Regie: Lewis Gilbert
Die H.M.S Defiant....
Angesichts des Erfolgs von Regisseur Lewis Gilberts "Die letzte
Fahrt der Bismark" aus dem Jahr 1960 sowie die anstehenden Produktionen
von "Die Verdammten der Meere" und dem Remake von "Meuterei auf der
Bounty" (die beide 1962 ins Kino kamen) beschloß die Columbia Pictures
unter dem Titel "The Mutineers" ein eigenes Marineepos zu produzieren
und zum Erfolg zu führen. Das Studio wandte sich an Lewis Gilbert, weil
sein 1957 gedrehter Film "Zustände wie im Paradies" zu den
Lieblingsfilmen von Columbio Boss Harry Cohn zählte. Der Film, der dann
unter dem Namen "H. M. S. Defiant" ins Kino kam, basierte auf einem
Roman von Frank Tilsey, der nach einem tatsächlich ereigneten Austand in
der Britischen Flotte im Jahr 1797 entstanden war. Gilbert drehte
seinen Schiffartsfilm in spanischen Gewässern auf maßstabsgetreuen
nachgebauten britischen und französischen Schiffen, da er davon
überzeugt war, dass authentische Drehorte den Szenen zusätzliche
Glaubwürdigkeit verleihen würde. Und er hatte Recht - sein Film ist ein
erstklassisches Beispiel für einen sehr glaubwürdigen Abenteuerfilm.
Sehr stark auch die Kameraführung von Christopher Challis (Tschitti
Tschitti Bäng Bäng, Das Privatleben des Sherlock Holmes, Maria Stuart
(1972), Raubzug der Wikinger, Die Tiefe, Arabesque), der insgesamt
viermal für den Britischen Filmpreis nominiert wurde.
Der britische Seekriegsfilm lief in Deutschland unter dem Titel
"Rebellion" und erstrahlt in prächtigen Technicolorfarben sowie im
Cinemascope Format. In England schaffte es der Film unter die
erfolgreichsten 10 Filme des Jahres zu gelangen.
Im Jahr 1797 befehligt der humane Kapitän Crawford (Alec Guinness)
während der französischen Revolutionskriege die Fregatte HMS Defiant.
Schon bald gerät er in einen Willenskampf mit seinem ersten Offizier,
dem sadistischen und hochmütigen Oberleutnant Mr. Scott-Padget (Dirk
Bogarde). Der Leutnant ist der Meinung, dass Crawford zu nachsichtig mit
seiner Mannschaft umgeht, und ist auch mit der Entscheidung des
Kapitäns nicht einverstanden, seinem Befehl zu folgen, nach Korsika zu
segeln, obwohl die Nachricht vorliegt, dass Napoleons Armee einen
Großteil Italiens überrannt hat. Scott-Padget verfügt über mächtige
familiäre Beziehungen, die er in der Vergangenheit genutzt hat, um zwei
frühere kommandierende Offiziere, mit denen er nicht einverstanden war,
abzusägen. Da er weiß, dass Crawford nicht eingreifen kann, unterwirft
Scott-Padget den Sohn des Kapitäns, den Fähnrich Harvey Crawford (David
Robinson), täglich mit exzessiven Strafen, um Druck auf den Kapitän
auszuüben.
In der Zwischenzeit bereiten sich einige Besatzungsmitglieder unter
der Führung des Matrosen Vizard (Anthony Quayle) darauf vor, eine
Petition für bessere Arbeitsbedingungen einzureichen, die sich an
ähnliche Bemühungen in der gesamten britischen Flotte anschließt. Die
gesamte Besatzung schließt sich diesen Männern an.
Im Mittelmeer stößt die Defiant auf eine französische Fregatte, die
ein Handelsschiff eskortiert. Nach einem heftigen Gefecht nimmt ein
Enterkommando der Defiant die französische Fregatte gefangen, und das
Handelsschiff ergibt sich. Crawford schickt seinen Sohn als Teil der
Besatzung, die das gekaperte Handelsschiff in einen britischen Hafen
segeln soll, wodurch er außer Reichweite von Scott-Padget gerät. Doch
damit ist der Konflikt zwischen Kapitän und erstem Offizier noch lange
nicht am Ende. Er verschärft sich sogar und die Mannschaft setzt immer
mehr auf eine Meuterei...
Alec Guinness bietet wie immer eine hervorragende Leistung und Dirk
Bogarde als sein Gegenspieler steht ihm in nichts nach. Bogarde schuf
einen hassenswerten Filmbösewicht. Die Macher hatten ein gutes Gespür
für die wichtigen historischen Details - er spart auch nicht mit
kritischen Ansätzen und vermittelt einen guten Einblick in die damaligen
Mißstände auf hoher See sowie auch darauf wie brutal man damals
gezwungen wurde Seemann für die Kriegsflotte zu werden.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
Regie: Lewis Gilbert
HMS Defiant...
