Dienstag, 3. November 2015

Der schwarze Falke

























Regie: John Ford

"Der schwarze Falke" von John Ford ist neben Howard Hawks "Red River" und Fred Zinnemanns "12 Uhr mittags" sicherlich der beste klassische Hollywood Western. Unvergessen schon die erste Einstellung, die Kamera wandert vom Haus hinaus und gibt den Blick auf eine Wüstenlandschaft irgendwo in Texas frei. Jemand reitet auf das Farmhaus zu. Es ist Ethan Edwards (John Wayne), der Kriegsveteran des Bürgerkriegs. Der Krieg ist schon Jahre zu Ende, nun kehrt der verlorene Bruder heim. Auf der kleinen Farm lebt sein Bruder Aaron (Walter Coy) mit Frau Martha (Dorothy Jordan), den Kindern Lucy (Pippa Scott), Ben (Robert Lyden) und Nesthäkchen Debbie (Lana Wood). Ausserdem gehört Pflegesohn Martin Pawley (Jeffrey Hunter) zur Familie, der als Baby von Ethan gefunden wurde, nachdem die Indianer die Eltern getötet hatten und der geistig etwas zurückgebliebene Mose Harper (Hank Worden) . Das weite, wilde Land ist noch lange nicht erschlossen. Die nächsten Nachbarn sind der aus Schweden Stammende Lars Jorgensen (John Qualen) mit seiner Frau ( Olive Carey) mit den bereits erwachsenen Kindern Brad (Harry Carey Jr.) und Laurie (Vera Miles). Zwischen den beiden einsam gelegenen Farmen weit und breit nur Wildnis, erschwerend kommt hinzu, dass es Indianerland ist. Aus Blicken und Gesten erkennt der Zuschauer die tiefe, heimliche Zuneigung zwischen dem Heimkehrer Onkel Ethan und Martha. Am nächsten Tag formiert sich unter der Leitung von Reverend Samuel Johnson Clayton (Ward Bond) eine Bürgerwehr, bestehend aus den Jorgensens, den Edwards und weiteren Farmern der Gegend. Die Männer wollen Banditen, vielleicht auch Indianer verfolgen, die Vieh gestohlen haben. Ethan reitet anstelle seines Bruders Aaron mit, der bei der Familie bleiben und diese schützen soll, falls die Indianer tatsächlich auf dem Kriegspfad wären. Als die Männer irgendwann das tote Vieh entdecken ist klar, dass eine der Farmen im Umkreis überallen werden soll. Die Komantschen haben die Männer fortgelockt und tatsächlich wird die Ranch der Edwards vom Häuptling Scar (in der deutschen Fassung "Schwarzer Falke" gespielt von Henry Brandon) dem Erdboden gleich gemacht. Die beiden Mädchen Lucy und Debbie entführt, alle anderen werden tot aufgefunden. Als Ethan die brennende Ranch erreicht ruft er nach Martha, die er tot findet, vorher wurde sie brutal vergewaltigt. Danach zieht der hasserfüllte Ethan, besessen wie ein Kapitän Ahab aus "Moby Dick" auf der Suche nach den Mädchen kreuz und quer durch den Wilden Westen. Begleitet wird er von dem jungen Martin, der immer mehr erkennt, dass die Suche nur gemeinsam einen Sinn macht, da er merkt, dass Ethan von seinen fanatsichen Rachegedanken geleitet wird und damit das Leben der Verschleppten gefährdet. Zudem erweist sich Ethan als Indianerhasser...




