Montag, 18. September 2017

Begegnung

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Carol Reed
 
Eine Zufallsbegegnung...
 
Für viele Filmliebhaber ist der Brite David Lean DER Meister des epischen Kinos, denn auf sein Konto gehen die klassischen Blockbuster "Die Brücke am Kwai", "Lawrence von Arabien" oder "Doktor Schiwago". Mit dem Schriftsteller und Schauspieler Noel Coward gestaltete er in den 40er Jahren seine ersten Filmversuche. Nach dessen Bühnenstück entstand Ende des 2. Weltkrieges der romantische Kinofilm "Begegnung" (Original: Brief Encounter), der auch Hollywood beeindruckte und mit drei Oscar-Nominierungen (Bester Film, bestes adaptiertes Drehbuch und Hauptdarstellerin Celia Johnson) gewürdigt wurde. Das Britische Filminstitut wählte dieses Romantic-Movie im Jahr 1999 - hinter Carol Reeds "Der dritte Mann" - auf Platz 2 der besten 100 britischen Filme des 20. Jahrhunderts.
Die Geschichte einer Zufallsbekanntschaft, die am Bahnhof beginnt und auch am Bahnhof wieder endet. Laura Jenson (Celia Johnson) hat einen verständnisvollen liebenden Ehemann (Cyril Raymond) und 2 Kinder. Sie fühlt sich glücklich verheiratet. Jeden Donnerstag genießt sie aber ein bisschen Freiheit von der Rolle als Ehefrau, Hausfrau und Mutter - sie fährt dann mit dem Zug von ihrem kleinen Ort zum Einkaufen und Bummeln in die größere Stadt. Anschließend trifft sie sich mit Freundinnen wie Mary Norton (Marjorie Mars) oder geht ins Kino. Abends kehrt sie heim zu Fred, ihrem kreuzworträtselden Ehemann in die etwas langweilige Vorstadtwelt.
Bei einer dieser allwöchentlichen Fahrten in die Stadt lernt sie im Warteraum des Bahnhofs den Arzt Dr. Alex Harvey (Trewor Howard) kennen. Auch er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Ein Staubkorn von einem vorbeifahrenden Schnellzug ist schuld, dass sich die Bekanntschaft fortsetzt. Dieses Staubkorn fliegt in Lauras Auge und der Arzt entfernt den Fremdkörper in dem kleinen Bahnhofrestaurant, wo sich die Reisenden treffen.
Beide finden sich spontan sympathisch und Laura findet den Mann auch sehr attraktiv. Und sie fühlt sich auch sehr geschmeichelt über die hohe Beachtung, die der Arzt ihr schenkt. Man trifft sich am nächsten Donnerstag wieder und sehr schnell merken die beiden, dass sie sich unsterblich ineinander verliebt haben. Die Bedeutungen, die diese gemeinsamen Donnerstage, gewonnen haben, machen auch Angst. Man will sich nicht mehr wiedersehen, doch es scheint inzwischen schon zu spät. Alex überredet Laura sogar zu einem Rendezvous in der Wohnung seines Freundes Stephen Lynn (Valentine Dyall). Der kommt überraschend doch zurück und Laura schleicht durch die Hintertür, damit sie nicht entdeckt wird. Eine demütigende Situation, die dazu führt, dass die Liebenden sich nur noch einmal treffen wollen. Aber auch dieses letzte Treffen steht unter keinem guten Stern...




Mit der geschwätzigen Dolly Messiter (Everley Gregg) beginnt "Begegnung" auch in einer Rückblinde und am Ende des Films wird diese Szene noch einmal aus einer anderen Perspektive wiederholt.
"Begegnung" ist klar und sehr einfach strukturiert, bietet aber dennoch extrem viel Atmosphäre weil weite Teile des Films auf dem Bahnhof und in dem kleinen Restaurant spielt. Es entsteht ein Hauch von Ankunft und Abreise - die Züge kommen, die Züge gehen. Dazwischen die Reisenden, die hier vorbeikommen und warten. Lean hat auch den Nebenfiguren sehr viel Platz gelassen. So wird der Zuschauer auch Zeuge wie die Witwe Myrtle Bagott (Joyce Carey) mit dem Schaffner Albert Godby (Stanley Holloway) flirtet und ihre Angestellte Beryl (Margaret Barton) delegiert. Ganz stark ist die stimmungsvolle Fotografie von Robert Krasker gelungen - auch das 2. Klavierkonzert von Rachmaninov passt perfekt zu dieser sensiblen Liebesromanze, die klasse bis hin zu der kleinsten Nebenrolle besetzt ist. Sehr gut auch wie Lean einfache Gesten mit Zärtlichkeit füllt und auch seine Kunst wie ganz einfache Worte oder Dialoge eine ganz tiefe Bedeutung gewinnt. Am Ende überrascht auch der bislang eher als ahnungslos wirkende Fred mit dem Satz "Danke, dass du zurückgekommen bist". So hat er die Distanz bemerkt und vielleicht sogar den Grund erraten können.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen