himmel in die Villa eingebrochen, um dort ein Bad zu nehmen. Durch sie sieht er auch einen Pornofilm, auf dem er glaubt, dass dort seine verstorbene Frau zu sehen ist. Sie trägt allerdings eine Maske. Lebt sie noch ? Oder will jemand ihn verrückt machen ? Möglicherweise ist es auch eine Falle der Scotland Yard Ermittler Stevens (Günther Stoll) und Gordon (Luciano Spadoni), die das Märchen vom Unfall vielleicht nie geglaubt haben ?


Aus diesen Fragen bezieht der Film seine Spannung und er entwirft in seinen besten Momenten ein sehr bizarres, nächtliches London, das ein bisschen wie ein fiebriger Traum daherkommt.
Die Edgar Wallace-Fanbasis als anvisierte Zielgruppe wird bewusst vor den Kopf gestoßen. So ziemlich alle Liebenswürdigkeiten der beliebten deutschen Krimireihe wurden konsequent ignoriert. Statt Humor gibts eine entblößte Christiane Krüger, die eine geheimnisvolle junge Frau spielt. Ein bisschen Giallo, aber weniger grell und bunt und vor allem keine stilvollen Morde. Im Grunde gehts ja nur um einen Mord und da ist schon noch die Frage, ob er nun tatsächlich passiert ist, denn die Tote könnte nach ihrem Ableben zum Pornostar aufgestiegen sein.
Ist man aber in der Stimmung für eine verzweifelte, fast schon ins Irreale kippende Reise durch die Nacht, liegt man bei diesem sehr gut fotografierten (Gabor Pogany) und atmosphärisch dichten Krimi sicherlich richtig. Die ganze Geschichte wird von einer extrem morbiden Stimmung durchzogen. Klaus Kinski spielt gewohnt undurchsichtig, was perfekt zu der Rolle passt und selbst den Zuschauer bis zuletzt im Dunkel lässt.
Der Regisseur arbeitet mit einigen langen Szenen, in denen völlig ohne Dialog gearbeitet wird. Dies vermittlet einen sehr gekonnten visuellen Stil, der eigenständig ist und Information durch Bilder vermittelt. Für mich einer der sehr guten Edgar Wallace Filme.

Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen