Dienstag, 27. Februar 2024

Carmen Jones


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Otto Preminger

Zerstörerische Liebe...

Otto Preminger verlegte George Bizets große Oper "Carmen" in den Süden der USA zur Zeit des 2. Weltkrieges und besetzte sämtliche Rollen ausschließlich mit farbigen Darstellern. Statt der Romantik der berühmten Oper bietet die schwüle Südstaatenkulisse den Hintergrund für ein erotisches Drama, das wegen der Darsteller Dorothy Dandridge und Harry Belafonte als Klassiker des Genres gilt. Dorothy Dandridge erhielt für ihre Rolle als "Carmen Jones" eine Oscarnominierung. Damals eine Seltenheit, dass farbige Darsteller bei den Nominierungen überhaupt berücksichtigt wurden. Nur der Darstellerin Hattie McDaniel gelang es bei der Oscarwahl 1940 mit ihrer Rolle als "Mammy" in "Vom Winde verweht" sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Während der Verleihung saß sie von den anderen Nominierten getrennt mit ihrem afro-amerikanischen Begleiter an einem eigenen Tisch. Erst Jahrzehnte später gab es mit Sidney Poitier für "Lilien auf dem Felde" einen zweiten Sieg für einen Afroamerikaner. Dorothy Dandridge konnte sich aber in der Oscarnacht nicht durchsetzen, es gewann Grace Kelly für "Ein Mädchen vom Lande", obwohl sie für den besseren Film "Fenster zum Hof" nicht nominiert wurde.  Der Film "Carmen Jones" basiert auf der gleichnamigen Broadwayaufführung, für diese Vorstellung hatte Oscar Hammerstein englische Texte zur Musik von Bizet geschrieben. Die Sopranistin Marilyn Horne gab Dorothy Dandridge ihre Singstimme. LeVern Hutcherson sang die Parts für Harry Belafone. Das Wagnis, dass Otto Preminger mit diesem Film einging, kann man als revolutionär bezeichnen, es war einer der ersten Mainstream Filme mit durchgehend schwarzen Darstelellern. Die Geschichte spielt während des Zweiten Weltkriegs und konzentriert sich auf die flatterhafte Carmen Jones (Dorothy Dandridge), die in einer Fallschirmfabrik in North Carolina arbeitet. Als sie verhaftet wird, weil sie sich mit einer Kollegin gestritten hat,  beauftragt der Anführer der Armeewache den gutaussehenden Corporal Joe (Harry Belafonte), sie den über 50 Meilen entfernten Zivilbehörden zu übergeben. Ein Auftrag sehr zum Entsetzen von Joes Verlobter Cindy Lou (Olga James), die zugestimmt hatte, ihn während seines Urlaubs zu heiraten, bevor er sich für die Flugschule und eine eventuelle Offizierskommission meldet. Daraus wird jetzt aber nichts.  Unterwegs möchte Joe seine mit ihm ständig flirtende Gefangene so schnell wie möglich ausliefern, um zu Cindy Lou zurückzukehren. Um Zeit zu sparen, beschließt er, mit seinem Jeep über eine Straße zu fahren, die als ungeeignet für Kraftfahrzeuge gilt und auf halber Strecke zu der Stadt liegt, in die er Carmen bringen soll. Der Wagen bleibt im Wasser stecken, weil der kleine Steg das Gewicht nicht aushält.  Carmen schlägt vor für eine Mahlzeit und ein wenig Romantik anzuhalten, und seine Weigerungen verstärken ihre Entschlossenheit, ihn zu verführen. Notgedrungen verbringen sie die Nacht im Haus ihrer Großmutter, die in der Nähe wohnt und am nächsten Tag soll ihre Reise ins Gefängnis mit dem Zug fortgesetzt werden, In dieser Nacht erliegt Joe Carmens Annäherungsversuchen. Als er am nächsten Morgen aufwacht, findet er eine Notiz vor, in der sie schreibt, dass sie zwar ihn liebt wie sie noch nie einen Mann liebte, die Zeit im Gefängnis aber nicht ertragen kann. Deshalb hat sie die Flucht gewählt und Joe wird degradiert und ins Gefängnis gesperrt, weil er seinem Gefangenen fahrlässig die Flucht ermöglicht hat. Carmen hat in der Zwischenzeit Arbeit in einem Nachtclub in Louisiana gefunden und wartet auf seine Freilassung, denn sie hat sich tatsächlich auch in Joe verknallt. Eines Nachts kommt der Champion-Preisboxer Husky Miller (Joe Adams) mit einem Gefolge herein und stellt sich Carmen vor, die kein Interesse an ihm zeigt. Husky befiehlt seinem Manager, ihr Schmuck, Pelze und eine teure Hotelsuite anzubieten, wenn sie und ihre Freunde Frankie (Pearl Bailey) und Myrt (Diahann Caroll) ihn nach Chicago begleiten, doch sie lehnt das Angebot ab. In diesem Moment kommt Joe und verkündet, dass er sich sofort bei der Flugschule melden muss. Carmen ist ausser sich vor Wut und zu allem Unglück kommt auch noch der Vorgesetze von Joe dazu, der ihn provoziert. Joe schlägt seinen Vorgesetzten, was ihm einige Jahre Gefängnis einbringen könnte. Er flieht mit Carmen nach Chicago...






Doch ein Happyend gibt es in Premingers Film natürlich nicht. Die Liebe droht zu erlöschen, da die Liebenden nach der Flucht in einem billigen Hotel wohnen. Carmen sehnt sich nach dem Leben draußen und wendet sich dem Boxchampion zu, eine Katastrophe ist unvermeidlich. Der Film spielte 9,8 Millionen Dollar weltweit ein - ein Erfolg mit dem die wenigsten gerechnet hatten. Denn Preminger erhielt für die Realisierung des Muscialfilms lauter Absagen der möglichen Produzenten. So finanzierte er den Film selbst. Kameramann Sam Leavitt war für die opulenten Bilder verantwortlich, er wurde 5 Jahre später für seine Leistung für "Flucht in Ketten" oscarprämiert. Für die Titelsequenz wurde erstmalig Saul Bass engagiert, der später für seine Filmvorspanne in den Filmen "Der Mann mit dem goldenen Arm", "Anatomie eines Mordes", "West side Story", "Der unsichtbare Dritte" oder "Vertigo" berühmt wurde.







Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

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