Freitag, 29. März 2024

Das Glas Wasser


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Regie: Helmut Käutner

Intrigen am Hof...

Lange bevor Giorgos Lanthimos mit "The Favourite - Intrigen und Irrsinn" die schwache Königin Anne (1665 - 1714) portraitierte, wurde ihre Regentschaft bereits in den 1960 gedrehten deutschen Film "Das Glas Wasser" von Helmut Käutner thematisiiert. Während Lanthimos seinen Film sehr realistisch gestaltete und auch die Streitigkeiten der beiden Konkurrentinnen in der Gunst der Königin - Abigail Masham und Sarah Churchill - dramatisch beleuchtete, ist Käutners Film völlig anders gestaltet. Sein Film basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück des französischen Dramatikers Eugene Scribe.
Rein optisch und stilistisch ging Käutner neue Wege, was seinen Film originell und einzigartig im deutschen Filmgeschehen machte. Er war auf eine gewisse Harmonisierung von Theater-, Kabarett- und Filmform. Die Kritik war begeistert und es ist nicht verwunderlich, dass die beiden Art Direktoren Albrecht Becker und Herbert Kirchhoff mit einem Filmband in Gold ausgezeichnet wurden. Auch Hilde Krahl, die die Rolle der Lady Churchill spielt, wurde mit dem Filmband in Gold als beste Darstellerin ausgezeichnet.
Aus heutiger Sicht ist die Ausstattung und das Szenenbild sehr gewöhnungsbedürftig, doch die Schauspieler bringen Leben in diese gewollt künstliche Ambiente der Stadt London im Jahr 1710.
Die noch junge und unerfahrene Anne (Liselotte Pulver), Königin von Großbritannien, ist eine schwache Marionettenkönigin unter dem Einfluss von Sarah Churchill (Hilde Krahl), deren Intrigen ein Versuch sind, ihren kriegerischen Ehemann, den Herzog von Marlborough, in ein besseres Licht zu rücken. Allerdings versucht auch Henry St. John (Gustav Gründgens), ein edler Journalist und Oppositionsführer, Einfluss auf die Königin zu nehmen – er will den Krieg mit Frankreich so schnell wie möglich und mit allen notwendigen Mitteln beenden. Sarah ist romantischen Abenteuern nicht abgeneigt und wird so zur Gönnerin des jungen Landlords Arthur Masham (Horst Janson), die ihn kurzerhand zum Fähnrich in der Garde der Königin macht - sie ist die heimliche Herrscherin und manpuliert die Königin. Doch Henry St. John durchschaut den Plan, da er weiß, dass Masham mit Abigail (Sabind Sinjen), einer eifersüchtigen Verkäuferin in einem Juweliergeschäft, verlobt ist, die er für sich gewinnen möchte. Masham tötet einen sehr reichen Cousin von Henry in einem Duell. Henry erbt somit ein riesiges Vermögen und den Titel Lord Bolingbroke. Er gewinnt die nächste Runde der Intrigen, verschafft Abigail einen Posten am Hof der Königin und gewinnt dort so an Einfluss. Über Abigail erfährt er, dass auch die Königin ein Auge auf Masham geworfen hat, ohne dass dieser es merkt. Als Zeichen für ein geplantes Rendezvous will sie ihm während eines Balls ein Glas Wasser reichen. Henry erklärt Sarah daher, dass sie eine Rivalin hat, nennt aber keine Namen. Beim nächsten Ball der Königin wetteifert sie jedoch mit der Königin um Mashams Gunst und gerät dann in Panik, was bedeutet, dass sowohl sie als auch Masham ihre Rolle als Vertraute der Königin aufgeben müssen. Dennoch scheint sich das Blatt zu Gunsten von Sarah zu wenden, als sie und ein paar andere Damen die Königin bei einem nächtlichen Treffen mit Masham überraschen. Doch Henry ist bereit – er kommt sofort und rettet die Königin mit einer Notlüge. Er wird somit ihr alleiniger Berater und Sarahs Schicksal ist besiegelt – sie wird vom Gericht verbannt und Marlborough entlassen – und Henry bleibt Premierminister an der Spitze eines neuen Kabinetts, dessen erste Aufgabe darin bestehen wird, die Friedensverhandlungen mit Frankreich wieder aufzunehmen....





Beinahe 4 Millionen deutsche Kinogänger wollten "Das Glas Wasser" sehen und so landete der flott inszenierte Film mit Musikeinlagen auf Platz 16 des Kinojahresrankings. Die Lieder sind etwas schlagerhaft und wurden beinahe schon zeitgeistig und modern für die damalige Zeit konzipiert.
Der Film bedeutete nicht zuletzt ein Comeback für die schillernde Figur des deutschen Films Gustav Gründgens, es war seine erste Rolle nach 19 Jahren Pause. Insgesamt ist der Film angenehm ironisch, die Theaterambiente ist ein wichtiges Element



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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