Regie: Fred Zinnemann
Der einsame Kämpfer....
Bereits das Intro in Fred Zinnemanns "High Noon" nimmt die Handlung
vorweg: Zu den Klängen von "Do not forsake me oh my Darling" von Tex
Ritter, der zu einem der berühmtesten Filmsongs aller Zeiten wurde,
sieht der Zuschauer wie sich drei Männer in der Prärie treffen. Es sind
Ben Miller (Sheb Wooley), Jack Colby (Lee van Cleef) und Jim Pierce
(Robert J. Wilke), die dann gemeinsam weiterreiten. Der Ritt verrät,
dass sie ein bestimmtes Ziel haben: Die aufstrebende Kleinstadt
Hadleyville, wo gerade der verdienstvolle Sheriff Will Kane (Gary
Cooper) in seiner Amtsstube die Quäkerin Amy Fowler (Grace Kelly)
standesamtlich geheiratet hat. Ihm gilt dieser Song, in dem er bittet,
dass seine große Liebe ihn nicht verlassen soll. Denn sein größter Feind
schwor im Staatsgefängnis bittere und tödliche Rache und nun muss er
sich ihm stellen. Mit diesen 3 Reitern wird die Gefahr auch real. Als
sie an diesem Sonntagmorgen, kurz vor 10 Uhr, die Stadt erreicht haben
ziehen sie die überraschten und teilweise geschockten Blicke der
Bewohner auf sich. Eine Frau begreuzigt sich als sie die drei reitenden
Halunken sieht. Im Saloon wird deren Eintreffen auch wahr genommen, der
Saloonbesitzer (Larry J. Blake) ist sogar begeistert, denn er erwartet
dadurch einen gewinnbringenden Tag für seinen Laden. Die drei reiten zum
Bahnhof runter, wo der Bahnhofvorsteher (Ted Stanhope) gerade ein
Telegramm in den Händen hält, aus dem er erfährt, dass der Gangster
Frank Miller (Ian McDonald) überraschend begnadigt wurde. Da die drei
Galgenvögel sich nach dem Mittagszug erkundigen, wird klar, dass in
diesem Zug, der weiter nach St. Louis fährt, der besagte Frank Miller
aussteigen wird. Der Vorsteher rennt schnell mit der Neuigkeit in die
Stadt und gibt dem Gesetzeshüter die bittere Nachricht, gerade eben hat
Kane aber seinen Sheriffstern schon an den Nagel gehängt. Die Stadt wird
morgen einen neuen Sheriff bekommen und am heutigen Sonntag ist man
davon ausgegangen, dass man einige Stunden ohne Gesetzeshüter klar
kommt. Immerhin hat man ja noch den jungen und hitzköpfigen Deputy
Harvey Pell (Lloyd Bridges), der sich zu dieser Zeit bei seiner neuen
Freundin Helen Ramirez (Katy Jurado), der Besitzerin des örtlichen
Hotels, aufhält. Er hat eine große Wut auf Kane, denn er glaubt, dass
Kane dafür gesorgt hat, dass er den Sheriffposten nicht bekommen hat und
ein Mann von Auswärts ihm vorgezogen wurde, ausserdem plagt ihn eine
Eifersucht. Helen Ramirez war vor ihm mit Kane liiert und die Frau zieht
ihn immer damit auf, dass er noch ein grüner Junge ist, während sie
Kane als ganzen Mann betrachtet. Die Freunde von Kane raten ihm sofort
mit seiner Amy die Stadt zu verlassen. Der Bürgermeister (Thomas
Mitchell), der Richter (Otto Kruger) und auch Martin Howe (Lon Chaney
jr.) , der ehemalige Sheriff wissen um die Gefahr, sie sind sich sicher,
dass es zum tödlichen Duell kommen wird. So verabschieden sie die
Brautleute um 10 Uhr, Kane hat nicht mal eine Waffe - die Kutsche wird
sie aber in den nächsten 2 Stunden hoffentlich weit genug weg bringen,
dass sie für das Gangster-Quartett unerrichbar sein wird. Doch es wird
nicht lange dauern, bis Kane sich besinnt und der Flucht und der damit
verbundenen ständigen Angst vor seinen Verfolgern eine Absage erteilt.
