Regie: Geza von Radvany
Sklaven...
Die deutsche Filmlandschaft in den 60er Jahren war sehr kommerziell
orientiert, innovativ und wagemutig. Viele der Produktionen waren auch
fürs internationale Publikum konzipiert. Es entstanden Erfolgsreihen wie
die Verfilmungen der Bücher von Edgar Wallace und Karl May. Daraus
entstanden brauchbare Genrefilme. Man dachte groß und so ist es kaum
verwunderlich, dass man in dieser Zeit auf die Idee kam das Abenteuer
"Die Nibelungen" neu zu verfilmen. Dieses von Harald Reinl inszenierte
Remake war ein Kinohit und lockte mehr als 3 Millionen Zuschauer ins
Kino. Auch "Onkel Toms Hütte", die Verfilmung des Romans von Harriet
Beecher-Stowe, der zur Weltliteratur gehört, gehörte zu den
ambitionierten Kinoprojekten dieser Zeit. Der Farbfilm aus dem Jahr 1965
war eine deutsch-italienisch-jugoslawische Produktion, der von dem
Ungar Geza von Radvany inszeniert wurde. Die Uraufführung des
starbesetzten Farbfilms fand am 14. April 1965 in München statt. Mit
1,112 Millionen Zuschauern blieb der Film aber hinter den Erwartungen
zurück. Er ist auch nur bedingt gelungen, trotz der attraktiven
Besetzung mit O.W. Fischer, Thomas Fritsch, Mylene Demongeot, Eleonora
Rossi-Drago, Herbert Lom, Juliette Greco, John Kitzmiller und Eartha
Kitt (die allerdings nur im Abspann zu sehen ist und den Song "Old Old
Mississippi" singt. Diese Romanverfilmung wurde erstmalig 1927 in den
USA fürs Kino adapiert, danach gab es keine Kinoverfilmung des
erfolgreichen Buches mehr. Der Film ist angereichert mit sehr vielen
Gospelsongs und Spirituals, der Eindruck wird damit erweckt, dass die
Sklaven alles sangesfroh und gottesfürchtig agieren. Es wird leider viel
zu oft das Gut-Böse Schema vorgetragen. Entweder neben den Sklaven
einige fortschrittliche und liberale Menschen, die sich gegen den
Rassismus und gegen die Ausbeutung einer ganzen Volksgruppe auflehnen
und auf der anderen Seite die bösen Sklavenhalter. Nur selten wird
dieses Schema im Film durchbrochen. So beispielsweise als der
Sklavenhändler Simon Legree, gespielt von dem Briten Herbert Lom, dem
Plantagenbesitzer Shelby (Charly Fawcett) vorwirft zwar gegen Rassismus
und Sklaverei zu sein, aber selbst Sklaven zu besitzen. Diese Sklaven
werden jedoch so gut behandelt, dass sie die Plantage als Heimat sehen,
trotz Zwangsarbeit. Der betagte Sklave Tom (John Kitzmiller) ist
herzensgut und wird von allen nur "Onkel Tom" genannt. Da sein Herr und
Besitzer Shelby Geldprobleme hat, muss er wohl oder übel Legree 10
seiner Sklaven verkaufen. Dabei hat es Legree auf die schwarze Eliza
(Catana Cayetano) abgesehen. Er begehrt die Frau des Sklaven Harris
(Harold Bradley) und bestimmt, dass Eliza eine seiner 10 Einkäufe sein
muss. Sie kann fliehen und ebenso ihr Mann Harris, der nach Kanada
flüchtet, um dort Eliza und beider kleinen Sohn irgendwann freizukaufen.
Onkel Tom gehört mit zu den 10 Sklaven, die in den Besitz von Legree
übergehen. Auf der Überfahrt des Mississippi lernt Onkel Tom die Kleine
blutkranke Evangelina St. Clair (Gertraud Jesserer) kennen, die mit
ihrem Vater, einem Südstaatengentleman (O.W. Fischer) unterwegs ist. Das
Mädchen freundet sich mit Onkel Tom an und bittet ihren Vater, dass er
Onkel Tom kauft. Doch das bleibt nicht die letzte Station des Mannes.
Legree hat in der Zwischenzeit ein Auge auf Cassy (Olive Moorefield)
geworfen, Schwester von Harris und Schwägerin von der verschwundenen
Eliza. Sie ist sein Eigentum und er macht sie zu seiner
Geliebten...






Natürlich sind bei einem solch ehrgeizigen Filmprojekt die
Maßstäbe auch besonders hoch. Kameramann Heinz Hölscher wurde sogar für
seine Leistung mit dem Filmband in Gold ausgzeichnet. Auch die
Szenenbilder und Bauten von Willy Schatz und die Kostüme von Herbert
Ploberger haben internationales Format. Es gibt auch einige Szenen, die
es schaffen die Dramaturgie insgesamt mit Spannung voranzutreiben.
Leider bleiben die meisten Figuren irgendwie farblos und vieles bleibt
irgendwie blutleer und künstlich. So sind die Szenen zwischen O.W.
Fischer, Eleonore Rossi Drago und Mylene Demongeot eher langweilig. Die
Dramatik dieser Konstellation zwischen Ehemann, Ehefrau und Geliebten
bleibt seltsam ausdruckslos und wenig emotional. Herbert Lom macht als
Bösewicht eine gute Figur. Auch die schauspielerische Leistung von Olvie
Moorefield bleibt im Gedächtnis. Viele Szenen sind aber zu sentimental,
um den Zuschauer echt zu packen.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.