Samstag, 6. Januar 2018

Pesthauch des Dschungels

























Regie: Luis Bunuel

Urwald der Gier...

In den 50er Jahren waren Luis Bunuels Filme nicht mehr ganz so stark vom Surrealismus geprägt wie seine Frühwerke "Der andalusische Hund" und "Das goldene Zeitalter". 
Erst in den 60ern kehrte er mit Meisterwerken wie "Der Würgeengel" wieder zu seinen bevorzugten Richtung zurück. In den 50ern drehte er beispielsweise einen Film über "Robinson Crusoe" und auch der 1956 entstandene "Pesthauch des Dschungels" ist ein Abenteuerfilm. Dennoch lassen sich einige surrealistischen Gesten und Symbole herauslesen. Bunuel wollte ein bisschen Spiegelbild von Francos Spanien damit aufzeigen. Auch die Figuren der Geschichte sind typisch für Bunuel. Die Religion wird durch Priester Pater Lizardi, gespielt von dem jungen Michel Piccoli, vertreten. Fleischliche Lust und Gier repräsentiert die Prostituierte Djin, eine Paraderolle für die großartige Simone Signoret - sie hat die Männer des Films, den Abenteurer Clark (Georges Marchal) und den älteren gut situierten Castin (Charles Vanel), fest im Griff. Als Taubstumme tritt die hübsche Michele Girardon auf, sie spielt Castins Tochter Maria. 
Die Geschichte spielt in einem südamerikanischen Staat, der nicht genannt wird und wie in Henri Clouzots Meisterwerk "Lohn der Angst" halten sich dort Europäer auf, sie sind auf der Suche nach Reichtum und Glück - sind aber auch Gestrandete, die von der Realität eingeholt wurden. So verkauft sich Djin für Geld an die Männer und macht auch gemeinsame Sache mit den Gesetzeshütern beim Ausrauben ihrer Kunden. Arbeiter und Glücksritter schürfen nach Diamanten, unter ihnen ist auch der alte Franzose Castin, der einen Narren an der blonden Femme Fatale gefunden hat. Seine Tochter Maria ist sein großer Halt. Aufgrund von Korruption hat die Polizei beschlossen, die Besitzer der Diamantenminen zu enteignen, dies führt aber zum Aufstand der Männer. Diese handgreiflichen Proteste werden mit Gewalt unterbunden. Zur gleichen Zeit kommt ein Fremder namens Chark in den Ort, der findet bei Djin ein Nachtlager und mehr. Doch am anderen Morgen merkt er, dass er von Djin betrogen und bestohlen wurde.
Es kommt an diesem Tag auch zum bewaffenten Aufstand der Arbeiter, ein Polizist wird erschossen. Als Vergeltung wird einer der Rädelsführer der Männer öffentlich hingerichtet. die Situation im Ort spitzt sich zunehmend zu. Es kommt schließlich zur Flucht auf einem kleinen Flußdampfer. Dort versuchen Djin, Chark, Castin, Maria und Pater Lizard nach Brasilien zu gelangen. Doch sie werden von einem wesentlich schnelleren Miltärboot verfolgt. Nur die Durchquerung des Dschungels zu Fuß ist noch möglich..




Natürlich kommt es in dieser bunt zusammengewürfelten Schicksalsgemeinschaft noch zu reichlich Konflikten. Am Ende stehen Hallzuniationen und natürlich einige markante Szenen. Denn Bunuel präsentiert dem Zuschauer eine Simone Signoret, die im schönsten Abendkleid im Dschungel mit ihrem potentiellen Lover Georges Marchal flirtet. Auch die von der Gruppe getötete Schlange kann nicht den Hunger stillen, denn sie wird im Nu von wimmelnden Ameisen aufgefressen. Überhaupt ist die Gier allgegenwärtig und so gesehen bietet Bunuel neben dem Dschungelabenteuer auch reichlich viel von der Bestie Mensch. Dies alles wurde stilvoll in Eastmancolor (35 mm) gedreht. Leider wurde iene dreiminütige Sequenz von Traum- und Schockbildern in Deutschland zensiert.




 Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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