Regisseur Lewis Gilbert wurde vor allem durch seine James Bond Filme
"Man lebt nur zweimal" (1966), "Der Spion, der mich liebte" (1977) und
"Moonraker" (1979) bekannt. Weitere Filme wie "Rita will es endlich
wissen" (1983) und "Alfie" (1966) konnten sich sogar einige
Oscar-Nominierungen erspielen. Er begann zu filmen während seiner Zeit
bei der Royal Air Force. Einige seiner Filme beinhalten auch die Themen
"Armee" oder "Krieg". So auch sein 1962 gedrehtes Seefahrts-Abenteuer
"Rebellion", der im Original "H.M.S. Defiant" heißt und kurz nach dem
bekannteren "Die letzte Fahrt der Bismarck" entstand. "Rebellion" ist
eine Art Vorläufer von Peter Weirs 2003 gedrehten Erfolgsfilm "Master
and Commander" und sicherlich einer von Gilberts überzeugendsten Filmen,
auch wenn der Film weitestgehend unbekannt ist und noch entdeckt werden
muss.
1962 hatten Filme, die auf hoher See spielten, eine kurze
Hochkonjunktur. Lewis Milestones verfilmte "Meuterei auf der Bounty"
nochmals neu - diesmal farbenprächtig und monumental aufgemotzt. Und
Peter Ustinovs "Der Verdammte der Meere" wurde ebenfalls ein
Überraschungserfolg. Ein Grund mehr, dass Columbia Pictures beschloß,
unter dem Titel "The Mutineers" ein eigenes Marineepos herauszubringen.
Man wollte auch Lewis Gilbert als Regisseur haben. "The Mutineers"
basierte auf Frank Tilseys Roman, der nach einem tatsächlichen Aufstand
in der britischen Flotte im Jahr 1797 entstanden ist. Als Defiant
Captain konnte Alec Guinness einer der besten britischen Schauspielern
verpflichtet werden. Der sadistische Lieutentant Scott-Padget wurde Dirk
Bogarde engagiert, der damit seine Karriere als ernsthafter
Charakterschauspieler begann.
Die Geschichte beginnt mit der Arbeit der Matrosenfänger, die an Land
gehen mit der Absicht Männer für die Arbeit auf dem Schiff zu
rekrutieren. Damals eine übliche Praxis...man besuchte die Wirtshäuser
in der Hafengegend und nahm die Männer fest, brachte sie unter Zwang
aufs Schiff und schon hatte man die Crew vollzählig. Der Kapitän heißt
Crawford (Alec Guinness) und ist ein liberaler Mann, er kritisiert die
Foltermethoden, die auf den Schiffen oft praktiziert werden. Zum ersten
Mal ist auch sein kleiner Sohn Harvey (David Robinson) als junger
Seekadett mit an Bord. Der Sohn ist sichtlich stolz Seemann zu werden
und in der Marine zu dienen. Er wird aber an Bord nun einer von vielen
Kadetten sein und hat keine Sondervorrechte, weil sein Vater Kapitän
ist. An Bord ist er Untergebener und nicht der Sohn des Vaters. Der
erste Leutnant Scott Padget ist nicht gerade beliebt, denn er ist ein
Schinder und immer schnell dabei harte Strafen auszuteilen. Diese
menschenunwürdigen Zustände für den einfachen Seemann an Bord könnte gar
in eine offene Rebellion münden, zumindest hat der Seemann Vizard
(Anthony Quayle) als Anführer der Unzufriedenen Seemänner den Plan
gefasst gemeinsam mit anderen Seeleuten auf anderen Schiffen der
britischen Marine gleichzeitig durch eine kollektive Meuterei auf
mehreren Schiffen seiner Bittschrift um bessere Bedingungen Gehör zu
verschaffen und die Verbesserungen auch umzusetzen.
In der Zwischenzeit kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen
Kaptän und Leutnant. Scott Paget hat dabei vor den Sohn des Kapitäns als
Druckmittel für seine Ziele zu benutzen...




Kameramann Christopher Challis war insgesamt viermal für den British
Film Award nominiert. Seine bekannteste Arbeit ist sicherlich
"Arabesque" von Stanley Donen. Er überzeugte aber auch mit anderen
Arbeiten in den Filmen "Die feurige Isabella", "Hoffmanns Erzählungen",
"Das Privatleben des Sherlock Holmes", "Die tollkühnen Männer in ihren
fliegenden Kisten", "Tschitti Tschitti Bäng Bäng", "Das Böse unter der
Sonne" oder "Maria Stuart, Königin von Schottland".
Die Produktion zeichnet sich durch große historische
Detailgenauigkeit aus mit maßstabsgetreu nachgebauten britischen und
französichen Schiffen. Der Film wurde oft unbenannt. So ist er auch
bekannt als Damn the Defiant", "Rebellion" oder "HMS Defiant".
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.