Sonntag, 22. Juli 2018

Lockender Lorbeer

























Regie: Lindsay Anderson

Aus dem Leben eines Rugbystars...

Der britische Regisseur Lindsay Anderson (1923 bis 1994) drehte zuerst Kurz- und Dokumentarfilme. Sein "Thursday´s Children" wurde 1954 mit einem Oscar in der Kategorie "Bester Dokumentarkurzfilm" ausgezeichnet. In den 50er Jahren feilte er gemeinsam mit Karel Reisz und Tony Richardson an der neuen Bewegung des Free Cinema.
Er hat aber nur sehr wenige Kinofilme gedreht - als Theaterregisseur hat er wesentlich mehr Stücke produziert. 1963 gab er mit der düsteren Sozialstudie "Lockender Lorbeer" (Original: This sporting life) sein Filmdebüt, die beiden Hauptdarsteller Richard Harris und Rachel Roberts wurden für ihre hervorragenden Leistungen in diesem Film mit einer Oscar-Nominierung belohnt.
"Lockender Lorbeer" wurde zum Filmklassiker und folgerichtig in die Liste der besten 100 britischen Film des BFI gewählt - er rangiert dort auf Platz 52. Sein später entstandener Internats-Film "If..." liegt mit dem 12. Platz noch etwas besser.
Die Geschichte, die Lindsay Anderson erzählt, basiert auf dem gleichnamigen Roman von David Storey aus dem Jahr 1960. Es erzählt die Geschichte des Rugby-Spielers Frank Machin (Richard Harris) aus Wakefield, einer Bergbaustadt in Yorkshire, dessen romantisches Leben viel weniger erfolgreich verläuft als seine aufstrebende Sportlerkarriere. Der Roman trägt autobiographische Züge.
Der Star des Rugby-Teams hat in der ersten Szene ein Spiel, dort wird er grob gefoult und sein Kiefer ist gebrochen. Vom Teamchef und Mäzen Gerald Weaver (Alan Badel) und seinem Teamkamerad Maurice Braithwaite (Colin Blakely) wird er zum Kieferchirurg gebracht, dort erinnert sich der Sportler an seine jüngere Vergangenheit, die eigentlich gar nicht so hoffnungslos und trist verlief, wie sie jetzt erscheint. Denn seine ebenso geschickte wie brutale Spielweise gefällt dem Publikum, den Teamchef und auch dem Vereinspräsidenten wie Charles Slomer (Arthur Lowe). So macht Frank schnell Karriere und dies überrascht auch seine verbitterten Vermieterin Mrs. Hammond (Rachel Roberts), die ihren Mann durch einen Arbeitsunfall verloren hat und immer noch um ihn trauert. Die Arbeiterwitwe hat zwei Kinder, mit denen sich Frank sehr gut versteht. Er macht auch der zugeknöpften Witwe immer wieder Avancen, doch die zeigt ihm die kalte Schulter. Sie ist teilweise sogar abweisend bis feindselig. Frank lässt aber nicht locker und irgendwann kommt es doch zum gemeinsamen Sex. Aber in ihrer Trauer ist es ihr unmöglich Zuneigung zu erwidern. Sie hält nicht mit Beleidigungen zurück - Frank selbst hat aber auch Probleme mit seinem neuen wohlhabenderen Leben. Er kann sich in guten Restaurants nicht benehmen und gibt sogar Weavers Frau Anne (Vanda Godsell) einen Korb, als die ihn zu sich nach Hause zu einem Schäferstündchen eingeladen hatte. Seinen alten Freund Dad Johnson (William Hartnell) lässt er inzwischen auch eher links liegen. Bald gibt es auch Streit mit Mrs. Hammond und Frank verlässt das Haus. Der Emporkömmling spürt vermehrt Unsicherheiten, auch auf dem Sportplatz gibts keine Befriedigungen für das labile Gemüt. Dann erfährt er, dass Mrs. Hammond wegen einer Gehirnblutung im Krankenhaus liegt...




Am Ende wird er auf dem Platz ausgepfiffen - nein, "Lockender Lorbeer" ist kein Wohlfühlfilm. Zur Zeit seiner Enstehung war dieses Liebespaar im Film weit von dem entfernt, was das konservative Mittelklasse-Kino im Allgemeinen zu bieten hatte. Die Emotionalität dieser beiden Figuren wirkt zerstörerisch und der psychologische Bereich der Protagonisten bildet den Schwerpunkt von Andersons Arbeit. Es wird schnell klar, dass der Bergarbeiter Frank seinem Milieu wahrscheinlich gar nicht enfliehen kann, so sehr er es sich auch wünschen würde. So bleiben alle Hoffnungen unerfüllt. Das private Glück bleibt ihm versagt und am Ende scheint auch sein Ruhm auf dem Platz in Gefahr zu sein. Alles wirkt etwas irritierend und sperrig. Und Franks Stern, ist im Begriff zu sinken.



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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