Sonntag, 13. Juli 2014

Sein oder Nichtsein

















Regie: Ernst Lubitsch

 Adolf Hitler in Warschau...

Ernst Lubitsch 1942 enstandene Antinazi-Screwball Komödie ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Dabei gelang dem Regisseur eine wilde Mischung aus romantischer Komödie, politischer Satire und grellem Theaterfilm. Wir befinden uns im Warschau des Jahres 1939. Es herrscht noch Frieden in Europa, aber die Menschen in Warschaus Straßen trauen ihren Augen kaum: Auf der Straße läuft seelenruhig der deutsche Diktator Adolf Hitler. Aber schnell gibt es Entwarnung, denn ein kleines Mädchen bittet den Hitler Darsteller Bronski (Tom Dugan) um ein Autogramm. Die Schauspieler des Theaters proben für eine antifaschistische Komödie, in der auch der Führer eine Rolle hat. Da aber am Vorabend des 2. Weltkriegs die polnische Regierung nicht in einen Konflikt mit Deutschland geraten möchte, wird das Stück per Gesetz vom Spielplan entfernt. Stattdessen gibts wieder einmal "Hamlet" mit Joseph Tura (Jack Benny) in der Titelrolle. Während seines Monologs kommt es aber erstmalig zu einer Störung. Ein junger Fliegerleutnant (Robert Stack) steht genau in diesem Moment aus dem Zuschauerraum auf und geht hinaus, was der große Mime natürlich als miese Respektlosigkeit seiner erhabenen Schauspielkunst wertet. Was er nicht weiß ist, dass Frau Maria Tura (Carole Lombard), ebenso berühmt wie ihr Mann - oder noch berühmter - den jungen Soldaten in ihrer Garderobe empfängt. Fliegerleutnant Stanislaw Sobinski schwärmt für die schöne Schauspielerin und bestürmt siemit seiner jungen, ungestümen Liebe. Doch für Maria ist das nur ein Flirt, der junge Mann will aber mehr..vor allem, dass sich seine Angebetete von ihrem Mann trennt. Dazu kommt es nicht, denn die Nachricht von Hitlers Überfall auf Polen kommt im selben Augenblick. Der junge Offizier fliegt nach London, von wo aus er asl Bomberpilot für die Befreiung Polens kämpfen will. Doch es gibt einen fiesen Nazispion, dieser Professor Siletsky (Stanley Ridges) sammelt die Adressen von Angehörigen und Freunden von allen in England stationierten polnischen Flieger auf, er gibt vor in geheimer Mission nach Polen zu reisen und dort Grüße auszurichten. In Wirklichkeit hat er mit diesem Adressmaterial auch wichtige Namen der polnischen Undergrundkampfes bekommen. Sobinski wird beauftragt nach Warschau zu fliegen und gegen Siletsky zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt wird auch das Theaterensemble in den Fall hineingezogen. Turas Gruppe ist bald gezwungen, eine verwegene Maskerade zu spielen. Denn das Leben einiger Menschen steht auf dem Spiel. Siletsky soll sich mit dem Gestapochef Ehrhardt (Sig Ruman) treffen, um die Liste mit den Namen weiterzugeben. Um dies zu verhindern, muss das Ensemble sich was einfallen lassen und sie steigen in die Rollen der deutschen Besatzer. In dem Moment, wenn die Verwechslungskomödie ihren Höhepunkt erreicht hat, wird auch das Spiel auf Leben und Tod eindringlich sichtbar...


Ernst Lubitsch hat 3 Jahre zuvor mit "Ninotschka" eine Persiflage auf den Kommunismus gemacht, hier gelang es ihm in überwältigender Weise die Nazis durch Lächerlichkeit zu töten. Entstehen konnte der Film wohl nur, weil man damals in den USA die ganze grausige Wirklichekit noch nicht kannte. Aber es spricht für diesen begnadeten Regisseur, dass sein Film auch in Kentniss dieser Wirklichkeit funktioniert und einmal mehr bleibt dem Zuschauer das Lachen im Halse stecken. Damals war die bitterböse Komödie extrem brisant, in einem Brief an die New York Times schrieb Lubitsch verteidigend "Die Zuschauer lachen in dem Film nicht , weil sie die Bedrohung durch die Deutschen unterschätzen, sondern weil es ihnen gefällt, wie ich die Nazi Ideologie lächerlich mache". Ein zeitloser Klassiker und einer der besten Filme aller zeiten. Der Regisseur hat ein perfektes Timing zwischen Dramatik und Witz. Dieser verrückte Film ist wie seine Darsteller verkleidet. Er ist ein als Farce getarntes, aberwitziges Drama.


Bewertung: 10 von 10 Punkten

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