Donnerstag, 14. Juni 2018

Das Verbrechen des Herrn Lange

























Regie: Jean Renoir

Mord oder gar Notwehr ?

1926 errang der französiche Filmregisseur Jean Renoir mit seiner Verfilmung von Zolas "Nana" seinen ersten großen Erfolg. In den dreißiger Jahren gehörte er zu den führenden Vertretern der französischen Filmkunst, er drehte Meisterwerke wie "Die Spielregel", "Bestie Mensch" und "Die große Illusion", den Joseph Goebbels als französische Propaganda verbieten ließ. Alle drei Film gelten als Klassiker des Poetischen Realismus und hatten daher auch großen Einfluss auf den italienischen Neorealismus der Nachkriegsjahre. "Das Verbrechen des Herrn Lange" ist nicht ganz so bekannt und entstand 1936 als Zeugnis für das soziale Engagement seines Machers.
Der Mann (Rene Lefevre), der mit seiner Geliebten Valentine (Florelle) nach Belgien flüchten will, heißt Lange und wird verdächtigt ein Mörder zu sein. Beide kommen in einem Gasthaus unter und nehmen sich ein Zimmer, weil sie zu erschöpft sind. Sehr bald wollen sie die rettende Grenze erreichen, doch unter den Gästen im Wirtshaus wird sehr schnell darüber diskutiert, ob man die Polizei verständigen soll, denn Lange wurde erkannt und man weiß, dass mach Ihm gefahndet wird. Während Lange schläft, hört Valentine, dass am Stammtisch darüber gesprochen wird. Sie setzt sich zu den Männern und erzählt in einer Rücklbende vom "Verbrechen des Herrn Lange" und dann sollen die Zuhörer selbst entscheiden, ob sie die Polizei rufen oder nicht.
Im Grund ist Amedee Lange ein sehr gütiger Mensch, der im Verlag des skrupellosen und zynischen Verlegers Batala (Jules Berry) arbeitet. Der beutet seine Mitarbeiter schon seit langem aus, verprasst die Gelder seiner Gläubiger und lebt damit auf großem Fuß - vor allem auch, weil er den Frauen imponieren will. Und wenn die nicht wollen, dann wird er auch etwas zudringlicher. Dieser charakterlose Schuft hatte mal ein Verhältnis mit Valentine und hat auch die junge Estelle (Nadia Sibirskaja) zum Sex genötigt, dabei ist die in den jungen Charles (Maurice Baquet) verliebt, den Sohn des kauzigen Concierge (Marcel Levesque). Nun erwartet sie ein Kind von dem Verleger. Doch der macht sich aus dem Staub vor seinen Gläubigern und der drohenden Verhaftung durch die Polizei. Als sich ein Eisenbahnunglück ereignet soll Batala unter den Toten sein. Statt aufzugeben wandeln die Angestellten den Verlag in eine Kooperative um und haben bald überraschend auch Erfolg. Doch dann taucht der Totgeglaubte im Priestergewand auf....


Renoirs Film rechnet in seinem Filmbeitrag schonungslos mit den kapitalistischen Unternehmen ab, daher ist seine Geschichte auch zeitlos und vor allem in unserer heutigen Zeit sehr aktuell. Dabei wandelt er den Mord in eine Art Notwehr um, es blieb den rechtschaffenen Lange gar kein anderes Mittel mehr als den Ausbeuter ausser Gefecht zu setzen. Die improvisierte Jury, die einfachen Leute in der Kneipe fällen dann auch am Ende ein Urteil, dass durch Mehrheitsbeschluß ermittelt wurde. Renoir wollte auch ein Stück realistisches Leben aus einem typischen Pariser Hinterhof einfangen. Diese Milieuschilderungen sind sehr treffend gelungen und die Optik durch die Kameraarbeit von Jean Bachelet hervorragend.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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