Regie:Norm Ferguson, Wilfred Jackson, Jack Kinney, Hamilton Luske, Bill Roberts
Walt Disney und Propaganda...
Saludos Amigos" aus dem Jahr 1942 ist der kürzeste Kinofilm der Disney Studios. Er wurde im aufwändigen Technicolor Verfahren gedreht und besteht aus verschiedenen Sekmenten, die zu einer Einheit zusammengesetzt wurden. Daher gibt es 5 Regisseure: Norm Ferguson, Wilfred Jackson, Jack Kinney, Hamilton Luske und Bill Roberts. In Deutschland feierte der Film erst nach dem Krieg, am 17. März 1953, seine Premiere. Hierzulande wurde er bekannt unter dem Titel "Donald Duck - Drei Caballeros im Samba Fieber".
Anfang 1941, kurz vor dem Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg, gab das US-Aussenministerium eine Disney Tour durch Südamerika in Auftrag, die im Rahmen einer Gute Nachbarn Politik zu einem Film führen sollte, der in nicht nur in den USA, sondern vor allem auch in Mittel- und Südamerika, erfolgreich laufen sollte.
Dies geschah, weil mehrere lateinamerikanische Regierungen enge Beziehungen zu Nazideutschland hatten und die US-Regierung diese Verbindungen aushebeln wollte. Mickey Mouse und andere Disney-Figuren waren in Lateinamerika beliebt, und Walt Disney fungierte als Botschafter. Die Tour, die von Nelson Rockefeller, der kurz zuvor zum Koordinator für Interamerikanische Angelegenheiten (CIAA) ernannt worden war, geleitet wurde, führte Disney und eine Gruppe von etwa zwanzig Komponisten, Künstlern, Technikern usw. aus seinem Studio nach Südamerika, hauptsächlich nach Brasilien und Argentinien, aber auch nach Chile, Bolivien und Peru. Der Film selbst erhielt staatliche Kreditgarantien, weil das Disney-Studio kurz vor der Schließung der europäischen Märkte durch den Krieg übermäßig expandiert hatte und weil Disney zu dieser Zeit mit Arbeitsunruhen zu kämpfen hatte (einschließlich eines Streiks, der zu Beginn dieser Reise im Gange war). Der Film enthält auch Realfilmsequenzen mit Aufnahmen moderner lateinamerikanischer Städte mit Wolkenkratzern und modisch gekleideten Einwohnern. Dies überraschte viele damalige US-Zuschauer, die solche Bilder nur mit US-amerikanischen und europäischen Städten in Verbindung brachten, und trug zu einem veränderten Bild von Lateinamerika bei. Der Filmhistoriker Alfred Charles Richard Jr. hat kommentiert, dass "Saludos Amigos" in wenigen Monaten mehr zur Schaffung einer Interessengemeinschaft zwischen den Völkern Amerikas beigetragen hat als das Außenministerium in fünfzig Jahren. Dieser Film besteht aus vier verschiedenen Segmenten, von denen jedes mit verschiedenen Clips beginnt, in denen die Disney-Künstler durch das Land ziehen und Cartoons einiger der lokalen Kulturen und Landschaften zeichnen, die sie sehen. Titicaca-See: In diesem Segment machen die Disney-Künstler einen Cartoon, in dem Donald Duck den Titicacasee in Bolivien und Peru besucht und einige der Einheimischen trifft, darunter ein störrisches Lama als amerikanischer Tourist. Als Donald versucht, auf dem Lama über eine Brücke zu reiten, fällt er ins Meer und rudert in Töpfen und Pfannen davon. Pedro: Pedro ist eine Geschichte über ein kleines anthropomorphes Flugzeug von einem Flughafen in der Nähe von Santiago, Chile, das seinen ersten Flug unternimmt, um Luftpost aus Mendoza abzuholen, mit katastrophalen Folgen. Es gelingt ihm, mit der Post, bei der es sich zufällig um eine einzelne Postkarte handelt, sicher zum Flugplatz zurückzukehren. Der chilenische Cartoonist René Ríos Boettiger war enttäuscht darüber, wie die Figur Pedro sein Land repräsentierte. Als Reaktion darauf entwickelte er die Figur Condorito, die zu einer der kultigsten Comicfiguren Lateinamerikas wurde. El Gaucho: Ein Cowboy wird von der heimischen Prärie in die Pampa gebracht, um die Lebensweise der einheimischen Gauchos kennenzulernen. Aquarela do Brasil Aquarela do Brasil,das Finale des Films, zeigt Disney-Künstler, die Bilder erstellen, die sich auf magische Weise in andere Bilder verwandeln. Eines davon ist eine Blume, die sich in Donald Duck verwandelt, nachdem eine Biene in ihren Mund gelangt ist. Als die Biene aus seinem Mund fliegt, sieht Donald einen Pinsel, der eine brandneue Figur erschafft: José Carioca aus Rio de Janeiro, Brasilien. Er zeigt Donald Duck Südamerika, lässt ihn Cachaça trinken, der für Donald so scharf ist, dass er Schluckauf bekommt, und führt ihn in die Samba ein (zu den Melodien von „Aquarela do Brasil“ und „Tico-Tico no Fubá“). Danach endet der Film.
Trotz der kurzen Laufzeit von etwas mehr als 40 Minuten ist "Saludos Amigos" ein weiterer Disney Klassiker, der gut unterhält. Er hat natürlich nicht die Bekanntheit anderer unsterblicher Klassiker erreicht. Aber immerhin wurden von der Academy drei Nominierungen für den Oscar ausgesprochen. Eine war für den Musikscore, die andere schaffte der Song "Saludos Amigos". Die dritte Nominierung erhielt C. O. Slyfield für die beste Leistung in der Kategorie "Ton".
Bewertung: 6 von 10 Punkten.