Mittwoch, 15. Februar 2017

Bellissima

























Regie: Luchino Visconti

Mein Kind muss zum Film...

Luchino Viscontis leichtester Film "Belissima" aus dem Jahr 1951 ist vor allem geprägt durch die großartige Hauptdarstellerin Anna Magnani. Eine Schauspielerin, die nicht durch eine besondere Atrraktivität zum Publikumsliebling wurde, denn sie spielte immer sehr kraftvolle und erdige Frauenrollen - temperamentvoll und aus dem einfachen Volk oder aus der Unterschicht. Sie spielte die Mutter, die wie eine Löwin für ihr Kind kämpft, manchmal die unglücklich Verliebte oder auch die stolze, kämpferische Prostituierte.  In Italien wurde die Volksschauspielerin verehrt. Bei ihrer Beerdigung in Rom im Jahr 1973 sollen 100.000 Menschen ihrem Sarg gefolgt sein. Sie war die bedeutendste Charakterdarstellerin Italiens, eine Persönlichkeit mit einem stolzen Selbstbewusstsein und einem unbändigen Temperament. Ihre Fans nannten sie "Mamma Roma" oder "Nannarella". Im Laufe ihrer Karriere gelang ihr auch der Sprung nach Hollywood und für ihre Rolle als Serafina Delle Rose in der Tennessee Williams Verfilmung "Die tätowierte Rose" erhielt sie sogar den Oscar als beste Hauptdarstellerin des Jahres 1956.
Ihre besten Rollen gelangen ihr aber auf nationaler Ebene, z.B. in "Rom offene Stadt" von Roberto Rossellini, in "Mamma Roma" von Pier Paolo Pasolini und natürlich in "Bellissima", dem dritten Film von Luchino Visconti. Dieser hatte mit seinen beiden ersten Filmen "Ossessiione" und "Die Erde bebt" ein geschäftliches Fiasko erlitten. Dennoch war Produzent Salvo D´Angelo überzeugt von seinem Regisseur, denn die internationale Kritik war begeistert. "Bellissima" war so etwas wie ein Versuch einen echten Publikumsfilm zu drehen. Die Geschichte selbst enstammte einer Idee von Cesare Zavattini. Visconti reduzierte mit seinen beiden Drehbuchautoren Suso D´Amico und Francesco Rosi den sentimentalen Anteil der Story, daher gelang ihm auch mit diesem leichten Film ein beachtliches künsterisches Ergebnis mit erhöhtem Anspruch. Ähnlichkeiten zu de Sicas Meisterwerk "Fahrraddiebe" sind sichtbar, aber statt Vater und Sohn sind in "Bellissima" Mutter und Tochter die Hauptfiguren.
Anna Magnani spielt die resolute Krankenschwester Maddalena Cecconi. Sie ist von ihrem einfachen Leben frustriert und projiziert ihre Sehnsüchte und Träume auf ihre kleine Tochter Maria (Tina Apicella). Aus ihr soll ein großer Filmstar werden. Und tatsächlich bietet sich bald eine große Chance, denn eine große Filmgesellschaft sucht öffentlich ein kleines Mädchen für die Hauptrolle im neuen Film des Regisseurs Alessandro Blasetti (spielt sich selbst). Das Casting findet im Filmstudio-Komplex "Cinecitta" statt - aber die Konkurrenz ist zahlreich. Ganz viele weitere ehrgeizige Mütter sind mit ihren mehr oder weniger talentierten kleinen Töchter vor Ort. Durch den jungen Annovazzi (Walter Chiari), der beim Film arbeitet und der sich seiner Beziehungen zu den Produzenten und dem Regisseur rühmt, gelingt es ihr tatsächlich, dass die kleine Maria eine Probeaufnahme machen darf. Selbstverständlich ist dieser Gefallen, den Annovazzi realisieren konnte, nicht kostenlos. Sie muss ihr Sparbuch plündern. Maddalenas Ehemann ist der Arbeiter Spartaco (Gastone Renzelli) sieht die Ambitionen seiner ehrgeizigen Ehefrau nicht gerne. Aber die durchsetzungsstarke Frau bleibt hart - bis zu dem zeitpunkt, als sie sich Zutritt zu einer Muster-Vorführung verschafft und im Projektionsraum mit anhören muss, wie ihre unbegabte und linkische Tochter ausgelacht wird....



Am Ende soll die Kleine doch noch einen Vertrag bekommen. Man will ihre unfreiwillige Komik möglichst gewinnbringend ausschlachten. Eine große Szene, als Anna Magnani mit ihrer schlafenden und völlig erschöpften kleinen Tochter nach Hause kommt. Das Kind wurde ausgelacht. Doch nun sind bereits drei Männer mit sehr lukrativen Verträgen in ihrer einfachen Wohnung. Der Mann freut sich sogar, weil er mit solch einem Geldsegen nicht rechnen konnte. Doch Maddalena lehnt entrüstet ab und macht klar, dass es für die Eltern nichts wichtigeres und schöneres gibt als die kleine Maria. Visconti schafft es die Handlungsweise von Maddalena mit ihrem tristen und hoffnungslosen Leben zu erklären, so ist auch viel Neorealismus in diesem Unterhaltungsfilm Die Magnani liefert die perfekte Emotion für diesen Film, sie gibt ihrer Figur eine gewisse Verrücktheit, viel überzogenen Ehrgeiz - aber auch die absolute menschliche Wärme und die Größe ihr Handeln zu reflektieren und wichtige Schlüsse daraus zu ziehen.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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