Freitag, 30. Januar 2015

Die Zeit mit Monika



Regie: Ingmar Bergman

Die tragische Geschichte von Monika und Harry...

Die 17jährige Monika (Harriet Anderson) lebt mit ihrer Familie in einer Hinterhofwohnung in Stockholm. Ihre Arbeit im Keller eines Gemüsehändlers macht ihr kaum Spass. Kein Wunder, denn die männlichen Arbeitskollegen sind sexuell übergriffig und denken, sie dürfen bei ihr unter den Rock grapschen. Der Ton ist barsch. Auch zuhause ist die Intimsphäre kaum gewahrt. Das Mädchen schläft in der Wohnküche, die beiden kleinen Brüder sind laut und die Mutter treibt sie jeden Morgen aus dem Bettt. Der Vater kommt oft betrunken heim. In den Tanzbars wird sie aber von vielen Männern begehrt, manche Jungs wie Lelle (John Harryson) suchen nur das Vergnügen und wollen den schnellen Sex mit ihr.
Als sie an einem freien Tag den blonden Harry (Lars Ekborn) in einer Bar trifft, könnte sich aber die Tristesse endlich beseitigen lassen. Sie findet den Jungen einfach nur süß. Provokant fragt sie nach Feuer und schon ist er da, der Zauber, der den 19jährigen Harry nicht mehr von Monika loslassen wird. Er selbst ist auch nicht sehr zufrieden mit seiner bisherigen Arbeit in einem Großhandelslager für Glas und Porzellan. Am Abend verabreden sich die beiden dann aber um ins Kino zu gehen. Dort läuft ein kitschiger Liebesfilm "Traum der Liebe" - Monika ist begeistet, Harry gähnt dabei. Aber immerhin kommt man einmal raus aus dem grauen Alltag gund kann der Realität, den Sorgen ein bisschen entfliehen. Sie verlieben sich. Sie stellen sich auch vor, wie es ist, wenn sie immer zusammenbleiben würden. Monika ist stolz darauf endlich einen festen Freund zu haben, der auch für sie immer da ist. Bald klingelt sie mitten in der Nacht, weil der Vater sie mal wieder geschlagen hat. Harry bringt seine Freundin auf das Motorboot seines Vaters, dort übernachten sie auch. An diesem Morgen kommt Harry auch zu spät zur Arbeit, die Folge ist die Entlassung, die er selbst schon herbeigesehnt hat. Als Liebespaar fahren sie los. Der Sommer ist jung und soll nie aufhören. Die Mittsommernächte beginnen. Die Schäreninseln sind optimal für die Zweisamkeit. Alles was zählt ist die Nähe zueinander und das Ausleben ihrer jungen Liebe...



 Gunnar Fischer war ja der Kameramann der ersten Ingmar Bergman Filme und seine Arbeit darf genauso hochgelobt werden wie die von Sven Nykvist, der bereits bei "Abend der Gaukler" (1953) und "Die Jungfrauenquelle" (1960) tätig war und ab 1961 mit "Wie in einem Spiegel" Gunnar Fischer als Stammkameramann bei Bergman ablöste. Fischers lyrische Kameraarbeit fängt das heitere Licht dieser Sommeridylle pefekt ein und strahlt durch den Kontrast zu den trüben Stadtaufnahmen, die ein bisschen ein italienischen Neorealismus-filme erinnern, umso heller. Ich bin ein erklärter Fan von Bergmans Mittelalterfilmen "Das 7. Siegel" und "Die Jungfrauenquelle", aber zweifelsohne hat der schwedische Filmemacher mit Werken wie "Das Schweigen", "Persona", "Wilde Erdbeeren" oder seinem Spätwerk "Fanny und Alexander" entscheidende europäische Filmgeschichte geschrieben und ewige Klassiker des Films geschaffen. Sein Frühwerk war mir weniger bekannt. ich muss aber zugeben, dass ich bereits vor einigen Monaten bei der Entdeckung von "Einen Sommer lang" sehr begeistert war. Und "Die Zeit mit Monika" - der 1952 entstand und ebenso von einem jungen Liebespaar handelt - ist ebenfalls ein wunderschöner Film. Ich glaube der Zauber des Films liegt nicht nur in seiner universellen Geschichte, in zwei junge Menschen inmitten einer feindlichen Umgebung ihre Liebe und ihr Glück verteidigen wollen, sondern vor allem die Melancholie und die gewisse Traurigkeit die Bergman einfangen kann, weil klar ist, dass der Traum von dieser unbeschwerten Freiheit eines Sommers nur Fiktion ist und die Gesellschaft diese Freiräume nicht vorsieht. Im Grunde lassen sie sich nur in einer Momentaufnahme einfangen und diesen Mut des Ausbruchs - wenn auch nur für wenige Wochen - wagen die Liebenden. Alles ist suggestiv in Szene gesetzt. Als der Sommer sprichwörtlich zu Ende geht, folgt die Schwangerschaft, die Heirat, die Geburt des kleinen Mädchens und vor allem die Ungewissheit wie es mit der jungen Ehe weiter geht. Es ist nur eines sicher, dass die junge Mutter völlig überfordert ist und der junge Vater trotz der Untreue seiner Frau durch das Kind noch ein Lachen im Gesicht hat. Ein sehr, sehr schöner Film und eines der großen Bergman Meisterwerke für mich.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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