Montag, 13. Mai 2019

Das siebte Kreuz

























Regie: Fred Zinnemann

Flucht aus dem KZ....

Der Roman "Das siebte Kreuz" von Anna Seghers über die Flucht von sieben Häftlingen aus einem Konzentrationslager entstand bereits in den Jahren 1938 und 1939. Der komplette Roman erschien 1942 in englischer Sprache und wurde 1944 von de aus Österreich emigrierten Regisseur Fred Zinnemann verfilmt. Die deutsche Premiere dieses Films fand allerdings viel später im Jahr 1972 in der Reihe "Der besondere Film" im ZDF statt.
Das von Seghers zugrundegelegte Konzentrationslager, das KZ Osthofen, lag auf einem damals stillgelegten Fabrikgebäude in der Nähe der Stadt Worms. Im Film wird es zum fiktiven KZ Westhofen am Rhein.
Chefkameramann war Karl Freund, der das Filmdrama teilweise mit expressionistischen Noir Bildern ausstattet und so durchgehend eine unheimliche Atmosphäre auf den Zuschauer projiziert. Der kanadische Schauspieler Hume Cronyn, der bereits in den Hitchcock Klassikern "Im Schatten des Zweifels" und "Das Rettungsboot" zu sehen war, erhielt von der Academy eine Nominierung als bester Darsteller für seine Rolle des mutigen und eigentlich sehr unpolitischen Fabrikarbeiters Paul Roeder.  Roeders Ehefrau wird von Jessica Tandy gespielt, die beiden waren damals schon im echten Leben verheiratet.
Die Geschichte spielt im Jahr 1936. In Deutschland scheint es den Menschen wieder besser zu gehen - vor allem dann, wenn man gewisse Dinge ausblendet. Beispielsweise, dass Regimegegner zur "Besserung" in Lager gesteckt werden und man sie dann nie wiedersieht. Dort werden die Insassen gefoltert und sind sadistischen Aufsehern hilflos ausgeliefert. Doch sieben Insassen - dem Lehrer Pelzer (Paul E. Burns), dem populären Zirkusartisten Bellani (George Suzanne), dem jüdischen Kaufmann Beutler (Martin Berliner), Landwirt Aldinger (William Edmunds), Schriftsteller Füllgrabe (Konstantin Shayne) und den beiden politischen Aktivisten Georg Heisler (Spencer Tracy) und Ernst Wallau (Ray Collins) gelingt jedoch die Flucht aus dem Lager.
Lagerkommandant Fahrenberg (Georg Zucco) errichtet eine Reihe von sieben Kreuzen und schwört sich, dass er alle Gefangenen fassen wird und jeder der Flüchtigen soll dort tot an einem der Kreuze hängen.
Tatsächlich wird Heislers bester Freund Wallau zuerst festgenommen. Er stirbt ohne Informationen weiterzugeben. Doch mit der Gefängniskluft kommt man nicht weit. Heisler hält sich von den Straßen fern, da die Polizei und die SS mit Hochdruck nach dem Flüchtigen sucht. Immerhin hat er eine Adresse von Wallau im Kopf, die er aufsuchen kann, sollte er die Stadt Mainz erreichen. In der Nähe eines Sportplatzes kann er eine Jacke entwenden, so dass er weniger auffällt ist. Doch er hat sich verletzt und mehr als einmal kann er nur knapp der Festnahme entgehen. Die lokale Bevölkerung scheint sich für den Ausbruch gar nicht erst zu interessieren und wenn, dann aus Angst, weil "Schwerverbrecher" auf freiem Fuß sind. In einer Kleinstadt wird er Zeuge als einer seiner Mitflüchtigen von der gesamten Bevölkerung - jung und alt - festgenommen wird. Droht ihm das gleiche Schicksal ? Tatsächlich erreicht er Mainz und besucht seine große Liebe Leni (Karen Veerne), die ihn aber auffordert zu verschwinden. Er kommt bei einem früheren Freund Paul Roeder (Hume Cronyn) unter, der in der Fabrik arbeitet und mit Ehefrau Liesl (Jessica Tandy) und den drei Kindern in einer bescheidenen kleinen Wohnung lebt. Es ist auch der unpolitische Roeder, der ihm schließlich hilft, als er erfährt, dass Heisler einer der gesuchten Ausbrecher ist. Und Heisler, der sein Vaterland sehr düster wahrnimmt, erkennt auch, dass es selbst in diesen schwarzen Zeiten Menschen gibt, die ihm behilflich sind. Er verliebt sich auch in die Kellnerin Toni (Signe Hasso)...




Gehetzt in einer Stadt, in der überall der Zugriff lauern könnte. Fred Zinnemanns "Das siebte Kreuz" erinnert ein bisschen auch an den drei Jahre später inszenierten Carol Reed Film "Ausgestoßen", obwohl dieser noch viel düsterer und hoffnungsloser konzipiert ist. In "Das siebte Kreuz" keimt die Hoffnung auf, denn nicht nur ehemalige politische Freunde versuchen Heisler zu helfen. Es sind auch ganz einfache Menschen in dieser Zeit (gespielt u.a von Agnes Moorehead, Felix Bressart, George MacReady, Katherine Locke, Paul Guilvoye), die einen kleinen Beitrag zu mehr Menschlichkeit wagen, obwohl sie sich damit in große Gefahr begeben. Dennoch zeigt "Das siebte Kreuz" auch eindringlich die Angst und Paranoia dieser Zeit. Man darf keinem trauen und es kostet viel Mut selbstlos zu agieren. "Das siebte Kreuz" war ein guter Kinoerfolg und spielte 3,6 Millionen Dollar in den USA ein.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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