John Ford drehte sein Meisterwerk im bekannten Monument Valley zwischen Utah und Arizona. Die markanten roten Sandsteinfelsen sind grandios einfangen, sie bieten sowohl einen majestätischen als auch einen ehrfruchsgebietenden Anblick. Diese unglaubliche Weite lässt die darin agierenden Menschen sehr verletzlich erscheinen. Es ist der ständige und tagtägliche Kampf ums Überleben spürbar.
Die Haupthandlung erzählt von einer obsessiven Suche. John Wayne spielt als Onkel Ethan die Rolle seines Lebens. Der unbeugsame Antiheld ist verzehrt von Haß und sein unversöhnlicher Rassismus treibt ihn an immer weiterzusuchen. 5 lange Jahre. Gemeinsam mit Martin, dem "Achtel Cherokee, der Rest ist walisisch und englisch" wie der junge Mann zu sagen pflegt. Die gemeinsame Odyssee verbindet die beiden unterschiedlichen Männer. Zuhause wartet Laurie auf Martin. In der Zeit schreibt er seiner Geliebten nur einen einzigen Brief und erzählt darin auch noch wie er bei den Indianern einen Teppich erstehen wollte und schließlich eine junge Squaw (Beluah Archuletta) für einen Hut ihrem Vater abgekauft hat. Mit diesen Szenen lockert John Ford den düsteren Hauptpart immer wieder auf. Der Zuschauer sieht die Freude bei den Jorgensens als innert von einem Jahr sogar ein zweiter Brief durch den Postboten Charlie McCorry (Ken Curtiz) zugestellt wird. Und wie Laurie an ihrem Martin immer wieder verzagt "er unterschreibt so förmlich mit Martin Pawley, warum kann er nicht einfach Martin schreiben". Dies führt auch zum Auftauchen der beiden Heimkehrer, kurz bevor Laurie aus lauter Verzweiflung vorhat Charlie McCorry zu heiraten. Als sich die beiden Kontrahenten prügeln, sieht man im Hintergrund eine begeisterte Laurie, die sehr geschmeichelt zu sein scheint, weil sich zwei Männer wegen ihr raufen.  "Der schwarze Falke" ist ein Film mit unvergessenen Filmszenen, etwa die als der Suchtrupp durch ein breites Tal reitet. Auf den Höhezügen rechts und links erscheinen in Kolonne die Najeki-Komantschen, die nun ihren Verfolgern als tödliche Eskorte folgen und nur der schnelle Ritt zum Fluß kann die fatale Umzingelung auflösen. Am Ende des brillianten Westernepos scheint der Zuschauer zu wissen, dass Ethan die kleine Debbie als unrettbar verdorben durch den Kontakt mit den Indianern hält. In einer Schlüsselszene des Films sitzen Ethan und der Häuptling Auge um Auge im Wigwam. Es wird nicht nur deutlich, dass auch "Scar" geliebte Menschen durch den Kampf zwischen Rot und Weiß verloren hat, sondern er sogar eine Art Spiegelbild von Ethan darstellt. Auch wenn Ethan Edwards, dieser besiegte Soldat in Friedenszeiten, immer wieder Kriegsschauplätze aufmacht und als Rassist auftritt - Ford gelingt es dennoch die Sympathie für den gebrochenen Charakter beim Publikum aufrechtzuerhalten. Vermutlich deshalb weil die Verzweiflung bei ihm viel tiefer sitzt als bei allen andern Figuren. Am Ende des Films kristallisiert sich der Narr Mose Harper sogar als der erfolgreichste Sucher heraus, er gibt Ethan den entscheidenden Hinweis. Mit diesem Ende wird auch ein brutaler Überfall auf das Indianerdorf gezeigt. Eine Szene zeigt einen Indianervater, der ganz schnell sein kleines Kind in Sicherheit bringen will, als die reitende Kavallerie ohne Rücksicht auf Verluste das Dorf niedermetzelt.
Sowohl Ford als auch Wayne waren der Ansicht, dass "The Searchers" der beste Film sei, den sie zusammen gedreht hatten. Deutsche Filmregisseure wählten den Ausnahmewestern 1995 zum besten Film aller Zeiten. Bei den Filmkritikern von "Sight and Sound" rangiert der Film auf Platz 7 der besten Filme aller Zeiten. Auch das American Film Institute wählte ihn auf Platz 12 der einflussreichsten und besten US-Filme. In der Best of Liste von "Cahiers du Cinema" belegt Fords Western mit den vielen Bedeutungen, Inhalten und Sinnebenen ebenfalls einen Top 10 Rang. Bei seinem Erscheinen war er ein guter Publikumserfolg, konnte aber keine einzige Oscar-Nominierung erhalten Kurioserweise gabs dann aber einen Golden Globe - die bekam John Waynes Sohn Patrick, der an der Seite seines Vaters den Grünschnabel Lt. Greehill spielen durfte. Die komisch angelegte Rolle brachte ihm den Preis als Bester Nachwuchsdarsteller ein. RocknRoller Buddy Holly nahm Ethans Spruch "That´ll be day" für seinen Song auf und landete damit einen Riesenhit in den Charts des Jahres 1957.





Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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