Er kehrt - trotz Protest seiner jungen Frau - in den Ort zurück. Dort
hat er noch etwas Zeit, um Freiwillige zu finden, die ihn in seinem
Kampf gegen die Banditen unterstützen. Doch diese Suche führt zur
bitteren Erkenntniss, dass er am Ende völlig alleine auf sich gestellt
ist. Es kommt zum Showdown um 12 Uhr mittags...



für viele
Filmfans ist und bleibt "High Noon" ein elementares Meisterwerk des
Western, auch wenn es immer wieder negative Stimmen gab. Für viele
Amerikaner war die Aussage dieses Films viel zu pessimistisch und auch
unamerikanisch. Für den sehr konservativen John Wayne war "High Noon"
sogar das "unamerikanischste Ding, das er jemals in seinem Leben gesehen
habe" und er war froh, dass Drehbuchautor Carl Foreman der USA wieder
den Rücken kehrte. Auch Howard Hawks drehte später mit "Rio Bravo" eine
Art Gegenentwurf zu "High Noon". Hawks konnte nichts mit der Story
anfangen - ihm missfiel die tragische Geschichte, dass ein Mann Hilfe
sucht und jeder im Ort diese Hilfe ihm dann verweigert. Er hielt es für
unmöglich, dass ein guter Marshall feige im Ort herumrennen würde, um
andere Leute zu bitten, ihm bei seinem Job zu helfen. Auch Kritikerpapst
Roger Ebert mochte den Film nicht. Dennoch ist gerade "High Noon" so
sehr und überzeugend nach den gängigen Regeln des Westerns aufgebaut.
Die Charaktere sind aus vielen anderen Filmen bekannt. Es ist die
Geschichte eines Einzelgängers, der erkennt, dass es besser ist sich
seinem Konflikt sofort zu stellen, da die Alternative ein Leben in Angst
und Furcht bedeutet. Hinzu kommt mit seiner jungen Braut Amy, die
zweifelnde Braut, die aber am Ende die Einzige ist, die ihm in seiner
schwersten Stunde beisteht und ihm hilft die Banditen zu erledigen.
Gerade dieser Aspekt, dass das Zusammenstehen eines Paars auch in der
dunkelsten Stunde funktioniert, weil man zueinander hält, ist doch eine
der schönsten Aussagen der Filmgeschichte und wenn Gary Cooper und Grace
Kelly sich am Ende umarmen, dann wird eine der schönsten Filmszenen
überhaupt offenbar. Diese Facette des Zusammenhalts gibt dem Film am
Ende nicht nur die Verbitterung über die Leute in der Stadt, über diese
angeblichen Freunde, die sich aus dem Staub gemacht haben, sondern auch
eine schöne Poesie - man soll sich eben nicht immer auf die Gemeinschaft
verlassen, aber es ist vielleicht wahrscheinlicher, viel schöner und
auch eher möglich, dass zwei Menschen, die etwas für einander empfinden,
in der schwersten Stunde zusammenhalten. Natürlich kommt auch noch der
Aspekt dazu, dass das Duell zwischen Kane und den Gangstern auch
tatsächlich etwas ganz persönliches hat - es wäre zwar toll gewesen,
wenn er von den Menschen Hilfe bekommen hätte. Aber die Rache von Frank
Miller galt vor allem ihm und am Ende wird ihm dies auch klar, dass er
diesen Job alleine machen muss. Diese Verzweiflung und Verbitterung
machen Kane zu einem sehr authentischen Kämpfer. Er ist einerseits
Sheriff - ein Mann des Gesetzes, andererseits auch ein Mensch mit vielen
Stärken und Schwächen.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.