Dienstag, 20. Juni 2023

Ruf der Wildgänse


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Hans Heinrich

Der Despot....

 In den 50er Jahren dominierte die Welle von Heimatfilmen die deutsche Kinolandschaft. 250 Produktionen liefen in diesem Jahrzehnt an und die Zuschauer waren begeistert. Nach dem Krieg sehnten sich die Menschen in diese heile Welt der Berge. Doch jedes Erfolgsmodell läuft irgendwann mal aus, weil sich die Zuschauer daran satt sahen, So wechselten die klugen Produzenten die Location, nahmen Abschied von der Bergwelt Deutschlands, der Schweiz und Österreich und zogen mit ihren Filmstorys in die Welt hinaus. Sieben Millionen Zuschauer strömten in die Filme "Und ewig singen die Wälder" von Paul May und in die Fortsetzung "Das Erbe von Björndal" von Gustav Ucicky und bei soviel Erfolg blieb man gerne bei diesem Trend. Der deutsche Regisseur Hans Heinrich, der bei Wolfgang Staudtes "Die Mörder sind unter uns" Regieassistent war und einige Jahre erfolgreich Unterhaltungsfilme für die DEFA machte, wurde 1961 für die Verfilmung des 1925 veröffentlichten Romans "Wild Goose" der Norwegerin Martha Ostenso verpflichtet. Der Film hießt "Der Ruf der Wildgänse", ist Heimatfilm, kann aber auch als Western, der in Kanada spielt, eingeordnet werden. Rein inhaltlich ist die Geschichte, die im Film erzählt wird, sehr verwandt mit dem beinahe gleichzeitig gedrehten Film "Via Mala" von Paul May mit Gert Fröbe als der gewalttätigen Familientyrann Jonas Lauretz. In "Der Ruf der Wildgänse" ist ebenfalls das Familienoberhaupt Caleb Gare der Despot, dem sich alles unterordnen muss. Ein bisschen fungiert dieser Film gar als Vorbote für die später so erfolgreichen Teutonenwestern mit dem berühmten Apachenhäuptling Winnetou und seinem Freund Old Shatterhand. Die Musik von Rolf A. Wilhelm jedenfalls hat bei ihrer besten Sequenz auch diese wehmütige Struktur der Winnetou Melodie von Martin Böttcher. Eine Geschichte, die im Sommer 1886 im kanadischen Manitoba ihren Schicksalhaften Lauf nimmt. Denn dort flieht das junge Liebespaar Mark Jordan und Amelia Jaspers mit ihrem kleinen Baby vor der Polizei. Der Mann wird erschossen, die Frau wird wegen Beihilfe zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt - das Kind wird ihr selbstverständlich weggenommen. Sie kann bei dem Bauern Caleb Gare (Ewald Balser) unterkommen, den sie später heiratet. Es vergehen mehr als 20 Jahre. Caleb ist ein Despot und Moralist. Er ist unbarmherzig zu seinen Mitmenschen, liest aber täglich in der heiligen Schrift. Seine beiden Töchter Judith (Marisa Mell) und Ellen (Gertraud Jesserer) werden streng erzogen und kurz gehalten. Kontakte zu jungen Männern verurteilt der Puritaner, obwohl Judith in den Viehtreiber Sven Sandbo (Horst Janson) und Ellen in Calebs Farmarbeiter Malcolm (Adolf Teiche) verliebt ist. Seine Frau (Annemarie Hatheyer) ist ihm gegenüber unterwürfig, denn er kann sie mit ihrer Vergangenheit gerne auch mal erpressen. Als der Landvermesser Mark Jordan (Hans H. Neubert) dort in der Gegend die Grenzen vermessen soll, wird die Geschichte von damals wieder präsent, denn der Landvermesser, der in einer Klosterschule aufwuchs und nicht weiß wer seine Eltern sind, trifft schicksalshaft auf seine leibliche Mutter....




Leider ist Hans Heinrichs Regie zu lasch und weich und er hat nicht das richtige Gespür die Höhepunkte der tragischen Geschichte effektiv zu gestalten. Brigitte Horney spielt erstaunlich lebendig die temperamentvolle Lehrerin des Ortes und Ewald Balsers Leistung ist richtig gut, denn obwohl sehr oft das heuchlerische Pharisäer Monster in ihm hervorkommt, vermittelt er auch menschliche, ja manchmal fast gutmütige Züge. Für seine Bosheit kommt aber am Ende die Strafe. Er verbrennt im eigenen Haus, weil er unbedingt sein Vermögen in der Schatztruhe retten will.




Bewertung: 6 von 10 Punkte. 

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