Dienstag, 13. Januar 2015

Ein Alibi zerbricht

























Regie: Alfred Vohrer

Der unbekannte Mann...

Das waren noch Zeiten, damals 1963 - mehr als 14.000 Verkehrstote zählte man auf Deutschlands Straßen . Kein Wunder: Es war damals noch erlaubt vor oder während der Fahrt einige Einheiten Bier, Wein oder Schnaps zu sich zu nehmen.  Nach Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs war ein Autolenker erst fahruntauglich, wenn er 1,5 Promille Blutalkohol hatte. Aber in Alfred Vohrers stilvollem Krimi "Ein Alibi zerbricht" hat Trucker Martin Siebeck (Michael Janisch) das Pech, dass er nachts auf der Autobahn im Nebel einen Mann überrollt und tötet. Er behauptet, dass zwei Männer den Toten auf die Fahrbahn warfen, aber keiner will ihm diese Geschichte abkaufen. Sein Begleiter kann sich nicht dazu äussern, weil er sich kurz vorher schlafen legte. Siebeck wandert erst mal in den Knast und die Existenz seiner Familie steht nun auf der Kippe - als Pflichtverteidigerin muss die engagierte Dr. Maria Rohn (Ruth Leuwerik) mit dem Fall beauftraft. Nach dem Gespräch mit dem Mandanten hat sie aber das Gefühl, dass Siebeck die Wahrheit sagt. An der Stelle, wo sich der Unfall ereignete, ist auch eine Autobahnbrücke - es könnte also durchaus sein, dass da diese ominösen zwei Männer mit einer Leiche nur darauf warteten, bis ein Auto dort vorbeifuhr und die Täter alles so aussehen lassen konnten, als wäre ein Unfall passiert. Da der Tote extrem entstellt ist und niemand vermisst wird, stellt die Identität der Leiche ein weiteres Problem dar. Marias dominanter Gatte Günther (Peter van Eyck) wird auch immer mehr verärgert wegen dem extremen Ehrgeiz seiner Ehefrau, die noch dazu auch über ein bisschen kriminalistisches Gespür verfügt. Schon bald gelingt es ihr die Mordvariante zu beweisen, ihr Mandant kommt frei. Nur kann Maria nicht mehr vom Fall lassen und sie ermittelt auf eigene Faust. Sehr zum Leidwesen ihres Ehemanns und auch dessen Geschäftspartner Dr. Hartleben (Charles Regnier) und Leopold Wasneck (Sieghard Rupp) sowie Frau Wasneck (Hannelore Elsner) können nicht verstehen, dass Maria weiter nach dem Mörder sucht, was ja eigentlich die Aufgabe von Kriminalkommissar Seifert (Fritz Schmiedel) wäre...


"Ein Alibi zerbricht" ist ein Film von Alfred Vohrer, der von Quentin Tarantino, einem seiner Bewunderer, als Deutschlands Hitchcock gesehen wurde. Seine erfolgreichsten Arbeiten hatte der 1914 in Stuttgart geborene und 1986 in München verstorbene Regisseur mit seinen Edgar Wallace Filmen. Sein 1961 entstandener"Die toten Augen von London" gilt sowieso als die beste Edgar Wallace Verfilmung überhaupt. Aber auch "Der Hexer", "Gasthaus an der Themse" oder "Das indische Tuch" sind Highlights der Serie. Später war dann noch mit einigen Simmel-Verfilmungen erfolgreich. Einer davon - "Alle Menschen werden Brüder" erhielt sogar 1973 das begehrte Filmband in Gold. Mit "Ein Alibi zerbricht" gelang ihm ein straff inszenierter kleiner Suspence Krimi, der seinen Reiz vor allem in der Konstellation zwischen der Anwältin und ihrem Ehemann ausübt. Der Mann wird zunehmend suspekt und die Heldin selbst könnte dabei immer mehr in Gefahr geraten. So erinnert das Szenario ein bisschen an die "Mitternachtsspitzen", wo Doris Day möglicherweise ihrem Ehemann Rex Harrisson viel zu sehr vertraut. Der Film wurde in schwarz-weiß gedreht und punktet auch mit seiner guten Atmosphäre. Die beste Rolle hat vielleicht Peter van Eyck erwischt, der den dominanten und nicht sehr sympathischen Ehemann von Maria spielen durfte. Ruth Leuwerik dagegen hat den dramatischen Part und einen zusätzlichen Reiz vermittelt die Frage, was höher wiegt: Ewige Liebe und Treue, die man geschworen hat oder aber Recht und Gerechtigkeit.
Alfred Vohrer inszenierte nach Herbert Reineckers Stoff ein düsteres Kammerspiel, das zunehmend enger, unangenehmer und dunkler wird. Geht die Frau am Anfang enthusiastisch und voller Tatendrang ihrer Arbeit nach, fürchtet sie sehr bald das Ergebnis ihrer Ermittlungen umso mehr, je näher sie ihrem Ziel kommt. Dennoch kann sie nicht anders, sie ist an einem Punkt angelangt, wo sie die Wahrheit finden will. Und dies ist der Weg zu einem bitteren Ende.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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