Dienstag, 19. März 2019

Liebe 47

























Regie: Wolfgang Liebeneiner

Schicksal in den Trümmern....

Wolfgang Liebeneiner war vor, während und nach dem 2. Weltkrieg ein gefragter Regisseur in Deutschland. Er drehte unterhaltsame Filme wie "Der Mustergatte", "Der Florentiner Hut", "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins", "Die Trapp Familie" und "Königin Luise", jedoch auch den Vorbehaltsfilm "Ich klage an". Sein vielleicht interessantester Film heißt "Liebe 47" und ist ein sogenannter Trümmerfilm, der eine glanzvolle Premiere hatte und doch am Ende im Kino floppte. Im zerbombten Deutschland, dass einen neuen Weg aus der Krise suchen musste, war die Handlung von "Liebe 47" viel zu pessimistisch. Lieber verdrängen als sich mit dem geistigen Ist-Zustand befassen, in dem man nicht wusste, ob man das Leben noch bewältigen konnte. 
In einer Szene des Films will der Russland-Heimkehrer Beckmann (Karl John) in einem Variete auftreten. Der Direktor des Etablissements (Hubert von Meyerinck) gibt ihm eine Chance als singender Stand up Comedian, doch die Darbietung lässt am Ende die Gäste verstummen. Zu realistisch hat sie das damalige Leben offenbart: Die schreckliche und unrühmliche Vergangenheit, die Hoffnungslosigkeit in der Gegenwart. Der Direktor vermisst in Beckmanns düsterem Lied von der Soldatenfrau das Prickelnde. "Wo ist die heitere Gelassenheit ?" fragt er ihn "denn mit der bitteren Wahrheit kommen sie nicht weit. Kunst habe nichts mit der Wahrheit zu tun".
Liebeneiner hatte Wolfgang Borcherts berühmtes Stück schon auf der Bühne inszeniert. Für die Verfilmung fügte er die Parallelfigur der Anna Gehrke, gespielt von Hilde Krahl, ein. Diese Frau steht beispielhaft für das Leid aller Frauen, deren Männer in den Krieg zogen und die alleine zuhause ums Überleben kämpfen mussten.
In der ersten Szene beobachtet der Tod (Albert Florath) einen lebensmüden Mann (Karl John) am Elbufer. Er hat vor sich das Leben zu nehmen, er hat zuviel erlebt - er kann nicht mehr. Wie viele in dieser trostlosen Zeit. Und er ist bald nicht mehr allein. Denn auch eine Frau (Hilde Krahl) hat diesen Entschluss gefasst - sie will nicht mehr weiterleben.
Nun treffen sich beide dort am Ufer und fragen sich ob sie gemeinsam dem Leben ein Ende machen sollen. Oder vielleicht doch mit gemeinsamen Kräften noch einmal versuchen das Leben in den Griff zu bekommen.
Und Gott (Erich Ponto) gesellt sich zum Tod und bemerkt, dass die Menschen ihn nicht mehr suchen. Dafür hat aber Gevatter Tod Hochkonjunktur...



Gesamthaft befasst sich "Liebe 47" mit der Einsamkeit der menschlichen Seele. Die sich noch einsamer fühlt in solchen Zeiten. In Rückblenden erfährt der Zuschauer von den beiden Menschenschicksalen. Manchmal wirkt der Film tatsächlich etwas theaterhaft, er ist aber auch innovativen Ideen aufgeschlossen. So hat der Regisseur eine ähnliche alptraumhafte und surreale Sequenz eingebaut, die an "Ich kämpfe um dich" von Hitchcock erinnert. Beckmann, der 11 Männer aufgrund eines gegebenen Befehls auf dem Gewissen hat, irrt in der realen Welt humpelnd mit einer sonderbaren Gasmaskenbrille durch die Trümmerlandschaft. In der Nacht wird er geplagt von Träumen, wo die Kameraden als Skelette erscheinen und trommelnd zur Attacke aufrufen. Irgendwie will er wieder schlafen und seinen Befehl und damit seine Verantwortung an den Oberst zurückgeben, der ihm diesen Befehl erteilte. Doch bei einem Besuch erkennt er, dass sich dieser Mann schon wieder - scheinbar ohne große Gewissensbisse - im neuen Deutschland bestens zurechtgefunden hat. In Nebenrollen sind bekannte Gesichter wie Inge Meysel und Grethe Weiser zu sehen.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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