Donnerstag, 28. Januar 2016

Straße ohne Namen

























Regie: William Keighley

Die Bande von Alec Stiles...

In den späten 40er Jahren war die Hochblüte der schwarzen Serie, aber auch Gangsterfilme mit dokumentarischem Einschlag waren in der Publikumsgunst beliebt. Neben Henry Hathaways "Kennwort 777" hatte auch William Keighleys "Straße ohne Namen" einen guten Erfolg an der Kinokasse. In dem etwas umstrittenen Klassiker wird die Arbeit des FBI (Federal Bureau of Investigation) dargestellt. Das bietet einerseits die Möglichkeit Verbrechen auf die Art darzustellen, wie sie sich in Wirklichkeit abspielten, andererseits wurde das FBI natürlich auch im besten Licht dargestellt. So könnte man sicherlich kritisieren, dass "Straße ohne Namen" vielleicht zu sehr als unreflektierte FBI-Propaganda wirkt, denn der immer wieder im Film erwähnte J. Edgar Hoover war - wie wir heute wissen - eine sehr zwielichtige Figur. Immer wieder zeigte seine Persönlichkeit auch unschöne Facetten, er galt als Manipulator, der Politiker für sich ausnutzte und auch die Presse mit eigens vom ihm ausgewählten Informationen versorgte.  Dennoch ist "Straße ohne Namen" zweifelsohne ein spannender Polizeifilm, der vor allem durch die brilliante Darstellung von Richard Widmark als Gangsterboss zusätzlich aufgewertet wird. Trotz der erwähnten fehlenden Reflexion ist es auch sehr interessant, die Methoden des FBI kennen zu lernen. William Keighley verwendet anfangs die nötige Zeit, die technischen Untersuchungen im Labor des FBI darzustellen und dem Zuschauer zu zeigen. Auch der Korruptions-Aspekt spielt in diesem Film eine gewichtige Rolle – hier ist der hinterhältige Mann im Hintergrund sogar der Chef der städtischen Polizei von Center City, der dem Gangsterboss Informationen zuspielt. Da kann nur noch das FBI heflfen, so die Botschaft. Und diese Hilfe taucht auf in der Gestalt von zwei Undercover-Agenten. Sie sollen den Mord an einer Hausfrau und an einem Wachmann klären - beide sind bei einem Raubüberfall von den brutalen Gangstern erschossen worden. Gene Cordell (Mark Stevens) hat die Aufgabe mit seinen gefälschten Papieren einen Mann mit kriminellem Feedback zu mimen, um sich in die Bande von Alec Stiles (Richard Widmark) einzuschleichen. Sam Faxon (John Intire) ist der Mittler - ein Undercover-Beamter, der die Informationen von Cordell an die Dienststelle weiterleiten. Beide Männer haben sich nicht unweit voneinander jeweils in einem Hotelzimmer im Milieu eingemietet. Leiter des gefährlichen Unternehmens ist FBI Inspektor George A. Briggs (Lloyd Nolan). Stiles ist zwar verheiratet, schart aber gerne gut aussehende junge Männer um sich (Donald Buka,. Joseph Pevney, Vincent Donahue, Sam Edwards) und ist Chef der Boxhalle. Dort kann der Undercover-Agent Cordell im Boxring auf sich aufmerksam machen. Es dauert daher auch nicht lange, da fragt Stiles, ob Cordell nicht in seine Mannschaft aufgenommen werden möchte. Der Beamte sagt natürlich zu und so kommt es zum nächsten Beutezug. Leider kommt es nicht zum geplanten Zugriff des FBI, da Stiles von seinem Informant gewarnt wird. Der glaubt zunächst, dass seine frustierte Ehefrau Judy (Barbara Lawrence) der Polizei einen Tipp gegeben hat. Dann aber erhärtet sich bald sein Verdacht, dass "Der Neue" ein Spitzel sein könnte...


William Keighley gelingt eine dauerhafte starke Atmosphäre, die Stimmung bleibt durchgehend beklemmend. Und man fiebert auch mit dem Helden mit, auch wenn Mark Stevens (Feind im Dunkel, Die Schlangengrube) im Vergleich zu Widmark doch recht blass bleibt. Die Kriminalhandlung in "Straße ohne Namen" erinnert an den Gangsterfilm der Dreißiger, dem oft der mahnende Zeigefinger der staatlichen Autorität voran gestellt worden war. 1955 drehte Samuel Fuller in Farbe und in Cinemascope ein in Japan angesiedeltes Remake als Tokio Story. Wenn man sich den Propagandafilm wegdenkt, dann bleibt aber immer noch ein hochspannender Gangsterstreifen übrig. Bereits mit "Das Haus in der 92. Straße" war der Kommunistenhasser und FBI Direktor Edgar J. Hoover ins Filmgeschäft eingestiegen. Er warnt hier eindringlich die Bürger Amerikas vor dem Verfall und der steigenden Kriminalität...auf diesen Straßen ohne Namen. Amerika muss wachsam bleiben.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen