Dienstag, 13. Januar 2015

Der unbekannte Geliebte

























Regie: Vincente Minelly

Zwei Brüder...

Vincente Minellys erfolgreichste Filme waren "Ein Amerikaner in Paris", "Gigi", "Stadt der Illusionen" oder "Vater der Braut". Sein vielleicht bester Film dürfte das 1958 realisierte Verliererepos "Verdammt sind sie alle" sein. Im Krimigenre war er nur selten tätig. Obwohl sein 1946 gedrehter Film "Der unbekannte Geliebte" (Original: Undercurrent), ein Mischung aus Film Noir, Psychothriller und Melodram äusserst erfolgreich im Kino lief. Der Film ist aber weitestgehend in Vergessenheit geraten - trotz seiner attraktiven Stars Katherine Hepburn, Robert Taylor und Robert Mitchum am Anfang seiner Karriere. Kritiker warfen dem Kassenerfolg vor, dass er in jeder Rolle eigentlich fehlbesetzt wäre. Ich komme da zu einem anderen Urteil, denn über weite Teile ist der Film sehr spannend und bietet mit dieser fatalen Dreierkonstellation eine sehr interessante Geschichte.
Der Chemiprofessor Dink Hamilton (Edmund Gwenn) hat eine Erfindung gemacht, an der der schwerreiche Industrielle Alan Garroway (Robert Taylor) starkes Interesse hat. Der Fabrikant will die Erfindung kaufen und reist zu diesem Zweck zu Hamilton. Der lebt gemeinsam mit seiner erwachsenen Tochter Ann (Katherine Hepburn) auf dem Land. Die Haushälterin (Marjorie Main) hatte schon Befürchtungen, dass Ann einmal als alte Jungfer endet, denn sie liess bis jetzt jeden Verehrer eiskalt abblitzen. Doch bei dem weltgewandten und attraktiven Gentleman Garroway springt der Funke der Liebe über und da die Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen, wird schnell geheiratet. Damit verbunden ist ein Umzug nach Washington. Ann lernt die Bekannten ihres neuen Gatten kennen und hat Mühe sich mit ihrer einfachen Art den Gepflogenheiten der High Society anzupassen. Flitterwochen sind perfekt und auch die erste Zeit ist extrem harmonisch. Sie erfährt aber, dass Alan noch einen Bruder namens Michael (Robert Mitchum) hat, der seit einiger Zeit verschwunden ist. Die beiden Brüder haben sich vor einigen Jahren so extrem zerstritten, dass jeder Kontakt abbrach. Alan behauptet, dass Michael durch diverse Unterschlagungen die Firma beinahe in den Ruin gestürzt hätte. Da Ann bald bemerkt, dass sie mehr Licht ins Dunkel dieser Geschichte bringen muss, stellt sie einige Nachforschungen an. Von ihrem Mann erfährt sie nichts, er vermeidet dieses Thema in besten Falle. Manchmal scheint er eine riesige Aggression aufzubauen, wenn er nur den Namen seines Bruders hört. Anns Misstrauen wächst. Als Alan Garroway Anns Nachforschungen bemerkt, zeigt er sich gegenüber Ann von einer anderen Seite…


 Dabei bezieht der Film einen Großteil seiner Stärke aus der Bruderkonstellation, bei dem der Zuschauer auch erstmal im Dunkel tappt und nur langsam nimmt die Figur von Alan und auch von Michael Gestalt an. Minelly hat die Figuren der Brüder aber so angelegt, dass sie ambivalent bis zum Schluß bleiben und erst der dramatische Showdown bei einem Ausritt zeigt das ganze Ausmaß der bösen Anteile von der  Persönlichkeit Alans zum Tragen. Dabei bleibt er dennoch bis zum Schluß ein Liebender, was zunehmend tragisch gedeutet werden kann. Möglicherweise wäre eine etwas sensiblere Darstellerin besser gewesen in der Rolle der Ann - aber ich finde die burschikose Katherine Hepburn macht ihre Sache in ihrem einzigen Film Noir gut. Robert Taylor ist aber großartig als Ehemann mit zwei Gesichtern. Wer "Rebecca" oder "Das Haus der Lady Alquist" gut findet, der kann sich hier auf einen eher unbekannten verwandten Film freuen. 

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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