Regie: Sergej Gerassimov
Die Wirren des Grigori Melechow..
"Der stille Don" ist ein dreiteiliger sowjetischer Film nach dem weltbekannten gleichnamigen Roman von Michail Scholochow. Regie in dem zwischen 1957 und 1958 entstandenen Filmepos führte Sergej Gerassimov. Erzählt wird die Geschichte Russland im Ersten Weltkrieg, der Oktoberrevolution, dem anschließenden russischen Bürgerkrieg anhand der Schicksal einfacher menschen, den zerfallenden Idealen der Donkosaken und der persönlichen Tragödie der Hauptfugur Grigori Melechow, der von Pjotr Glebow gespielt wird. Auffallend wie in einigen nachfolgenden russischen Monumentalfilmen "Krieg und Frieden" oder "Die Brüder karamasow" sind die männlichen Darsteller für ihre zu spielenden Figuren viel zu alt. Melechow war zur Zeit der Dreharbeiten schon über 40 Jahre alt und spielt aber auch den noch wilden Jugendlichen, der sich in seine Nachbarin Axinja verliebt. Grigori Melechow ist in die verheiratete Kosakin Aksinja (Elina Awraamowna Bystrizkaja) Astachowa verliebt, die erwidert seine Liebe. Sein Umfeld ist jedoch dagegen und betrachtet die Verbindung als beschämend. Die Situation verschärft sich, als Aksinjas Ehemann Stefan (Alexander Bloagowestow) von der Militärausbildung zurückkehrt und seine Frau schlägt. Grigori heiratet eine andere Frau, Natalja Korschunowa (Sinaida Kirijenko) auf Geheiß seines Vaters (Daniil Iltschenko). Grigori und Aksinja beschließen, vor ihren Familien zu fliehen, doch ihr neues Leben wird durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs jäh zerstört. Aksinja erzählt Grigori, dass sie schwanger ist, doch Grigori zweifelt an seiner Vaterschaft. Grigori wird in die kaiserliche Armee eingezogen, und seine Einheit kämpft gegen die Österreich-Ungarn. Für seine Taten wird er verwundet, erhält aber das Georgskreuz für Tapferkeit. Aksinja verliert ihr Kind und findet Trost beim Sohn eines Gutsbesitzers. Nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus erfährt Grigori, dass Aksinja ihm untreu war. In einem Anfall von Eifersucht schlägt er den Mann und Aksinja mit einer Peitsche und kehrt anschließend zu seinem Vater und seiner Frau Natalia zurück, die aufgrund der mangelnden Liebe und Untreue ihres Mannes bereits erfolglos einen suizidversuch unternommen hat. Einige Jahre später, 1916, spielen russische Offiziere in einem Unterstand Karten und diskutieren über den Krieg, während in der Ferne Kanonendonner zu hören ist. Ihre Soldaten lesen ein Antikriegs-Flugblatt. Beim nächsten Angriff setzen die Deutschen Giftgas ein. Mitten im chaotischen Rückzug begegnet Grigori zufällig Aksinjas Ehemann und rettet ihn. Zurück in der Heimat verkünden die Dorfbewohner bei einer Versammlung die Absetzung von Kaiser Nikolaus II. und die Machtübergabe an das Provisorische Komitee der Staatsduma.Unter den Kosaken kommt es zu Zwietracht. Jesaul Kalmykow (Michail Klaukuski) plädiert dafür, sich General Kornilows Truppen anzuschließen und die Ordnung in Russland wiederherzustellen, während der Kornett Buntschuk die Revolution verteidigen will. Kalmykow wird entwaffnet, und Buntschuk tötet seinen Vorgesetzten. Grigori findet sich in einem vollen Raum mit Porträts von Karl Marx und roten Bannern wieder, wo der Kampf gegen General Kaledin, einen Anführer der Weißen Armee, besprochen