Samstag, 14. November 2015

Cheyenne




Regie: John Ford

Die aussichtslose Reise nach Hause...

John Fords letzter Western "Cheyenne" ist sicherlich sein indianerfreundlichster Western. Dennoch kommt der epische und bildgewaltige Film nicht ganz an Fords Meisterwerke in diesem Genre wie "Der schwarze Falke", "Der Mann, der Liberty Valance erschoß", "Ringo" oder "Bis zum letzten Mann" heran. Dennoch ist auch diese selbstkritische Reflektion mit den Native Americans beachtlich. Während Ford in seinen früheren Filmen den Indianer immer als stolzen Krieger präsentierte, hat sich in dem 1964 entstandenen Spätwerk die Rolle vom Täter zum Opfer gewandelt. Er zeigt schonungslos das Leiden der Ureinwohner, sie wurden nach dem unterlegenen Kampf vertrieben, in den ihnen zugewiesenen Reservaten herrscht Armut und Hunger. Der systematische Völkermord nimmt seinen Lauf. Und Ford weist auch am Anfang bitter darauf hin, dass die hier gezeigten Ereignisse lediglich als kleine, wenig bedeutende Fußnote in den amerikanischen Geschichtsbüchern auftaucht.
Im Jahr 1878 leben die Cheyenne in einem sehr unwirtlichen Reservat im "Indian Territory" in Oklahoma. Die Zwangsumsiedlung hat verursacht, dass von vielen 1000 Menschen nur noch 286 Überlebende existieren. Der Winter steht bevor und in dieser kargen Gegend bedeutet dies wieder für viele den sicheren Tod. So beschließt der Rest des erschöpften Stammes in ihre Heimat Yellowstone, in Montana zu den ehemaligen Jagdrevieren zurückzukehren. Unter der Führung der beiden Häuptlinge Dull Knife (Gilbert Roland) und Little Wolf (Ricardo Montalban) soll der anstrengende 1.500 Meilen Marsch gelingen. Begleitet wird die Gruppe von der engagierten Quäkerin Deborah Wright (Carroll Baker), die noch vor kurzem als Lehrerin im Fort die indianischen Kindern unterrichtet hatte. Der sehr vernünftige Captain Archer (Richard Widmark) von der US-Kavallerie hat die undankbare Aufgabe die Indianer aufzuhalten und wieder ins Reservat zurückzubringen. Dabei gibt es sowohl bei den Indianern als auch bei den Soldaten hitzköpfige Menschen. Der junge Krieger Red Shirt (Sal Mineo) will seine Waffe sprechen lassen, auch Lieutenant Scott (Patrick Wayne), dessen Vater von den Indianern getötet wurde, erhofft sich den Schlagabtausch mittels Waffengewalt. Archer erkennt die unmenschliche Aktion und versucht den US-Innenminister Carl Schurz (Edward G. Robinson) dazu zu bewegen sich für die Cheyenne einzusetzen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, da die Presse von arglistigen und bösartigen Rothäuten berichtet und so weiterhin das Feindbild schürt. Auf dem Weg in die Heimat trennt sich aufgrund des großen Hungers der Stamm. Ein Teil sucht Hilfe im Fort. Dort verschlechtert sich die Lage der Cheyenne drastisch, da der befehlshabende Captain Wessels (Karl Malden) ganz stur darauf beharrt Befehle zu befolgen...



 Der Film hat eine Laufzeit von 151 Minuten. In der Mitte des Films fügt Ford eine vergnügliche Sequenz, die in "Dodge City" spielt und mit den Gaststars James Stewart als Wyatt Earp, Arthur Kennedy als Doc Holliday und John Carradine als Richter Blair der tragischen Geschichte eine Art "Break" aufzwingt. Diese Szene spielt im Saloon und zeigt die drei Männer beim Pokern. Der Rest der Stadt ist völlig aus dem Häuschen, weil die Soldaten abziehen und man befürchtet, dass die Rothäuse auf Kriegspfad die Stadt angreifen könnten. Vier Siedler sprachen auch, dass sie von Rothäuten angegriffen wurden. Dabei weiß es der Zuschauer besser, denn diese vier Männer begegneten zwei Indianern, die die weißen Männer freundlich begrüßten und auf ihre leeren Mägen aufmerksam machten. Einer der Siedler nahm die Pistole und knallte einen der Cheyenne einfach ab. Der zweite floh. Auch wenn Wyatt die Angaben dieser Männer durchschaute, es gehört zum Tenor des Films, dass aus dem Mord keine Konsequenz erfolgt. Tatsächlich gibt es keine Hoffnung für ein sterbendes Volk.
Die Kameraarbeit von William H. Clothier ist dabei so gut, dass sie für einen Oscar nominiert wurde. Diese Leistung rückt den Film auch in die Kategorie eines bildgewaltigen Epos. Auch bei den Golden Globe Nominees des Jahres 1964 erfuhr "Cheyenne" eine Würdigung. Nebendarsteller Gilbert Roland ging als Bester Nebendarsteller ins Rennen, er unterlag allerdings Edmund O´Brien für John Frankenheimers "Seven Days in May".




Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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