Donnerstag, 22. August 2024

Fantasia


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Joe Grant und Dick Huemer

Klassische Musik im Zeichentrickfilm...

Der dritte abendfüllende Disney Kinofilm ist "Fantasia" aus dem Jahr 1940, ein ausgesprochener Experimentalfilm. Seine Vorgänger "Schneewittchen und die 7 Zwerge" und "Pinocchio" waren riesige Kinoerfolge. Im Lauf der Zeit hat "Fantasia" auch ca. 80 Millionen Dollar eingespielt und wurde vom American Film Institute in die Top 100 der besten US-Filme gewählt (Platz 58 in der Umfrage von 1998) und liegt auch mit Rang 5 in der Liste der besten Zeichentrickfilme.
Dieser aussergewöhnliiche animierte und musikalische Anthologiefilm mit der Regie von Joe Grant und Dick Huemer und der Produktionsaufsicht von Walt Disney und Ben Sharpsteen mischt klassische Musik mit der Optik, die man aus Disney Filmen kennt und auch mit diesen gezeichneten Helden. Er besteht aus acht animierten Segmenten unterlegt mit bekannten Klassikstücken unter der Leitung von Leopold Stokowski, von denen sieben vom Philadelphia Orchestra aufgeführt werden. Der Musikkritiker und Komponist Deems Taylor fungiert als Conferencier des Films, der jedes Segment in Realfilmform einführt.
Der Soundtrack wurde über mehrere Audiokanäle aufgenommen und mit Fantasound wiedergegeben, einem bahnbrechenden Soundsystem, das von Disney und RCA entwickelt wurde und  Fantasi"a zum ersten kommerziellen Film machte, der in Stereo gezeigt wurde, und zu einem Vorläufer des Surround-Sounds. Fantasia wurde zuerst als Kino-Roadshow veröffentlicht, die zwischen 1940 und 1941 von RKO Radio Pictures in 13 Städten in den USA veranstaltet wurde; die erste begann am 13. November 1940 im Broadway Theatre in New York City. Obwohl der Film von den Kritikern gelobt wurde, konnte er zunächst keinen Gewinn erzielen, da der 2. Weltkrieg den Vertrieb auf dem europäischen Markt unterbrach, die Produktionskosten des Films hoch waren und der Bau der Fantasound-Ausrüstung und die Anmietung von Kinosälen für die Roadshow-Vorführungen teuer waren.
Seit 1942 wurde der Film von RKO Radio Pictures und Buena Vista Distribution mehrfach neu aufgelegt, wobei das Originalmaterial und der Originalton in jeder Version gelöscht, verändert oder wiederhergestellt wurden. Inflationsbereinigt ist" Fantasia" nach aktuellem Stand der 23. umsatzstärkste Film aller Zeiten in den USA.
Es ist sicherlich kein Film für das normale Zielpublikum von Disney, den Jugendlichen und den Kindern, sondern richtet sich vor allem an den erwachsenen und gebildeten Zuschauer, der klassische Musikstücke zu schätzen weiß.
Alles beginnt mit Live-Action-Szenen von Orchestermitgliedern, die sich vor einem blauen Hintergrund versammeln und im Halbdunkel ihre Instrumente stimmen. Der Zeremonienmeister betritt die Bühne und stellt das Programm vor. Toccata und Fuge in d-Moll von Johann Sebastian Bach. Live-Action-Aufnahmen des Orchesters, beleuchtet in Blau und Gold, unterlegt mit überlagerten Schatten, verschmelzen zu abstrakten Mustern. Animierte Linien, Formen und Wolkenformationen spiegeln den Klang und Rhythmus der Musik wider  die erste Szenerie ist sehr abstrakt. Die Nussknacker-Suite von Tschaikowski unterstreichen im Anschluß Szenen, die den Wechsel der Jahreszeiten von Sommer über Herbst bis Winter darstellen. Es werden verschiedene Tänze mit Feen, Fischen, Blumen, Pilzen und Blättern