Dienstag, 31. Mai 2016

Verdacht

























Regie: Alfred Hitchcock

Der unbekannte Partner...

Sehr produktiv waren Hitchocks Anfangsjahre in Hollywood. Wobei Produzent David 0. Selznick in Hitchcocks US-Debüt "Rebecca" eine starke Kontrolle auf den Film ausübte. Es gab Spannungen, weil Hitchcock eher freiheitsliebend agierte, Selznick aber unbedingt wollte, dass sich der Brite eng an literarische Vorlage von Daphne du Maurier hielt. Das Melodram wurde aber trotz der Differenzen ein voller Erfolg. Der Einstand des Master of Suspence konnte gleich den Oscar als bester Film des Jahre 1940 gewinnen und auch die Kamera von George Barnes ging siegreich aus dem Academy Award Rennen. Insgesamt wurde der Film elfmal nominiert, auch die junge Joan Fontaine für ihre Rolle als zweite Mrs. de Winter galt als große Favoritin, trotz großer Konkurrenz durch Bette Davis "Der Brief" oder "Katherine Hepburn "Philadelphia Story". Doch in der Oscarnacht kam es ganz anders - siegreich war Ginger Rogers für "Kttie Foyle". Hitchcock drehte einige Monate später erneut mit Joan Fontaine. Der Film hieß "Verdacht" und diesmal sollte es mit dem Oscar klappen. Kenner der Academy Award History sehen allerdings in dieser Auszeichnung als beste Schauspielerin des Jahres 1942 eine Wiedergutmachtung, weil man Joan Fontaine ein Jahr vorher den Preis versagt hatte. Dennoch ging "Verdacht" ebenfalls in die Filmgeschichte ein. Der Grund ist ein Glas Milch, mit dem Cary Grant die Treppe seines Hauses empor läuft. Das Getränk ist für seine Frau bestimmt. Und nicht nur die Ehefrau - sondern auch der Zuschauer hat das Gefühl, dass in diesem Glas Gift ist.
Alles fängt ganz harmlos an. Während einer Zugfahrt lernt die schüchterne Lina McLaidlaw (Joan Fontaine) den charmanten Schwarzfahrer Johnny Aysgarth (Cary Grant) kennen. Der wird erwischt, weil er keinen Fahrausweis hat. Der gutaussehende Mann nötigt Lina beinahe ihr etwas Geld auszuborgen, was sie dann auch in Form einer Briefmarke für ihn tut. In einer Zeitschrift über Geschichten der High Society entdeckt sie dann wieder sein Bild von ihm, er muss wohl reich sein. Das ist ein Trugschluß. Der Mann besitzt keinen Penny - aber sie fühlt sich irgendwie zu ihm hingezogen. Was wohl auf Gegenseitigkeit beruhen muss, denn es kommt zum Wiedersehen auf einem Jägerball. Linas Eltern (Cedrick Hardwicke/Dame May Whitty) sind nicht gerade entzückt von der Bekanntschaft, obwohl sie manchmal schon fürchteten, dass die Tochter als alte Jungfer enden würde - aber dieser Johnny scheint ein echter Taugenichts zu sein, zudem auch arbeitsscheu und ein Schürzenjäger. Aber da ist es auch schon um Lina geschehen. Sie heiratet den nach einer langen ausgedehnten Hochzeitsreise beziehen sie eine Villa in einem Dorf in Sussex. Hier werden dann auch schon Johnnys schlechte Eigenschaften sichtbar. Er entpuppt sich als Spieler und verwettet das Geld. Nicht nur das: Die Stelle bei seinem Vetter Captain Melbeck (Leo G. Carroll) missbraucht er sofort und begeht eine Unterschlagung. Lina erfährt erst Wochen später von dem Vergehen. Auch Johnnys bester Freund Beaky (Nigel Bruce) warnt Lina, dass sich der charmante Johnny niemals ändern wird. Bald keimt in Lina noch ein viel schlimmerer Verdacht auf...


"Verdacht" wurde von Hitchock sehr straff und spannend inszeniert, aber dem Film wurde damals ein Happy End aufgedrängt. Schade, denn das ist die Schwachstelle des sonst so gelungenen Thrillers. Aber zu dieser Zeit hätte wohl das Publikum niemals den Filmliebling Cary Grant als kaltblütigen Frauenmörder azeptiert. So sind zwar im Film die schwerwiegenden Verachtsmomente alle enthalten, aber sie lösen sich in einem abrupten Ende völlig überraschend alle auf, was verhinderte, dass Hitchcock ein weiteres Meisterwerk abliefern konnte. Auch der Meister selbst war nicht ganz zufrieden. Er hatte ein fieseres Ende vorgesehen. Unheimlich gelungen ist allerdings die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Fontaine und Crant, aus deren Leistung der Film auch eine seiner Stärken bezieht.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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