Sonntag, 8. Juli 2018

The Man between - Gefährlicher Urlaub

























Regie: Carol Reed

Susanne in Berlin....

Von 1947 bis 1953 hatte der britische Filmregisseur Carol Reed sicherlich seine stärkste Phase und das lag nicht alleine an seinem riesigen Welterfolg "Der dritte Mann", in dem Orson Welles als Chef einer Schieberbande von gestrecktem Penicilin von der Wiener Kripo gejagt wird - unvergessen seine Flucht in den Katakomben und natürlich das von Anton Karas gespielte Musikstück auf der Zither. Alle Filme, die Reed in diesen 6 Jahren drehte sind auf Augenhöhe mit dem dritten Mann, aber lediglich "Ausgestoßen" gelang es, sich richtig aus dessen Schatten zu befreien. Die drei weiteren Filme "The Fallen Idol - Kleines Herz in Not" (1948), "Der Verdammte der Inseln" (1951) und "The Man between" (1953) sind leider weniger bekannt. Gerade Letzterer hat eine starke Ähnlichkeit zu "Der dritte Mann" - die Geschichte spielt im Europa der Nachkriegszeit, doch nicht in Wien sondern im Berlin, dass in vier verschiedene Sektoren unterteilt ist, die Stadt ist in weiten Teilen immer noch eine Trümmerlandschaft. Zunehmende Interessengegensätze der Siegermächte zur Nachkriegsordnung Europas und insbesondere Deutschlands führen zum Scheitern der gemeinsamen Verwaltung der Stadt durch die Alliierten. Berlin entwickelt sich zum Brennpunkt des Kalten Krieges. Am 23. Mai 1949 erfolgt in den Westzonen Deutschlands die Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Mit der Staatsgründung der DDR in der Ostzone am 7. Oktober 1949 wird Ost-Berlin zur Hauptstadt der DDR. In der Folge werden die beiden Stadthälften eng in die jeweiligen Gesellschaftssysteme ihrer Führungsmächte eingebunden und da sind wir dann schon wieder beim kalten Krieg und der Geschichte, die Carol Reed in "Man in Between" erzählt.
Die junge Britin Susanne Mallison (Claire Bloom) aus London freut sich, dass sie nach längerer Zeit endlich wieder ihren Bruder Martin (Geoffrey Tune) trifft, der als in Berlin lebt und bei der britischen Armee beschäftigt ist. Martin hat in der Zeit in Deutschland auch seine jetzige Frau Bettina (Hildegard Knef) kennengelernt und geheiratet. Bettina holt ihre Schwägerin am Flughafen ab, doch die sensible Susanne merkt sofort, dass Bettina irgendwie bedrückt erscheint. Könnte es sein, dass Bettina von ihrem Mann etwas vernachlässigt wird, da dieser beim Militär stark eingebunden ist ? Bei einem gemeinsamen Abend verhält sich Bettina auch merkwürdig, sie kippt sich absichtlich den Drink aufs Kleid, damit sie kurz auf die Toilette verschwinden kann. Susanne bemerkt dies natürlich und am anderen Tag machen die beiden Frauen einen Abstecher in den Ostteil der Stadt. Dort lernt Susanne einen gewissen Ivo Kern (James Mason) kennen, der vorgibt rein zufällig in das kleine Restaurant gekommen zu sein, wo die beiden Frauen sitzen. In Wirklichkeit hatte der Mann mit dem Jungen Horst (Dieter Krause) mit seinem Fahrrad, der für den dubiosen kern auf Wunsch etwas ausspioniert. Ivo Kern ist ein ehemaliger Anwalt, der im Krieg an vielen Nazi-Gräueltaten beteiligt war und nun im Nachkriegsdeutschland sich nie mehr bürgerlich etablieren konnte. Er hat sein Fachwissen an Ostdeutschland verkauft, um bestimmte wichtige Westdeutsche in den Ostblock zu entführen und zu transportieren. Leider ist Ivo Kern zu sehr in diese kriminellen Machenschaften verstrickt, er ist gebunden an den Kommunisten Halender (Aribert Wäscher), der Kern mit Material erpressen kann, dass er den westlichen Dienststellen jederzeit aushändigen könnte. So bleibt Kern vorerst verwehrt in den Westen überzusiedeln, denn eine hohe Gefängnisstrafe würde ihn erwarten. So arbeiten Kern und Halender daran einen Olaf Kestner (Ernst Schröder) zu entführen, der derzeit Personen aus Ostberlin in den Westen schmuggelt...



Der Film entstand nach dem Zeitungsroman "Susanne in Berlin" von Walter Ebert. Es fehlt zwar ein markanter Bösewicht wie Harry Lime aus dem dritten Mann, aber ansonsten hat der Film alle Zutaten auch heute noch zu begeistern. Zumal er die Atmosphäre der geteilten Stadt in ihren Anfängen sehr authentisch zeigt - Desmond Dickinson, der Kameramann von Oliviers "Hamlet" - hat die  Spionage-Geschichte hervorragend mit schwarz-weiß Bildern veredelt. Und Carol Reed erweist sich einmal mehr für sein Faible an gefallenen oder verkorksten Figuren, die zwar gerne von ihrem falschen Weg umkehren würden, aber es nicht mehr können. Wie gewohnt düster hat er "The Man between" (deutscher Titel: Gefährlicher Urlaub) inszeniert, man findet auch hier die expressionistischen Kameraperspektiven für die "Der dritte Mann" so berühmt wurde. Für die junge Claire Bloom war es nach Chaplins "Rampenlicht" der zweite Filmerfolg.




Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

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