wird. Die Kosaken streiten jedoch darüber, ob sie die Bolschewiki unterstützen oder allein zurechtkommen sollen. Melechow wird Zeuge eines Kampfes zwischen zwei Kosakengruppen: Podtjolkows "Roten“ und Tschernezows Weißen“; die Weißen verlieren, und Podtjolkow erschlägt den gefangenen Tschernezow mit seinem Schwert. Grigori kehrt zu seinem Vater zurück und verteilt Geschenke, doch auch hier herrscht keine Einigkeit unter den Kosaken. Grigori neigt der Idee der "Sowjetmacht“ zu, doch sein Vater will damit nichts zu tun haben. Die Macht wechselt, und Grigori Melechow, mit Schulterklappen und königlichen Orden bekleidet, beobachtet die Hinrichtung der Roten Kosaken und erinnert sich dabei an Podtjolkows Massaker an Tschernezows Kosaken. Der bolschewistische Schtokman fordert Grigoris Verhaftung, doch Grigori gelingt die Flucht. Die Roten nehmen Peter (Nikolai Smirnov), Grigoris Bruder, gefangen und erschießen ihn. Grigori schlägt an der Spitze von hundert Kosaken bei einem Angriff revolutionäre Matrosen nieder. Doch sein Gedächtnis ist noch immer getrübt vom Krieg an der Front und dem darauffolgenden Krieg in der Heimat. An einer Wasserstelle am Fluss begegnet er Aksinja mit Eimern und gesteht ihr, dass er sie nicht aus seinem Herzen stoßen kann. Daria (Lyudmila Khityaeva), die Witwe von Grigoris Bruder Peter, tötet einen gefangenen Dorfbewohner der Roten, der an der Ermordung ihres Mannes beteiligt war. Für diesen Vergeltungsakt wird sie anschließend vom Kommando der Weißen Garden in Anwesenheit eines britischen Offiziers gelobt. Natalia Melekhova, die mit Grigoris Kind schwanger war, versucht, ihre Schwangerschaft abzubrechen, da sie ihrem Mann nicht mehr gebären will. Sie stirbt, und das Kind wird trotzdem geboren und erhält den Namen Michail. Im Hauptquartier der Weißen Donarmee in Balaschow erfährt Grigori unterdessen nichts von der Geburt seines Sohnes und trinkt mit anderen Offizieren Cognac. Als die Weißen sich zurückziehen, nimmt Grigori Aksinya mit, doch als sie im Winter krank wird, ist er gezwungen, sie in die Obhut einer Bauernfamilie zu geben. Wieder verlieren sich die Liebenden aus dem Augen. Einige Jahre später versucht er erneut mit ihr die Flucht, sie wird jedoch von einer Kugel der berittenden Patrouille getötet. Er muss sie begraben und wirft dann alle seine Waffen in den Fluss, kehrt in sein Heimatdorf zurück und umarmt seinen sohn Michail, der bereits einige Jahre alt ist...
Vor dem Hintergrund historischer Ereignisse erweist sich der Film auch als schicksalshafte Liebesgeschiche, die immer wieder aufflammt, aber die nie auf Dauer erfüllt und glücklich sein kann. Der Dreiteiler hat eine Laufzeit von 336 Minuten, in den deutschen Kinos lief nur der erste Teil. Erst 1968 strahlte die ARD auch die Teile 2 und 3 aus. Es ist ein Film mit starken Bildern, wuchtig und erdig und mit faszinierender Detailtreue versehen. Dabei vermied der Regisseur plakative, prokommunistische Anbiederung, sondern schilderte seinen Protagonisten als Wanderer zwischen zwei durch die Historie ihm aufgezwungene Welten und deren Systeme. Auch das neue System wird nicht verklärt, in Gerassimows Epos wird Charakterschwäche und Amoral wie in der Romanvorlage durch den neuen sozialistischen Menschen nicht beseitigt.“
Bewertung: 7 von 10 Punkten.