Sonntag, 11. Februar 2018

Mord - Sir John greift ein

























Regie: Alfred Hitchcock

Halbblut...

1930 inszenierte der große Alfred Hitchcock den Film "Mord - Sir John greift ein", es war der dritte Tonfilm des Briten. Dabei wurde das Bühnenstück "Enter Sir John" von Hitchcocks Frau Alma Reville adaptiert und in den Londoner Elstree Studios in Szene gesetzt - dabei fehlt das typisch britische seiner Frühwerke nicht, aber noch markanter ist darin der deutsche Expressionismus im Setting zu finden, ersichtlich an den Schatten der Menschen und an den bedrückenden Innenräumen - egal, ob es sich dabei um das große Mietshaus handelt, in dem ein Mord geschieht oder im Court Room und anschließend im Nebenraum, wo die Geschworenen darüber beraten, ob die junge Schauspielerin Diana Baring (Norah Baring) tatsächlich die Mörderin ihrer Kollegin Edna Druce ist. Wenn ja, dann droht ihr nach den Gesetzen die Todesstrafe. Hitchcocks "Murder" ist ein bedrückender Film, der mit einem Schrei nachts um Zwei in den Straßen Londons passiert. Dabei werden die vielen Hausbesucher nach und nach wach, sie sehen auch schon einen Polizisten, der am Haus ist. Später noch einen weiteren Schutzmann. Im Erdgeschoß - in der Wohnung von Diana Baring - ist der Mord passiert. Aber die junge apathische Frau neben der Leiche und einem Schürhaken voller Blut kann sich an gar nichts mehr erinnern. Eine Flasche Whisky wurde ausgetrunken, aber die offensichtliche Täterin ist nicht alkoholisiert - sie kann sich nur an nichts mehr erinnern. Es wird aber sehr schnell klar, dass die beiden Frauen Konkurrentinnen waren. Da niemand sonst in der Wohnung gewesen ist, ist Diana die Einzige, die als Täterin in Frage kommen. Sir John (Herbert Marshall), ein Mann des Theaters, ist einer der 10 Geschworenen, die über die Schuldfrage beraten. Bei einer ersten Umfrage sind 7 für "Schuldig" und 3 für "Nicht schuldig" - darunter Sir John. Die beiden anderen können sehr schnell vom Mehrheitsgedanken überzeugt werden, schließlich gibt auch Sir John nach. Obwohl er drängende Fragen stellen würde und überzeugt ist, dass Diana Baring unschuldig ist. Sonst hätte sie sich doch ganz anders mit Lügen verteidigt - aber sie schweigt, weil sie einfach nichts weiß und selbst überrascht war als sie neben der Leiche wieder ihren "Filmriss" beendete. Sie wird zum Tode verurteilt...aber Sir John bleibt weiterhin in diesem Fall tätig. Während also die Verurteilte auf den Galgen wartet, untersucht Sir John den Mord mit Hilfe des Bühnenmanagers Ted Markham (Edward Chapman) und seiner Frau Doucie (Phyllis Konstam) die Ereignisse noch einmal. Schließlich findet er heraus, dass der Schauspieler und Damenimitator Handel Fane (Esme Percy) ebenfalls ein Motiv haben könnte. Der hat kurz nach dem Mord das Theaterensemble verlassen und arbeitet nun wieder als Artist in der Manege...



Man braucht nicht viel Phantasie, um zu erahnen, was hinter seinem Motiv "Halbblut, Mischling" steckt. Natürlich seine verheimlichte Homosexualität, die er geheim hält. Diese Thematik hat Hitchcock später auch in seinen US-Klassikern wieder hervorgeholt. Bruno Anthony war der Fremde im Zug, der sich Guy Haines vorstellt. In "Rope" versuchen sich die Studenten Rupert und Brandon am perfekten Mord an ihrem Mitstudenten. Auch Norman Bates trägt vielleicht versteckte schwule Züge in sich. Wahrscheinlich war Hitch sehr stark von diesem Thema der unterdrückten Sexualität fasziniert. Diesem Gay Murder gibt Hitch am Ende auch die beste Szene seines sehr guten frühen Meisterwerks. Mit überlegenem Blick, würdevoll, exzentrisch - aber auch bleich wie der bevorstehende Tod - die Zuschauer in der Manege werden Zeuge seines Suizids. Er erhängt sich in der Zirkuskuppel. Bis dahin gibts ne Menge typischer Hitchcockszenen und auch viele Exzentriker in der Handlung.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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