aufgeführt. Es folgt der Zauberlehrling von Paul Dukas. Basierend auf Goethes Gedicht "Der Zauberlehrling“ aus dem Jahr 1797 präsentiert sich Mickey Mouse als der junge Lehrling des Zauberers Yen Sid, der sich an einigen Zaubertricks seines Meisters versucht, weiß aber nicht, wie er sie beherrschen soll. Ein Besen, der Wassser tragen soll, setzt diese Tätigkeit endlos fort, da der Lehrling den Spruch, der den Zauber beendet, gar nicht weiß. Es ist sicherlich die beste Sequenz des Films. "Le sacre du printemps"von Igor Stravinsky ist ebenfalls hervorragend.  In ausgewählten Abschnitten der Ballettpartitur wird eine visuelle Geschichte der Anfänge der Erde dargestellt. Die Sequenz schreitet von der Entstehung des Planeten bis zu den ersten Lebewesen fort, gefolgt von der Herrschaft und dem Aussterben der Dinosaurier. Dann folgt eine Pause. Die Orchestermusiker gehen und die Titelkarte von Fantasia wird enthüllt. Nach der Pause gibt es eine kurze Jam-Session mit Jazzmusik, angeführt von einem Klarinettisten, während die Orchestermitglieder zurückkehren. Dann wird eine humorvoll stilisierte Demonstration gezeigt, wie Ton im Film wiedergegeben wird. Ein animierter Soundtrack "Charakter“, anfangs eine gerade weiße Linie, ändert je nach den gespielten Tönen verschiedene Formen und Farben. Die Pastorale von Ludwig van Beethoven bietet dem Zuschauer eine mythische griechisch-römische Welt bunter Zentauren und "Kentauretten“, Amoretten, Faune und anderer Figuren aus der klassischen Mythologie dargestellt. Eine Versammlung zu einem Fest zu Ehren von Bacchus, dem Gott des Weines, wird von Zeus unterbrochen, der einen Sturm heraufbeschwört und Vulkan anweist, Blitze zu schmieden, die er auf die Anwesenden schleudern soll - diese Szene beinhaltet sehr viel Kitsch und ist Geschmackssache. Danach folgt der "Tanz der Stunden" von Amilcare Ponchielli. Ein komisches Ballett in vier Abschnitten: Madame Upanova und ihre Strauße (Morgen); Hyacinth Hippo und ihre Diener (Nachmittag); Elephanchine und ihre Seifenblasen pustende Elefantentruppe (Abend); und Ben Ali Gator und seine Alligatorentruppe (Nacht). Im Finale tanzen alle Charaktere zusammen, bis ihr Palast einstürzt. Zum Abschluß weren zwei Musikstücke in den letzten Film integriert:  "Nacht auf dem kahlen Berge" von Modest Mussorgsky und "Ave Maria" von Franz Schubert. In der Walpurgisnacht erwacht der riesige Teufel und ruft böse Geister und ruhelose Seelen aus ihren Gräbern auf den kahlen Berg. Die Geister tanzen und fliegen durch die Luft, bis sie vom Klang einer Angelus-Glocke zurückgetrieben werden, während die Nacht in die Morgendämmerung übergeht. Man hört einen Chor, der Ave Maria singt, während eine Reihe von Mönchen in Roben mit brennenden Fackeln durch einen Wald und in die Ruinen einer Kathedrale marschiert...









Technisch ist der Film auch aus heutiger Sicht perfekt gestaltet. Die erste Szene mit den Farben sowie der Teil mit den Zentauren wirkt aus heutiger Sicht etwas seltsam. 1942 erhielt "Fantasia" zwei Ehrenoscars - einmal für den herausragenden Beitrag zur Nutzung des Tones im Film für Walt Disney und seine Crew William E. Garity und J. N. A. Hawkins. Auch für die einzigartige Visualsierung von Musik, erhielt Leopold Stokowski mit seinen Mitarbeiten wurde ein Ehrenoscar vergeben. 












Bewertung: 8 von 10 Punkten. 
 

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