Donnerstag, 5. Juli 2018

Die Nacht des Leguan

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: John Huston
 
Der Prediger und seine Obsessionen...
 
"Die Nacht des Leguan" gehört zu den weniger bekannten Theaterstücken von Tennessee Williams, das am 28. Dezember 1961 an Royale Theamter am Broadway Premiere hatte und bereits zwei Jahre später von John Huston verfilmt wurde.
"Die Nacht des Leguan" wurde 1965 für insgesamt vier Oscars nominiert: Bestes Szenenbild von Stephen Grimes, beste Kamera von Gabriel Figueroa, Grayson Hall für ihre Rolle der Gouvernante Judith Fellowes und Dorothy Jeakins Kostüme, die am Ende auch siegreich war. Die vier Hauptdarsteller des Films Richard Burton, Ava Gardner, Deborah Kerr und Sue Lyon wurden bei der Vergabe der Nominierungen gnadenlos übergangen, obwohl alle vier in ihren Rollen sehr überzeugen. Optisch ist "Die Nacht des Leguan" ein bisschen mit Hustons "Misfits" verwandt, das Thema des Films sind Verantwortung und Lebensaufgaben. Wenn am Ende von "Misfits" die Pferde von den Jägern in Ruhe gelassen werden, ist es hier der in Gefangenschaft gehaltene Leguan, der von Richard Burton befreit wird und so seinem Schicksal im Kochtopf zu landen, entgeht.
Ort der Handlung ist ein heruntergekommenes Strandhotel an der mexikanischen Küste. Doch bevor es hier zu Konflikten kommt, wird der Zuschauer Zeuge eines Gottesdienstes, in dem der wütende Reverend T. Lawrence Shannon (Richard Burton) eine lautstarke Predigt gegen die Verlogenheit seiner Schäfchen hält und die entrüsteten Kirchengänger dann aus dem Hause Gottes jagt. Dies führt dazu, dass der Mann mit Alkoholproblem und einer Schwäche für noch sehr junge Mädchen aus dem Kirchendienst entlassen wurde. Er selbst will dies nicht so recht wahrhaben und könnte sich vorstellen in der Zukunft wieder als Prediger zu dienen. Nun ist er als Reiseleiter und Fremdenführer angestellt, der vornehmlich gläubige Reisegruppen auf Busreisen durch Mexiko begleitet. Die junge, frühreife Charlotte Goodall (Sue Lyon) hat sofort ein Auge auf den Mann geworfen, der ihr Vater sein könnte. Und die Gesellschaft der älteren Lehrerinnen, die zur Reisegruppe gehören, sehen die Schwärmerei des Mädchens mit Argwohn...noch misstrauischer sind sie dem Reverend gegenüber, der sich nicht so klar distanziert, wie es die Frauen - vor allem die Leiterin Judith Fellowes (Grayson Hall) gerne hätte. Jedenfalls ist es schwer für Shannon sich abzugrenzen. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Mrs. Fellowes ihren Schützling in der Nacht aus dem Schlafzimmer des Expriesters holen muss. Passiert ist zwar nichts, aber der Verdacht reicht und nun sieht es so aus, als würde die Frau eine Anzeige machen wollen, was letztendlich den Verlust des Arbeitsplatzes bedeuten würde. Sie erstattet Meldung an den Arbeitgeber und bei dem nächsten Halt in einem luxuriösen Hotel in der Stadt erwartet sie auch eine Antwort. Doch Shannon will dieser drohenden Kündigung unbedingt aus dem Weg gehen und setzt sich statt des jungen Fahrers Hank (James Ward) ans Steuer des Busses und fährt mit der verdutzten Reisegesellschaft an einen abgelegenen Ort ausserhalb. Dort existiert eine Absteige, die von der resoluten Maxine Faulk (Ava Gardner) geführt wird, der Witwe eines Freundes von Shannon. Die soll ihm aus der Patsche helfen, indem sie die Gesellschaft bei sich aufnimmt. Obwohl sie im August geschlossen hat, hilft sie Shannon. Gezwungenermassen bezieht die Reisegruppe ihr Quartier, doch Miss Judith Fellowes bleibt bei ihrer unversöhnlichen Haltung. Am gleichen Tag trifft auch die jungfräuliche Hannah Jelkes (Deborah Kerr) mit ihrem 98jährigen Großvater (Cyril Delevanti) dort ein. Beide mittellos und sie suchen ebenfalls eine Bleibe für die Nacht. Der alte Mann schrieb früher Gedichte und hat sich entschlossen nach langen Jahren wieder zu dichten. Hannah Jelkes ist eine begabte Portraitzeichnerin und könnte sich damit bei der Reisegesellschaft ein bisschen Geld verdienen. In dieser bedrückenden Atmosphäre von Hitze und Ungewissheit, bei dieser merkwürdigen Ansammlung unterschiedlichster Charaktere kommt es zu zahlreichen Konflikten....




So ist der abtrünnige Mann Gottes auf einmal mit vier unterschiedlichen Frauen konfrontiert und hier zeigt sich dann auch die Stärke von Tennesse Williams. Die Dialoge sind großartig und es ist sehr spannend dies alles zu verfolgen. Was gibt dem Mann, der den Glauben verlor einen neuen Halt ? Die Figuren bei Tennessee Williams sind meistens auf der Suche. Immer nach etwas, was die Leere im Innern ausfüllen könnte. Richard Burtons Shannon ist ein sensibler Charakter, der immer wieder in Richtung Selbstzerstörung unterwegs ist und seinen eigenen Trieben unterworfen bleibt. Trotz seines Alters ist der Film keineswegs altmodisch, denn er ist in Sachen Sexualität recht offen und verharmlost auch die untereinander bestehenden Abhängigkeiten der Figuren nicht. Am Ende steht zwar ein gewisser Hoffnungsschimmer, doch es wird keine leicht zu begehende Zukunft für Shannon werden.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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